Juni 2017 - Nordwesteuropa
23.06.2017 Kassel
Nach vielen Monaten der Vorbereitung und Vorfreude war es heute endlich so weit. Wir wollten in unser nächstes Abenteuer starten. Zwar sind wir jetzt an die Ferienzeit gebunden, aber mit knapp sieben Wochen kann man auch schon eine Menge anfangen. Dieses Jahr steht Nord-West-Europa auf unserem Plan.
Während Marla ihrem ersten Jahreszeugnis entgegenfieberte, waren wir mit den Vorbereitungsmaßnahmen beschäftigt. Tausend Dinge wollten noch erledigt werden. Ohne die Unterstützung durch die Großeltern wäre es nicht zu schaffen gewesen.
So haben wir es gerade so geschafft und standen 12:40 Uhr abfahrbereit vor Marlas Schule. Ein kurzer Blick in ihr Zeugnis und schon ging es los.
Unser heutiges Tagesziel war Kassel. Ohne Stau verging die Fahrt bei zwei TKKG-Geschichten wie im Fluge. Allerdings war der Stellplatz eine Katastrophe. Wasser und Strom waren defekt und der Platz war alles andere als einladend. Ein klärendes Gespräch mit dem gegenüberliegenden Campingplatzbetreiber brachte Erleuchtung. Die Pacht läuft wohl zur Mitte des Jahres aus und wird auch nicht verlängert. Daher hat der Besitzer kein Interesse daran, noch irgendwas zu machen. Der neue Pächter=Campingplatzbetreiber versprach aber baldige Besserung. So sind wir seinem Rat gefolgt, haben für 2 € Wasser bei ihm gebunkert und standen dann 100 m weiter kostenfrei auf einem P+R Parkplatz.
Mit der Kasselcard (für 9 € können 2 Personen und kleine Kinder für 24 Stunden alle öffentlichen Verkehrsmittel benutzen und bekommen Rabatt bei verschiedenen Museen) fuhren wir die drei Kilometer in die Innenstadt und waren begeistert. Die Stadt hat architektonisch einiges zu bieten und an zahlreichen Stellen waren kunstvolle Installationen der "documenta 14" aufgebaut. Neben dem Tempel aus Büchern fand ich die Tretmühle am beeindruckendsten. Der Künstler wollte an die Ausbeutung der Indo Indianer erinnern, die unter widrigsten Umständen arbeiten mussten um Silber für Münzen zu schürfen. Wenn man unten mit viel Muskelkraft das Rad dreht, dann prägt der Künstler oben Silbermünzen, die dann in einem Schlauch nach unten fallen. Man kann sie zwar sehen, kommt aber nicht ran. Die so gewonnenen Münzen werden nach der "documenta 14" versteigert.
Zurück am Wohnmobil haben wir Nudeln gegessen, unser freitagsübliches Abendbrot, mit den Kindern gespielt und uns wieder an das Leben im Wohnmobil gewöhnt.
Start: 31033 km
Kilometerstand: 31189 km
Tagesetappe: 156 km
24.06.2017 Kassel, Dortmund
Obwohl wir direkt an der Straße standen, haben wir ausgesprochen gut und lange geschlafen. Irgendwann hatte Marlon beschlossen, dass es jetzt reicht und hat sich lautstark gemeldet. Während Ulli sich auf die Suche nach frischen Brötchen begab, habe ich mit Marlon im Alkoven tolle Lego Türme, Häuser und Autos gebaut.
Nach dem ausgelassenen Frühstück ging es zur Straßenbahn. Wir wollten uns noch einmal die Wilhelmshöhe anschauen. Auf unserer allerersten Tour mit dem Wohnmobil waren wir bereits hier und fanden es sehr beeindruckend. Und wir wurden nicht enttäuscht, zwar gab es heute keine Wasserspiele und große Teile waren eingerüstet, aber der Park weiß trotzdem zu begeistern. Und so verging die Zeit wie im Fluge. Auf dem Rückweg kamen uns noch sehr viele Oldtimer entgegen. Offensichtlich fand auf dem Berg ein Oldtimertreffen statt.
In der Mittagspause sind wir nach Dortmund gefahren. Unser Ziel war das Mondo Mio, ein Kindermuseum im Westfalenpark. Für günstige 3,50 € pro Person über 5 Jahre kann man nicht nur einen sehr schön gestalteten Park, sondern auch noch viele Attraktionen wie Flamingos und Wissensstände bewundern.
Das Kindermuseum war unglaublich gut gemacht. Es gab für jedes Alter einen Bereich und man sah deutlich, dass es mit viel Liebe zum Detail aufgebaut und eingerichtet wurde. Beim Streifzug durch die verschiedenen Kulturen und Wissensgebiete verging die Zeit abermals wie im Flug und es wurde höchste Zeit, dass wir uns um das Abendmahl und einen Stellplatz für die Nacht kümmerten. Ersteres war recht einfach, ein nahe gelegener Lidl hielt alles bereit, was unser Herz begehrte. Letzteres erwies sich hingegen als schwieriger. Unser anvisierter Stellplatz war nicht zu finden. Dafür prangten aber überall Schilder, die das Parken von Wohnmobilen zwischen 0:00 bis 6:00 Uhr unter Strafe stellen. Aber eine Querstraße weiter wurden wir fündig. Nicht nur dass ein anderes Wohnmobil einparkte, es war auch noch genügend Platz für uns da.
Kilometerstand: 31366 km
Tagesetappe: 177 km
25.06.2017 Dortmund, Wallfahrtsort Kevelaer
Trotz der gelegentlichen Regenschauer schliefen wir sehr gut, stehen jeden Morgen später auf und sind trotzdem noch müde. Hoffentlich pendelt sich das bald ein, ansonsten werden unsere Tage sehr kurz.
Zum Frühstück bekam heute jeder sein eigenes Müsli. Wir konnten uns einfach nicht auf eine Sorte einigen und haben zum Schluss drei verschiedene gekauft. Marlon probierte begeistert von allen drei, hat sich dann aber am meisten für Ullis entschieden.
Als erstes sind wir heute in die Innenstadt, parkten praktisch vor der Fußgängerzone, und gingen in das Kindermuseum im Adlerturm. Bei Bauarbeiten hat man in den 80ern die Grundmauern eines Turms gefunden, erforscht und später wieder aufgebaut. Heute beherbergt er ein Kindermuseum und beschäftigt sich mit der Geschichte Dortmunds und dem Mittelalter. Die Kinder konnten sich zeitgemäß kleiden oder auch in eine Rüstung schlüpfen. Besonders spannend fand ich, dass authentische Ereignisse aus der Belagerung 1388/89 nachgelesen und in Lego nachgespielt werden konnten. Die Dortmunder zogen schon ein paar Mal brandschatzend durch die Gegend und haben Vieh gestohlen. Jedenfalls haben sie die Belagerung durch starken Zusammenhalt der Bevölkerung abgewendet und nach zwei Jahren war wieder Frieden.
In der Mittagspause fuhren wir nach Kevelaer, einem alten Wallfahrtsort. Kurz vorm Ziel bemerkte ich ein Schild auf dem "Trödelmarkt" stand. Da sind wir große Freunde von und haben einen kleinen Umweg eingelegt. Zwar war er nicht sonderlich groß, aber trotzdem gut und für Marlon fanden wir ein kleines, blaues Matchbox Auto "Lotus Elan".
Dann ging es weiter in die Stadt und wir fanden einen schönen Parkplatz am Bahndamm. Ein idealer Ausgangspunkt für eine Stadtbesichtigung. Intuitiv haben wir die Fußgängerzone gefunden und kamen direkt bei den drei Kirchen raus. Nachdem wir alle besichtigt hatten und sogar einen Teil einer Pilger-Messe verfolgen konnten, kehrten wir noch ein ein schönes Café ein. Der Kaffee und Kuchen war über jeden Zweifel erhaben, allerdings war beim Service noch Luft nach oben. Beispielsweise sind funktionierende Toiletten nicht schlecht und auch eine Serviette sehr nützlich.
Den Rest vom Tage haben wir auf einem schönen Stellplatz ganz in der Nähe vom Irrland verbracht. Für 9 € inkl. Strom, Wasser und Entsorgung stehen wir mitten im Wald. Sehr ruhig und die Kinder können getrost toben. Marla holte schließlich noch die Picknickdecke raus, und so sammelten sich dort schließlich, Bälle, Bücher usw. Ein richtig schöner Sonntagnachmittag zum Entspannen.
Kilometerstand: 31487 km
Tagesetappe: 121 km
26.06.2017 Irrland bei Kevelaer
Heute stand ein Besuch im Vergnügungspark Irrland auf dem Programm. Also sind wir für unsere Verhältnisse recht zeitig aufstanden (gegen acht), haben noch ver- und entsorgt und sind das kurze Stück zum Park gefahren. Unterwegs haben wir einen Bäcker gefunden und auf dem Parkplatz vom Irrland erstmal gefrühstückt.
Vor 3 Jahren, auf unserer allerersten Wohnmobiltour, waren wir zusammen mit den Großeltern das erste Mal hier. Der Park unterscheidet sich wohltuend von anderen. Es gibt keine nervige Musik, ist preislich regelrecht günstig (Eintritt 6,50€, Pommes 1,50€ und Softtrinks 1€) und die aufregenste Aktivität ist eine Teppichrutsche. Trotzdem, oder gerade deshalb macht es viel Spaß hier zu sein und die Zeit verging wie im Fluge. Man ist die ganze Zeit selbst aktiv.
Als erstes sind wir in eine große Halle und haben mit riesigen Legobausteinen ein Haus gebaut. Alle haben mitgeholfen und es hat unglaublich Spaß gemacht. Marla hat sogar Möbel und Sitzgelegenheiten für alle gebaut und Marlon wollte gar nicht mehr aufstehen. Weiter ging es an verschiedenen Hüpfburgen, Wasserkissen und Tieren vorbei zur Teppichrutsche. Die ersten Fahrten waren zu Eingewönung noch recht human, aber bald ging es ganz nach oben und es entsponn sich ein lebhafter Wettkampf. Marlon war dabei ganz unerschrocken auf meinem Schoß. Danach statteten wir den Flugzeugen einen Besuch ab und machten eine Floßfahrt. Nach dem Mittag ging es ins Labyrinth und nach einer Weile entschlummerte Marlon ins Reich der Träume.
Am Nachmittag haben wir noch dem Bauernhof einen Besuch abgestattet und uns in diversen Wettkämpfen gemessen. Beispielsweise konnten wir an einer Roboterkuh das Melken üben. Interessanterweise hat Marla uns beide geschlagen.
Zurück am Wohnmobil hatten wir noch einen straffen Zeitplan. Zuerst ging es zu einem Gashandel, um unsere Gasflasche zu tauschen. Er hatte diese in Windeseile für 6,80€ vollgefüllt und uns wiedergegeben. Ein unschlagbarer Preis. Und ich dachte immer man kann die grauen Gasflaschen nur tauschen. Weiter ging es zum Supermarkt um noch einmal Vorräte zu bunkern.
Danach ging es auf die Autobahn. Wir wollten noch nach Holland fahren, möglichst nah an unser morgiges Ziel Amsterdam. Gegen 20:30 erreichten wir unseren heutigen Stellplatz in Vianen.
Kilometerstand: 31619 km
Tagesetappe: 132 km
27.06.2017 Amsterdam
Kurz nach sieben wurden wir heute sehr unsanft geweckt. Mitarbeiter vom Grünflächenamt haben in aller Frühe mit benzinbetriebenen Geräten die Hecken geschnitten und den Rasen getrimmt. Die Lautstärke ließ sich bei bestem Willen nicht ignorieren und so waren wir beizeiten wach. Während ich mit Marlon neue Autos und Häuser aus Lego konstruierte, machte sich Ulli auf die Suche nach Brötchen. Zwar hatte der erste Aldi keine, aber etwas weiter wurde sie fündig und hat somit unser Frühstück gerettet.
Heute wollten wir nach Amsterdam und hatten eigentlich einen guten Plan gefasst. Im Internet wurden wir auf Park+Rail aufmerksam. Für unschlagbare 1€ parken und 5,90€ für drei Personen für den Nahverkehr wollten wir die Stadt erkunden. Allerdings zeigte sich, dass die Planer offensichtlich keine Wohnmobilisten als Nutzer im Auge hatten. Wir haben drei P+R angefahren und mussten zum Schluss entnervt aufgeben. Also haben wir umdisponiert und beschlossen, den Stellplatz im Herzen von Amsterdam anzufahren und hier zu übernachten. Für günstige 20€ (15€ für den Stellplatz und 2x2,50€ Kurtaxe) konnten wir unser Wohnmobil für exakt 24h abstellen. Nach einem zehn minütigen Fußmarsch haben wir die Fähre erreicht und konnten kostenfrei zum Hauptbahnhof übersetzen.
Obwohl wir schon vor vielen Jahren Amsterdam einen Besuch abgestattet hatten, überraschte uns die Stadt mit ihrer Schönheit und Quirligkeit.
Wir hatten keine konkreten Ziele in der Stadt, wir wollten ein bisschen schlendern und die Atmosphäre genießen. Dazu gehörte auch eine Portion Pommes, die wir Marla versprochen hatten. Es war ein schöner Rundgang, aber das ein oder andere Mal kam man sich als Fußgänger schon bedroht durch die Radfahrer vor. Besonders gefallen hat uns der große Flohmarkt und die engen Gassen.
Zurück und runter von der Fähre haben wir noch etwas auf einem herrlichen kleinen Spielplatz getobt.
Kilometerstand: 31695 km
Tagesetappe: 76 km
28.06.2017 Haarlem, Fähre nach Newcastle
Eigentlich war uns der gestrige Tag zu stressig. Daher haben wir abends noch beschlossen, heute vormittag nicht noch einmal nach Amsterdam reinzufahren und es stattdessen ruhig angehen zu lassen. Also fuhren wir nach dem Entsorgen nach Haarlem, einem größeren Ort in der Nähe des Fährhafens. Angekommen haben wir die Gelegenheit genutzt und noch einmal für 1,09€ vollgetankt. Weiter ging es zu einem Einkaufszentrum. Das sah zwar von außen erbärmlich aus, aber von innen war es sehr annehmbar. Wir haben sogar einem Künstler bei der Gestaltung eines Tisches geholfen. Dann haben wir uns noch einige Vorräte für das Abendessen besorgt. Zwar gab es auch an Bord sehr gute Speisen, allerdings zu einem unglaublichen Preis. Eigentlich wollten wir uns auch die Innenstadt von Haarlem anschauen, allerdings war Marlon sofort eingeschlafen und wir haben keinen Parkplatz gefunden. Also beschlossen wir kurzerhand, bis zum Hafen durchzufahren. Nicht die schlechteste Entscheidung, da wir so sehr zeitig an Bord gehen und unsere Kabine beziehen konnten.
Wir hatten bereits im Januar gebucht, da zu unseren Wunschterminen immer weniger frei war. Und der Aufpreis zu einer "Commodore Deluxe" Kabine war so gering, dass wir nicht lange überlegt hatten. Zumal wir so neben einer großen Kabine mit eigenem Bad auch Frühstück und Zugang zur Lounge mit Snacks und Getränken hatten. Eine sehr weise Entscheidung, wie sich schnell zeigte.
Mehr als 2 Stunden vor Abfahrt waren wir also an Bord. Die Kinder plündertern zuallererst die Kekse in der Lounge - unser mitgebrachtes Kaffeetrinken erübrigte sich dadurch. Dann waren wir lange Zeit in der Kids-Lounge. Dort gab es auch eine Schatzsuche, für dessen Beteiligung Marla eine Trinkflasche erhielt. Nach einigem Hin und Her haben wir auch festgestellt, dass wir morgen ganz entspannt in den Tag starten können, da wir 1 Stunde hinzu bekommen. So bleibt uns genügend Zeit fürs Frühstück und Zusammenpacken.
Kilometerstand: 31752 km
Tagesetappe: 57 km
29.06.2017 Alnwick
Heute war ein Tag, wie sag ich es nur am besten, der extrem herausfordernd war. Aber der Reihe nach.
Ich bin gegen 6 Uhr aufgewacht, obwohl ich noch sehr müde war. Dafür wurde ich aber im sehr bequemen Bett hin und hergeworfen. Nach einer Weile dämmerte es mir, die See war stürmischer geworden und unser Schiff schlingerte in der schweren See. Leider konnte ich nicht wieder einschlafen, aber nach einer Stunde war auch der Rest der Familie munter und wir wollten zum Frühstück gehen. Allerdings war der kurze Weg durchs Schiff sehr beschwerlich und mit Marlon auf dem Arm galt es jeden Sturz zu vermeiden. Im Restaurant angekommen bekamen wir Plätze direkt an einem Fenster zugewiesen. Also alles prima? Nicht ganz. Mir war unglaublich heiß und ich schwitzte, als ob ich eine Wüste in der Mittagszeit durchquert hätte. Auch war mein Hunger spontan verflogen und alleine die Vorstellung an Essen löste faktisch Brechreiz aus. Jetzt war mir klar, ich war seekrank. Auch Marlon scheint es nicht besser gegangen zu sein. Im Gegenteil. Spontan erbrach er seine Frühstücksmilch auf dem Tisch und der Kellner brachte uns schweigend Servietten und Brechtüten. Von da an starrte ich hypnotisiert aufs Meer und beobachtete den Horizont. Auch wenn der im Regen nur zu erahnen war. Ulli ging es nicht viel besser. Auch sie kämpfte massiv gegen das Brechen an. Marla thematisierte den Seegang von uns am meisten, war aber ganz und gar okay. Zum Glück war Newcastle nur noch eine Stunde entfernt und hinter der Mole wurde die See ruhig und die Übelkeit verging langsam aber sicher.
Irgendwann hatten wir alles zusammengepackt, hatten einen freien Fahrstuhl ergattert und standen auf dem richtigen! Parkdeck vor unserem Wohnmobil. Allerdings folgte jetzt der nächste Nackenschlag. Der Masteralarm war an und ein kurze Analyse zeigte, dass wir kein Wasser mehr hatten. Zwar war der Tank nicht ganz voll gewesen, aber 100 Liter waren auf jeden Fall noch drin bevor wir auf die Fähre kamen. Wo waren die hin? Hat von der Rüttellei nur der Sensor was abbgekommen? Nein, der Tank war wirklich leer. Während ich außen das Wohnmobil und Parkdeck auf den Verbleib von 100 Liter Wasser untersuchte, haben die Frauen innen jede Ecke und Winkel hinsichtlich Feuchtigkeit untersucht. Es war wie verhext, das Wasser blieb verschwunden. Nachdem das Parkdeck abgesenkt wurde, bekamen wir einen Hinweis. Der Masteralarm meldete sich. Diesmal mit der Warnung "Abwassertank voll". Wir hatten also das Kunststück fertig bekommen und unser gesamtes Wasser direkt in den Abwassertank gepumpt. Nur wie? Wir wurden in der Küche fündig. Einige Schüsseln hatten den Wasserhahn verklemmt und das reichte, dass Wasser am Fuß austreten konnte. Offensichtlich hat das ausgereicht, um langsam aber stetig unser gesamtes Wasser leer zu pumpen. Obwohl wir nun kein Wasser mehr hatten, war ich trotzdem sehr erleichtert, dass das Wasser im Abwassertank war und nicht im Wohnmobil.
Im Gespräch mit einem einheimischen Ehepaar zeigte sich, dass es in England nicht sehr einfach ist zu Ver- und Entsorgen. Es gibt hier viel weniger Möglichkeiten im Vergleich zu Europa. Aber sie haben uns spontan angeboten, an nächsten Round-about auf uns zu warten und 20 Liter abzugeben. Eine wirklich nette Geste, die wir dankend angenommen haben. Somit konnten wir wenigstens die Toilette spülen.
Auf Empfehlung sind wir als erstes nach Alnwick gefahren. Dort soll ein schönes Schloss stehen, auf dem auch Szenen von Harry Potter gedreht wurden. Nach einer knappen Stunden Fahrt haben wir das auch ereicht. Allerdings fanden wir die Eintrittspreise astronomisch. Und nachdem wir nicht bereit waren 75€ für einen Besuch vom Schloss und Garten auszugeben, sind wir einfach so zum Schloss gelaufen. Allerdings regnete es in Strömen und es machte nicht wirklich Spaß. Mein Schirm hat das zeitliche gesegnet. Den Kindern machte es wohl Spaß, ausgestattet mit Regensachen und Gummistiefel nahmen sie jede Pfütze mit. Marlon pfiff Marla sofort zurück, sobald sie eine Pfütze vergessen hatten. Wir liefen noch ein Stück durch die Stadt und sind an einer Touristinformation vorbei gekommen. Hier haben wir den Tipp erhalten, die zweitgrößte Bücherei für gebrauchte Bücher in England zu besuchen. Und die war wirklich beeindruckend. Zumal hier Schmökern explizit erwünscht ist.
Aber irgendwie war die Luft raus. Wir steckten alle in pitschnassen Klamotten und wußten nicht so recht wie es weiter gehen sollte. Eine kurze Internetrecherche ergab, dass es in der Stadt einen Stellplatz "Shepards Rest" gab. Mit 22,50 Pfund nicht ganz günstig, aber dafür hatten wir Strom, Wasser und konnten in Ruhe den restlichen Nachmittag damit verbringen, den Englischen Landregen zu beobachten. Abends sind wir dann noch eingekehrt und haben original Pubessen genossen.
Kilometerstand: 31814 km
Tagesetappe: 62 km
30.06.2017 Hexham
Dank Landstrom und unserem kleinen roten Heizlüfter waren unsere Sachen nicht nur wieder trocken, sondern wir hatten es auch gemütlich warm. Leider begann der Tag wie der alte aufgehört hat. Mit feinstem englischen Sommer, sprich ein ganz feiner Landregen. Trotzdem haben wir gut gelaunt unser Müsli genossen und sind nach dem Ver- und Entsorgen in Richtung Hexham aufgebrochen. Unser erster Halt sollte in Otterburn sein. Einem braunen Hinweisschild folgend, landeten wir bei der "Otterburn Mill". Ich hatte eine restaurierte Schaumühle erwartet, allerdings fanden wir uns unverhofft in einem Outlet Store wieder, passend zum Wetter mit lauter Outdoor- bzw. Funktionskleidung und scheinbar auch noch zu sehr guten Preisen. So haben wir alle noch nachinvestiert und regenresistente Jacken und Hosen gekauft. Selbst Marlon hat noch einen blauen Ganzkörperanzug abbekommen und wir hoffen, dass er damit trockener bleibt.
Weiter ging es und der nächste Stop führte uns nach Ridsdale, eine im 19. Jahrhundert um eine Stahlfabrik entstandene Siedlung. Auch wenn die Geschichte sehr interessant war, zu schauen gab es nicht wirklich viel. Wir sind ein Stückchen gelaufen. Marlon wäre am liebsten über die Steinmauer geklettert und hätte sich zu den Schafen, in seiner Sprache "Mäh", begeben. Wir haben noch Mittag gegessen und sind weiter nach Hexham gefahren. Nach einiger Suche parkten wir auf dem Tesco Parkplatz und sind zu einer kleinen Stadtbesichtigung aufgebrochen. Auf dem Marktplatz trafen wir einen klassischen Marktschreier, der seine britischen Raspberries anpries. Bei zwei Schälchen für zwei Pfund konnten wir nicht wiederstehen. Zumal wir dann noch zwei Schälchen Blauberren obendrauf bekamen.
Die Abbey von Hexham hat 1300 Jahre Geschichte und ist sehr sehenswert. Zudem ist die Geschichte sehr kindgerecht aufbereitet im angeschlossenen Museum präsentiert wird. Beispielsweise konnten sich die Kinder zeitgemäß kleiden und einen gotischen Fensterbogen bauen.
Zurück sind wir durch malerische Gässchen gelaufen und beim Tesco eingekehrt. Wenn man hier genau hinschaut und rechnet, kann man richtig sparen. Beispielsweise haben wir Marlons Windelvorrat zu einem unglaublichen Schnäppchenpreis aufgefüllt.
Die Nacht verbringen wir auf dem Parkplatz vom lokalen Golfverein.
Kilometerstand: 31902 km
Tagesetappe: 88 km
01.07.2017 Housesteads Roman Fort, Hadrian's Wall, Carlisle
Nachdem die Jugendlichen den Platz geräumt hatten, kehrte Ruhe ein und wir konnten eine sehr ruhige Nacht genießen. Heute morgen sind wir als erstes die wenigen 100 Meter zum nahegelegenen Tesco gefahren. Zum einen wollten wir frische Brötchen holen, zum anderen haben wir gestern noch ein paar Aufträge bekommen, um verschiedene Englische Spezialitäten wie beispielsweise Marmite zu besorgen. Es war kaum zu glauben, heute morgen konnten wir sogar blauen Himmel sehen.
Nach dem Frühstück fuhren wir zum Housesteads Roman Fort, einer römischen Verteidigungsanlage direkt am Hadrian's Wall. Wem es nicht mehr geläufig ist, Hadrian war ein römischer Kaiser, der die Expansionspolitik des römichen Reiches stoppte und an gefährdeten Außengrenzen Schutzmauern und Festungen errichten ließ. So stiefelten wir, bei herrlichem Wetter, durch die Reste der Festung und staunten über die hoch entwickelte Kultur vor knapp 2000 Jahren. Die Kinder kletterten fröhlich auf den Steinresten herum. Marlon wurde des Kletterns überhaupt nicht überdrüssig. Im angeschlossenen Museum konnten wir in einem Film noch einmal die Funktionalität der animierten Festung bewundern.
Zum Mittag aßen wir das bei Tesco gekaufte Cranberry Brot und es dauerte nicht lange, bis Marlon müde wurde.
Weiter ging es nach Carlisle und wir hatten Glück und bekamen noch einen Platz auf dem anvisierten Parkplatz ab. Den restlichen Nachmittag haben wir auf einem sehr schönen englischen Spielplatz und bei einem Bummel durch dir Stadt verbracht.
Kilometerstand: 31973 km
Tagesetappe: 71 km
02.07.2017 Gretna Green, Dumfries
Obwohl wir faktisch direkt in der Stadt nahe eines Bahndamms standen, haben wir sehr gut geschlafen. Bis zirka sechs Uhr. Dann wurde ich von einem dumpfen Geräuch geweckt und mir war sofort klar, was passiert war. Marla war aus dem Hochbett gefallen. Irgendwie hatte sie es geschafft, den Rausfallschutz zu überwinden und samt der Decke rauszufallen. Glücklicherweise ist sie auf die Decke gefallen, die sicherlich den Aufprall etwas gedämpft hat. Nach intensiver Analyse sind wir zu dem Schluss gekommen, dass wir sehr viel Glück hatten und "nur" der Steiss geprellt war. Aber an Weiterschlafen war nicht zu denken.
Da wir um 08:30 Uhr den Parkplatz verlassen mussten, sind wir als erstes zum nahegelegenen Sainsbury's gefahren, stellten aber fest, dass dieser erst um 10:00 Uhr öffnet. Aber kein Problem, wir hatten noch genügend Vorräte. Wir haben die Gelegenheit genutzt und aufgetankt (1,10 Pfund der Liter Diesel) sowie die Luft kontrolliert. Dabei haben wir neben einer Mülltonne eine Tasche randvoll mit CDs gefunden und unserer eigenen Bibliothek einverleibt.
Danach fuhren wir nach Gretna Green zum Blacksmith. Aufgrund einer Gesetzesänderungen im 18. Jahrhundert waren Hochzeiten in England nur noch mit Einverständniserklärung der Eltern möglich. Daher nutzen zahlreiche Jungverliebte die Flucht nach Schottland und heirateten im ersten Dorf nach der Grenze. Eben in Gretna Green. Das angeschlossene Museum hielt eine Reihe von spannenden Geschichten aus dieser Zeit bereit und wusste durchaus zu unterhalten. Begeistert waren wir alle vom Liebes-Labyrinth, wo am Eingang z.B. Mann und Frau jeweils einen anderen Eingang wählen können und sich auf dem Weg zur Mitte an verschiedenen Stellen sehen, aber (noch) nicht zueinander kommen können. Viele kleine Details waren zu entdecken, wir sind mehrfach durchgelaufen.
In der Mittagspause fuhren wir nach Dumfries. Unsere Stadtbesichtigung begann bei der Touristik Information, die sehr zu überzeugen wusste. Die Damen waren sehr hilfsbereit und wir bekamen zahlreiche Vorschläge für Ausflüge sowie eine Karte mit Campingplätzen in Schottland. Besser geht es nicht. Allerdings konnte die Stadt diesen ersten Eindruck nicht gerecht werden. Überall sieht und spürt man die Rezession in dieser Gegend. Selbst die Fußgängerzone wurde weniger durch hübsche Geschäfte geschmückt als durch 1-Pfund-Geschäfte und Vertretungen der Heilsarmee bzw. anderer Hilfsorganisationen. So machte die Stadtbesichtigung nicht wirklich viel Freude. Besser wurde es erst im Dockpark. Ein unglaublich guter Spielplatz nebst Café und Toiletten war für uns genau das richtige. So verging der Nachmittag wie im Fluge.
Kurz nach dem Abendessen waren beide Kinder bereit für die Nacht und gingen für ihre Verhältnisse sehr zeitig ins Bett.
Kilometerstand: 32034 km
Tagesetappe: 61 km
03.07.2017 Dumfries, Zeltplatz nahe Gatehouse of Fleet
Heute morgen fuhren wir als erstes zu Tesco, zumindest war das der Plan. Aber irgendwie haben wir den übersehen und waren bei Aldi gelandet. Hier haben wir nicht nur unsere Vorräte aufgestockt, sondern auch noch einen Campingwäscheständer erworben. Leider gab es jedoch kein frisches Brot. Also mussten wir doch noch zu Tesco und waren von der Auswahl an Backwaren sehr beeindruckt. Gefrühstückt haben wir dann direkt auf dem Parkplatz.
Weiter ging es zurück in die Stadt ins "Dumfries Museum". Gebaut als Windmühle, wurde es schon bald von einem Gönner der Stadt erworben, um daraus ein Observatorium zu machen. Im Laufe der Zeit wurde ein gigantisches Sammelsorium von antiken Gegenständen zusammengetragen. Angefangen vom Faustkeil über Alltagsgegenstände der Bronzezeit bis zum ersten Fahrrad der Welt ist praktisch alles vertreten. Die Krönung ist aber die "Kamera Obscura" im obersten Stock. Damit lässt sich fantastisch die gesamte Stadt beobachten. Auch wurde sehr viel für die Kinder geboten. Marla konnte ein großes Rätsel lösen, mit einem Federkiel schreiben, Mandalas malen und zum Schluss haben wir noch eine Erinnerung an unseren Besuch gebastelt. Das Museum ist unglaublich gut und das Beste, der Eintritt ist frei. Lediglich die Vorführung der "Kamera Obscura" kostet wenige Pfund.
In der Mittagspause fuhren wir weiter Richtung Westen und steuerten einen Zeltplatz in der Nähe von Gatehouse of Fleet an. Auf dem fünf Sterne Platz konnten wir nicht nur die dringend notwendige Wäsche angehen, sondern auch noch im beheizten Hallenbad plantschen. Marlon hatte richtig viel Spaß und auch wieder die Ohrstöpsel gut akzeptiert. Marla eroberte ab und zu einen aufblasbaren Delfin. Auf dem Zeltplatz fanden unsere Kinder außerdem zwei schottische Jungs zum Spielen. Marlon hat es so gefallen, er wollte weder zum Abendbrot geschweige denn zum Schlafengehen wieder zurück ins Wohnmobil.
Kilometerstand: 32098 km
Tagesetappe: 64 km
04.07.2017 Stranraer
Die ganze Nacht hatte es ununterbrochen geregnet und der Blick zum Himmel zeigte, dass es genau so weiter gehen wird. Damit dürften wir jetzt schon mehr Regen gesehen haben als bei den letzten beiden Touren zusammen. Aber solange das Wohnmobil dicht ist und wir irgendwie die Klamotten wieder trocken bekommen, ist alles in Ordnung. Jedenfalls hat sich das Nachinvestieren in Outdoor-Sachen schon bezahlt gemacht.
Heute morgen habe ich im strömenden Regen ver- und entsorgt und Abfahrtsbereitschaft hergestellt. Die Viertelstunde draußen hat schon gereicht, um ordentlich nass zu werden. Zum Glück hat mir Marla geholfen und den Wasserschlauch gehalten. Glücklicherweise stand sie auf der Lee-Seite vom Wohnmobil und blieb halbwegs trocken.
Anschließend fuhren wir mit dem Wohnmobil zum Schwimmbad. Zwar war das Bad nur 500 Meter entfernt, aber so konnten wir direkt davor stehen und blieben trocken. Scheinbar haben sich auch andere das Bad als Schlechtwetterprogramm ausgedacht, zumindest war es sehr voll. Kein Vergleich zu gestern. Trotzdem hatten wir sehr viel Spaß und sind gerade noch rechtzeitig zu Marlons Mittagsschlaf vom Platz gefahren.
Die knappe Stunde Fahrt verging bei einer weiteren Folge TKKG wie im Flug, nur der Dauerregen war etwas störend. Angekommen in Stranraer haben wir direkt am Hafen neben anderen Wohnmobilen geparkt. Leider ist das Übernachten auf dem Platz verboten. Aber immerhin war er kostenfrei und wir konnten zu einer Stadtbesichtigung aufbrechen. Da es immer noch in Strömen regnete, sind wir bald in zwei Museen eingekehrt und haben uns mit der Geschichte der Burg und der Stadt Stranraer beschäftigt. Beide waren nicht nur kostenfrei, sondern haben auch viel Wert auf die Kinderunterhaltung gelegt.
Zurück am Wohnmobil sind wir zum nahegelegenen Stellplatz gefahren und haben bei Kuchen und Berliner den Nachmittag ausklingen lassen. Irgendwann hörte es tatsächlich auf zu regen. Ulli nutzte mit den Kindern die Regenpause und erkundete die Umgebung: es gab ganz viele Pfützen zu durchqueren, dutzende Hasen zu beobachten, einen Spielplatz zu erobern und Pferde zu streicheln. Zum Abendbrot gab es Wurstgulasch - die Kinder schnippelten die Würstchen. Bei Marlon landeten die meisten Stückchen nach dem Schneiden direkt im Mund.
Kilometerstand: 32162 km
Tagesetappe: 64 km
05.07.2017 Überfahrt nach Irland, Belfast
Diese Nacht blieb es trocken und tagsüber lies sich mal wieder die Sonne blicken.
Heute stand die Fährfahrt nach Belfast in Irland auf dem Programm. Da unsere Fähre aber erst 11:30 Uhr gehen sollte, hatten wir noch genügend Zeit. So konnten wir nicht nur in aller Ruhe frühstücken, sondern ich habe die Gelegenheit genutzt um zu duschen und noch einmal die Toilette zu entsorgen. Dennoch waren wir 10:15 Uhr an der Fähre und wurden freundlich mit unseren Tickets begrüßt. Auch dauerte es nicht lange und wir durften als eine der ersten an Bord fahren. Somit bekamen wir auch schöne Plätze an einem Fenster in einer etwas abgelegenen Ecke ab.
Das Schiff war sehr modern und hatte nicht nur die obligatorischen Geldspielautomaten, sondern auch PS4, Multimedia Whiteboards für die Kinder und ein Kino! Es dauerte nicht lange und ich durfte mit Marla einen Film anschauen gehen. Aber so verging die Fahrt wie im Flug und nach knapp 2,5 Stunden waren wir schon in Belfast.
Wir hatten Glück und durften wiederum fast als erste das Schiff verlassen und sind direkt nach Belfast gefahren und haben uns die Stadt schon einmal aus dem fahrenden Wohnmobil angeschaut. Leider erwies sich die Parkplatzsuche als ausgesprochen schwierig. So sind wir direkt zum neuen Waterkant Viertel gefahren und haben uns schon einmal das Titanic Museum von außen angeschaut. Wir haben für morgen Tickets vorgebucht und wollten die Parkplatzsituation abklären. Natürlich hat man nur an die Autofahrer gedacht, die in einer schönen Tiefgarage Platz finden, aber mit 2,20m Höhe war die nicht wohnmobiltauglich. Zum Glück ist aber direkt gegenüber vom Museum ein großer Parkplatz und einige Wohnmobile standen auch schon da. Am liebsten wäre ich direkt hier stehengeblieben und hätte die 22 Pfund für 24 Stunden bezahlt. Allerdings scheint das Übernachten nicht erwünscht zu sein.
So fuhren wir weiter zum Hazelbank Park im Norden der Stadt. Bei einem gemütlichen Spaziergang am Strand und auf dem angrenzenden Spielplatz haben wir dann den Nachmittag zugebracht. Abends hat sich der Parkplatz zusehens geleert und wir haben beschlossen hier zu übernachten. Morgen schauen wir uns dann das Titanic Museum an und holen die Stadtbesichtung nach.
Kilometerstand: 32206 km
Tagesetappe: 44 km
06.07.2017 Belfast, Carrickfergus
Obwohl es die Nacht etwas geregnet hatte, haben wir hervorragend geschlafen. Bis heute morgen ein Vogel lautstark auf unserem Dach hin und her lief. Erst das Öffnen einer Dachluke konnte ihn davon überzeugen, sich doch lieber ein anderes Fleckchen zu suchen.
Nach einem sehr kurzen Müsli-Frühstück sind wir zum Titanic Museum gefahren. Um die sehr gesalzenen Preise etwas abzumildern, haben wir Early Bird Tickets erstanden und mussten 09:30 Uhr im Museum sein.
Um es kurz zu machen: Das Museum ist den Eintritt definitiv wert. Schon das Äußere des Museums erinnert an einen Schiffsbug und lässt die Dimensionen erahnen. Drinnen erfährt man sehr viel aus der damaligen Zeit, von der Blütezeit Belfasts und wie riesige Stahlschiffe konstruiert und zusammengenietet wurden. Alles wurde sehr kurzweilig und multimedial aufbereitet. Höhepunkt war eine Erlebnis-(Achterbahn)fahrt durch die nachgestellten Docks. Ein Junge erklärt auf vielen Sprachen, auch deutsch, viele Feinheiten des damaligen Schiffsbaus. Dabei wurde sehr auf die Details geachtet. Lautstark wurden die Nieten gehämmert oder beim Eisenbiegen wurde es sehr warm. Zum Schluss wurde natürlich noch auf die Tragödie eingegangen und man spürte förmlich, wie es ruhiger und die Besucher nachdenklicher wurden. Überall wurden bewegende Geschichten erzählt und Gegenstände präsentiert. Den Abschluss bildete ein großes Kino mit Filmen vom Wrack der Titanic.
Zurück am Wohnmobil haben wir Mittag gemacht und beschlossen, das Parkticket zu verlängern und in die Stadt zu laufen. Nach einer halben Stunde hatten wir das Stadtzentrum erreicht und sind umher gebummelt. So richtig begeistert hat uns die Stadt in dem kurzen Zeitraum nicht. Aber das Rathaus wusste zu beeindrucken. Neben den üblichen Behörden war hier auch eine Ausstellung zur Geschichte von Irland im Allgemeinen und Belfast im Besonderen untergebracht. Und obwohl die Ausstellung sehr aufwändig gestaltet war, ist der Besuch kostenfrei.
Anschließend fuhren wir nach Carrickfergus, wo wir auf einem Mixed-Parkplatz unser Nachtquartier aufgeschlagen haben.
Kilometerstand: 32234 km
Tagesetappe: 28 km
07.07.2017 Carrickfergus, Giant's Causeway, Rope Bridge, Bushmills
Nachdem die Dorfjugend irgendwann fertig war, ihr Imponiergehabe mit PS starken Schlitten auszutragen, konnte ich auch endlich einschlafen. Dafür ging es heute morgen umso länger. Zum Glück gibt es am Freitag eh keinen Early Bird Rabatt. Den hätten wir heute nicht geschafft. Aber mit 5 Pfund war die Burg in Carrickfergus regelrecht günstig und beeindruckte nicht nur durch ihren sehr guten Zustand, sondern vorallem durch die karge Inneneinrichtung und die kindgerechte Aufbereitung mit lebensgroßen Figuren. Marlon flitzte furchtlos auf der Burg entlang, mit Marla spielten wir später das Leiter-Spiel auf einem riesigen Teppich. Der Vormittag war dementsprechend schnell vorüber.
Da wir sehr spät gefrühstückt haben, konnten wir das Mittag übergehen und sind in Richtung Nord-Küste zur Rope Bridge aufgebrochen. Allerdings fing es unterwegs in Strömen zu regnen an und wir haben das Ziel spontan in Bushmills geändert. Eine Distillen-Führung kann man auch machen, wenn es draußen regnet. Angekommen zeigte sich der Himmel aber von seiner besten Seite und sogar die Sonne kam durch. Also sind wir nach einem kurzen Mittagessen zum Giant's Causeway aufgebrochen. Der Legende nach wollte ein Riese seine Geliebte auf der schottischen Insel Staffa besuchen, konnte allerdings nicht schwimmen. Daher baute er einen gewaltigen Damm über das Meer, dessen Säulen man heute noch sehen kann - hier und auf Staffa. Und jetzt haben wir beide Enden des Damms gesehen. Interessant ist allerdings die Preisgestaltung. Wir hätten als Familie 27,50 Pfund Eintritt bezahlen müssen/können. Zwar ist das Visitor Center mit Sicherheit sehr empfehlenswert, aber für uns als Familie reicht die Wanderung zu den Steinsäulen vollkommen aus. Und wenn man es weiß, dann parkt man für 6 Pfund am Bahnhof und läuft dann kostenfrei hin. Die Kinder hatten ihre Freunde daran, von Säule zu Säule zu springen. Marlon ließ dabei keine Pfütze aus und hing deshalb auf dem Rückweg barfuß im Tragegestell.
Da das Wetter inzwischen fantastisch war, haben wir beschlossen, uns auch noch die Rope Bridge anzuschauen. Nach 12 Kilometern standen wir auf einem sehr idyllischen Parkplatz, übrigens eine Kulisse aus Games of Throne, und konnten für 17,50 Pfund die Wanderung zur Rope Bridge antreten. Vor vielen Jahren hatten Fischer eine Hängebrücke zu einer vorgelagerten Insel errichtet, um zu ihren Fischfang zu kommen. Den Nervernkitzel über die schwankende Brücke, 20 Meter über der tosenden Irischen See zu gehen, wurde im Laufe der Zeit zu einem wahren Publikumsmagneten. Zwar schwankt die Brücke heute nicht mehr so stark, aber das tut der Beliebtheit keinen Abbruch und so waren wir auch heute nicht alleine. Trotzdem hat es uns sehr viel Spaß gemacht. Erwähnenswert ist noch, dass Marlon große Teile der Strecke selber gelaufen ist und mit seinen kurzen Beinen unglaublich viel tippeln wollte. Bei Marla freuen wir uns jeden Tag, wie schön sie auch lange Strecken mit uns läuft.
Zwar hätten wir wahrscheinlich hier direkt auf dem Parkplatz in traumhafter Kulisse stehen bleiben können, haben dann aber beschlossen doch nach Bushmills zurückzufahren und auf dem Park & Ride Parkplatz zu übernachten.
Kilometerstand: 32355 km
Tagesetappe: 121 km
08.07.2017 Bushmills Distillery, Whiterocks Beach, Derry, Grianan of Aileach, Donegal
Kurz nach acht bin ich heute aufgewacht und habe beim nahen Co-op Brötchen gekauft. So konnten wir in aller Ruhe mit verschiedensten Brötchen frühstücken und in den Tag starten.
Als erstes stand heute die Distillery Bushmills auf dem Programm. Gegründet 1608 ist sie nach eigenem Bekunden eine der ältesten Whisky Brennereien der Welt. Bei dem Alter muss natürlich andauern irgendwas repariert werden. Und so war im Moment wegen der Sommerferien die Produktion gestoppt und große Teile der Produktion konnten nicht besichtigt werden. Auch konnte ich vormittags nicht mehrere Whiskysorten verkosten. Daher begnügten wir uns mit einem Rundgang und sind dann weiter nach Whiterocks Beach gefahren.
Die anwesenden Rettungsschwimmer teilten uns dann auch freudestrahlend mit, dass wir den bisher besten Tag des Jahres für unseren Besuch ausgesucht hatten. Beim Spiel mit den Wellen dauerte es nicht lange, bis alle Sachen der Kinder naß waren. Sie hatten riesigen Spaß, aber bei 12 Grad Wassertemperatur ist das nicht wirklich toll. Also haben wir uns danach auf das Sandburgenbauen verlegt.
In der Mittagspause ging es weiter nach Derry. Derry ist die zweitgrößte Stadt Nordirlands und sehr sehenswert. Die Innenstadt ist von einer Stadtmauer umrundet, die wir zum Abschluss auch teilweise abliefen. Von dort hatten wir einen guten Blick auf die sogenannten Wall Murals, Zeugnisse aus der Zeit der "Troubles". Derry ist auch der traurige Ort zum "Bloody Sunday". Gute 3 Stunden waren wir in der Stadt unterwegs.
Der Parkplatz in Derry war zwar nett und wir hätten hier wahrscheinlich über Nacht stehen können, aber direkt an der großen Straße war es uns dann doch zu laut und wir wollten weiter. Die Idee war, nach Grianan of Aileach zu fahren. Die Steinburg wurde bereits im 2.Jh nach Christus erwähnt und bot einen unglaublichen Rundumblick über das ganze Land. Meine Hoffnung war, dass wir einen sehr großen, ruhigen Parkplatz vorfinden würden und dort in Ruhe nächtigen könnten. Leider war dem nicht so. Bereits die Anfahrt war eher abenteuerlich und für Busse (und eigentlich auch für Wohnmobile) vollkommen ungeeignet. Und bei der Ankunft zeigte ein großes Schild an: "no overnight parking". Aber immerhin war die Burg, auch wenn es nur ein Nachbau war, sehr beeindruckend. Und der Blick war unbezahlbar. Marlon war in der Burg wieder in Flitzlaune. Bei solchen Gelegenheiten ist er völlig angstfrei und sorgt bei uns für Herzrasen. Gut, dass Marla schon so groß und vernünftig ist. Danach haben wir noch zu Abend gegessen und einen Platz zum Übernachten gesucht.
Unser Wohnmobil-Reiseführer wieß zwei Plätze aus. Beides waren aber nur Wanderparkplätze. Wir steuerten den ersten Parkplatz an und wurden als erstes von sehr vielen Mücken begrüßt. Auch konnten wir nur quer über 4 Parklücken stehen und haben damit schon die Hälfte der verfügbaren Plätze belegt. Das wollten wir dann doch nicht. Nach kurzer Diskussion haben wir beschlossen, die Kinder bettfertig zu machen und dann eine gute Stunde nach Donegal auf uns zu nehmen. Angekommen hatten wir sehr großes Glück. Der Platz war randvoll und wir hatten überhaupt keine Hoffnung. Aber in der letzten Ecke haben wir dann wirklich noch eine schöne Lücke bekommen. Und auch wenn die Dorfjugend ihr Imponiergehabe wieder mit PS starken Autos austrägt, sind wir sehr froh über diesen Platz, der mittlerweile auch ruhig wird.
Kilometerstand: 32528 km
Tagesetappe: 173 km
09.07.2017 Donegal, Sligo
Regen, Regen, Regen. Die einzigste Abwechslung ist im Moment die Intensität. Zwischen kaum sichtbarem Sprühnebel (der aber trotzdem nass macht) und sintflutartigen Regenfällen ist alles dabei. Nur Besserung ist im Moment nicht in Sicht. Also haben wir das Beste daraus gemacht und sind sehr lange in den Betten geblieben.
Nach 10:00 Uhr sind wir dann zur Touristinformation gelaufen und haben uns mit Zeltplatzinformationen sowie einem Stadtplan von Donegal eingedeckt. Anschließend sind wir zu einem Stadtrundgang in Richtung Donegal Castle aufgebrochen. Angekommen, haben wir uns die Ireland Heritage Card für 40 € pro Erwachsenen gekauft und können damit jetzt zahlreiche touristische Highlights besuchen. Das Castle selber war zwar klein, aber trotzdem sehr eindrucksvoll. Besonders die zahlreichen Umbauarbeiten und Veränderungen über die Jahrhunderte waren spannend erklärt zu bekommen.
Zurück am Wohnmobil haben wir beschlossen, einen Zeltplatz anzusteuern. Zum einen mussten wir dringend ver- und entsorgen, zum anderen regnete es immer noch und wir hatten die Hoffnung auf Indoor-Aktivitäten oder zumindest einen Indoor-Spielplatz. Also suchten wir in der Karte einen der wirklich rar gesäten Campingplätze aus und fanden einen vier Sterne Campingplatz. Zwar 70 Kilometer entfernt, aber dafür unsere Richtung und in der Mittagspause gut zu schaffen. Vorher gab es noch einen Stop bei Lidl, um unsere Vorräte aufzufüllen und auf dem Parkplatz Mittag zu essen. Angekommen in Sligo machten wir noch eine unfreiwillige Stadtrundfahrt mit dem Wohnmobil, um dann doch noch die richtige Straße Richtung Campingplatz zu finden.
Den restlichen Nachmittag haben wir mit Spielen und Basteln zugebracht. Und in jeder Regenpause sind wir mit den Kindern raus und haben dem spärlichen Outdoor Spielplatz einen Besuch abgestattet. Obwohl der Campingplatz vier Sterne hat und eigentlich recht nett ist, ist er kaum mit einen vier Sterne Platz aus Italien oder Frankreich zu vergleichen. Zumindest nicht was die Kinderanimation betrifft.
Kilometerstand: 32607 km
Tagesetappe: 79 km
10.07.2017 Sligo, Carrowmore, Ceide Fields, Ballina, Foxford
Aufgrund des anhaltend schlechten Wetters stehen wir morgens immer später auf. Heute morgen wollte Ulli den Teufelskreis durchbrechen und hat uns alle schon 08:30 Uhr geweckt. Zwar kam es unserem heutigen Programm entgegen, allerdings waren wir alle noch sehr müde.
Nach dem Frühstück und dem Ver- und Entsorgen, fuhren wir nach Sligo zu alten Abbey. Eigentlich hatten wir die nicht auf unserem Programm, aber sie lag fast genau auf unserem Weg und Dank unseren neuen "Irland Heritage Cards" kostete es keinen Eintritt. Umso überraschter waren wir, was uns dann erwartete. Wir bekamen eine deutsche Anleitung für eine "Self-guided Tour" und waren wirklich nur am Entdecken. Egal ob in steingehauener Liebesknoten, Altar oder Grabstein, von dem der Name und sämtliche Zahlen getilgt wurden. Es gab sehr viel zu entdecken.
Weiter ging es zu dem ca. 5000-6000 Jahre alten Gräberfeld in Carrowmore. Bereits 4000 Jahre vor Christus hatten Menschen das Bedürfnis, für ihre verstorbenen Angehörigen eine Erinnerungsstätte zu schaffen und dafür erstaunliche Aufwände auf sich genommen. Geometrische Steinkreise wurden errichtet (einer bestand aus 101 Steinen) und in der Mitte wurde aus teilweise tonnenschweren Steinen ein Dolmen geschaffen. Carrowmore im County Sligo ist die konzentrierteste Anhäufung von Megalithanlagen in Irland.
In der Mittagspause ging es weiter nach Ceide Fields, zu den größten neolithischen Feldsystemen der Welt an der Nordwestküste Irlands. Vor einigen tausend Jahren lag die Jahresdurchschnittstemperatur wohl um 2 Grad höher und ermöglichte das ganze Jahr Landwirtschaft und Viehzucht. Vor 5000 bis 6000 Jahren bestand hier eine Siedlung mit Feldern. Die jungsteinzeitlichen Bewohner lebten anscheinend auf Einzelgehöften, die durch gerade Mauern voneinander abgetrennt waren. Vermutlich bildeten sie eine gut organisierte Gemeinschaft von Ackerbauern und Viehhaltern, die das Land in gleichmäßige Blöcke aufteilten und große Waldflächen rodeten. Und scheinbar war genau das auch die Ursache für den späteren Untergang. Da alle Bäume gerodet waren, konnte bis zu 70% mehr Wasser in den Boden eindringen. Allerdings befand sich im Boden eine ziemlich wasserundurchlässige Lehmschicht. Das führte dazu, dass im Boden immer mehr Wasser und immer weniger Sauerstoff war und Pflanzenreste nicht mehr verwesen konnten. So entstand über tausende Jahre ein Hochmoor und konservierte Grenzmauern, Gebäude und Megalithe unter sich. Allerdings machten uns die Midges, winzige Seidenmücken, das Leben schwer und wir kehrten beizeiten zum Wohnmobil zurück.
Wir führen dann wieder ein ganzes Stückchen zurück zu einem Strandparkplatz. Marlon konnte sich nicht bremsen, schließlich waren Ulli und er mit den Füßen im Wasser. Auch die hochgekrempelte Hose blieb nicht ganz trocken. Ich entdeckte mit Marla noch ein wunderbar gelegenes Hotel, was leider die Wirtschaftskrise nicht überstanden hatte.
Schließlich fuhren wir nach Ballina zurück und fanden dort ein Family Restaurant und kehrten ein. Glücklicherweise hatten wir noch einen guten Tisch bekommen, denn der Laden war wirklich voll. Nach einem schönen Abendessen bummelten wir noch etwas durch die Stadt. Dann vergingen die letzten 15 Fahrkilometer wie im Fluge und nun stehen wir, es regnet wieder kräftig, auf dem Parklplatz eines Museums, welches wir morgen früh besuchen wollen.
Kilometerstand: 32774 km
Tagesetappe: 167 km
11.07.2017 Foxford, Westport, Connemara Nationalpark
Leider ist mir gestern Abend noch ein kleines Unglück passiert, in dessen Verlauf die Gardinenschiene zerbrach. Es ist zwar nicht wirklich schlimm, aber ich habe mich trotzdem sehr geärgert. Nunja, so richtig zufrieden war ich mit unserem Thermovorhang eh noch nicht und jetzt gibt es wenigstens einen Grund es richtig zu machen.
Als erstes sind wir heute in das Foxford Woollen Mills gegangen. 1892 herrschte in dieser Ecke Irland aufgrund der Kartoffelfäule und Abwanderung bittere Armut und Hungersnot. Eine Ordensschwester wollte dagegen ankämpfen und hat ohne irgendwelche Vorkenntnisse und mit wenig Geld einen alten Webstuhl angeschafft. Über die Jahre entstand daraus ein kleines Wirtschaftswunder und die umliegenden Bauern konnten ihre Wolle verkaufen und die Einwohner von Foxfort hatten ihr Auskommen. Weiterhin wurde die Qualität der Stoffe immer besser und gehört inzwischen zu den Besten der Welt. Fasziniert verfolgten wir die kleine Führung und schauten gebannt auf die vollautomatischen Webstühle. Allerdings hatten die anwesenden Arbeiter auch immer was zu tun. Irgendwo war immer der Faden gerissen oder die Spule zu Ende. Umso erstaunlicher war, mit welcher Geschwindigkeit die Schiffe schossen und der Stoff gewebt wurde. Anschließend sind wir noch durch den Ort gewandert und haben Halt bei einem schönen Spielplatz gemacht.
Während des Mittagsschlafs von Marlon fuhren wir nach Westport, eine süße Hafenstadt mit sehr schöner Innenstadt. Allerdings wurde der Stadtbummel etwas durch den starken Autoverkehr getrübt. Da es heute mal nicht geregnet hat, haben wir uns ein Eis gegönnt. Zwar war es mit 1,90€ pro Kugel nicht gerade günstig, aber sehr lecker. Ulli hat sich noch einen Kaffee gewünscht. Nach unseren guten Erfahrungen mit den Kaffeeautomaten bei Supervalu bin ich schnell hin und wollte einen holen. Neben den üblichen Cafe Latte oder Cappuchino gab es noch weitere Sorten. Da ich noch nie etwas von Americano gehört hatte, habe ich mich dafür entschieden. Ein schwerer Fehler. Zuerst dachte ich der Automat wäre defekt oder vollführt gerade ein Reinigungsprogramm. Jedenfalls landete im Becher nichts, als heißes Wasser. Aber der Automat teilte mit im Display mit, dass es etwas ungewöhnlich aussieht, aber ich abwarten soll. Der Kaffee würde super schmecken. Zum Schluss kam tatsächlich noch etwas Kaffee obendrauf. Ich befürchtete schlimmstes und Ulli gab mir Recht. Ihr Kommentar: "Was ist denn das für ein Pinselwasser?".
Anschließend fuhren wir nach Süden zum Connemara Nationalpark. Leider wurden die Straßen immer enger, kurvenreicher und der Straßenbelag schlechter. Und dann passierte es. An einer engen Stelle kam uns ein Wohnmobil entgegen und unsere Spiegel berührten sich. Zum Glück fuhren wir nicht schnell und den Spiegeln ist nichts passiert. Bereits im Vorfeld hatte ich gelesen, dass viele Wohnmobile bei der Heimreise am Fährhafen mit notdürftig geflickten Außenspiegel stehen. Hoffentlich bleiben uns ähnliche Begegnungen in Zukunft erspart.
Leider war das Visitor Center im Nationalpark bereits geschlossen. Allerdings war der Spielplatz noch zugänglich und wir freuen uns morgen auf die Wanderung. Die Wetterprognose soll uns dafür zuspielen.
Kilometerstand: 32878 km
Tagesetappe: 104 km
12.07.2017 Connemara Nationalpark, Galway
Obwohl "Overnight Parking" nicht erlaubt war, haben wir ausgesprochen gut geschlafen und die lachende Sonne weckte uns mit ihren warmen Strahlen. Höchste Zeit also aufzustehen, zu frühstücken und zur Erkundungstour durch den Nationalpark aufzubrechen.
Wir starteten optimistisch zur Wanderung und Marlon flitze vergnügt mit dem Laufrad vorneweg. Es dauerte allerdings nicht lange, dann ging es bergauf und ich habe das Laufrad getragen, während Marlon auf den Schultern von Ulli saß. So haben wir uns entschieden, nur die kleine Runde zu gehen und waren nach einer knappen Stunde zurück.
Leider zeigte sich am Visitor Center, dass die Filmvorführung wegen Hardwareschaden nicht stattfinden konnte. Das war wirklich schade, da es diese sogar in deutscher Sprache gegeben hätte. Also habe ich mir große Mühe gegeben und versucht, die Zusammenhänge und die Entstehungsgeschichte der Gegend zu erklären.
Anschließend sind wir die 20 Kilometer nach Clifden gefahren, haben einen Lidl angesteuert, eingekauft und Mittag gemacht. Während Marlon sich schlafend noch einmal alles durch den Kopf gehen lies, fuhren wir weiter nach Galway. Zum Glück war die Straße jetzt breiter und nicht so sehr von Hecken begrenzt. Die letzten 50 Kilometer waren unglaublich anstrengend und nervenaufreibend.
In Galway standen wir erst einmal im Stau und konnten uns in aller Ruhe die Stadt schon aus dem Wohnmobil anschauen, ehe wir am Hafen einen Wohnmobil tauglichen Parkplatz fanden. Früher gab es hier sogar Wasser und Strom. Aber die Infrastruktur war defekt und am vergammeln. Jetzt bezahlt man tagsüber 2 € die Stunde und 4 € pauschal für die Nacht. Für uns bedeutete das, dass wir uns für günstige 10 € die Stadt anschauen und hier übernachten können.
Die Stadt selber ist eine wirklich quirlige Studentenstadt, die abseits der Fußgängerzone nicht allzuviel zu bieten hat. Aber die hat es in sich. Aller paar Meter steht eine mehr oder weniger begabte Künstlerin oder ein Künstler und gibt ihre/seine Kunst zum Besten. Ob modern oder klassisch, ob traditionelles Instrument oder doch mit Verstärker, es ist für jeden etwas dabei.
Nach all dem Trubel haben wir einen Spielplatz angesteuert. Und während sich die Kinder ausgetobt haben, habe ich mir ein Haus angeschaut. Heute war Tag der offenen Tür, da es bald versteigert werden sollte. Um es kurz zu machen, das Haus war winzig und hatte, vorsichtig ausgedrückt, massiven Wartungsstau. Es wurden allerdings 275.000€ Mindestgebot aufgerufen. Zwar war die Lage gut, aber für eine Nachkriegskate...
Kilometerstand: 32976 km
Tagesetappe: 98 km
13.07.2017 Athenry, Clonmacnoise, Portumna
Bereits vor um sieben haben die Hafenarbeiter sich an ihr Tageswerk gemacht. Entsprechend laut wurde es. Allerdings wollten wir eh um acht weg.
Wahrscheinlich hätten wir ohne die Heritage Cards nie in Athenry angehalten. Zwar wurde es im Reiseführer erwähnt, aber so richtig gut klang es nicht. Da der Eintritt aber enthalten war, haben wir den kurzen Abstecher in Kauf genommen und wurden sehr positiv überrascht. Schon die Altstadt weiß zu überzeugen, viele alte Häuser mit kleinen Geschäften säumen die engen Gassen. Im Castle wurden wir sehr freundlich begrüßt und die Empfangsdame war offensichtlich sehr erfreut, heute bereits Gäste zu haben. Wir waren dann auch allein unterwegs und konnten uns in aller Ruhe die Burg anschauen. Selbst im Kino, wo ein spannender Film zu Geschichte und der Umgebung gezeigt wurde, waren wir ganz alleine. Hier haben wir auch erfahren, dass Athenry zwar sehr verkehrsgünstig gelegen war und zeitig das Marktrecht erhielt. Allerdings hatte das auch jede Menge Neider angezogen und Athenry wurde permanent bekämpft, geplündert und niedergebrannt. Nach dem Besuch haben wir noch dem örtlichen Spielplatz einen Besuch abgestattet und die Kinder konnten sich richtig austoben.
Mittags zogen wir weiter nach Clonmacnoise und mussten auf der Autobahn das erste Mal Maut bezahlen. Allerdings sind einmalig 1,90 € für ein Wohnmobil auch sehr günstig. Bezahlt haben wir durch einen gekonnten Münzwurf in einen Trichter. Da wir nicht an den Münzausgabeschacht rankamen, haben wir auf die 10 Cent Wechselgeld verzichtet. Die letzten 5 Kilometer nach Clonmacnoise habe ich wieder Blut und Wasser geschwitzt, dass mir nur keiner entgegenkommt. Und wenn, dann wenigstens in der Nähe einer Haltebucht.
Der Legende nach wurde das Kloster im Jahr 545 vom Heiligen Ciaran an einer wichtigen Wegekreuzung gegründet und wuchs zu einer der bedeutensten sakralen Stätten der Insel heran. Leider wurde es unglaublich oft geplündert und niedergebrannt. Zuletzt 1652 von englischen Soldaten, sodass es endgültig verfiel. Trotzdem zeugen die wenigen Überbleibsel vom einstigen Glanz und der Bedeutung. Gleich vor den Resten der Kathedralen steht eines der schönsten Hochkreuze der Insel "Das Kreuz der Heiligen Schrift" aus dem 10 Jahrhundert. Wir hatten Glück und konnten uns einen Film in deutscher Sprache anschauen, der uns das Leben des Gründers und die Bedeutung der Stätte näherbrachte.
Leider war unser auserkorener Stellplatz für die Nacht am Hafen in Portumna bereits komplett belegt. Daher haben wir unser Nachtquarier einige hundert Meter weiter im Schatten einer alten Abbey aufgeschlagen. Als die Kinder endlich im Bett lagen haben wir die Gelegenheit genutzt und der Abbey noch einen Besuch abgestattet. Es hat schon etwas Mystisches, zur vorgerückter Stunde ganz alleine in den altehrwürdigen Mauern zu wandeln und die Szenarie auf sich wirken zu lassen.
Kilometerstand: 33124 km
Tagesetappe: 148 km
14.07.2017 Portumna, Adare, Newcastle West
Heute Vormittag sind wir zum Portumna Castle gelaufen und haben uns an der guten Bausubstanz und dem gepflegten Garten erfreut. Allerdings mussten wir das komplette Castle umrunden, da der Eingang auf der anderen Seite lag. Der Eintritt war dank Heritage Karte frei, ansonsten wären wieder 5 € pro Person fällig geworden. In diesem Fall hätte ich mich wahrscheinlich auch geärgert. Denn aufgrund von umfassenden Bau- und Restaurationsarbeiten war faktisch das halbe Castle nicht zugänglich. Selbst die Toiletten waren gesperrt. Aber wir erfuhren in einer Bilderdokumentation, was die einzelnen Bediensteten früher verdienten und warum das Castle häufiger den Besitzer wechselte. Auch brannte es aufgrund unglücklicher Verkettungen, die leider nicht näher erläutert wurden, gegen Ende des 19. Jahrhunderts ab. Besonders gefallen hat uns der sogenannte "Kitchen Garden". Nicht nur dass hier sehr viele Blumen wachsen und Gemüse gezogen wird, sondern die roten Johannisbeeren waren reif und schmeckten sehr lecker.
Dann haben wir noch dem städtischen Spielplatz einen Besuch abgestattet, bevor wir in der Mittagspause nach Adare gefahren sind. Laut Reiseführer dem schönsten Städtchen in ganz Irland. Angekommen mussten wir feststellen, dass sie an dem Titel wirklich hart gearbeitet haben. Zwar verläuft quer durch den Ort die Bundesstraße und der Verkehr quält sich unablässig durch den Ort, aber links und rechts stehen lauter hübsche kleine, bunte Hütten. Teilweise mit Stroh oder Reet gedeckt. Überall blühen Blumen und der Ort blitzt regelrecht vor Sauberkeit. Nur an die Wohnmobil-Fahrer hat man nicht gedacht. Aber wir haben mit etwas Fantasie eine Lücke auf dem Parkplatz hinter dem Heritage Center gefunden. Unweit von Adare steht ein Castle, dass man aber nur mit Führung besichtigen kann. Wir hatten Glück und für die 16:00 Uhr Führung waren noch Plätze frei. Und bis dahin haben wir uns noch die Abbey, den wunderschönen Park und einige Häuser an der Straße angeschaut.
Zum Beginn der Führung stellten wir fest, dass wir neben einem Ehepaar aus Ungarn die einzigsten Besucher waren und die Kinder wurden stilecht mit Schild und Schwert ausgestattet. Mit einem Bus wurden wir die wenigen Kilometer zum Castle gefahren und eine junge Dame brachte uns die Geschichte des Castle nahe. Marlon hatte großen Spaß daran, die Burg auf eigene Faust zu erkunden. Im Verlies lies er es sich nicht nehmen, mit einem "BBbbbbuuuuuhhhhhuuuuuuuuuu" für Stimmung zu sorgen. Marla konnte zum Abschluss des Rundgangs die schwere Eichentür der Anlage von außen abschließen.
Leider durften wir nicht auf dem inzwischen ziemlich leeren Parkplatz für die Nacht stehen bleiben. Also fuhren wir weiter und haben unser Glück schließlich in Newcastle West probiert. Nachdem wir erfolglos einige Anwohner- und Gewerbestraßen nach einem geeigneten Stellplatz abgesucht hatten, wollten wir eigentlich schon in den sauren Apfel beißen und noch einmal knapp 100 Kilometer weiterfahren. Aber dann hatten wir Glück und doch noch eine ruhige Sackgasse mit schönen Parkplätzen gefunden. Glück muss man haben.
Kilometerstand: 33249 km
Tagesetappe: 125 km
Nachtrag: Killarney
Zu vorgerückter Stunde hat ein Mann an die Wohnmobil Tür geklopft. Er war von einem Wachdienst und hat uns auf die Besonderheiten der Gegend hingewiesen. Daraufhin hatten wir beschlossen, noch einmal den Motor zu starten und nach Killarney zu fahren und einen Stellplatz anzusteuern.
Kilometerstand: 33322 km
Tagesetappe: 198 km
15.07.2017 Killarney, Ring of Kerry
Heute morgen stellten wir fest, dass zwar alle Wohnmobile bereits verschwunden, wir aber dafür bereits von zahlreichen Autos umgeben waren. Wir haben uns davon aber nicht abhalten lassen und erst einmal gefrühstückt und sind anschließend zu einer kleinen Wanderung im Killarney National Park aufgebrochen. Zwar sah das Castle durchaus vielversprechend aus, allerdings hatten wir in den letzten Tagen bereits soviele gesehen, dass wir zusammen beschlossen hatten, dieses auszulassen.
Zurück am Wohnmobil sind wir die wenigen Kilometer nach Killarney zurückgefahren und haben spontan einen schönen Parkplatz gefunden. Zwar hätte er 1,50€ die Stunde gekostet, allerdings war der Parkscheinautomat defekt. Nach Rücksprache mit anderen Autofahrern haben wir einfach die Parkscheibe und einen Zettel auf das Armaturenbrett gelegt, der auf diesen Umstand hinwies. Der anschließende Stadtbummel durch die Fußgängerzone hat durchaus Spaß gemacht, auch wenn man deutlich sah, dass hier nichts mehr original und alles auf Touristen ausgelegt ist.
Zurück am Wohnmobil haben wir die Rundreise auf dem Ring of Kerry begonnen. Da ich sowieso schon so meine Schwierigkeiten mit den engen Straßen habe, sind wir mit dem Strom und vorallen Bussen geschwommen. Sprich, wir sind entgegen dem Uhrzeigersinn gefahren. Es ging überraschend gut und nach eindrucksvollen 60 Kilometern haben wir einen Zeltplatz angesteuert. Wir mussten dringend waschen, die Akkus aufladen und vorallem, einfach mal nichts tun.
Dass man den Wohnmobilisten-Spaß auch mit wenig Geld haben kann, ist bei unseren Nachbarn zu erkennen. Die kommen zufällig auch aus Erfurt und haben ihr Wohnmobil günstig aus einem alten Wohnanhänger und einem alten LKW selber gebaut.
Was wir noch nicht wissen, ob unsere Wäsche heute noch irgendwie trocknet. Es geht zwar starker Wind, fast zu stark für unsere Drachen, aber die Wolken hängen so tief, dass wir eine schöne feuchte Luft haben. Um den angekündigten Regen in der Nacht auszulassen, haben wir das Oberteil unseres Wäscheständer mitsamt der Wäsche zusammengeklappt und in die Dusche gestellt. Morgen soll die Sonne scheinen und dann trocknet sie hoffentlich fertig.
Kilometerstand: 33390 km
Tagesetappe: 68 km
16.07.2017 Ring of Kerry, Derrynan National Historic Park
Gestern Abend gesellte sich Ulli noch im Camper`s Living Room (das Wohnzimmer der Camper) zu einem gemütlichen Beisammensein, wo jeder die an der Wand hängenden Instrumente nutzen konnte. Jeder der wollte konnte einen musikalischen Beitrag leisten, und es wurden natürlich auch irische Lieder zum besten gegeben.
Uns weckte ein nahezu wolkenfreier Himmel und strahlende Sonne. Also haben wir beschlossen, es heute vormittag ruhig angehen zu lassen und sind auf dem Campingplatz geblieben. Wir haben Muscheln am Strand gesammelt, Drachen steigen lassen und es uns gut gehen lassen. Abgesehen davon musste unsere Wäsche noch trocken werden, und das war bis 13:00 Uhr geschafft.
Nach dem Ver- und Entsorgen sind wir weiter gegen den Uhrzeigersinn den Ring of Kerry gefahren. Nach Rücksprache mit dem Campingplatzbetreiber haben wir beschlossen, uns auf der Hauptstraße zu halten. Und selbst die ist uns gelegentlich zu schmal. Da mag ich mir gar nicht vorstellen, wie die erwähnten Spitzkehren abseits der Hauptroute aussehen. Aber auch hier ist die Landschaft bereits sehr eindrucksvoll und wir hielten relativ oft, um die Aussicht genießen zu können. Für den Nachmittag hatten wir uns den Besuch des Derrynan National Historic Park vorgenommen. Eigentlich wollten wir einen Naturlehrpfad entlang wandern. Allerdings stellten wir fest, dass es hier einen sehr tollen Sandstrand gab. Wir haben verschiedene Aussagen bekommen, zwischen schönster Strand Irlands und schönster Strand der Welt war alles dabei. So haben wir das Sandspielzeug und die Strandmatte eingepackt und haben den Nachmittag einfach nur die Sonne genossen. Und obwohl das Wasser empfindlich kalt war, sind die Kinder immer wieder reingerannt und haben gejuxt vor Vergnügen.
Leider verging die Zeit viel zu schnell und wir mussten weiterfahren, da wir hier leider nicht für die Nacht stehen konnten. Unser erster Anlaufpunkt war ein Zeltplatz, eine knappe Stunde Autofahrt entfernt. Und obwohl kaum noch Autos unterwegs waren, wurde es eine sehr anstrengende Fahrt. Wie ich mich vielleicht auf breite Straßen ohne Heckenbegrenzung freue...
Angekommen vermutete ich, dass die GPS Koordinaten falsch sein mussten. Nirgendwo war auch nur der kleinste Hinweis auf einen Campingplatz. Vielmehr sah es nach einer Ranch oder sehr teurem Hotel aus. Ulli ging trotzdem mal an der Rezeption fragen und tatsächlich, wir waren richtig. Wir waren das einzigste Wohnmobil und die Einrichtung ließ keinerlei Wünsche offen. Super sanitäre Einrichtungen, Spielplatz und Spielzimmer, Grillstellen mit Kohle und Anzünder! usw. Und das alles für den Einheitspreis von 30€. Da haben wir schon mehr bezahlt für signifikant weniger. Bei der Gelegenheit habe ich auch ein neues Wort gelernt. Glamping! Ein Kunstwort aus Glamour und Camping. Und das trifft es sehr genau.
Kilometerstand: 33469 km
Tagesetappe: 79 km
17.07.2017 Kenmare, Cobh
Der Stellplatz Dromquinna manor gehört mit zu den besten, die ich je erlebt habe. Normalerweise duschen wir immer im Wohnmobil. Aber hier habe ich das Sanitärgebäude aufgesucht und wurde nicht enttäuscht. Von der angenehm duftenden Seife im Spender bis zur holzverkleideten Dusche war alles stimmig und hat mir sehr gefallen. Trotzdem wurde es höchste Zeit aufzubrechen, wir wollten uns noch Kenmare anschauen, speziell den Steinkreis.
Die Stadt ist für den ganz großen touristischen Andrang ausgelegt. Daher hatten wir keine Probleme nahe dem Stadtzentrum einen schönen Parkplatz zu finden. Nach einem kurzen Fußmarsch gelangten wir zum Steinkreis und fanden zuerst eine Kasse des Vertrauens und wenig später einen etwas enttäuschenden Steinkreis. Irgendwie wirkte er auch ziemlich künstlich. Regelrecht nachträglich hingestellt. Und auch wenn er original ist, mit unseren bisherigen besuchten Steinkreise kann er nicht mithalten. So dauerte unser Besuch auch nur wenige Minuten und wir flanierten zur Stadt zurück. Leider wollte Marlon weder laufen noch weiter mit dem Laufrad fahren. Daher haben wir unseren Besuch abgekürzt und sind zum Wohnmobil zurückgekehrt.
Eigentlich wollten wir heute nach Cork. Allerdings haben wir beschlossen uns die Stadt für morgen aufzuheben und heute nach Cobh zu fahren. Nach knapp 2 Stunden Fahrt legten wir direkt am Wasser an einem sehr schönen Wohnmobilhafen der Stadt Cobh an. Bekannt geworden ist Cobh, früher Queenstown genannt, durch ihren Tiefseehafen. Viele Schiffe hielten hier das letzte Mal vor der Überfahrt nach Amerika. Von hier aus verließen ca. 2,5 Millionen der insgesamt sechs Millionen Emigranten zwischen 1848 und 1950 ihre irische Heimat. Auch die Titanic legte hier zum letzten Mal vor ihrem Untergang an. Allerdings war sie zu groß für den Hafen und musste auf Reede liegen, während die Passagiere mit Barkassen verschifft wurden.
So ist es auch nicht verwunderlich, dass sich das Thema Titanic durch die ganze Stadt zieht. Ob Titanic Pub, Titanic Park oder Titanic Memorial. Es ist alles vertreten. So schlenderten wir durch die Stadt, besichtigten die Kathedrale, genossen ein Eis in der Sonne und landeten zum Schluss auf einem sehr kleinen Spielplatz. Nach dem Abendbrot gingen wir nochmal raus, es warteten ein kleiner Sportparcours und ein weiterer Spielplatz auf uns. Bei dem sonnigen Wetter und der palmenbewachsenen Strandpromenade kann man kaum glauben, dass wir in Irland sind.
Kilometerstand: 33596 km
Tagesetappe: 127 km
18.07.2017 Cork, Cahir, Cashel
Obwohl wir zwischen Wasserstraße und Bahnlinie standen, haben wir gut geschlafen. Nur am Anfang waren die schweren Schiffsdiesel störend. Nach zwei, drei Schiffen hatten wir uns daran gewöhnt und schlummerten ein.
Heute morgen fuhren wir direkt nach Cork und folgten der Empfehlung, den Park-and-Ride Parkplatz am Rande der Stadt zu benutzen. Für einmalig 5€ pro Fahrzeug kann man nicht nur den gesamten Tag stehen, sondern auch noch mit dem Bus in die Stadt fahren. Besser geht es nicht. Die Stadt selber hat aber nicht allzuviel zu bieten, oder wir haben es nicht gefunden. Zwar sind die Einkaufstraßen ganz nett und auch der "Englisch Market" war noch traditionell urig. Aber so richtig begeistert hat uns das nicht. Das wurde erst anders, als wir wenige hundert Meter weiter an eine Kirche kamen. Für 5€ pro Erwachsenen konnte man nicht nur den Turm besteigen und die Aussicht genießen, nein, wir konnten auch selber mit den Glocken musizieren. Das heißt, an einem der acht Stricke kurz und kräftig ziehen und im Turm wurde eine Glocke angeschlagen. Als Einstiegshilfe lagen einige Lieder aus. Allerdings kannte ich davon gerade mal eines "Oh, when the saints". Außerdem war es mit Abstand das einfachste. Also haben wir es alle ausprobiert und die halbe Stadt konnte unseren Künsten lauschen.
In der Mittagspause ging es weiter nach Cahir. Da ich etwas knapp an Diesel war, bin ich sehr sparsam mit knapp 80km/h bei ungefähr 8 Liter auf 100 Kilometer gefahren. So kamen wir ganz entspannt in Cahir an und haben auch direkt am Castle einen Parkplatz bekommen und sind zur Besichtigung aufgebrochen. Das Castle wurde umfassend restauriert und bietet einen sehr guten Einblick in die mittelalterliche Verteidigungskünste. Wir konnten uns sogar in einem deutschsprachigen Film anschauen und haben so die Zusammenhänge noch besser verstanden. Danach liefen wir noch durch einen angrenzenden Park und haben die Holzskulpturen bewundert. Marla hat versucht, die nächste Königin von England zu werden ("wer das Schwert kann ziehen, dem sei die Krone verliehen"), aber das hat leider nicht geklappt.
Nach einer Kaffee- und Eispause am nahen Supervalu sind wir weiter nach Cashel gefahren und haben nach einigem hin und her auf einem zentrumsnahen Parkplatz unser Nachtquartier aufgeschlagen. Da uns das Wetter wieder hold war, bin ich mit den Kindern nach dem Abendbrot nochmal raus. Sie genossen ihren Ausflug auf Laufrad und Roller überaus.
Kilometerstand: 33725 km
Tagesetappe: 129 km
19.07.2017 Cashel, Jerpoint Abbey, Campingplatz auf dem Bauernhof
Als erstes stand heute der "Rock of Cashel" auf dem Programm. Der Berg erhebt sich 65 m hoch und gilt als irisches Wahrzeichen. Als Sitz von Feen und Geistern wurde er schon im Altertum verehrt. Auf einer Karte am Parkplatz war ein "Bischof Trail" eingezeichnet, der direkt zum Berg führen sollte. Er begann schon abenteuerlich bei reichlich Regen an einer Baustelle, war mehr oder weniger zugewachsen und endete abrupt an einem verschlossenen Tor. Da wir nicht umkehren wollten, haben wir beschlossen die Mauer zu überwinden. Und weiter ging es über eine Schafweide, nur um dann vor einer weiteren, ungleich höheren Mauer zu stehen. Da wir schon zuviel investiert hatten und faktisch vor der Kathedrale standen, war Umkehren keine Option. Also haben wir ein paar Steine zurechtgerückt, uns an unsere Jugend erinnert und die Mauer überwunden. Diesmal gab es schon zaghaften Protest von den Kindern, aber ruckzuck waren wir rüber. Jetzt waren wir wieder sehr froh, dass wir Marlon noch einen Ganzkörper-Outdoor-Anzug gekauft haben. Er kommt einfach an keiner Pfütze vorbei, ohne mit einem satten Sprung das Wasser spritzen zu lassen.
Seit dem 4. Jahrhundert war Caiseal (altirisch für Steinburg) Sitz der Könige von Munster. Ab 1101 war der Felsen im Besitz der Kirche. Zwar sind die Reste der Kathedrale durchaus sehenswert, allerdings hatten wir wahrscheinlich einfach zu viele in der jüngsten Vergangenheit. Oder aber das Wetter, es regnete immer noch, war einfach zu schlecht. Wir haben uns schließlich noch einen Film zur Geschichte angeschaut und sind dann zurück in die Stadt gewandert. Diesmal auf einem einfachen Weg.
Nach einer entspannten Fahrt über kleine Landstraßen erreichten wir die "Jerpoint Abbey". Gegründet 1160 von Zisterziensermönchen gehört sie zu den schönsten Klosterruinen des Landes. Highlight der Anlage ist der Kreuzgang. Überall gibt es kunstvolle Steinreliefs und Figuren zu entdecken. Marla hatte sehr großen Spaß daran, nach bestimmten Figuren zu suchen und diese auf ihrer Schatzsuche-Liste abzustreichen. Als Belohnung für die erfolgreiche Schnitzeljagd bekam sie eine Postkarte und ein Plakat geschenkt.
Wenige Kilometer weiter haben wir heute einen ganz besonderen Stellplatz aufgesucht. Eigentlich ist es mehr ein Erlebnisbauernhof mit angeschlossenem Campingplatz. Jedenfalls hatten die Kinder sehr viel Spaß beim Tiere füttern oder im Stroh rumtoben.
Kilometerstand: 33810 km
Tagesetappe: 85 km
20.07.2017 Kilkenny
Den Vormittag haben wir ganz entspannt auf dem Bauernhof-Campingplatz bei schönstem Wetter zugebracht. Die Kinder waren mit dem Traktor unterwegs, sind ins Heu gesprungen, haben Tiere gefüttert und gestreichelt, haben den Spielplatz unsicher gemacht und sich Wege im Labyrinth gesucht. Der Campingplatz lässt sich wirklich viel für Kinder einfallen und ist für Familien eine klare Empfehlung. Die Zeit verging rasend schnell und es wurde Zeit weiterzuziehen.
Heute stand Kilkenny auf dem Programm. Nach knapp 20 Minuten Fahrt im Regen hatten wir es schon erreicht. Allerdings gestaltete sich die Parkplatzsuche nicht ganz so einfach und wir fuhren eine Ehrenrunde durch die Stadt. Dann hatten wir in einer Seitenstraße Glück und konnten für günstige 2,50 € für 4 Stunden stehenbleiben. Als erstes liefen wir zum Kilkenny Castle. Auf dem Weg dahin hat Marlon dann doch noch der Mittagsschlaf übermannt. Daher haben sich zuerst die Frauen das Castle angeschaut und ich habe auf den schlafenden Marlon aufgepasst. Danach haben wir getauscht. Das Castle wurde von 1990-94 umfassend restauriert und komplett eingerichtet. So kann man heute von der Ahnengalerie über die Schlafgemächer bis zur Wassertoilette von 1908 alles bestaunen und sich ein umfassendes Bild machen. Soweit ich sagen kann, war dies unser erstes möbliertes Castle in Irland.
Wir haben uns danach im Park auf dem Spielplatz wieder getroffen und sind zur Stadtbesichtigung aufgebrochen. Leider fing es just in diesem Moment wieder zu regnen an. Aber wie wir inzwischen gelernt haben, der Regen hält im Allgemeinen nicht lange an. So sind wir dann noch durch die Innenstadt gelaufen, haben die kleinen Geschäfte betrachtet und ein Eis gegessen. Übereinstimmend stellten wir fest, dass Kilkenny die schönste irische Stadt ist, die wir bisher gesehen haben.
Wenige Kilometer nördlich haben wir auf einem Wanderparkplatz unser Nachtquartier aufgeschlagen. Ulli ist mit den Kindern vor dem Abendbrot noch eine Runde durch den Wald geschlendert.
Kilometerstand: 33834 km
Tagesetappe: 24 km
21.07.2017 Dunmore Caves, Castlecomer, Dublin
Die Nacht war sehr ruhig und irgendwann hat sogar der Regen aufgehört. Nach einem Müsli-Frühstück fuhren wir noch wenige Kilometer zur Dunmore Höhle. Es waren noch nicht viele Besucher da und obwohl man die Höhle eigentlich nur mit einer Tour besuchen darf, durften wie sie auf eigene Faust erkunden. Wir bekamen noch eine laminierte Anleitung und man versprach uns, das Licht anzumachen!
Los gings. Über zahlreiche Stufen sind wir in die Höhle hinabgestiegen. Gar nicht so einfach, da die Treppe sehr glitschig war. Das hatte aber den Vorteil, dass sich durch den langsamen Abstieg unsere Augen an die Dunkelheit gewöhnten. Leider war die Höhle nicht so üppig mit Stalaktiten und Stalakniten besetzt wie wir es in anderen Höhlen bereits beobachten konnten. Etliche Stümpfe lassen darauf schließen, dass diese vor vielen Jahren abgeschlagen wurden. So gab es eigenlich nur ganz kleine (vermutlich neue) und wenige sehr, sehr große. Trotzdem war es ein Erlebnis, auch wenn nach drei großen Räumen schon Schluss war. Mehr ist nicht öffentlich zu besuchen. Zurück im Visitor Center konnten wir unser neu erworbenes Wissen in einem Computerspiel testen und virtuell eine Höhle erkunden. Zum Schluss haben wir uns noch einen Film angeschaut und erfahren, dass neben zahlreichen Knochen auch ein Schatz gefunden wurde. Neben vielen Münzen und Schmuck wurde auch ein purpur farbenes Tuch gefunden. Gefärbt mit einer Farbe, die früher nur Kaiser, Könige und Päpste tragen durften. Leider wird es wohl ein ewiges Rätsel bleiben, wie dieses kostbare Tuch in die Höhle gelangt ist.
Auf dem Weg nach Dublin haben wir noch einen Stop in Castlecomer eingelegt. Wir hatten eine Art Abenteuerpark für Kinder entdeckt. Aber leider konnte er unsere Erwartungen nicht erfüllen und wir fuhren wieder beizeiten weiter. Zurück in Castlecomer haben wir an einer Bude "Fish and Chips" bestellt. Während wir auf die Zubereitung warteten, stellte sich im Gespräch mit anderen Kunden heraus, dass wir zufällig die beste "Fish and Chips" Bude weit und breit erwischt hatten. Selbst aus Kilkenny kommen die Leute angefahren, um hier zu essen. Und tatsächlich. Sie waren wirklich unglaublich gut. Lediglich die Verpackung war nicht mehr stilecht Zeitungspapier, wo man sich mit dem lesen sehr beeilen muss, da es vom Fett innerhalb kürzester Zeit durchsichtig wurde.
So gestärkt fuhren wir bei einer weiteren Geschichte TKKG weiter in Richtung Dublin. Kurz bevor wir den anvisierten Stellplatz erreichten, haben wir bei einem Lidl noch unsere Vorräte aufgefüllt. Der Stellplatz bei Dublin ist sehr groß und man bekommt eine sehr großzügige Parzelle. Lediglich der Lärm von der nahen Autobahn stört etwas. Den späten Nachmittag haben wir noch ausgiebig auf dem Spielplatz, mit Roller und Laufrad, genutzt. Nebenbei bot es sich an, noch eine Waschmaschine anzuwerfen, denn für heute und morgen ist kein Regen angesagt.
Kilometerstand: 33942 km
Tagesetappe: 108 km
22.07.2017 Dublin
Wir hatten für Dublin ein 48h Ticket für die bekannten, roten Busse erworben und wurden direkt am Stellplatz abgeholt. Nach einer guten halben Stunde Fahrt waren wir direkt im Stadtzentrum. Besser und streßfreier geht es nicht.
Als erstes hielten wir beim "Dublin Trinity College". Der ältesten Universität des Landes, gegründet von Elisabeth I. Wir wollten uns die Ausstellung zum "book of kells" ansehen. Dabei handelt es sich um eine illustrierte und reichlich verzierte Handschrift aus dem achten oder neunten Jahrhundert. Sie wird als das überragende Beispiel der insularen Buchmalerei angesehen und wurde im Jahr 2011 zum Weltdokumentenerbe erklärt. Wir hatten großes Glück und die Schlange an der Kasse war nur sehr kurz. Wenige Minuten später war sie bereits 50 Meter lang, als wir wieder raus kamen sogar 100 Meter lang. Zwar waren die 13€ Eintritt pro Erwachsener alles andere als günstig, allerdings war es das auch wert. Am Anfang wurden auf zahlreichen riesigen Abbildungen Details des Buches und deren Bedeutung erklärt. Auch wurde darauf eingegangen, wie aufwändig das Buch hergestellt wurde und wie beispielsweise die Farben für die Illustrationen gewonnen wurde. Zum Schluss gelangt man noch in die große Bibliothek mit zirka 200.000 Büchern. Diese sind durchweg sehr alt, die meisten sind in Latein verfasst (Englisch rangiert erst an fünfter Stelle) und diese können heute noch unter Aufsicht gelesen werden.
Weiter ging es mit dem roten Bus zum In-Viertel "Temple Bar". An allen Ecken gab es irgendwelche Märkte. Egal ob Gemüse, Designe, Kunsthandwerk, es gab für alles einen speziellen Markt. Dazwischen immer zahlreiche Pubs und In-Kneipen. Hier ist mir zum ersten Mal aufgefallen, dass unglaublich viele mit U2 T-Shirts rumliefen. Überhaupt war U2 omni-präsent. Auf einem Plakat habe ich die Antwort gefunden. U2 gibt heute Abend ein Konzert anlässlich 30 Jahre „The Joshua Tree“.
Zum Mittag haben wir den besten "Fish and Chips" Laden der Stadt aufgesucht. Leo Burdock's Geschäft in der Werburgh Street. Angeblich kaufen selbst Bono und The Edge hier gelegentlich ein. Die Hall of Fame ist wirklich sehr beachtlich. Uns hat es jedenfalls auch hervorragend geschmeckt.
Da Marlon langsam müde wurde, sind wir ein weiteres Mal in den roten Bus gestiegen und fast eine komplette Runde gefahren. So hatte er fast eine Stunde Schlaf gehabt und wir konnten sehr viel interessantes über die Stadt hören. Nachdem Marlon wieder munter war, sind wir noch einmal im "Temple Bar" Viertel ausgestiegen und wir haben uns durch die Gassen treiben lassen. Bis wir irgendwann bei einem kleinen Fest gelandet waren und einen Spielplatz unsicher machen konnten.
Leider wurde es langsam Zeit zurückzukehren, da unser Shuttle zurück um 16:30 Uhr startete. So sind wir dann noch gemütlich durch das Einkaufsviertel zurück gelaufen. Gerade zurück auf dem Campingplatz schnappten sich die Kinder auch schon die Gefährte und genossen die Zeit bis zum Abendbrot. Zum Abschluss des Tages steckten wir die 2 noch in die Dusche, die irgendwann aus allen Fugen schäumte.
Kilometerstand: 33942 km
Tagesetappe: 0 km
23.07.2017 Dublin
Heute morgen fuhren wir mit dem Wohnmobil nach Dublin rein und haben am Zoo geparkt. Nach wenigen Gehminuten standen wir an der Bushaltestelle vom roten Bus. Allerdings dauerte es noch fast 20 Minuten, bis ein roter Bus vorbeikam und uns in die Stadt mitnahm.
Wir stiegen in der Nähe der "Half-Penny Bridge" aus. Diese hat ihren Namen daher, dass es früher einen halben Penny kostete diese zu überqueren. Ein schlauer Ire fragte den Brückenwächter, wie viel denn Gepäck kostet. Der entgegnete "Nichts.", woraufhin er auf den Rücken von seinem Freund sprang und sie zu zweit für den Preis von einem die Brücke überquerten. Heutzutage kostet die Überquerung nichts mehr und schon waren wir wieder im "Temple Bar" Viertel. Marlon wollte die meiste Zeit, ungeachtet der Menschenmassen, unbedingt seinen Kinderwagen selber schieben. Von vorne sah es aus, als ob sich der Kinderwagen von alleine bewegt. So liefen wir wieder durch sehr hübsche Gassen mit dem Ziel des National Museums. Leider zeigte sich, dass es heute erst um 14:00 Uhr öffnete. Also haben wir umdisponiert, liefen zurück, haben uns gestärkt und sind mit dem roten Bus, diesmal der blauen Linie, zu einer Fahrt durch die Docks aufgebrochen und am alten Gefängnis wieder ausgestiegen. Leider hatten wir schon wieder Pech. Für heute gab es keine Tickets mehr für eine Führung. Wir deuteten das als Zeichen dafür, aufzubrechen und die dreiviertel Stunde Fahrt nach Norden auf uns zu nehmen. Im zweiten Anlauf fanden wir einen schönen Stellplatz und konnten am Flussdamm in der Stadt Slane noch eine schöne Runde drehen. Heute Nachmittag verzogen sich nahezu alle Wolken, so dass wir sogar 28° im Womo hatten. Doch erfahrungsgemäß wird es hier schnell wieder angenehm, ohne total runterzukühlen.
Kilometerstand: 34018 km
Tagesetappe: 76 km
24.07.2017 Newgrange, Glendalough
Noch vor dem Frühstück fuhren wir die 10 Kilometer bis zum Newgrange Visitor Center. Dementsprechend leer war noch der Besucherparkplatz und wir konnten problemlos einparken. Die erste Überraschung folgte am Visitorcenter. Es hatte sich bereits eine beachtliche Schlange gebildet. Trotzdem kam wenig später meine Frau auf mich zu und teilte mir freudestrahlend mit, dass wir für die 09:30 Uhr Tour Karten hätten. Leider hatte sie sich in der Uhrzeit getäuscht. So konnten wir nicht nur nicht frühstücken, wir mussten uns regelrecht beeilen, um den Besucher-Shuttlebus zu erwischen.
Dann wurden wir die wenigen Kilometer zum jungsteinzeitliches Hügelgrab transportiert, wo uns bereits ein Guide erwartete. Die Anlage wurde um 3150 v. Chr. erbaut und ist eine der weltweit bedeutendsten Megalithanlagen. Ein circa 22 Meter langer Gang endet unter dem Hügel in einer kreuzförmigen Grabkammer, die sich aber nicht in der Mitte des Hügels befindet. Sie hat ein etwa sieben Meter hohes Kraggewölbe und ist nach über 5000 Jahren immer noch wasserdicht. Das Besondere an der Besichtigung von Newgrange ist, dass der Lichtstrahl der Sonne zur Wintersonnenwende simuliert wird. Sprich auf dem Boden erscheint ein Lichtstrahl und taucht die Kammer in ein gelb-oranges Licht. Es ist eine unerklärliche Meisterleistung, wie die Menschen es damals berechnet und erbaut haben. Unser fehlendes Frühstück holten wir nach der Besichtigung nach. Dann war auch schon Mittagspause und wir fuhren gen Süden nach Glendalough. Der einzigste Parkplatz mit freien Plätzen wollte 15€ für ein Wohnmobil haben. Auf Nachfrage bekamen wir aber die Erlaubnis, hier auch über Nacht stehen zu können. Dann geht der Preis auch in Ordnung.
Bei herrlichem Wetter konnten wir im Wicklow Nationalpark wandern und Eis essen. Marlon fuhr mindestens 3 km mit dem Laufrad. Außerdem stehen hier die Reste einer sehr bedeutenden Klostersiedlung aus dem 6. Jhd. Bei der tollen Spätnachmittagssonne waren diese besonders schön zu erkunden.
Kilometerstand: 34139 km
Tagesetappe: 121 km
25.07.2017 Glendalough, Rathdrum, Arklow, Strand bei Blackwater
Die Lektüre des Prospektes der Klosteranlage zeigte, dass wir gestern ein Highlight übersehen haben. Das große Eingangstor. Das haben wir natürlich heute morgen noch nachgeholt. Anschließend starteten wir in Richtung Süden. Über sehr idyllische, wenn auch sehr schmale und schlechte Straßen ging es nach Rathdrum. Als erstes haben wir ein Geschäft mit dem "Payzone" Zeichen aufgesucht. Leider haben wir es gestern nicht geschafft, unsere Mautschulden online zu begleichen. Unser Nummerschild war einfach nicht im System verzeichnet. Bevor ich aber das Risiko eingehe mehrere hundert Euro Strafe zu bezahlen, haben wir es jetzt in bar im Geschäft bezahlt. Danach sind wir noch zu einem Spielplatz gelaufen. Während die Kinder rumtobten, konnten wir unsere Fitness an zahlreichen Trainingsgeräten testen und verbessern.
Weiter ging es nach Arklow zum Tesco. Wir wollten unsere Vorräte auffüllen und noch die eine oder andere englische Spezialität einkaufen. Denn übermorgen geht es schon wieder mit der Fähre zum Festland.
In der Mittagspause führen wir nach Blackwater an einen Strand. Leider haben wir diesen erst beim zweiten Versuch gefunden und wir waren leider nicht die einzigsten. Nur mit sehr viel Glück konnten wir eine halbwegs Wohnmobil taugliche und legale Lücke ergattern. Dafür war der Strand umso schöner. Schon der Weg durch die Dünen war ein Erlebnis. Feinster Sandstrand mit einer unglaublichen Breite erwartete uns. Zwar ist das Wasser noch etwas kalt, aber dank einer Sandbank halbwegs erträglich. Beim Plantschen und Sandburgenbau verging der Nachmittag wie im Fluge. Marla und Ulli waren nun endlich richtig im Meer baden, Marlon war es erstaunlicherweise zu kalt. Die Dünen eigneten sich bestens zum Runterrennen und -kugeln. Davon konnten die Kinder nicht genug bekommen. Während Deutschland im Regen ersäuft, konnten wir in feinstem Sonnenschein den Nachmittag in vollen Zügen genießen.
Kilometerstand: 34237 km
Tagesetappe: 98 km
26.07.2017 Wexford, JFK Park, Duncannon, Hook Head
Heute stand als erstes die Stadt Wexford auf dem Programm. Genauer gesagt der "Irish National Heritage Park". Allerdings zeigte sich, dass er zwar sehr sehenswert ist, aber auch erstaunlich teuer. Weiterhin dauerte eine Führung 90 Minuten. Nicht unbedingt geeignet für unsere aufgeweckten Kinder. Also fuhren wir nach Wexford zurück und brachen zu einer Stadtbesichtigung auf. Die Fußgängerpassage mit den zahlreichen kleinen Geschäften ist wirklich sehenswert und es fällt auf, dass hier wirklich alles zu finden ist. Während in Deutschland eigentlich immer nur die gleichen Geschäfte und Ketten vertreten sind, findet man hier auch Trödelgeschäfte, KFZ Zubehör, Fahrradläden und selbst Möbel- und Einrichtungshäuser. So ist wirklich für die ganze Familie was dabei und es macht einfach Spaß zusammen einkaufen zu gehen.
In der Mittagspause fuhren wir weiter zum JFK Park. Dieser wurden von irisch stämmigen Auswanderern in Amerika zum Gedenken an John Fitzgerald Kennedy gestiftet. Im kleinen Empfangsgebäude war dann auch eine kleine Ausstellung mit wichtigen Punkten aus dem Leben von John F. Kennedy und seiner Frau. Da durfte auch die berühmte Rede ("Ich bin ein Berliner") an der Berliner Mauer nicht fehlen. Der Park selber ist gigantisch groß und hat sich dem Erhalt der Artenvielfalt verschrieben. Wir haben uns auf den Besuch des Spielplatzes und des Labyrinths beschränkt. Hatten dabei aber sehr viel Spaß.
Weiter ging es nach Duncannon. Hier kann man mit dem Auto direkt an den Strand fahren. Das habe ich mir allerdings verkniffen. Die Vorstellung im Sand mit dem Wohnmobil steckenzubleiben war nicht sehr verlockend. Also parkte ich es ganz schnöde auf Asphalt und wir liefen zum Strand. Bei besten Wetter planschten die Mutigen im kalten Atlantikwasser oder bauten Sandburgen. Nur der starke Wind trübte etwas den Spaß. Na hoffentlich legt sich der bis morgen Abend. Denn dann wollen wir mit der Fähre nach Frankreich übersetzen und können keine starken Wellen gebrauchen.
Weiter ging es zum Hook Head. Einen Leuchtturm am Ende einer Landzunge. Eigentlich wollten wir hier auch die Nacht verbringen. Allerdings wehte hier ein so starker Wind, dass nicht nur das Meer zu hohen Wellen aufgepeitscht wurde, sondern auch das Wohnmobil stark schwankte. Und dass, obwohl wir es in Windrichtung ausgerichtet hatten. Also schauten wir uns nur kurz den Leuchtturm an, beobachteten das Meer machten ein paar Fotos.
Nur wo sollten wir jetzt für die Nacht stehen? Unser Wohnmobil Reiseführer bot keine wirkliche Alternative in unserer Richtung und auch die POI Datenbanken schwiegen sich aus. Zum Glück wurden wir nach kurzer Fahrt fündig, auf dem Besucherparkplatz der Tintern Abbey.
Kilometerstand: 34359 km
Tagesetappe: 122 km
27.07.2017 Tintern Abbey, Wexford, Fährfahrt
Unsere letzte Nacht in Irland standen wir im Schatten der Tintern Abbey und haben fantastisch geschlafen. Irgendwann hat uns dann doch der Hunger aus den Betten getrieben und wir frühstückten ausgiebig. Um 10:00 Uhr öffnete die Abbey und obwohl wir schon einige besichtigt hatten, war diese doch etwas besonderes. Zum einen wurden sie mehrfach sehr aufwändig rekonstruiert und so konnten wir nicht nur Ruinen besichtigen. Zum anderen wurde die Abbey im 14.Jahrhundert aufgegeben und später einem verdienten Kriegsveteranen geschenkt. In dessen Besitz befand sich dann die Abbey bis 1983 über 450 Jahre lang.
Wir haben danach das schöne Wetter genutzt und sind noch zu einem Spaziergang in die umliegenden Wälder aufgebrochen. Es zeigte sich, dass dies nicht ohne Grund ein beliebtes Ziel bei den Einheimischen ist. Zurück am Wohnmobil, fuhren wir während des Mittagsschlafs von Marlon nach Rosslare. Eigentlich wollten wir hier den Nachmittag verbringen und auf die Fähre warten. Allerdings zeigte sich, dass es nur ein kleiner Badeort war und wir aufgrund des starken Windes und der Wellen nicht an den Strand wollten. Also fuhren wir die wenigen Kilometer zurück nach Wexford.
Als erstes haben wir unsere Vorräte aufgefüllt und das fehlende Mittagessen nachgeholt. Danach spazierten wir in die Stadt und flanierten noch einmal die Fußgängerpassage entlang. Beim Stöbern in den vielen kleinen Geschäften verging die Zeit wie im Fluge und es wurde Zeit zum Hafen zu fahren. Leider hatten wir diesmal nicht so viel Glück und mussten relativ lange warten, bis wir auf das Schiff fahren und unsere Kabine beziehen durften.
Halb Neun legte unsere Fähre pünktlich ab. Leider schlief der Wind am Abend nicht ein und wir befürchteten schon schlimmes nach den Erfahrungen von der Fähre nach Newcastle. Auch stampfte unsere relativ kleine Fähre durch den Wellengang, dass der Gang durchs Schiff zu einer echten Herausforderung wurde. Aber niemanden wurde es schlecht und wir gingen auf Empfehlung der Crew zeitig ins Bett, damit es auch so blieb.
Kilometerstand: 34447 km
Tagesetappe: 88 km
28.07.2017 Fährfahrt, Cherbourg
Zum Glück hatten wir Wind aus Nordwest. Als wir heute morgen aufwachten, stellten wir alle begeistert fest, dass der Seegang sich gelegt hatte und das Schiff relativ ruhig fuhr. So blieben wir gleich noch etwas länger in den Betten liegen. Immerhin galt es noch irgendwie bis 16:00Uhr die Zeit zu vertun. Aber irgendwann war der Hunger doch größer und wir frühstückten mit Müsli. Dafür hatten wir jedem sein Lieblingsmüsli im Becher eingekauft und einen Tetra Pack Milch mitgenommen.
Leider war das Schiff erstaunlich klein und es gab nicht wirklich was zu erkunden. Aber wir pendelten von Rundgängen, Spielen im Kidsclub (der wirklich wenig zu bieten hatte) und Kabine hin und her und schon war es 12:00Uhr. Zeit für das Mittagessen. Wir hatten uns entschieden das "Family Meal Deal" für 30€ zu nehmen. Damit hat jeder ein Essen und etwas zu trinken bekommen. Auch wenn fast alles durchfritiert und/oder kalt war, für eine Fähre ein fast faires Angebot.
Und schon wurde es Zeit für den Mittagsschlaf. Während Marlon und Ulli dem ausgesprochen gern nachkamen, sind Marla und ich zum Kidsclub gegangen. Dann hatten wir sehr großes Glück und ergatterten eines von zwei Terminals mit Computerspielen für Kinder. Damit waren wir erst einmal beschäftigt. Hocherfreut registrierte ich die Ansage, dass wir in einer halben Stunde anlegen würden. So schnell? Die Erklärung war, dass wir zum einen etwas Rückenwind hatten, aber viel wichtiger, auf dem Festland ist es bereits eine Stunde später. Somit war die Fährfahrt nicht so schlimm. Allerdings würde ich bei entsprechender Auswahl nicht unbedingt wieder auf Stena-Lines zurückgreifen. Da hatten andere Gesellschaften bereits deutlich mehr für Kinder geboten.
Jetzt waren wir in Cherbourg und nun? Also fuhren wir den ersten städtischen Stellplatz an und ergatterten mit viel Glück einen Platz. Trotz des leichten Regens und der vorgerückten Zeit sind wir zu einer kleinen Stadtbesichtigung aufgebrochen. Freitags ist offensichtlich Markttag. So bummelten wir an zahlreichen Ständen und Geschäften vorbei und zum Schluss kam sogar noch die Sonne raus.
Kilometerstand: 34450 km
Tagesetappe: 3 km
29.07.2017 Valognes, Bayeux
Heute Nacht hatten wir teilweise heftige Windböen und Regen. Trotzdem haben wir ausgezeichnet auf dem kostenfreien "aire municipal" geschlafen. Es ist schon unglaublich, welche Infrastruktur für Wohnmobilisten in Frankreich geschaffen wurde. Faktisch in jeder Stadt findet man entsprechende Plätze, teilweise sogar mit Infrastruktur. So auch hier. Leider war heute Morgen der Andrang recht groß und es bildete sich bereits ein Schlange. Also habe ich die Gelegenheit genutzt und bin noch während des Frühstücks zwei Meter vorgerückt, um mich auch anzustellen. Wir waren kaum fertig mit frühstücken, da waren wir auch an der Reihe und konnten ver- und entsorgen.
Unser erster Anlaufpunkt heute war Valognes, auch Klein-Versailles der Normandie genannt. Allerdings vermuten wir nicht wegen dem Schloss, sondern wegen dem Örtchen in typischer französischer Bauweise. Problemlos fanden wir einen Parkplatz und erhielten an der Tourist-Information eine kleine Karte. Trotz des teilweise Nieselregens erkundeten wir die engen Gassen und den alten Stadtkern. Als Marlon müde wurde, sind wir noch kurz zu einem Supermarkt gefahren und haben unsere Vorräte aufgefüllt.
In der Mittagspause fuhren wir weiter nach Bayeux, berühmt für den Teppich von Bayeux, gelegentlich auch Bildteppich der Königin Mathilda genannt. Zwar ist der Eintritt mit 9,50€ pro Erwachsenen alles andere als günstig, aber es lohnt sich wirklich. Der Teppich ist eine in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts entstandene Stickarbeit auf einem Leinentuch. Er ist 52 Zentimeter hoch und 68 Meter lang. Leider fehlt ein Teil am Ende, weswegen die Gesamtlänge unbekannt ist. In Bild und Text wird in 58 Einzelszenen die Eroberung Englands durch den Normannenherzog Wilhelm der Bastard (später der Eroberer genannt) dargestellt. Dieser wurde jedes Jahr für zwei Wochen öffentlich ausgestellt, um dem Volk, dass im allgemeinen nicht lesen und schreiben konnte, die Heldentat näher zu bringen. Man könnte auch sagen, es handelt sich dabei um einen unglaublich langen Comicstrip. Dank der Audioguides wurde uns Bild für Bild das Geschehen verständlich erklärt und so konnten auch wir die Details deuten. Marlon hielt bis Bild 45 durch, dann wurde es ihm zu langweilig.
Aber auch so hat die Stadt sehr viel zu bieten. Beim Besuch der Kathedrale hatten wir Glück und konnten einer Trauung beiwohnen. Dabei faszinierte uns besonders der Orgelspiel. Das Hochzeitspaar sollte uns dann noch mehrmals in der Stadt in Form einer lautstark hupenden Autokolonne begegnen. So bummelten wir weiter durch die Stadt bis Marlon uns unmissverständlich klar machte, dass es höchste Zeit ist zum Wohnmobil zurückzukehren. Zum Glück waren wir eh schon fast da und eine Querstraße weiter stand es schon.
Kilometerstand: 34551 km
Tagesetappe: 101 km
30.07.2017 Omaha Beach, Deauville, Trouville-sur-Mer, Honfleur
Eigentlich wollten wir uns die Landungsstrände vom D-Day nicht anschauen. Allerdings hat uns der Reiseführer vom Gegenteil überzeugt. So fuhren wir die knapp 20 Kilometer, um uns den Omaha Beach anzuschauen, wo die heftigsten Kämpfe tobten und die meisten Opfer zu beklagen waren. Am Strand selber sind kaum noch Spuren zu finden. Dafür war das Museum umso besser. In Bildern wurden anschauliche Szenarien der Kämpfe nachgestellt und in den Vitrinen stapelten sich die Fundstücke. Zum Schluss gab es noch einen guten Film, der die Geschehnisse um den D-Day, den 06.07.1944, eindrucksvoll erklärte. Scheinbar lief die Operation nicht unbedingt nach Plan. Die Luftunterstützung traf ihr Ziel nicht und der Wasserstand war viel zu hoch. So konnten die Unterwasserhindernisse nicht bemerkt werden und viele Soldaten ertranken mit ihrer schweren Ausrüstung beim Versuch den Strand schwimmend zu erreichen. Trotz der Widrigkeiten und Rückschläge haben sie es geschafft, die Deutschen zurückzuschlagen und den Strand einzunehmen. Der Strand an sich ist traumhaft, doch lastet die Geschichte irgendwie dort schwer. Marlon und Ulli waren trotzdem mit den Fußspitzen im Wasser.
In der Mittagspause fuhren wir ein relativ großes Stück nach Deauville und mussten Maut bezahlen. Leider hat uns der Automat in die teure Class 3 einsortiert und ließ sich nicht umstimmen. So mussten wir für knapp 10 Kilometer 3,90€ bezahlen. Auch wurde es noch einmal richtig spannend, da uns der Diesel auszugehen drohte. Mit großer Freude steuerten wir dann die erste Tankstelle in Deauville an und tanken 83,83 Liter für jeweils 1,14€ (9,77 Liter Diesel auf 100 Kilometer!). Also einige Liter waren noch im Tank.
Die Stadt selber wurde im späten 19. Jahrhundert angelegt und erfreute sich spätestens seit der Eröffnung des Casinos 1912 und des Hippodrome größter Beliebtheit bei der Prominenz. Und auch heute noch umweht die Stadt ein Flair der Reichen und Schönen. Beispielsweise werden die Kabinen am Strand nach Prominenten benannt, die sich hier bereits umgezogen haben. Gefühlt müssen das alle gewesen sein, zumindest alle James Bond Darsteller.
Wir hatten großes Glück und an der Promenade parkte gerade ein Mini aus und wir mit unserem Wohnmobil ein. Es ist wirklich erstaunlich, wie wendig das Wohnmobil trotz seiner Größe ist. Anschließend bummelten wir die Promenade entlang, genossen das Treiben der vielen Schönen (und vermutlich auch Reichen) und sammelten Muscheln am Strand. Ein wirklich schönes Fleckchen Erde. Gerne wären wir noch länger geblieben. Aber zum einen war der städtische Stellplatz hoffnungslos überfüllt und zum anderen wollten wir heute noch weiter.
Im Nachbarort Trouville-sur-Mer war noch mehr Trubel und es war hoffnungslos, einen Wohnmobil tauglichen Stellplatz zu bekommen. Also begnügten wir uns mit einer Stadtrundfahrt. Da wir eh hinter einem Pedalfahrzeug fuhren, hatten wir auch ausreichend Zeit. Auch hier war die Promenade ganz im Stil "sehen und gesehen werden" angelegt und gefüllt. Früher nannte man Trouville-sur-Mer auch "Königin der Strände", bis Deauville ihr den Rang ablief. Aber auch heute noch kann man an den prachtvollen Bauten die vergangene Bedeutung ablesen.
Weiter ging es nach Honfleur auf einen städtischen Stellplatz. Obwohl der wirklich großzügig angelegt ist, bekamen wir gerade noch eine schöne Lücke ab, allerdings ohne Strom. Da es schon recht spät war, konnten wir nur noch einen kleinen Abstecher in die Stadt machen und die Kinder mit zwei Runden Karussell beglücken. Marlon wollte in der Feuerwehr bleiben, Marla wechselte in der zweiten Runde auf ein Pferd. Aber morgen Vormittag werden wir uns die Stadt noch genauer anschauen.
Kilometerstand: 34706 km
Tagesetappe: 155 km
31.07.2017 Honfleur, Rouen
Laut Prospekt zur Stadt Honfleur bietet der Stellplatz Platz für 240 Wohnmobile. Und er war gestern Abend tatsächlich voll geworden. Da waren wir gleich nochmal so froh, dass wir eine relativ große Randlücke abbekommen hatten. Heute morgen hat Ulli eine quäkende Hupe vernommen und nachgeschaut. Zum Glück. Denn ein lokaler Bäcker hat frische Baguettes angeliefert. So hatten wir ein sehr gutes Frühstück, ehe wir zur Stadtbesichtigung aufgebrochen sind. Nach kurzem Fußweg waren wir schon mitten in der Altstadt und haben die kleinen, aber farbenfrohen und verzierten Häuser bewundert. Auch scheint sich die Stadt ihrer touristischen Bedeutung bewusst zu sein. Überall wurden Wasserspiele angelegt und Blumenampeln aufgehängt, so dass es sehr farbenfroh blühte. Ein besonderes Highlight ist die Holzkirche. Eigentlich sehr schnell und kostengüstig als "Provisorium" errichtet, hat sie bis zur heutigen Zeit nicht nur überdauert, sondern wurde auch oft renoviert oder erweitert. Auf jeden Fall war die Bauweise mit zwei parallelen Kirchenschiffen sehr ungewöhnlich. Zurück am Hafen konnten die beiden Kinder noch einmal Karussell fahren, bevor wir um das alte Hafenbecken liefen. Trotz der vielen Touristen machte es uns viel Spaß und die französische Lebensart war fast zum Angreifen.
Zurück am Stellplatz haben wir Mittag gemacht, das Wohnmobil von innen etwas gereinigt und ver- und entsorgt. Anschließend fuhren wir fast 90 Minuten nach Rouen. Wir haben die Autobahn gemieden. Zum einen wollten wir etwas vom Land sehen und zum anderen wollten wir die horrenden Mautgebühren für Class 3 vermeiden. Aber im Vergleich zu den irischen Straßen der letzten drei Wochen sind die französischen Landstraßen sehr, sehr gut ausgebaute Autobahnen.
Angekommen in Rouen haben wir uns die Innenstadt angeschaut. Besonders die Kathedrale beeindruckte durch ihre schiere Größe, besonders der Höhe. Aber auch die 1979 eröffnete Kirche Sainte-Jeanne-d’Arc wusste trotz oder gerade wegen ihrer eindrucksvollen Architektur zu begeistern. Sie wurde auf dem Platz gebaut, auf dem Jeanne d’Arc gefoltert und am 30. Mai 1431 bei lebendigen Leib verbrannt wurde.
Am Ende des Stadtrundgangs haben wir uns alle noch ein Eis gegönnt. Dann sind wir, leider auf großen Umwegen und mit nicht ganz legalen Abbiegemanöver, zum städtischen Stellplatz am linken Seine-Ufer.
Kilometerstand: 34801 km
Tagesetappe: 95 km
01.08.2017 Rouen, Amiens
Heute morgen sind wir zu einem Spaziergang am Seine Ufer aufgebrochen. Die Stadt bemüht sich sichtbar, den Streifen zwischen Fluss und Eisenbahn zu einer Wohlfühloase umzubauen. So schlenderten wir von Spielplatz zu Spielplatz und hin und wieder gab es sogar interessante Grünanlagen zu bestaunen. Zum Schluss haben wir noch gigantische Hüpfburgen entdeckt. Die Kinder waren gerade dabei ihre Schuhe auszuziehen, da kam der Wachschutz und hat uns darauf hingewiesen, dass hier nur Schulklassen erwünscht sein. Es war ein hartes Stück Arbeit das Marlon zu erklären und ihn zum Gehen zu überreden. Aber auf der gegenüberliegenden Flussseite haben wir einen weiteren Spielplatz gefunden und alles war wieder gut.
Im Reiseführer hatten wir gelesen, dass auf dem Place du Vieux-Marché heute Markt sei. Das wollten wir uns nicht entgehen lassen. Allerdings war er sehr übersichtlich und nach drei, vier Marktständen waren wir auch schon durch. In einem Innenhof haben wir ein Restaurant gefunden und uns ein 2-Gang-Mittagessen gegönnt. Ulli konnte dabei ihre Französisch Kenntnisse anwenden und es gab nur ein Missverständnis. Eigentlich wollte ich als Vorspeise die Tagessuppe, bekommen habe ich aber Salat mit zwei Scheiben Entenpastete. Geschmeckt hat es allen sehr gut und es war ein echtes Erlebnis. So gestärkt sind wir zum Wohnmobil zurückgelaufen. Unterwegs hatten wir noch zweimal Glück. Erstens sind wir durch eine bekannte, nur 90 Zentimeter breite Gasse gelaufen, die wir gestern nicht gefunden hatten. Zweitens habe ich in einem Geschäft alte Speichermodule für den Gameboy entdeckt. Für günstige 9€ habe ich zwei Helden meiner Jugend, Lucky Luck und Indiana Jones für den Gameboy Color erstanden.
In der Mittagspause fuhren wir knapp anderthalb Stunden nach Amiens. Im Navi hatten wir alle drei Stellplätze programmiert. Allerdings waren die ersten beiden Nieten. Dafür war der dritte ein echter Glücksgriff. Eigentlich war es nur ein winziger PKW Parkplatz, dafür aber idyllisch an einem Park gelegen. Nach wenigen Minuten Warten fuhr ein Wohnmobil weg und wir parkten ein. Den restlichen Nachmittag brachten wir im Park auf diversen Spielplätzen zu. Es gab sogar eine Reitschule und Marla ist selbstständig und professionell aufs Pony gestiegen. Anschließend bekam ich die Leine in die Hand gedrückt und durfte mit beiden durch den Park spazieren. Leider hatten wir ein sehr eigenwilliges Modell, dass nicht nur an keinem leckeren Grashalm vorbeikam, sondern stellenweise sogar in Trab überging. Marla war jedenfalls begeistert und auch Marlon hat sich auf die Suche nach frischen Gras für die "Baby Pferde" begeben. Außerdem gab es noch ein Hängebrücke-Klettergerüst, welches Marlon dutzende Male alleine voller Begeisterung bewältigte.
Während ich die Kinder gehütet habe, ist Ulli Abends noch alleine zur Kathedrale gelaufen. Jeden Abend gibt es eine Licht-/Lasershow, die das Portal der Kathedrale mit einbezieht und die Geschichte erzählt.
Kilometerstand: 34928 km
Tagesetappe: 127 km
02.08.2017 Amiens, Lens
Die Nacht verlief sehr ruhig und wir haben sehr gut geschlafen. Auch das Wetter spielte entgegen der Vorhersage mit und es war trocken. So konnten wir in aller Ruhe in die Stadt flanieren und uns als erstes zusammen die Kathedrale anschauen. Sie hat mit 42,30m das höchste Mittelschiffgewölbe in Frankreich und ist eine der drei klassischen Kathedralen der französischen Hochgotik des 13. Jahrhunderts. Die Größe und vor allem die Höhe ist wirklich sehr beeindruckend und wird durch die langgestreckten Säulenbündel noch betont. Zum Schluss unseres Rundgangs haben wir noch zwei Kerzen angezündet. Zurück auf dem kleinen Vorplatz haben wir uns noch das sehr beeindruckende Hauptportal auf der Westseite angeschaut. Das fünffach gestufte Portal wird von zahlreichen, extrem detailliert und filigran gearbeiteten Statuen gesäumt. Der Bau muss Unsummen an Ressourcen verschlungen haben. Wir bummelten weiter durch die Innenstadt und schlenderten die Einkaufspassage entlang. Leider hatte es wieder gelegentlich zu regnen angefangen. Zum Glück aber nicht stark.
Eigentlich wollten wir heute Mittag zu einem Campingplatz fahren. Laut Prospekt hat er sogar einen Schwimmingpool und eine Hüpfburg. Allerdings regnete es immer mal wieder. Also würde die Wäsche nicht trocken werden. Und da wir nicht den ganzen Nachmittag im Wohnmobil hocken wollten, haben wir beschlossen weiter nach Lens zu fahren. Hier gab es einen sehr guten und kostenfreien "Aire Municipal". Er war sogar sehr zentrumsnah. Allerdings zeigte sich schnell, dass die alte Bergbaustadt nicht wirklich was zu bieten hat. Die Stadt war schnell besichtigt. Glück im Unglück hatten wir dann beim Kirchenbesuch, wo sich Marlon zwei Finger an der Schwingtür eingeklemmt hatte. Sein Schmerzensschrei erfüllte die ganze Kirche. Aber er beruhigte sich ganz schnell. Gott sei Dank war die Tür noch nicht richtig zu, sonst hätten wir wohl zum Arzt gemusst.
Zum Abendbrot habe ich heute Crepes gemacht. Marla und Ulli bestellten die süße Variante, ich gönnte mir die herzhafte Version. Marlon konnten wir allerdings nicht davon überzeugen. Morgen gehts auf nach Brüssel.
Kilometerstand: 35033 km
Tagesetappe: 105 km
03.08.2017 Lens, Brüssel
Zum Glück haben wir gestern keine Wäsche gewaschen. Es hatte die Nacht immer mal wieder heftig geregnet. In Gedanken bin ich schon unsere Schlechtwetteralternativen durchgegangen. Umso erfreuter war ich, als es nach acht Uhr aufhörte und gegen 10:00 Uhr sogar die Sonne rauskam.
Heute Vormittag sind wir zu einer nahegelegenen Abraumhalde gefahren. Offensichtlich wollte man vor einigen Jahren den Tourismus ankurbeln und hat einen Parkplatz, Brücke, Wanderpfad usw. angelegt und scheinbar nicht an den Unterhalt gedacht. Jedenfalls war es schwierig zu finden und verrottete teilweise schon. Aber noch ist es gut genug und bot uns nicht nur einen schönen Spaziergang, sondern nach erfolgreicher (Teil-) Besteigung auch noch eine fantastische Weitsicht. Marlon hatte auch seinen Spaß. Beim Aufstieg haben wir ihn über weite Strecken auf dem Laufrad geschoben, bei der rasanten Fahrt runter musste er bremsen, dass die Sohlen glühten.
Unser heutiges Ziel war Brüssel. Genauer gesagt die Jugendherberge. Da es in Brüssel sehr schlecht mit Stellplätzen aussieht, hatten wir einen von fünf in der Herberge vorbestellt. Da die Sonne lachte, haben wir als erstes unsere Wäsche gewaschen und aufgehangen. Danach sind wir zu einer ersten kleinen Stadtbesichtigung im mittlerweile berüchtigten Viertel Molenbeek aufgebrochen. Zwei Querstraßen weiter dachte ich, wir wären auf einem Souk in Dubai. Es reihte sich Geschäft an Geschäft und auch auf dem ohnehin schmalen Gehweg wurden noch die Waren gestapelt. Egal ob Kleid, Schuhe, Koffer oder Tand. Hier bekommt man alles günstig. Marla konnte sich kaum satt sehen an den herrlichen Stoffen mit Glitzer und Spitze. So bummelten wir durch die Geschäfte und bald war es Zeit für das Abendbrot.
Kilometerstand: 35191 km
Tagesetappe: 158 km
04.08.2017 Brüssel
Nach dem Duschen heute morgen konnten wir uns fast an den gedeckten Frühstückstisch setzen, fast, weil wir das Frühstück in der Jugendherberge dabei haben. Es war einfach, aber ausreichend und bio! Danach sind wir diesmal mit dem Kinderwagen aufgebrochen, denn wir wollten den ganzen Tag in Brüssel zubringen. Nach gemütlichen 20 min erreichten wir das Herz der Stadt, dem Grand Place. Und dieser kann sich sehen lassen mit seinen tollen, aufwändigen, oft gold verzierten Fassaden. Leider tröpfelte es unvorhergesagter Weise, und so schlenderten wir zu unserem überdachten Ziel, dem königlichen Palast. Dieser war sogar kostenfrei zu besuchen und bot neben zahlreichen prunkvollen Sälen auch einen Raum mit interaktiven Elementen und Spiele für Kinder. Danach wollten wir einer Empfehlung der Jugendherberge folgen und typisch belgische Fritten essen. Aber man soll es kaum glauben, die auserwählte Frittenbude hatte Sommerferien! Wir fanden trotzdem einen kleinen Imbiss und haben ausgesprochen gut und reichhaltig zu Mittag gegessen. Weiter liefen wir zur Kathedrale. Marlons Stimmprobe in der Kirche fiel diesmal aus, weil er eingeschlafen war. Dann schlenderten wir langsam zurück, vorbei an Jeanneke Pis und Manneken Pis, vielen Schokoladengeschäften und Waffelläden. Eine Waffel haben wir uns natürlich auch gegönnt. Auf dem Rückweg haben wir noch am besten Spielplatz von Brüssel Halt gemacht. Es war aber auch der einzige, den wir heute entdeckt haben! Kurz vor 18:00 Uhr waren wir, zugegeben etwas pflastermüde, zurück.
Zum Abend hatten wir noch ein echtes Highlight. Nach über sieben Jahren haben wir unseren treuen Begleiter, einen roten Safety Kinderwagen, aufgegeben. Er war mittlerweile auch ganz schön abgenutzt, das Fahrverhalten schwammig und die Bremsen irreparabel. Für die restlichen Tage ist kein Ganztagesausflug mehr geplant, also wollten wir ihn hier lassen. Kaum waren wir vor der Jugendherberge und stellten ihn am Glascontainer ab, da kamen auch schon zwei muslimische Frauen und nahmen ihn mit. Wir standen praktisch daneben und schauten nicht schlecht. Nun findet er vielleicht noch notdürftig hier in Molenbeek Verwendung.
Kilometerstand: 35191 km
Tagesetappe: 0 km
05.08.2017 Brüssel, Aachen, Düren
Heute Vormittag wollten wir zum Wahrzeichen von Brüssel fahren, dem zur Expo 1958 errichteten, 102 Meter hohem Atomium. Das Bauwerk stellt mit Hilfe von neun Atomen die kubisch-raumzentrierte Elementarzelle einer Eisen-Kristallstruktur in 165-milliardenfacher Vergrößerung dar. Unter dem Atomium befand sich als Anschauungsobjekt ein Nuklearreaktor, welcher heute als AGN-211-P in der Universität Basel steht. Auch nach knapp 60 Jahren hat das Gebäude nichts an seiner Faszination verloren. Steht man recht nah und schaut nach oben, dann scheint es einen regelrecht durch seine Dimensionen zu erschlagen. Eigentlich sollte es noch größer gebaut werden (133 Meter hoch), aber aus Gründen der Flugsicherheit konnte dies nicht realisiert werden.
Da wir bereits 10:00Uhr da waren, konnten wir problemlos Tickets erstehen (12€ pro Erwachsener) und sofort mit dem Fahrstuhl in die oberste Kugel fahren. Hier befindet sich die Aussichtsplattform mit einer sehr guten Rundumsicht. Anschließend ging es wieder mit dem Fahrstuhl runter, um dann mit Rolltreppen in eine weitere Kugel zu fahren. Hier gab es eine Ausstellung zur Entstehungsgeschichte und zur Expo 58. Weiter ging es mit einer weiteren Rolltreppe in eine andere Kugel. Ob es an der engen Röhre lag, oder weil sie so steil war, irgendwie beschlich mit ein merkwürdiges Gefühl und ich war froh, als ich oben war. Hier gab es eine Sonderausstellung zur ehemaligen staatlichen Fluggesellschaft Sabena. Auch diese war sehr interessant und zeigte deutlich, dass Fliegen früher einen ganz anderen Stellenwert hatte. Weitere Kugeln konnte man mit Treppen erreichen. Diese Runde machte Ulli mit den Kindern gleich zweimal, weil diese so viel Spaß an den Rolltreppen hatten. Zum Abschluss des Vormittags gab es noch eine Portion belgischen Fritten für alle.
Inzwischen ist das Heimweh erstaunlich groß geworden und Marla würde sich sehr freuen, wenn wir ihren Geburtstag in Erfurt mit den Großeltern feiern würden. Daher haben wir beschlossen, dass wir am Montag in Erfurt ankommen wollen. Für Marla soll es eine Überraschung werden. Das bedeutet aber auch, dass wir die nächsten drei Tage jeweils 200 Kilometer fahren müssen.
Heute ging es nach Aachen. Wir hatten Glück und fanden einen Parkplatz am Rande der Innenstadt. Nach kurzem Fußmarsch erreichten wir die Fußgängerpassage und konnten bei bestem Wetter bummeln. Auf dem Katschhof, einen Platz im Zentrum, wurde eine großer, temporärer Sandkasten aufgebaut. Hier konnten die Kinder nach Herzenslust buddeln. Leider fing es dann an zu regnen, aber wir flüchteten uns in den nahen Aachener Dom und konnten ausgiebig die interessante Architektur bewundern. Wir haben in den letzten drei Jahren dutzende Kirchen, Kathedralen und Dome gesehen. Aber dieser Dom ist einmalig. Über viele Jahrhunderte wurde er permanent umgebaut, erweitert und überbaut in den unterschiedlichsten Baustilen. Am eindrucksvollsten ist allerdings das karolingische Oktogon. Das ist das bedeutendste architektonische Beispiel für die karolingische Renaissance. Karl der Große ließ es gegen Ende des achten Jahrhunderts als Kern seiner Pfalzanlage errichten: Die Grundsteinlegung erfolgte um 795, die Fertigstellung um 803.
Leider hat Aachen keinen brauchbaren Wohnmobilstellplatz. Daher sind wir noch eine halbe Stunde nach Düren weiter gefahren. Hier gibt es einen schönen und ruhigen Wohnmobilhafen für günstige 9€ inkl. Strom.
Kilometerstand: 35380 km
Tagesetappe: 189 km
06.08.2017 Schwimmbad Kreuzau, Gießen, Bad Hersfeld
Heute Morgen wollten wir zügig loskommen. Wir hatten Lust auf Schwimmbad und waren nach 10 min Fahrt pünktlich zur Öffnungszeit 10:00 Uhr in Kreuzau. Wir hatten richtig viel Spaß. Das Bad selbst war eher klein und unspektakulär. Aber mehr braucht es auch nicht. Zum Mittag wollten wir dann raus, um unsere nächste Etappe zu fahren.
Als ein guter Zwischenstopp erschien uns Gießen. Die Stippvisite der Innenstadt mit dem 60er Jahre Charme hielten wir eher kurz. Marlon fand dort einen Brunnen, so dass er recht schnell pitschnass war. Bei diesen Temperaturen glücklicherweise kein Problem. Ulli hatte schließlich noch eine Idee für den späten Nachmittag. Wir fuhren in ein tolles Mitmachmuseum, das Mathematikum. 90 min vor Schließung bezahlt man dort nur noch 9 € für die Familie. Darüber hinaus waren wir praktisch alleine und konnten alles, was uns interessierte ausprobieren, ohne zu warten. Das hatte sich also sehr gelohnt.
Ein bisschen weiter wollten wir heute noch kommen. Wir fuhren bis zur nächsten Raststätte und machten dort in Ruhe unser (vorerst letztes) Abendbrot. Dann wurden die Kinder bettfertig gemacht. Bemerkenswert war Marlas Aussage, die heute zeitig ins Bett will: „weil ich morgen einen schönen Tag haben möchte und ausgeschlafen sein will.“
Gegen 21:30 Uhr waren wir schließlich in Bad Hersfeld am offiziellen Wohnmobilstellplatz. Die 6 vorgesehenen Plätze waren natürlich voll, auch darüber hinaus war der Parkplatz gut besucht. Auch wenn wir uns unsicher waren, für die Nacht würde es gehen. Außerdem musste noch diverse Dekoration für Marlas Geburtstag morgen vorbereitet.
Kilometerstand: 35741 km
Tagesetappe: 361 km
07.08.2017 Sölztal, Erfurt Maislabyrinth
Gleich nach dem Aufwachen fuhren wir zum nächstgelegenen Supermarkt. Marla als Geburtstagskind durfte wählen, was es zum Frühstück geben sollte – sie entschied sich für frische Brötchen.
Für den Vormittag hatte Ulli einen Kinderweg im Solztal gefunden. 14 Stationen auf 3 km, das sollte auch mit Marlon zu schaffen sein. Er ist zu Beginn auch gut gelaufen, aber irgendwann war die Puste weg. In der Mittagszeit starteten wir zur letzten Etappe. Für Marla sollte es eine Überraschung werden, dass wir heute noch in Erfurt ankommen und zusammen mit den Großeltern ihren Geburtstag feiern. Als sie die 3 Gleichen sah, war ihr klar, dass wir nicht mehr weit weg sind. Das heimlich geplante Treffen am Maislabyrinth mit allen Großeltern und sogar ihrem Onkel und Cousin aus den USA war eine gelungene Überraschung. Marlon jauchzte vor Freude. Die Buchstaben im Maislabyrinth fanden wir recht gut. Eigentlich wollten wir dort Kaffeetrinken, aber es gab leider keinen Kuchen. Glücklicherweise hatte Heidi einen Geburtstagskuchen gebacken, also fuhren wir zu uns nach Hause und machten dort Kaffee und hängten noch einen schönen Grillabend an.
Kilometerstand: 35873 km
Tagesetappe: 132 km
Gesamtkilometer: 4840 km