17.07.2020 Rudolstadt / Saalemaxx

Die Corona Krise hat die Welt noch fest im Griff und leider wütet der Virus auch noch in Europa. Zwar gab es schon zahlreiche Lockerungen, aber prompt gab es auch immer wieder lokale Hotspots mit zahleichen Ansteckungen. Aus diesem Grund haben wir beschlossen von unserem ursprünglichen Plan abzusehen (Dänemark, Kaliningrad, Weißrussland) und die Sommerferien in Deutschland zu verbringen.

Eigentlich stand für unseren ersten Tag Zeulenroda bzw. das Thüringer Meer auf dem Programm. Allerdings ergab ein Anruf beim Stellplatz, dass dieser bereits voll ist und die Glücklichen, die einen Platz ergattert hatten, einfach nicht mehr wegfahren wollen.

Also hatten wir uns spontan entschlossen nach Rudolstadt ins Saalemaxx zu fahren. Ein schönes und bezahlbares Bad mit angeschlossenen Wohnmobilstellplatz. Besser geht es nicht. 

Bei unserer Ankunft waren wir das zweite Wohnmobil und das Bad war fast leer. Selbst als die Wellen im großen Becken angeschaltet wurden, gab es kein Gedränge und viel Platz. Die Kinder und wir rutschten unzählige Male und nie mussten wir anstehen. Eigentlich wollten wir nur 2-3 Stunden bleiben. Aber zu Schluss haben wir fast die vier Stunden unserer Familienkarte ausgereizt.

Kilometerstand (Start): 54945 km
Kilometerstand: 54992 km
Tagesetappe: 47 km

18.07.2020 Leuchtenburg

Wir blieben diese Nacht alleine und haben sehr ruhig und lange geschlafen. Nur irgendwann umrundete uns ein Bus und weckte uns gegen 8 Uhr. Leider war der nächste Bäcker zuweit entfernt und so frühstückten wir mit leckeren Aufbackbrötchen. Zum Glück haben wir einen Backofen.

Nach dem Frühstück habe ich noch eine Plane über unsere Fahrräder gemacht, Landstrom eingeholt, Reisebereitschaft hergestellt und schon wurde es höchste Zeit aufzubrechen. Wir wollten uns heute 10:30 Uhr auf dem Parkplatz an der Leuchtenburg treffen. Zwar war ich mit den Kindern vor einem Jahr schon einmal da, aber Ulli noch nicht und wir hatten, mit Ausnahme der Burgschänken, nur sehr schöne Erinnerungen.

Nach einer herzlichen Begrüßung erklommen wir gemütlich den Berg zur Leuchtenburg. Es war nicht viel los und so mussten wir nirgendwo warten oder anstehen. Die Betreiber hatten sich etwas Besonderes einfallen lassen und etliche Tonnen Sand hochkarren lassen. Ein bekannter Sandkünstler arbeitete daran, aus einem riesigen Haufen einen Drachen zu formen. An einer anderen Stelle war ein großer Sandkasten aufgeschüttet und etwas weiter gab es eine kleine Oase mit Palmen, Sand und Strandkörben. Die Idee war so gut, dass sogar das MDR Fernsehen vor Ort war und den ganzen Tag Leute, auch uns, interviewte und unsere Meinung wissen wollte.

Nachdem wir die erste Hälfte der Burg erkundet war und Marla ein kleines Privatkonzert auf dem Flügel in der Kirche gab, kehrten wir in die Burgschänke ein. Zur Erinnerung, vor einem Jahr haben wir den verzweifelten Versuch etwas zu essen zu bekommen nach zwei Stunden abgebrochen. Diesmal war das genaue Gegenteil der Fall. Wir saßen noch nicht ganz, da wurden bereits unsere Getränkewünsche aufgenommen und nach kurzer Zeit standen unser Wünsche auch schon auf dem Tisch. Das Essen wiederum bekam man im Selfservice sehr schnell an einer anderen Baude. Gemütlich geht zwar anders, aber dafür sehr effizient und schnell.

Weiterging es mit der Porzellanausstellung. Und obwohl wir diese bereits vor einem Jahr besucht hatten, war sie immer noch interessant und kurzweilig. Besonders angetan hat es unseren Kindern die Waagen im Labor und der Blasebalg zum anheizen des Feuers. Im dritten Versuch hat es dann auch geklappt und unsere Kanne blieb heile. Zum Schluss haben wir noch unsere größten Wünsche unter UV-Licht auf Teller geschrieben und am Ende des Skywalks runtergeworfen.

Marlon wollte jetzt unbedingt noch einmal in den Sandkasten und nach Schätzen suchen. Wir nutzen die Gelegenheit und kehrten abermals in die Burgschänke ein, um Kaffee zu trinken. Und auch diesmal wurden wir sehr zackig bedient und jeder fand trotz der eingeschränkten Karte etwas für sich. Egal ob Kaffee, Kuchen oder Eis. Die Schänke ist zu empfehlen.

So verging der Nachmittag wie im Fluge und bald waren wir die letzten Gäste auf der Burg. So machten auch wir uns an den Abstieg und waren alsbald bei unseren Fahrzeugen. Da der Parkplatz sehr groß und ruhig war, beschlossen wir gleich hier zu bleiben und die Nacht zu verbringen. 

Kilometerstand: 55021 km
Tagesetappe: 29 km

19.07.2020 Wolfersdorf, Pößneck, Rudolstadt

Wir schliefen wieder fantastisch und selbst unser Frühaufsteher Marlon meldete sich erst deutlich nach Acht zu Wort.

Nach dem Frühstück fuhren wir nach Wolfersdorf. Auf einer Sehenswürdigkeiten Karte von Thüringen hatte ich ein Wasserschloss entdeckt. Leider zeigte sich vor Ort, dass dieses von aussen zwar sehr schön anzusehen ist, wir das Inneres aber Aufgrund umfassender Renovierungsarbeiten nicht zu Gesicht bekommen würden. Wirklich schade. Aber wir entdeckten ein "braunes Schild", dass ein Mittelalterdorf und Köhlerei verhieß. Wenige Kilometer später waren wir in Meusebach gelandet. Ein sehr schmuckes Dorf mit einen schönen Spielplatz. Marlon entdeckte sogar einen Betonmischer von Bruder und war fortan in intensivem Spiel versunken, während wir uns mit der Geschichte des Forsthauses bekannt machten.

Nach einem kurzen Spaziergang und einer interessanten Geschichte um das "Franzosen Kreuz" kamen wir beim Mittelalterdorf an. Leider mussten wir auch hier feststellen, dass die Besten Tage bereits lange zurücklagen und der Betrieb eingestellt wurde. Nunja, immerhin konnten wir auf ausgeblichenen Schildern etwas über das Köhlerhandwerk lernen.

Zurück am Wohnmobil vertiefte sich Marlon wieder ganz in den Betonmischer, während wir Pläne für den restlichen Tag machten. Heute war Sonntag und Ulli musste arbeitsbedingt wieder nach Erfurt fahren. Wir brauchen als einen Bahnhof mit brauchbarer Anbindung. So beschlossen wir nach Pößneck zu fahren und dann eine Radtour auf dem Orla Radweg nach Orlamünde zu unternehmen.

In Pößneck wurde gerade sehr viel gebaut, trotzdem fanden wir sehr gut den Weg und entdeckten einen schönen Park mit Wasserspielplatz. Während ich unentwegt die Archimedes Schraube bediente, hatte Marlon alle Hände voll mit dem öffnen und schließen diverser Klappen zu tun. Aber die Zeit drängte, so ein Zug wartet nicht und es lagen noch ca. 12 Kilometer vor uns. Der Radweg war wunderschön und vor allem abseits von Straßen. Zumindest bis zu einer Umleitung! Die schickte uns direkt auf eine vielbefahrene Bundesstraße. Kein Spaß mit Kindern. Was bitte waren das für Bauarbeiten, dass kein Fahrrad mehr passieren konnte? Nach etlichen Kilometern in der prallen Sonne gelangten wir wieder auf den Radweg und fuhren unbeschwert durch abgelegene Dörfe, Wildblumenwiesen und an Flüssen entlang.

So erreichten wir Orlamünde und hatten sogar noch Zeit für ein Eis. Pünktlich lieferten wir Ulli am Bahnhof ab und machten uns auf den Rückweg. Eigentlich fuhren wir sehr entspannt durch die Landschaft, aber mit einmal schepperte es unglaublich hinter mir. Marlon hatte den asphaltierten Weg verlassen und war beim Versuch wieder draufzufahren unsanft gestürzt. Der Helm hatte zahlreiche Scharten, aber schlimmeres verhindert. Trotzdem war die Oberlippe und Nase in Mitleidenschaft gezogen und es blutete anfangs recht stark. Zum Glück hatte ich Marlas Fahrrad mit einem Verbandskasten ausgestattet und mit Pflaster und tröstenden Worten war die Welt bald wieder in Ordnung. Auf dem Rückweg ignorierten wir diverse Baustellen, Sackgassen und Verbotsschilder und stellten erstaunt fest, dass der Radweg nicht nur durchgängig befahrbar war, sondern wir beinahe den schönsten Abschnitt verpasst hätten. Nach einem weiteren Stop am Wasserspielplatz waren wir nach 29 Kilometern wieder zurück am Wohnmobil.

Wir beschlossen zurück nach Rudolstadt zum bekannten Saalemax zu fahren und morgen dem Bad noch einen weiteren Besuch abzustatten.

Kilometerstand: 55092 km
Tagesetappe: 71 km

20.07.2020 Rudolstadt, Stegaurach

Heute haben wir bis 08:30 Uhr geschlafen und konnten uns nur schwerlich zum aufstehen motivieren. Aber irgendwann war der Hunger größer. Da weit und breit kein Bäcker in Sicht war und wir auch keine Aufbackbrötchen mehr hatten, gab es ein Müslifrühstück. Dabei entdeckten wir auf einer Kornflakes Verpackung, dass wir auf zahlreichen Erlebnisparks 50% Rabatt bekommen könnten. Mal schauen, ob wir den Gutschein irgendwo einlösen können.

Pünktlich um 10 Uhr standen gingen wir in das Bad und tobten noch einmal ausgiebig im Wasser und rutschten, bis uns schwindlig wurde. Zwischendurch habe ich noch einmal versucht Marlon das schwimmen beizubringen. Die Bewegungen sehen inzwischen schon gut aus, auch entwickelt er hinreichend Vortrieb. Aber ohne Schwimmflügel geht er sofort auf Tiefe. Da werden wir im Herbst doch noch einen Schwimmkurs buchen müssen.

Nach einer kurzen Stärkung sind wir gegen 3 Uhr in Richtung Bamberg gestartet. Dabei habe ich mich bewusst gegen das Navi entschieden, zum einen wollte ich noch etwas vom Thüringer Wald sehen und zum anderen war diese Route reichlich 40 Kilometer kürzer. Zumindest in der Theorie. Die Aussicht war wirklich phänomenal und die Örtchen allerliebst. Gleichwohl scheint man just dieses Jahr sehr viel Geld in den Straßenbau zu investieren und wir wurden von einer Umleitung in die nächste geschickt. Aber irgendwann wurde das Land wieder flacher und wir erreichten eine Autobahn.

Marlon hatte von der Oma 10€ bekommen und wollte unbedingt zu einem Müller=Spielzeugladen. Somit war unser erstes Ziel gesetzt. Allerdings waren seine Wünsche signifikant größer als das Budget. Und so verblieben wir bei einem "da denken wir noch einmal drüber nach". Schauen wir mal.

In der Zwischenzeit hatte ich mit einer alten Schulfreundin Kontakt und wir verabredeten einen Besuch. Es ist immer wieder schön sich nach langer Zeit wiederzutreffen und Neuigkeiten auszutauschen. Marlon nutzte die Gelegenheit und hat erstmal intensiv das viele Spielzeug ausprobiert. Es wurde spät und so beschlossen wir, die Nacht hier zu verbringen. Zumal sich die Gelegenheit ergab noch zusammen zu frühstücken.

Kilometerstand: 55236 km
Tagesetappe:  144 km

21.07.2020 Stegaurach, Ammerndorf

Pünktlich um Neun erschienen wir zu Frühstück. Frische Brötchen vom Bäcker und eine reichliche Auswahl an Wurst, Käse und Aufstrichen. Dazu noch Kakao und Tee. Es geht nicht besser. Wieder vertieften wir uns in Gesprächen, Marlon testete das Spielzeug und Marla nutzte das Wlan um die Nachrichten der letzten Tage aufzuarbeiten. So verging die Zeit wie im Fluge und wir verschoben die Abreise abermals auf den Nachmittag.

Irgendwann wurde es aber wirklich Zeit aufzubrechen. Wir wollten heute noch auf einen Stellplatz in Ammerndorf. Der ideale Ausgangspunkt für einen Besuch des Playmobil Funparks, da man leider auf dessen Parkplatz seit 2018 nicht mehr übernachten darf.

Unterwegs hielten wir noch bei einem Lidl um unsere Vorräte aufzufüllen. Marlon war zu müde, aber Marla hat tatkräftig unterstützt. So dauerte es auch nicht lange und wir hatten alles notwendige zusammen.

In Ammerndorf entdeckten wir einen schönen Spielplatz direkt an einem kleinen Bach. Die Kinder tobten umher und so dauerte es nicht lange und es wurde Zeit für das Abendbrot.

Kilometerstand: 55298 km
Tagesetappe:  62 km

22.07.2020 Playmobil Funpark

Gegen 8 Uhr wurde ich vom Lärm vieler Autos geweckt. Ich Blick zum Fenster raus sagte mir, es wird höchste Zeit aufzubrechen, bevor ich noch ganz eingeparkt werde. Nach wenigen Kilometern standen wir auf dem Besucherparkplatz vom Playmobil Funpark. Zu meiner Überraschung hatten hier einige Wohnmobile übernachtet, was laut Aussage auf der Webseite seit 2018 nicht mehr gestattet ist, aber scheinbar toleriert wird.

Nach einem Müslifrühstück und kurzen Fußmarsch waren wir am Eingang vom Park und kurz darauf auch drin. Zuerst ging es per Flossfahrt zum Piratenschiff. Und kurz darauf wurden die ersten Edelsteine und Goldstücke aus dem Sand gegraben. Da wir sehr früh dran waren, dauerte es nicht lange und wir hatten genügend Schätze zusammen. Weiter ging es über die Ritterburg, Meerjungfrauenlagune zur Westernstadt. Der Park ist mit viel Liebe zum Detail eingerichtet und überall gab es sehr viel zu entdecken. Und auch wenn es keine Fahrgeschäfte oder ähnliches gibt, es wird auch für große Besucher nie langweilig. Marlons Favorit war ganz klar der Wasserkanal. Hier konnte man mit verschiedenen Legobooten und Flugzeugen spielen. Eine Einlasskontrolle sorgte dafür, dass es ausgesprochen luftig zuging und das plantschen und Spiel mit den Booten war sehr kurzweilig.

Irgendwann bekamen wir Hunger und waren sehr positiv überrascht. Für humane 6€ bekamen wir ein Kids Menü samt Getränk und einer Legofigur. Für einen Park ein sensationeller Preis.

Leider war der Park inzwischen sehr voll und wir mussten hin und wieder anstehen. Kein Spass in der prallen Sonne. Aber auch hier war die Parkleitung sichtbar bemüht und hat zumindest partiell Sonnenschirme aufgestellt. Irgendwann waren wir dann an der Reihe und konnten bei der Polizeistation zur Verfolgungsjagd aufbrechen. Ich hatte zuerst Bedenken, dass Marlon mit den großen Tretautos zurechtkommt, aber vollkommen unbegründet. Er hatte den Bogen sehr schnell raus und kürzte gekonnt ab um Marla zu überholen. Einmal drängelte Marlon das Fahrzeug von Marla so gekonnt ab, dass diese auf der Wiese wutschnaubend liegen geblieben ist.

So langsam wurde Marlon ungeduldig und wollte unbedingt ins Playmobil Geschäft gehen. Nach kurzem anstellen waren wir an der Reihe und konnten reingehen. Die Menschen kauften hier ein, als ob es das einzigste Playmobil Geschäft in Deutschland wäre oder aber die Preise sensationell günstig wären. Ich hatte einen vollkommen anderen Eindruck. Allerdings konnte ich diesen Verdacht nicht sofort überprüfen, da mit Betreten des Stores ich abrupt keinen Mobilfunk mehr hatte. Aber ich wusste, dass ein Ghostbusters Ecto 1 auf der Straße um die 40€ zu haben ist. Hier sollte er als Spezial Offer 53€ kosten. Wir haben uns dann für ein Feuerwehrboot entschieden. Angeblich mit knapp 50% Rabatt. Kaum war ich aus dem Laden wieder raus, hatte ich wieder vollen Mobilfunkempfang. Eine kurze Recherche zeigte, dass wir damit ungefährt den Straßenpreis (ohne Versand) bezahlt hatten. Naja, immerhin nicht mehr.

Jetzt wurde es aber Zeit und wir fuhren über die Autobahn zum nächsten Stellplatz. Dieser wurde vom Wohnmobilhersteller Concorde betrieben und analog zu seinen Wohnmobilen war auch der Stellplatz. Regelrecht luxuriös. Umgeben von den ganzen Megalinern könnte man schon Komplexe entwickeln...

Kilometerstand: 55376 km
Tagesetappe:  78 km

23.07.2020 Prichsenstadt, Fulda

Der Stellplatz lag etwas außerhalb und auf einer Anhöhe. Eigentlich ideale Bedingungen um den Kometen zu beobachten. Leider hatte sich aber pünktlich mit der Dunkelheit die Concorde Werbungsbeleuchtung eingeschaltet. Damit war die Lichtverschmutzung so groß, dass faktisch keine Sterne mehr zu sehen waren.

Aufgeweckt wurde ich heute als unfreiwilliger Zuhörer zweier Concorde Fahrer. Diese mussten sich doch ausgerechnet vor meinem Alkoven darüber unterhalten, warum sie sauer auf ihren Händler sind und wie er sie über den Tisch gezogen hat. In solchen Momenten wünscht man sich eine Außensprechanlage, um lautstark um Ruhe zu bitten. Leider hat sich gezeigt, dass Corona bedingt im Moment keine Führungen durchgeführt werden. Wirklich schade. Die Kinder und ich hätten sehr gern gesehen, wie Wohnmobile gebaut werden.

Das Ver- und Entsorgen war aufgrund des luxuriösen Platzes ein regelrechter Genuss. Es gab sogar einen Stein, damit man die Toilettenkassette zum Öffnen bequem ablegen konnten. Ich glaube, ich hatte noch nie eine bessere Ver- und Entsorgungsstelle.

Weiter ging es in Richtung Prichsenstadt. Google hatte einen Waldlernpfad ausgeworfen und wir konnten uns dafür begeistern. Leider haben wir den Einstieg nicht gefunden und kurzerhand uns Prichsenstadt angeschaut. Was für ein liebliches Örtchen. Überall waren Tafeln angebracht, um die Bedeutung des Gebäudes in den letzten Jahrhunderten zu erläutern. Und zum Schluss stießen wir auf ein privates Museum mit allerlei Fossilien, Mineralien und Tand. Besonders eine Scheibe eines versteinerten Baumes erregte meine Aufmerksamkeit. Wie sich herausstellte, war diese aus Chemnitz. Beim Umzug des steinernen Waldes hatte man drei Baumscheiben angefertigt. Ein ging an einen Sammler, eine liegt im Tietz und die dritte konnte ich gerade bewundern. Die Welt ist wirklich klein.

In der Mittagspause fuhren wir ein großes Stück nach Fulda. Angekommen gingen wir in angrenzenden Park und hatten mit Spielplätzen und Fitnessgeräten unseren Spaß.

Kilometerstand: 55518 km
Tagesetappe:  142 km

24.07.2020 Fulda, Feriendorf Silbersee

Nachdem Frühstück spazierten wir wieder durch den angrenzenden Park, versuchten uns an einigen Fitnessgeräten, spielten "Fährmann hol über" mit einem Floss und prüften unsere Geschicklichkeit auf dem Spielplatz. Der Park ist wirklich sehr schön und abwechslungsreich. Aber irgendwann kamen wir doch bei unserem eigentlich Ziel, dem Feuerwehrmuseum, an. Wir waren die ersten Gäste und so nahm sich der Museumsangestellte viel Zeit, um uns auf die Highlights hinzuweisen. Nachdem er anhand von unserem Corona Anmeldezettel erkannte, dass wir aus dem "Osten kamen, empfahl er uns wärmstens den "Feuerwehrtrabant" und den "Feuerwehr Barkas". Und ich bekam noch eine Ausgabe des aktuellen Feuerwehrmagazins geschenkt, da die Titelstory sich um ein Feuerwehrauto vom Tschechischen Hersteller Tatra drehte. Das Museum selber war ausgesprochen sehenswert. Sehr bildlich wurde allumfassend alle Aspekte der Brandbekämpfung seit der Gründung von Wehren. Die Sammlung antiker und alter Utensilien und Fahrzeuge zur Brandbekämpfung ist ausgesprochen beeindruckend und immer wieder wurden unterhaltsame Geschichten und Anekdoten erzählt. Marla und Marlon spielten mit einer "Kinderfeuerwehr" und mussten unentwegt zu neuen Einsätzen ausrücken.

Zurück am Wohnmobil stellten wir Abfahrtbereitschaft her und fuhren Richtung Norden nach Frielendorf. Wir wollten unsere Freunde im Feriendorf Silbersee besuchen. Ein schönes Fleckchen auf dem Wohnmobilstellplatz war schnell gefunden und kurz darauf erreichten wir mit den Rädern unsere Freunde am gegenüberliegen Sandstrand. Den Rest des Tages brachten wir am See zu und ich ging sogar ins Wasser. Während Marla sich im Stand-Up-Paddling versuchte, erkundeten Marlon und ich den See mit dem aufblasbaren Kanu von unseren Freunden. So verging der Nachmittag wie im Fluge und am Abend haben wir sogar noch zusammen gegrillt. Der Tag war so schön, dass wir sofort beschlossen noch einen Tag zu bleiben.

Kilometerstand: 55605 km
Tagesetappe:  87 km

25.07.2020 Feriendorf Silbersee

Mit dem Fahrrad waren es nur fünf Minuten vom Stellplatz zu unseren Freunden im Feriendorf Silbersee (Hier hätten wir uns auch prima mit den Großeltern treffen können).

Eigentlich wollten wir erst morgen reiten gehen. Allerdings war für morgen schlechtes Wetter angesagt und die Aussicht eine Stunde lang in einer Halle im Kreis zu reiten war nicht sehr verlockend. Deshalb hat Claudia kurzerhand auf jetzt gleich umgebucht. Mit dem Fahrrad ging es nur bergab und nach wenigen Minuten standen wir auf dem Pferdehof.

Es dauerte nicht lange um die Sattel einzustellen, die Kinder daraufzusetzen und schon liefen wir durch Wiesen und Felder und genossen die Landschaft. Die Kinder im Sattel vermutlich etwas mehr als ich, der nebenher laufen musste, immer bemüht nicht in Pferdeäpfel zu treten oder über eine der zahlreichen Unwegsamkeiten zu stolpern. Weiterhin war Marlons Pferd ausgesprochen verfressen und kam an keinem saftigen Grashalm vorbei. Und so handelte ich mir zahlreiche "Hochziehen! HOCHZIEHEN!!!" vom Reitlehrer ein. Egal, den Kindern hat es ausgesprochen gefallen.

Nach einem kleinen Mittagessen gingen wir in den Kletterwald. Das besondere war, dass das Sicherungsseil in eine Führungsschiene eingeführt wird. Ist es erstmal drin, läuft es die ganze Zeit mit, bis man den Parcours absolviert hat. Das ermöglichte den Kindern ein selbstständiges Klettern und den Eltern etwas Freizeit. Marla hatte schon zahlreiche Parcours bewältigt und hatte keinerlei Schwierigkeiten. Marlon war am Anfang etwas vorsichtiger, aber bereits in der zweiten Runde absolvierte er den Parcours mit einer Selbstverständlichkeit, als hätte er nie etwas anderes gemacht.

Am Abend kochten wir alle zusammen und Dank "Uncle Ben's" gab es heute Reis mit Hühnchen kantonesischer Art oder Rotes Cremiges Curry. Mmmmhhhhh. Lecker.

Kilometerstand: 55605 km
Tagesetappe:  0 km

26.07.2020 Feriendorf Silbersee

Die Nacht hatte es wie verrückt geregnet und gestürmt. Der Regen war angesagt und wir hatten unsere Fahrräder mit einer großen Plane davor geschützt. Der Sturm war nicht angesagt und so wurden unsere Fahrräder einfach umgeweht. Zum Glück ist nichts ernsthaftes passiert.

Eigentlich wollten wir heute ins Hallenbad gehen, leider zeigte sich aber, dass kurz nach Öffnung bereits alle 55 Verfügbaren Eintrittskarten vergeben waren. Also beschlossen wir kurzerhand zum nahegelegenen Wildpark Knüll zu fahren. Er war noch sehr leer und so konnten wir ganz in Ruhe die Natur genießen und Tiere beobachten. Das Rotwild war so zahm, dass es sich bereitwillig von den Kindern streicheln ließ. Mir haben besonders die beiden jungen Bären gefallen, die im Pool plantschten und sich gegenseitig neckten.

Nach zwei Stunden waren wir wieder am Eingang. Leider überzeugte uns das Angebot der Gastronomie nicht. Wo sind nur die Zeiten hin, wo es im Tierpark/Zoo deftige Suppen (Gulasch- oder Erbsensuppe), ein paar Wiener mit Brot und Senf und dazu eine Faßbrause (grün oder rot, wir haben beide) gab? Egal wie, zur großen Freude der Kinder fuhren wir zum nächsten McDonalds und jeder bekam seine Juniortüte.

Zurück am Wohnmobil haben wir aufgewaschen, Staub gewischt, den Boden sauber gemacht und aufgeräumt. Da alle mit anpackten kamen wir gut voran und so dauerte es nicht lange und wir konnten auf eine Partie Minigolf ins Feriendorf fahren. 

Kilometerstand: 55605 km
Tagesetappe:  0 km

27.07.2020 Feriendorf Silbersee, Homberg (Efze)

Wie heißt es so schön, auch der Gast macht sich strafbar. Und so wurde es heute Zeit vorläufig Abschied von unseren Freunden zu nehmen und weiterzuziehen. Vorher wollten wir aber noch zusammen ins hiesige Hallenbad gehen. Nach unseren Erfahrungen vom Sonntag wollten wir aber diesmal rechtzeitig uns anstellen, da Corona bedingt nur 55 Personen eingelassen werden. So standen wir nach dem Ver- und Entsorgen gegen 13:45 Uhr am Hallenbad und waren diesmal die Ersten.

Das Bad war zwar recht klein, aber trotzdem vergingen die drei Stunden beim Schwimmen, Plantschen und Rutschen wie im Fluge. Auch habe ich noch einmal mit Marlon das Schwimmen ohne Schwimmflügel geübt. Allerdings zeigte sich wieder, dass trotz guten Schwimmbewegungen und hinreichend Vorschub, Marlon sofort auf Tiefe geht, wenn ich ihn loslasse. Es ist halt noch kein Meister vom Himmel gefallen und wir müssen weiter dranbleiben.

Nach dem Bad haben sich die Kinder noch ein Eis geholt, natürlich das Größte was zu haben war. Aber dann war es endgültig Zeit Abschied zu nehmen. Wir fuhren gerade mal 10 Kilometer weiter nach Homberg und stellten uns auf den ausgeschilderten Wohnmobilstellplatz. Zwar war er kostenfrei, inkl. Strom und Wasser!, aber irgendwie wurde ich nicht warm mit ihm. Auf einem Schild entdeckte ich einen zweiten, viel näher an der Innenstadt und der Burg, die wir morgen besichtigen wollten. Nach einer kurzen Fahrt durch die Innenstadt entdeckten wir ihn im zweiten Anlauf. Abseits der Straße unter hohen Bäumen war tatsächlich ein gepflasterter Platz für zwei Wohnmobile.

Kilometerstand: 55619 km
Tagesetappe:  14 km

28.07.2020 Homberg (Efze), Kassel (Wilhelmshöhe)

Auf unserer gestrigen Fahrt durch die Innenstadt haben wir viele idyllische Fachwerkhäuser gesehen und auch die Burg sah vielversprechend aus. Also haben wir unsere Freunde angerufen, ob sie nicht vorbeikommen wollten. Und so erklommen wir die steilen Pfad zur Burg und waren so ziemlich die ersten Besucher heute. Die Burg hatte eine bewegte Geschichte und bot nicht nur den tiefsten ummauerten Brunnen (150m tief, die Erbauern benötigten im vier-Schicht-Betrieb 8 1/2 Tage für einen Meter!), sondern vom Turm auch einen phantastischen 360° Rundumsicht. Dank des guten Wetters konnten wir die Aussicht sehr genießen und sehr weit ins Land schauen.

Der Abstieg gestaltete sich etwas abenteuerlich, da wir vom direkten Weg abkamen und uns über umgestürzte Bäume einen Weg nach unten suchen mussten. Aber dafür haben wir zufällig einen Waldkindergarten entdeckt und die Kinder gingen begeistert auf Entdeckungstour.

Die Innenstadt bestand noch aus sehr vielen, herausgeputzten Fachwerkhäuser und so bummelten wir an Jahrhunderte alten Häusern vorbei, eh wir uns beim obligatorischen Eis und mit Fischbrötchen stärkten. Ein wirklich schöner Tag.

Wir verabschiedeten uns abermals und fuhren weiter nach Kassel (Wilhelmshöhe). Direkt hoch zum Herkulesdenkmal. Eigentlich wollten wir hier die Nacht verbringen, um uns morgen das Wasserspektakel anzuschauen. Leider zeigte sich, dass es scheinbar Corona bedingt im Moment nicht stattfindet. Wirklich schade. Wir hatten es auf unserer allerersten Fahrt bereits einmal gesehen und mich hatte es sehr beeindruckt. Nicht nur künstlerisch, sondern vor allem auch die dahinterliegende Ingenieurskunst. So blieb es bei einer Wanderung um den Herkules und dem Genuss der Aussicht. Zurück am Wohnmobil haben wir beschlossen, wieder runterzufahren, unterwegs unsere Vorräte aufzufüllen und uns auf den Stellplatz gegenüber dem Campingplatz zu stellen.

Kilometerstand: 55679 km
Tagesetappe:  60 km

29.07.2020 Hann. Münden

Der Stellplatz vor dem Campingplatz in Kassel ist wirklich sehr empfehlenswert. Wir standen sehr ruhig und hatten ausgesprochen gut geschlafen. Aber irgendwann trieb uns der Hunger aus den Federn.

Wir fuhren heute nach Hann. Münden. Mein Atlas hatte mir die Innenstadt ans Herzen gelegt und er hat nicht zuviel versprochen. Wir bekamen einen Stellplatz direkt am Flussdreieck und die Stadt überzeugte mit über 500 Fachwerkhäusern. Wir hatten schon viele alte Innenstädte gesehen. Aber soviele, so gut erhaltene und restaurierte Fachwerkhäuser auf einem Fleck noch nicht. Da kann auch Duderstedt nicht mithalten. Und so fühlten wir uns den halben Tag wie in einem Museum bzw. wie Zeitreisende. Nach einem Tipp fanden wir auch einen schönen Spielplatz und die Kinder tobten ausgiebig umher.

Irgendwann bekamen wir Hunger und fanden durch Zufall einen Fleischer, der zahlreiche Preise gewonnen hatte. Unter anderem die beste Europäische und Deutsche Bratwurst. Die wollten wir natürlich probieren. Leider war die Beste deutsche Bratwurst gerade aus, aber die Beste europäische wusste vollends zu überzeugen. Der Mann verstand sein Handwerk und hatte sich die dutzende Pokale redlich verdient.

Heute waren wir etwas zeitiger zurück am Wohnmobil. Das nutzte Marlon für ein intensives Spiel mit seiner Feuerwehr, Marla zum lesen und ich hielt eine kurze Siesta.

Kilometerstand: 55724 km
Tagesetappe:  45 km

30.07.2020 Göttingen

Heute war es endlich so weit. Ulli wollte in Göttingen zu uns stoßen. Hoffen wir das Beste, dass Sie Ihren Zug bekommt und alles klappt.

Die Fahrt verlief problemlos und schon bald standen wir für sehr humane 12€ die Nacht auf einem Top2019 Platz direkt am Bad. Besser geht es nicht. Wir bekamen sogar noch Rabatt auf den Eintrittspreis und konnten für sehr günstige 15€ den ganzen Tag im Bad plantschen.

Das Bad war nicht riesig, aber sehr gepflegt, sauber und erstaunlich abwechslungsreich. Und das Beste, es war nur sehr wenig besucht. Selbst der Schnellimbiss war empfehlenswert. Zum einen war die angebotene Abwechslung und die Qualität gut und zum anderen haben sie es mit den Preisen nicht übertrieben.

So verging der Tag wieder einmal wie im Fluge und es wurde Zeit das Bad zu verlassen. Ich rechnete gegen 18 Uhr mit Ulli und wollte sie nicht warten lassen. Und tatsächlich, wir waren gerade am Wohnmobil zurück, da sah ich Ulli sich nähern und lotste sie zum Wohnmobil. Das war ein Hallo. Die Kinder überschlugen sich regelrecht mit den Neuigkeiten und Erlebnissen der letzten zwei Wochen.

Wirklich schön, dass alles so gut geklappt hat und wir endlich wieder zusammen reisen können.

Kilometerstand: 55756 km
Tagesetappe:  32 km

31.07.2020 Göttingen, Ebergötzen, Duderstadt

Wir fuhren mit den Rädern die wenigen Kilometer in die Innenstadt. Und obwohl es eine Fußgängerpassage und hin und wieder Fachwerkhäuser gab, so richtig hat uns die Stadt nicht vom Hocker gerissen. Auch wenn es schon spannend war an den zahlreichen Tafeln zu lesen, welche Berühmtheit zu welcher Zeit in diesem Haus weilte.

Zurück am Wohnmobil haben wir noch auf dem Top2019 Platz, der diesen Preis zurecht verdient hat, Ver- und Entsorgt und sind anschließend in Richtung Nord-Osten nach Ebergötzen gefahren. Der Ort bot gleich zwei Highlights. Zuerst das Brotmuseum. Es war erstaunlich wie viel es über Brot zu erfahren gab. Jetzt haben wir auch endlich das Geheimnis der Zahl hinter dem Mehltyp gelernt. Als zweites Highlight hat der Künstler, Dichter und Comiczeichner Wilhelm Busch hier Jahre seiner Jugend verbracht und kehrte aufgrund einer tiefen Männerfreundschaft regelmäßig wieder heim. Hier sammelte er auch die Inspiration für seine berühmteste Geschichte Max und Moritz. Mindestens drei der Figuren waren von tatsächlichen Personen des Dorfes inspiriert. Auch die Mühle seines Freundes spielte eine wichtige Rolle. 

Nach einem erfrischenden und leckeren Eis aus unserem Tiefkühler (ja, nachdem wir das Steuergerät gewechselt haben funktioniert er wieder zuverlässig), fuhren wir weiter nach Herzberg. Wir füllten unsere Vorräte bei Lidl auf und sogar der einzige Stellplatz war noch frei. Aber so richtig warm wurden wir nicht mit dem Ort uns es war noch zeitig. Also fuhren wir doch nach weiter nach Rhumequelle. Hier gibt es eine Karstquelle, die 2500 l/s frisches, kühles Wasser nach oben befördert. Beim Umwandern der Quelle haben wir ein Schild mit einem Wanderparkplatz entdeckt, angeblich mit Weitsicht in den Harz. Perfekt, da wollten wir übernachten. Leider zeigte sich, dass die Straße dahin schmal und nur für Anlieger freigegeben war.

Daher haben wir spontan beschlossen noch weiterzufahren und auf den uns bekannten Stellplatz in Duderstadt zu nächtigen.

Kilometerstand: 55828 km
Tagesetappe:  72 km

01.08.2020 Duderstadt, Nordhausen, Questenberg

Zum Glück kühlte es relativ schnell ab und die Temperaturen wurden erträglich. So schliefen wir Bestens bis 9 Uhr. Nach einem Müslifrühstück gingen wir in den Park und besuchten den gigantischen Spielplatz. Marlon teilte die Positionen ein und Ulli und ich pumpten abwechselnd Wasser, bis uns die Arme lahm wurden. Nachdem der halbe Sandkasten überschwemmt war, ging es weiter zum Trampolin, zur Schaukel und zu Wasserpilzen. Immer wenn man auf diesen hüpfte, spritzte das Wasser aus acht Düsen im hohen Bogen. Sehr zur Freude der Kinder. Irgendwann hatten die Kinder genug und nach einem kurzen Stadtbummel kehrten wir zum Wohnmobil zurück.

Auf dem Weg nach Nordhausen kamen wir am Grenzmuseum vorbei. Zwar waren Corona bedingt einige interaktive Stationen gesperrt, aber der Rest genügte immer noch, um den Bau der Mauer und die geschichtlichen Hintergründe anschauliche zu erklären. Besonders die Geschichten rund ums Eichsfeld und den Zwangsumsiedlungen (Codename Ungeziefer und Kornblume) haben mich sehr nachdenklich gestimmt. Aufgrund der hohen Temperaturen und da nicht eine Wolke am Himmel war, haben wir die Außenanlagen mit den erhaltenen Grenzsicherungsmaßnahmen nur flüchtig begutachtet. Aber es war schon erstaunlich, welche Energie die DDR in die Verhinderung der Flucht der eigenen Bevölkerung steckte.

Weiter ging es nach Nordhausen und wir fanden einen super Parkplatz direkt in der Innenstadt neben einem Spielzeugladen. An dem kamen wir nicht vorbei und so durften wir die Wunschzettel von Marlon auf den aktuellen Stand bringen. Während des Stadtbummels fanden wir ein einladendes Cafe und gönnten uns Kaffee und Kuchen bzw. für die Kinder ein Eis. Nachdem wir noch den Dom, zahlreiche Fachwerkhäuser und Brunnen besichtigten, ging es weiter nach Questenberg. Hier fanden wir einen kleinen und ruhigen Parkplatz für die Nacht.

Kilometerstand: 55913 km
Tagesetappe:  85 km

02.08.2020 Questenberg, Wettelrode, Lutherstadt Eisleben, Merseburg

In der Nacht hatte es angefangen zu regnen und kühlte merklich ab. Leider wurde es aber unglaublich schwül. So war der Aufstieg zur Ruine Questenburg kein Vergnügen. Aber die Aussicht entschädigte für alles. Ein kleiner Verein kümmert sich um die Sicherung der Ruine. Wir fanden das unterstützenswert und spendeten in ihre Schatzkiste in der lokalen Dorfgaststätte. Dafür bekamen wir neben einem Dankeschön noch ein Prospekt mit Sehenswürdigkeiten der Umgebung. So beschlossen wir spontan nach Wettelrode zu fahren und Europas ehemals größte Kupfermine zu besuchen. Wir hatten Glück und bekamen gerade noch Platz in der nächsten Führung. Mit dem Förderkorb ging es 283 Meter abwärts und anschließend fuhren wir noch mit der Grubenbahn. Obwohl sie nicht schnell fuhr, erweckten die Geräusche, die Dunkelheit und das Gerüttel Erinnerungen an eine Achterbahnfahrt. Unser Führer erklärte sehr anschaulich die Entwicklung der Abbautechnik über die Jahrhunderte. Hin und wieder konnte selber Hand angelegt werden und eine der Maschinen in Aktion erlebt werden. Der dabei entstehende Lärm war ohrenbetäubend.

Während wir unter Tage waren, hatte es wie aus Kübeln geschüttet und überall waren gigantische Pfützen entstanden. Zum Glück regnete es aber zusehens weniger und so erreichten wir halbwegs trocken unser Wohnmobil. Weiter ging es zur Lutherstadt Eisleben. Der Geburts- und Sterbeort von Martin Luther. Die Stadt selber machte keinen sehr sehenswerten Eindruck. Verfallende Häuser, Leerstand und die menschenleere Innenstadt sprachen eine eindeutige Sprache. Verstärkt wurde dieser Eindruck noch durch den Regen und die dunklen Wolken. Auf dem nassen Pflaster ist Marla auch noch ausgerutscht und hat sich am Knie verletzt. Aber immerhin fanden wir ein schönes Eiscafe.

Weiter fuhren wir nach Merseburg zu einem offiziellen Stellplatz der Stadt. Zwar ohne jegliche Einrichtung, dafür aber kostenfrei. Auf den Weg dahin wurde der Kopf von Marlon immer schwerer und schließlich ist er eingeschlafen.

Kilometerstand: 56010 km
Tagesetappe:  97 km

03.08.2020 Merseburg, Pahna

Ulli war so nett und hat vom nahegelegenen Bäcker frische Brötchen geholt und wir konnten lecker frühstücken. Anschließend schlenderten wir entspannt in Richtung Schloss. Es ist im Stil der Renaissance erbaut und war Königspfalz, Bischofssitz und Herzogsresidenz. Es sah seht vielversprechend aus, allerdings harmonierten die Öffnungszeiten nicht mit unseren Plänen. So blieb es bei einer Besichtigung von außen. Marlon interessierte sich vor allem für den Käfig mit zwei Raben. Während unseres Bummels durch die Stadt entdeckte Marlon einen Müller Markt und so mussten wir unbedingt alle reingehen, um seine Wunschlisten zu aktualisieren.

Zurück am Wohnmobil stellten wir Abfahrtbereitschaft her und fuhren zum nächsten Lidl. Wir füllten unsere Vorräte auf, hielten eine kurze Bortzeit ab und fuhren schließlich nach Pahna auf einen Campingplatz, um Freunde zu treffen und einige schöne Tage gemeinsam zu verleben.

Unsere Freunde haben extra einen Platz für unser Wohnmobil unter Bäumen vor ihrem Zelt freigehalten. So standen wir sehr schön zusammen und die Begrüßung fiel sehr herzlich aus. Vor 20-30 Jahren campten wir regelmäßig in Pahna, beispielsweise um Männertag gemeinsam zu feiern. Und so kamen beim ersten Rundgang jede Menge Erinnerungen an eine längst vergangene Zeit hoch.

Nachdem wir zusammen Kaffee getrunken hatten, ging es an den "Strand", sprich "Pahnaer See". Das Wasser war erstaunlich sauber und warm und so konnten die Kinder nicht genug vom toben im Wasser bekommen. Irgendwann stellte sich aber der Hunger ein. Wir hatten uns einen einfachen Grill ausgeliehen und alles für ein Grillfest notwendige vom Lidl mitgebracht. Da wir über keinen Tisch verfügten und der Campingplatz aufgrund Corona auch keine Biertischgarnitur mehr verleiht, war guter Rat teuer. Aber die Lösung fand sich in Form einer Waldschänke, die wir kurzerhand okkupierten. So konnten wir ungestört grillen und gemeinsam speisen. Lecker!

Es wurde sehr spät und vor allem kalt. Irgendwann, weit nach Mitternacht, trieb uns die Kälte schließlich in die Betten/Schlafsäcke. 

Kilometerstand: 56089 km
Tagesetappe:  79 km

04.08.2020 Pahna

Wir haben alle sehr gut und lange geschlafen. Allerdings hatte es Nachts auf 11°C abgekühlt und Claudia hatte in ihrem Schlafsack gefroren. Später am Tag stellte sich heraus, dass sie die Anleitung nicht gelesen und den aufblasbaren Boden nicht eingebaut hatte.

Nach einem opulenten Frühstück liesen wir es ruhig angehen. Der Himmel war bewölkt und die Temperaturen zu niedrig um baden zugehen. So beschlossen wir ins nahegelegene Maislabyrinth zu fahren. Wir mit den Rädern, unsere Freunde mit dem Auto.

Im Labyrinth galt es verschiedene Stationen zu suchen und seinen Laufzettel auszufüllen. Wir gingen dabei recht effizient vor. Hin und wieder teilten wir uns auf und jeder erkundete seinen Teil des Labyrinthes. Wer was gefunden hatte machte sich lautstark bemerkbar und holte wieder alle zusammen. Damit fanden wir die verschiedenen Stationen recht schnell und lernten nebenbei noch jede Menge über Pilze und die Kunst der Pilzzucht. Nachdem obligatorischen Eis fuhren wir zurück, nicht ohne an einer Streuobstwiese zu halten und einige Birnen zupflücken.

Zum Abendbrot haben wir gemeinsam gekocht und uns Reis mit Hühnchen Süß/Sauer schmecken lassen. Bei dem einen oder anderen Radler bzw. Glas Hugo verging der Abend wieder sehr schnell und es kühlte empfindlich ab. So beschlossen wir ins Wohnmobil zu gehen und noch einige Partien Rommé zu spielen.

Kilometerstand: 56089 km
Tagesetappe:  0 km

05.08.2020 Pahna

Heute haben wir so lange geschlafen, dass wir beim Laden keine frischen Bäckerbrötchen mehr bekommen haben. Stattdessen gab es nicht ganz fertige Aufbackbrötchen. Trotzdem hat uns das Frühstück geschmeckt und die Stimmung war Bestens.

Der Wetterbericht verhieß Gutes und er sollte Recht behalten. Bei bestem Sonnenschein stiegen die Temperaturen sehr schnell und wir beschlossen heute einen Strandtag einzulegen.

Die Kinder bauten im Sand Burgen oder spielten mit ihren Booten. Das Wasser war noch halbwegs sauber und erstaunlich warm. Und da die Sonne schon arg brannte, trieb es mich irgendwann auch ins Wasser, um mich abzukühlen. So verging der Tag sehr kurzweilig und eh mach sich versah war es Zeit das Abendbrot vorzubereiten.

Heute sollte es, zur Freude der Kinder, Nudeln geben. Und da wir in unserer illustren Wertmünzensammlung für Pahna passende entdeckten, waren wir alle noch duschen.

Da die Kinder letzte Nacht merklich zu wenig geschlafen hatten, ging es heute zeitiger ins Bett. Wir saßen noch lange bei Bier und Hugo zusammen, tauschten Neuigkeiten aus und erinnerten uns an längst vergangene Zeiten. Irgendwann wurde es uns wieder zu kalt und wir setzten uns ins Wohnmobil und spielten abermals Rommé.

 

Kilometerstand: 56089 km
Tagesetappe:  0 km

06.08.2020 Pahna, Chemnitz

Die Nacht war wieder viel zu kurz, aber immerhin konnten wir dank der knapp zweistelligen Temperaturen sehr gut schlafen.

Heute war es Zeit Abschied zu nehmen, da wir nach Chemnitz weiterfahren wollten. Aber erstmal haben wir sehr gut und lange gefrühstückt. Wir waren gerade fertig, da kamen auch schon die Großeltern von unseren Freunden zu Besuch. Wir zeigten ihnen den Zeltplatz und blieben bei den Tischtennisplatten hängen. Marla brachte uns die neuesten Regeln wie Kronen und Loserrecht bei. Zurück am Wohnmobil haben wir zusammengepackt und Abfahrtbereitschaft hergestellt. Es waren wirklich schöne Tage zusammen, aber jetzt hieß es vorläufig Abschied zu nehmen.

Bei einer weiteren Folge von ??? verging die Fahrt sehr schnell und die Großeltern warteten schon auf der Straße auf unsere Ankunft. Nachdem die Neuigkeiten ausgetauscht waren und wir den Kaffee und Kuchen genossen hatten, statte ich dem lokalen Sportgeschäft noch einen Besuch ab und konnte drei! Paar Schuhe ergattern. Damit war ich nun bestens für alle Gegebenheiten ausgestattet.

Im nahegelegenen Baumarkt konnte ich noch unsere leere 11Kg Gasflasche für günstige 15€ gegen eine neue tauschen. Auch habe ich eine neue Glühbirne für Marlons Fahrrad ergattern.

Kilometerstand: 56142 km
Tagesetappe:  53 km

07.08.2020 Chemnitz

Heute hatte Marla Geburtstag und wir hatten als Überraschung einen Besuch im Sonnenland Park organisiert. Vorher haben wir aber noch gefrühstückt und Marla hat ihre ersten Geschenke ausgepackt.

Nach unserer Ankunft habe ich erst einmal einen Schrecken bekommen, ob der Massen, die bereits an der Kasse anstanden. Aber nach der Öffnung verliefen die sich schnell. Auch haben wir einen sehr schönen Grillplatz bekommen. Mit der Traktorbahn erkundeten wir den Park und blieben als erstes beim Riesenrad hängen. Die Aussicht war großartig, auch wenn die Augustusburg im Dunst nur schemenhaft zu erkennen war. Weiter ging es zur Teppichrutsche. Nach den Erfahrungen vom Irrland hatte ich so meine Bedenken. Aber die Betreiber haben extra Rutschreduzierer unter jedem Teppich genäht. Damit konnte man auch die höchsten und steilsten Rutschen runtersausen, ohne dass man sich Sorgen machen musste.

Und dann war es auch schon Mittagszeit. Zurück am Grillplatz habe ich den Grill angeworfen und keine halbe Stunde später konnte das Grillfest beginnen. Lecker!

Jetzt erkundeten wir alle zusammen zu Fuß den Park und dabei verging die Zeit wie im Fluge. Und obwohl der Park jetzt keine Megasensationen zu bieten hat, hatten wir alle unseren Spaß und kamen auf unsere Kosten.

Kilometerstand: 56142 km
Tagesetappe:  0 km

08.08.2020 Chemnitz

Nach den Anstrengungen des gestrigen Tages wollten wir es etwas ruhiger angehen lassen, sprich wir hatten beschlossen heute in Chemnitz zu bleiben. Genügend Zeit um diverse anstehende Arbeiten wie WLan umkonfigurieren, Rechner updaten und diverse Fragen der Großeltern zu beantworten, abzuarbeiten.

Eigentlich wollte ich mir ein neues Navi gönnen, hatte es auch schon bestellt, allerdings hatte der Händler hinsichtlich der Lieferzeit massiv untertrieben. Und so wurden aus 1-3 Tage Lieferzeit mindestens zwei Wochen. Dann halt nicht. Und so habe ich beschlossen, die letztes Jahr eingebaute Lenkradfernbedienung an das alte Radio anzuschließen. Was für ein Gewinn. Anstelle mich durch etliche Menüs zu klicken reicht jetzt ein Druck am Lenkrad, um die Navigation aufzurufen.

Dann konnte ich noch intensiv auf meinem Flipper spielen. Immer wieder eine große Freude. Auch wenn die diversen ausgefallenen Lämpchen nach einer Wartung rufen. Das werde ich dann zu Weihnachten machen.

Und dann sind wir zum "Emils 1910" gefahren. In einem ehemaligen Porsche Autohaus gibt es sehr guten Kuchen, Kaffee und Eis. Und auch wenn die Wespen und Bienen den Genuss etwas gestört haben und Ulli gestochen wurde, die Qualität der angebotenen Waren ist über jeden Zweifel erhaben und es war sehr lecker.

Kilometerstand: 56142 km
Tagesetappe:  0 km

09.08.2020 Chemnitz, Moritzburg, Kleinwelka

Heute statteten wir den anderen Großeltern einen Besuch ab. Auch hier gibt es immer irgendwas zu reparieren, zu konfigurieren oder aufzubauen. Und da wir nicht mehr so häufig in Chemnitz sind, hatte sich wieder ordentlich was aufgestaut. Aber irgendwann war es geschafft und der Gulasch entschädigte für vieles.

Jetzt wurde es aber Zeit aufzubrechen und Chemnitz zu verlassen. Als erstes fuhren wir nach Moritzburg, um uns noch einmal das Schloss aus "drei Hasselnüsse für Aschenputtel" anzuschauen. Dabei ist mir das erste Mal aufgefallen, dass die Zufahrt schnurrgerade direkt ins Wasserschloss führt und sich somit schon von weitem ein beeindruckender Anblick bietet. Scheinbar hatten wir bisher immer einen anderen Weg gewählt.

Bei bestem Wetter präsentierte sich das Schloss von seiner strahlensten Seite. Leider war Corona bedingt jeglicher interaktiver Teil der Ausstellung gesperrt. Daher beließen wir es bei einem Rundgang um das Schloss und hoffen auf bessere Zeiten. Marla hat dann auch direkt die "berühmte" Treppe wiedererkannt und uns noch einmal die Geschichte mit dem Schuh erklärt. und zum Schluss haben wir noch ein sehr leckeres Eis genossen.

Es war schon spät geworden und so fuhren wir nach Kleinwelka. Morgen wollten wir den Saurierpark besuchen und vorher auf dem Parkplatz übernachten. Bei unserer Ankunft hatte der Park schon geschlossen und die letzten PKWs verließen den Parkplatz. Wir fanden eine schöne, lange Parklücke in unmittelbarer Nähe zum Eingang und keiner schien sich daran zu stören.

Beim zubereiten des Abendbrotes ging eine der Herdplatten immer wieder aus. Das Problem hatten wir schon einige Male, aber heute war es so schlimm, dass wir den Knopf permanent gedrückt halten mussten. Während des Abendprogramms für die Kinder schraubte ich die Gasplatte auseinander und stellte fest, dass sich ein Konglomerat aus Rost und Verkohlten Lebensmittelresten angesammelt hatte und die Düsen verstopften. Nach einer intensiven Reinigung war das Problem behoben.

Kilometerstand: 56309 km
Tagesetappe:  167 km

10.08.2020 Kleinwelka, Ebersbach

Wir waren bereits auf unserer ersten Fahrt vor fünf Jahren hier. Aber der Park hatte sich schon deutlich verändert. Schon von weitem sahen wir das neue Empfangsgebäude, dass an eine Zellteilung erinnern sollte. Weiter ging es auf eine Zeitreise durch die Entstehungsgeschichte des Lebens vorbei an Vulkanen mit der Ursuppe, bis wir im Zeitalter der Dinosaurer angelangt waren. Dabei gab es links und rechts immer wieder etwas zu entdecken und die Kinder konnten sich an diversen Aktivitätspunkten austoben.

Ein erstes Highlight war ein "Kino" mit einem erstaunlich lebendigen und realistischen Film über den letzten großen Flug eines Flugsaurier. Weiter ging es zu einem Matschspielplatz mit gut funktionierender Pumpe. Nachdem uns die Arme lahm geworden und der Platz überschwemmt war, liefen wir zu den Kletterfelsen. Zwar musste Marla motiviert werden, aber dann kletterte sie problemlos die Felsen hoch. Währenddessen machte Marlon die Riesenrutsche unsicher.

Bei unserem ersten Besuch vor fünf Jahren hatte Marla nach einen heiden Respekt vor den gruseligen Geräuschen und Kulissen im "Lost Place". Heute flitzten beide Kinder umher und erklärten uns, dass es alles nicht echt sei. Gleichwohl hat ein beherzter Schlag gegen das eiserne Tor der Überwachungsstation nicht nur für ein unglaubliches Geräusch gesorgt, sondern unseren beiden Kindern auch kurz den Atem stocken lassen.

Es ist schon erstaunlich, was hier aus der Arbeit von Franz Gruß entstanden ist. 1978 begann er in seinem privaten Garten mit der Modellierung von lebensechten Sauriern aus Eisengeflecht und Beton. Damit erweckte er schnell großes Aufsehen und hat immer weiter gemacht. Als sein Grundstück nicht mehr ausreichte, setzte er sein Wirken auf dem gemeindeeigenen Pachtgrundstück fort und legte damit den Grundstein für den heutigen Park.

Nach einem erlebnisreichen Tag fuhren wir nach Ebersbach, einer Gemeinde zwischen Bautzen und Zittau, unserem eigentlichen Ziel. Unterwegs füllten wir bei einem Aldi noch unsere Vorräte auf. Angekommen stellten wir fest, dass bereits fünf Mobile vor uns hier waren und eigentlich kein Platz mehr für uns war. Aber Ulli redete mit einigen Wohnmobilisten und diese rückten etwas zusammen.

Kilometerstand: 56341 km
Tagesetappe:  32 km

11.08.2020 Ebersbach

Heute Vormittag wollten wir ins Bad gehen und dann weiterfahren. Allerdings war das Bad schön und das plantschen im kühlen Naß so erfrischend, dass wir bald beschlossen zu verlängern und den Tag im Freibad zu verbringen. Und so entspannten wir beim spielen, baden und nichts tun.

Das Bad lag direkt neben einer imposanten Kirche. Wie sich später herausstellte handelte es sich im Sachsens schönste Barockkirche. Die wollten wir uns nicht entgehen lassen und wir hatten großes Glück. Normalerweise geschlossen, war sie gerade offen, da die Vorbereitungen für eine Trauung in vollem Gange war. Das beeindruckend große Kirchenschiff war komplett mit Holz vertäfelt und bemalt. Höhepunkt war, als ein junger Mann uns noch anbot auf der Orgel zu spielen.

Heute Abend sollte es Lasagne geben. Das sind so die Momente, wo ich mich sehr über unseren Ofen freue.

Leider habe ich zum späten Abend noch einen Nackenschlag erhalten. Wieso brannte im Bad das Licht? Und vor allem, wieso konnte ich es nicht ausschalten? Spätestens nachdem ich den Schalter demontiert hatte, beide Kabel lose in der Luft hingen und das Licht immer noch brannte, war ich ratlos. Ich dachte bisher, dass mit dem Strom habe ich verstanden, aber warum die Lampen leuchten, wenn die Kabel lose in der Luft hängen war zuviel für mich. Zum Glück hatten wir Landstrom und so blieb das Licht im Bad halt an. Vielleicht geht es auch wieder von alleine aus.

Kilometerstand: 56341 km
Tagesetappe: 0 km

12.08.2020 Herrnruth, Löbau, Görlitz, lost place

So schön der Tag gestern im Bad war, es war Zeit weiterzufahren. Durch schmale aber idyllische Straßen fuhren wir nach Herrnhuth und schauten uns unterwegs eine zufällig gefundene Bockwindmühle an. Angekommen stellten wir erfreut fest, dass wir heute unseren eigenen Herrnhuther Stern basteln konnten. Während Marla und ich fleißig die Zacken anklebten, war marlon und Ulli im kleinen Museum und angeschlossenen Indoorspielplatz verschwunden. Unsere Bastelei ging flott voran, allerdings wurde es zunehmend schwieriger. Je mehr Zacken montiert wurden, desto schwieriger wurde es den Stern anzufassen. Und so musste ich immer wieder abgebrochene Zacken nachleimen. Aber irgendwann war es geschafft und unsere Sterne leuchteten bunt (Marla) bzw. gelb (meiner). Anschließend haben wir noch die Schauwerkstatt und das kleine Museum besucht. Es war wirklich erstaunlich, mit welcher Geschwindigkeit und vor allem Präzision aus dem flachen Papier die Zacken für die verschiedenen Sterne entstehen.

Weiter ging es nach Löbau. Allerdings war es mit 33° für einen Stadtbummel zu heiß und wir beließen es mit einer Stadtrundfahrt. Aber Löbau sag sehr sehenswert aus und wir werden es uns irgendwann intensiver anschauen. Weiter ging es auf einen Berg zu einem gußeisernen Turm. Über 119 Stufen erklommen wir die oberste Plattform und genossen die wunderschöne Rundumsicht.

Als nächstes ging es nach Görlitz. Wir waren vor fünf Jahren auf unserer ersten Tour schon einmal hier. Daher fanden wir sofort einen schönen Parkplatz, bummelten durch die Innenstadt und erholten uns bei einem leckeren Eis.

Eigentlich wollten wir heute noch zur Kulturinsel in Einsiedel fahren. Allerdings hat ein Anruf ergeben, dass alleine für die Übernachtung auf dem Stellplatz 40€! aufgerufen werden. Ohne Eintritt in den angrenzenden Park! Der würde noch einmal mit 56€ für uns vier (2 Erwachsene und 2 Kinder) zu Buche schlagen. Damit haben wir den, unserer Meinung nach, teuersten Stellplatz in Europa gefunden und direkt abgewählt. Jetzt stehen wir ganz in der Nähe auf einer idyllischen Wiese bei absoluter Ruhe und hoffen, dass es bald kühler wird.

Leider hat sich unser Problem mit den Badlampen nicht alleine repariert. Also habe ich beschlossen mit Marla zusammen die Ursache zu suchen. Durch rütteln und biegen der Kabel näherten wir uns, da die Badlampen ab und zu ausgingen oder zumindest flackerten. Und dann entdeckte ich die Ursache. Die Italiener haben die Kabel direkt neben dem Ofenrohr verlegt. Durch die Zubereitung der Lasagne hatte sich dieses stark erhitzt und ein Kabel angeschmolzen. Es war regelrecht mit dem Ofenrohr verschweißt. Dabei wurde die Isolierung beschädigt und es gab Kontakt zwischen dem Kabel und dem Metall des Ofenrohrs, das zusammen mit dem Ofen offensichtlich auf Masse gelegt war. Damit war der Schalter überbrückt und die Lampen leuchteten. So unschön das auch war, der Fehler lies sich recht einfach mit Isolierband beheben.

Kilometerstand: 56419 km
Tagesetappe: 78 km

13.08.2020 Rothenburg, Ostritz

Dank dem Brötchenservice baumelte eine Tüte mit verschiedenen Brötchen an unserem Rückspiegel. Damit stand einem perfektem Frühstück nichts mehr im Weg.

Heute stand eine Paddeltour auf der Neiße auf dem Programm. Nach der Anmeldung wurden wir zum Ausgangspunkt gefahren, bekamen eine kurze Einführung und schon paddelten wir in der Neiße. Es dauerte nicht lange und wir hörten ein Rauschen. Die ersten "Stromschnellen" kündigten sich an, die wir perfekt meisterten. Weiter paddelten wir meistens vollkommen alleine durch die abgeschiedene Landschaft. Nur zahlreiche Libellen begleiteten uns.

Als nächstes erreichten wir den Imbiss der Kulturinsel Einsiedeln. Dieses war mitten in den Fluß gebaut und wir nahmen die Einladung dankend an. Bei dieser Gelegenheit konnten wir auch einen kleinen Einblick in "Die geheime Welt von Turisede" erlangen und einige Gebäude erklettern und besichtigen. 

Wir paddelten weiter durch idyllischste Landschaften. Dabei freuten wir uns sehr, dass entgegen den Ankündigungen der Himmel heute fast komplett bedeckt war. Kaum auszudenken, wenn die Sonne uns heute den ganzen Tag im Boot geröstet hätte. Gegen Mittag entdeckten wir eine schöne Anlegestelle mit Picknickbänken im Wald. Wir legten an, zogen das Boot an Land und ließen es uns mit eiskalter Melone und leckeren Brötchen gut gehen.

Wenig weiter mussten wir unser Schlauchboot aus dem Wasser heben und 100 Meter um ein Wehr tragen. Bei den Temperaturen eine sehr schweißtreibende Angelegenheit. Aber alle packten mit an und ruckzuck paddelten wir weiter. Auf einer Sandbank ließen wir unser Boot auflaufen und "badeten" im Fluss. Dabei war das Wasser erstaunlich warm und sauber. Wir konnten sogar zahlreiche Fische beobachten. Zum Schluß galt es noch zwei kleine Wehre zu passieren und dazu das Schlauchboot zwischen zwei weißen Bojen durchzuführen. Aber das war für uns kein Problem und trotz des niedrigen Wasserstandes blieben wir nicht stecken. Die Tour machte uns großen Spaß und hat sich für alle gelohnt.

Weiter ging unsere Fahrt nach Süden. Wir wollten auf einem Stellplatz in der Nähe von Kloster St. Marienthal in Ostritz übernachten. Leider gab es aber zahlreiche Baustellen und Umleitungen in Görlitz, die nur von Einheimischen bewältigt werden konnten. Und so landeten wir schließlich im Nirgendwo und fuhren auf winzigen Dorfstraßen durch die sehr sehenswerte Landschaft unserem eigentlichen Ziel entgegen.

14.08.2020 Ostritz, Zittau

Zum Glück kühlte es in der Nacht etwas ab und wir schliefen sehr gut. Und so konnten wir bei noch angenehmen Temperaturen ins nahegelegene Kloster laufen.

Die gesamte Klosteranlage war 2010 mannshoch überschwemmt. Zum Glück waren die Spuren der Zerstörung beseitig und das Kloster erstrahlte in neuem Glanz. Und da wir sehr zeitig dran waren, waren wir auch die einzigen Besucher. Das Kloster St. Marienthal ist das älteste Frauenkloster des Zisterzienserinnen Ordens in Deutschland, das seit seiner Gründung ununterbrochen besteht. Zum Schluss unserer Besichtigung sind wir noch auf einen kleinen Berg gelaufen und haben uns das Kloster von oben angeschaut. Inzwischen brannte die Sonne wieder unerbittlich und wir waren froh, als wir nach einem kurzen aber steilen Anstieg wieder am Wohnmobil waren.

Weiter ging die Fahrt nach Zittau. Beim ersten Aldi haben wir unsere Vorräte aufgefüllt und sind dann zum städtischen Stellplatz gefahren. Dieser war sehr groß und nahe der Innenstadt gelegen. So dauerte es mit den Rädern nur wenige Minuten und wir konnten in der Innenstadt die Großeltern begrüßen. Sie waren extra angereist, um mit uns zusammen den morgigen Geburtstag mit Ulli zusammen zufeiern.

Nach einem kurzen Bummel durch die Innenstadt sind wir bei einem Cafe eingekehrt und haben uns aufgrund der Wespen für einen Platz im Lokal entschieden. Eine gute Wahl wie sich später zeigen sollte, denn ein kurzer, aber sehr heftiger Schauer verbunden mit Böen jagte über den Marktplatz. Und so ließen wir im Trockenen unser Eis und Kuchen schmecken.

Wie schlenderten an der Johanneskirche vorbei und entschieden uns spontan für die Turmbesichtigung. Die Aussicht war phänomenal und trotz der Regenwolken konnten wir erstaunlich weit ins Land schauen. Noch spannender waren aber die Geschichten, die ein Mitglied vom lokalen Förderverein zu Besten gab. Angefangen vom Türmer, der tatsächlich über drei Etage im Turm lebt und nach Möglichkeit jeden Tag kurz vor 18 Uhr Trompete bläst. Es stellte sich heraus, dass wir faktisch in seinem Wohnzimmer standen! Bis zum Braunkohleabbau in Polen, der mindestens bis 2045 weitergehen soll und den grenznahen Dörfern in Tschechien das Wasser abgräbt. Und dass Polen plant noch einen tieferen Braunkohleflöz zu erschließen und somit den Tagebau noch 100 Meter tiefer in den Boden graben will.

Die Zeit verging wie im Fluge und es wurde Zeit ans Abendbrot zu denken. Und da es immer wieder regnete, beschlossen wir in ein nahegelegenes Lokal mit verschiedensten Gerichten einzukehren. Von Döner bis Indisch war alles zu haben und so fand jeder für sich das passende.

Kilometerstand: 56518 km
Tagesetappe: 19 km

15.08.2020 Zittau, Jonsdorf, Oybin

Heute hat Ulli Geburtstag. Um ihn gebührend zu feiern und alle zusammen einen schönen Tag zu verbringen, sind wir sehr zeitig aufgestanden und trafen uns nach einem Müslifrühstück mit den Großeltern 08:30 Uhr am Bahnhof von Zittau. Wir wollten zuerst mit der Zittauer Schmalspurbahn nach Jonsdorf fahren. Leider konnte man keine Sitzplätze reservieren und so hatte ich Alpträume von einem vollen Bahnsteig. Zum Glück erwies sich das als unbegründet. Wir bekamen bequem Platz im Cabriowagon und die Dampflok schnaufte pünktlich 08:45 Uhr los. So durch die Landschaft zu zuckeln ist ein unvergessliches Erlebnis. Angekommen in Jonsdorf wanderter wir zur Felsenstadt. Wir passierten viele sehenswerte Umgebindehäuser, Mühlsteinbrüche und geschnitzte Figuren. Ein Teil von uns lies es sich nicht nehmen und erklomm einen der Felsen, um die gigantische Aussicht zu genießen.

Wir haben es gerade noch geschafft, unseren Zug 12:07 Uhr nach Oybin zu bekommen. Den kurzen Aufenthalt in bertsdorf haben wir genutzt, um uns die Werkhalle anzuschauen. Die engagierten Mitglieder des Vereins arbeiten hier die Loks und Wagons auf, damit die Zittau Schmalspurbahn noch lange fahren kann.

In Oybin wanderten wir bergauf zur sehr sehenswerten Burgruine bzw. Kloster. Nachdem der Aufstieg geschafft war, gab es sehr viel zu entdecken und die Aussicht zu genießen. Wie hatten großes Glück, ein Duo aus Geiger und Keyboardspieler nutzte die hervorragende Akustik in der Klosterruine, um alte und neue Hits zu spielen. Zum Schluss sind wir sogar noch den kompletten, teilweise in den Fels gehauenen, Rundweg gegangen und konnten so den Blick in jede Richtung genießen. Zurück im Dorf kehrten wir in ein Cafe für Kaffee, Kuchen und Eis ein. Die Kinder tobten derweilen auf einem riesigen Spielplatz mit Gleisen, Zügen, Bahnhöfen usw.

Auf dem Weg zurück nach Zittau fing es doch tatsächlich zu regnen an und als wir am Wohnmobilstellplatz vorbeikamen sahen wir auch schon, dass alles ordentlich naß war. Damit mussten wir das gemeinsame Grillen leider ins Wasser fallen lassen. Nach kurzer Überlegung kamen wir überein, dass wir noch einmal das Restaurant von gestern aufsuchen sollten.

Der Tag war zwar durchaus anstrengend, aber wir haben viel erlebt, viel gelacht und viel Zeit zusammen verbracht. Ulli war begeistert und hat sich sehr über ihren Geburtstagsausflug gefreut.

Kilometerstand: 56518 km
Tagesetappe: 0 km

16.08.2020 Bad Muskau

Heute hatten wir wieder mehr Zeit und konnten entspannt frühstücken. Dann hieß es zusammenpacken, die Fahrräder verstauen und Abfahrtbereitschaft herstellen. Wir waren fast fertig, da kamen die Großeltern noch einmal vorbei. Marlon wollte unbedingt unser neues Spiel zeigen und so spielten wir alle zusammen noch eine Runde Affenalarm. Irgendwann war es soweit und die Eltern verabschiedeten sich in Richtung Chemnitz und wir fuhren nach Bad Muskau.

Weltweite Bekanntheit erlangte die Stadt durch den Fürsten und Landschaftskünstler Hermann von Pückler-Muskau, der mit seinem Landschaftspark ein einzigartiges Kulturgut geschaffen hat, das zum Welterbe geworden ist. Und so schnallten wir die Fahrräder ab, um den sehr weitläufigen Park zu erkunden. Da der weitaus größere Teil im heutigen Polen liegt, überquerten wir auch immer mal wieder die Grenze. Ohne Europa undenkbar.

Eigentlich wollten wir auch das Schloss besichtigen, allerdings funktionierte das Highlight, eine 8 minütige simulierte Kutschfahrt, im Moment nicht. Auch waren Corona bedingt viele interaktive Stationen geschlossen. So haben wir den Museumsbesuch auf bessere Zeiten verschoben. Aber auch so war das Schloss sehr beeindruckend und später kehrten wir noch in das Schlosscafe ein, um einen einen Fürst Pückler Eisbecher zu genießen, da das uns empfohlene Cafe König Urlaubsbedingt geschlossen war.

Kilometerstand: 56613 km
Tagesetappe: 95 km

17.08.2020 Cottbus

Nachdem Aufstehen sind wir zum nächsten Lidl gefahren, um mit frischen Brötchen zu frühstücken.

Heute wollten wir nach Cottbus fahren und uns die Stadt anschauen. Unterwegs sahen wir aber ein "braunes Schild", Aussichtsplattform Braunkohleabbau. Das klang vielversprechend und so bogen wir kurzerhand ab. Ein Fehler, wie sich noch rausstellen sollte. Wir fuhren Kilometer um Kilometer und konnten keinen weiteren Hinweis entdecken. Warum steht eigentlich nie eine Entfernungsangabe auf diesen Schildern? Ich wollte es gerade als "Erfahrung" abhaken, da tauchte doch tatsächlich ein weiteres Schild auf. Wir parkten auf einem vollkommen verwahrlosten und verwilderten Parkplatz und wanderten los. Natürlich gab es wieder keine Entfernungsangabe und nichts deutete im Entferntesten auf einen gigantischen Braunkohletagebau hin. Und so liefen wir in der brütenden Hitze über Sandboden durch trockene Kieferwälder. Ich wollte schon aufgeben und umkehren, da erreichten wir die "Aussichtsplattform", die unglaubliche Ähnlichkeit mit einem kleinen Kletterturm von einem Spielplatz hatte. Diese hatte ihre beste Zeit auch schon hinter sich und stand mit Sicherheit schon 10 Jahre ohne jeglich Pflege hier und der Zahn der Zeit hatte bereits reichlich genagt. Aber das Beste, der Braunkohletagebau war höchstens am Horizont zu erahnen, aber keinesfalls zu sehen. 

Mit diesem unschönen Ergebnis steuerten wir direkt das Bad "Lagune" in Cottbus an. Das Bad betreibt auch einen guten Stellplatz und so konnten wir problemlos den ganzen Tag im Bad plantschen und den aktuellen Temperaturen trotzen.

Kilometerstand: 56673 km
Tagesetappe: 50 km

18.08.2020 Burg, Lübben

Mit meinem Cousin hatte ich telefonisch vereinbart, dass wir uns 10:30 Uhr am Bismark Turm in Burg im Spreewald treffen. Und obwohl wir beide aus verschiedenen Richtungen angefahren kamen, konnten wir uns pünktlich begrüßen.

Das Wetter spielte allerdings vorerst nicht mit und so regnete es gelegentlich. Einer Besichtigung des Bismark Turms tat das keinen Abbruch, auch wenn die Aussicht wegen den vielen, dunklen Wolken eher bescheiden war. Wir beschlossen das Wohnmobil stehen zulassen und fuhren mit unseren Verwandten die wenigen Kilometer nach Burg. Die Stadt hatte an sich schon wenig zu bieten, aber bei dem Wetter und Dienstags (vieles geschlossen!) noch weniger. Aber immerhin wurde das Wetter zusehens besser. Und nachdem wir endlich den Hafen gefunden hatten, beschlossen wir eine der berühmten Spreewaldbootsfahrten zu machen. Knapp zwei Stunden wurden wir durch den Spreewald gestackt und unser Bootsführer wusste durchaus mit Fakten und Geschichten zu begeistern. Wir haben dann noch an einem "Swim-Inn" gestoppt und konnten uns von der Qualität der Gurken überzeugen. Auch hatten wir das Glück und konnten einige Nutria, Biberratten, beobachten. Die zwei Stunden Tour hat hungrig gemacht und wir stärkten uns noch am Hafen bei Erbsensuppe, Plinsen oder Eis. Dabei war es nicht einfach, gegen die zahlreichen Wespen die Oberhand zu behalten.

Zurück am Wohnmobil haben wir beschlossen, noch zur Ferienwohnung von unseren Verwandten zu fahren und noch etwas gemeinsam den Abend zu verleben. Aber wie heißt es so schön: "Auch der Gast macht sich strafbar" und so fuhren wir nach einem Herzlichen Abschied weiter nach Lübben auf den Wohnmobilstellplatz.

Kilometerstand: 56727 km
Tagesetappe: 54 km

19.09.2020 Storkow

Wir haben fantastisch geschlafen und taten uns mit dem aufstehen schwer. Aber heute wollten wir uns mit Freunden aus Erfurt in Irrlandia, einem Vergnügungspark in Storkow treffen. Und so fuhren wir auf sehr idyllischen Straßen und Allen nach Storkow und machten beim Wohnmobilstellplatz an der Schleuse fest. Wir hatten Glück und bekamen noch einen schönen Platz.

Nach 25 Minuten Fußmarsch erreichten wir pünktlich Irrlandia und unsere Freunde waren auch schon da. Nach einem herzlichen Helau starteten wir in den Mit-mach-Park. Überall gab es etwas zu entdecken, zu klettern oder die Möglichkeit, naß zu werden. Ein wirklich großer Spaß für die ganze Familie. Beispielweise gab es einen Tunnel mit zahlreichen, zufällig auslösenden Wasserfällen zu passieren. Wer schafft es trocken durchzukommen? Bei den aktuellen Temperaturen oberhalb von 30°C ein großer Spaß.

Nachdem wir endlich den Aufstieg zum großen Rutschenturm geschafft hatten, extrem beschwerlich für Personen über 1,30m!, stürzten wir uns todesmutig mit lautem Schrei die "Freifallrutsche" runter. Ich wäre am liebsten wieder runtergeklettert, allerdings war die Aussicht auf den mühseligen Abstieg und die zahlreichen Kinder hinter mir, "sollen wir Sie schubsen!", hinreichend Motivation um schließlich doch runterzurutschen. Es war großartig, aber einmal reicht dann auch.

Eine Katastrophe war der Versuch Mittagessen zu organisieren. Scheinbar wurde jede Pommes frisch von Hand geschnitzt. Anders war die wahnwitzig langsame Abarbeitungsgeschwindigkeit nicht zu erklären. Nach einer knappen Stunde hatten wir es dann aber geschafft und konnten unser "Fast Food" genießen. Allerdings galt es dabei noch gegen die zahlreichen Wespen zu bestehen.

Weiter ging es über zahlreiche Labyrinthe und Klettertürmen zu den Wasserbombenkatapulten. Beim Versuch, Marlon die Funktionsweise zu demonstrieren, flog eine Wasserbombe erstaunlich weit über das Ziel hinaus und hätte fast andere Gäste getroffen. Aber die haben es mit Humor genommen. Zum Schluss wurde noch mit Wasserbomben Fangen gespielt. Wer lässt sie fallen? Bei wem wird sie platzen?

So verging der Tag wie im Flug und für unsere Freunde wurde es Zeit zu gehen. Wir blieben noch etwas, bis uns die Parkmitarbeiter freundlich, aber bestimmt zum gehen aufforderten. Ein wirklich schöner Tag.

Kilometerstand: 56769 km
Tagesetappe: 42 km

20.08.2020 Berlin, Karls Erdbeerhof

Marla hatte sich schon lange gewünscht, die Hauptstadt von Deutschland zu sehen. Es geht ja auch nicht an, dass sie fast alle Hauptstädte von Europa kennt, aber noch nie in Berlin war. Also setzten wir zielstrebig Kurs auf die Siegessäule. Der Verkehr in Berlin ist wirklich nicht schön und man muss höllisch auf den Verkehr, Radfahrer und Fußgänger aufpassen. Umso erfreuter war ich, als ich direkt am "Großen Tiergarten" an der Straße des 17. Juni einen Parkplatz gefunden hatte. Leider stellte sich aber heraus, dass diese nur für PKWs waren. Allerdings gab es weiter vorne, direkt vor dem Brandenburger Tor Busparkplätze, wenn auch nur für eine Stunde. Aber für einen Bummel durch das Brandenburger Tor und unter den Linden hat es allemal gereicht.

Zurück am Wohnmobil fuhren wir durch Regierungsviertel und landeten wieder an der Siegessäule. Diesmal entdeckte Ulli aber einige parkende LKWs. Und tatsächlich, wie fanden nur einen Steinwurf von der Siegessäule entfernt in der Altonaer Straße einen Parkplatz. Perfekt.

Mit der S-Bahn ging es zuerst zum Hauptbahnhof. Nachdem ich Marlon alles gezeigt und erklärt hatte, wollte wir eigentlich in der DB Kantine essen gehen. Leider war diese aber wegen Corona nicht zugänglich. Also ging es weiter zum Alexanderplatz. Nach einer Stärkung flanierten wir zum Brunnen der Völkerfreundschaft, zur Weltzeituhr und natürlich zum Fernsehturm. 

Besonders letzteres weckte Erinnerungen an meine eigene Kindheit und so habe ich einige Kindheitsbilder aus den Erinnerungen nachgestellt.

Weiter ging es über den Neptunbrunnen zu den Hackeschen Höfen. Das heiße Wetter zeigte Wirkung und Marlon wollte eigentlich nur noch ins Wohnmobil zurück. Aber vorher galt es unbedingt noch der East Side Gallery in der Nähe des Ostbahnhofs einen Besuch abzustatten. Im Grenzlandmuseum hatten wir schon viel über die ehemalige Grenze gelernt und wollten uns das längste erhaltene Stück Mauer am Originalstandort ansehen.

Zurück am Wohnmobil galt es noch aus der Stadt nach Westen zu fahren. Auf dem Navi sah es einfach aus und wir sollten in knapp 20 Minuten beim Erdbeerhof sein. Die Realität sah anders aus. Wir standen im Stau und viele Autofahrer glänzen nicht gerade mit Gelassenheit. Da wird hektisch links und rechts reingedrängelt, die Radfahrer sind erstaunlich erfinderisch bei der Wahl ihrer Fahrspuren und manchmal rennt noch ein selbstmörderischer Mensch über die breite Straße. Aber irgendwann wurde es ruhiger uns wir kamen bei Karls Erlebnis-Dorf in Elstal an. Da er noch geöffnet hatte nutzten wir die Gelassenheit für einen ersten Rundgang.

Kilometerstand: 56886 km
Tagesetappe: 117 km

21.08.2020 Karls Erdbeerhof

Geweckt wurden wir heute durch das Gedudel der Vergnügungsparkmusik. Dabei war es noch nicht einmal acht Uhr. Also habe ich mich angezogen und bin mit dem Wohnmobil direkt zum leeren Parkplatz am Eingang gefahren und habe mich zu den anderen Campern gestellt. Ich war aber sehr froh nicht hier geschlafen zu haben, da es durch die direkt angrenzende Autobahn sehr laut war.

Nach einem schnellen Müslifrühstück starteten wir in den Park und holten uns für jeweils 12€ eine Tageflatrate. Der Park war noch sehr leer und die Temperaturen noch sehr angenehm. Leider zeigte sich aber, dass faktisch alle Attraktionen erst um 10 Uhr geöffnet werden. So schlenderten wir durch den noch leeren Park und konnten uns alles in Ruhe anschauen. Ab 9 Uhr waren dann die ersten kleineren Attraktionen verfügbar und pünktlich um 10 Uhr standen wir an der Achterbahn. Diese war mit viel Liebe zum Detail gebaut und eingerichtet und die zweite Fahrt des heutigen Tages gehörte uns.

Über das Löffelkarussell, der Saftpresse, die Erdbeerschleuder und die Traktorfahrt näherten wir uns langsam meinem Highlight. Der Eiswelt. Wir bekamen Thermoumhänge und konnten dann den Kühlraum mit der Ausstellung unter dem Motto "Ferner Osten ganz nah" betreten. Die teilweise übermannsgroßen Figuren und Skulpturen waren sehr beeindrucken und teilweise sehr filigran gearbeitet. Die Musik und das Licht taten ihr übriges. Auch konnten wir uns so abkühlen, denn draußen herrschten inzwischen 33°C.

Nachdem wir uns im lokalen Fast-Food Restaurant gestärkt hatten, ging es wieder nach draußen und die Hitze hätte uns beinahe erschlagen. Während die Kinder eine um die andere Runde mit dem Autoscooter drehten, suchten wir verzweifelt Schatten und schwitzten vor uns hin. Zum Glück wollten die Kinder noch einmal Achterbahn fahren und wir mussten im kühlen Gebäude anstehen.

So verging der Tag schneller als gedacht und nachdem wir unsere Einkäufe erledigte hatten, fuhren wir wenige Kilometer weiter zum Stellplatz "Zum alten Krug". Wenige Minuten durch einen Park erreichten wir einen idyllischen See und nutzten die Gelegenheit auf ein erfrischendes Bad.

Kilometerstand: 56900 km
Tagesetappe: 14 km

22.08.2020 Potsdam, Plessower See, Beelitz

Heute hatten wir uns zum Frühstück mit alten Freunden verabredet. Das Navi führte uns souverän in eine Wohnsiedlung in der Nähe von Potsdam und da der Nachbar im Urlaub weilte, hatten wir sogar eine Wohnmobil taugliche Parklücke. Es war sehr schön unsere Freunde endlich mal wiederzusehen, aber auch erschreckend, wie groß ihre beiden Kinder geworden sind. Beim opulenten Frühstück mit Rührei, Speck und unglaublich leckerem Käse wärmten wir alte Erinnerungen auf und tauschten Neuigkeiten aus. Dabei entstand auch die Idee, dass wir am zeitigen Nachmittag noch etwas zusammen unternehmen könnten. Und was bietet sich da mehr an, wie das schöne Wetter zu nutzen und an einen der zahlreichen Seen zu fahren. So nahmen uns unsere Freunde mit zu ihrer geheimen Badestelle. Das Wasser war unglaublich sauber und erstaunlich warm. Auch hatten wir ein Stand-Up-Paddle dabei und so konnte Ulli es noch einmal probieren. Auch ich wollte es einmal probieren und nach wenigen Minuten konnte ich mich recht zügig und zielgerichtet damit fortbewegen. Und es macht richtig Spaß. Beim reden und baden verging die Zeit wieder viel zu schnell und es wurde Zeit Abschied zunehmen.

Weiter ging es zu den Beelitz-Heilstätten, eine ehemalige Tuberkulose-Heilanstalt und einer der größten „Lost Places“ in Deutschland. Vorbei an den Ruinen mit immer noch beeindruckender Architektur liefen wir zum Eingang des Baumkronenpfades, um uns die Anlage von oben anzuschauen. Die Aussicht war sehr gut und die Betreiber hatten sich einige Besonderheiten einfallen lassen, beispielsweise konnten wir uns in ein gigantisches Netz legen und unsere Höhenangst testen. Trotz der horrenden Eintrittsgebühren hat es sich gelohnt und später gab es auch mehr erklärende Hinweistafeln. Nicht nur zu den Heilstätten, sondern auch zu den umgebenden Bäumen.

Zwar hätten wir auch gut auf dem Parkplatz stehenbleiben können, aber wir wollten heute zum ersten Mal "Landvergnügen" ausprobieren. Dabei handelt es sich um eine Sammlung von privaten Stellplatzbetreibern mit angeschlossenen Restaurant oder Geschäft. Der Deal ist, man bekommt kostenfrei einen Stellplatz und dafür soll man doch bitte dem Restaurant oder dem Hofladen einen Besuch abstatten. Und so landeten wir auf einem Landgut mit Restaurant, Streichelzoo und großem Spielplatz.

Kilometerstand: 56966 km
Tagesetappe: 66 km

23.08.2020 Wörlitz

Durch die Dunkelheit und die klare Nacht konnten wir unglaublich viele Sterne sehen. Immer wieder beeindruckend. Es waren soviele, dass wir sogar Schwierigkeiten hatten uns bekannte Sternenbilder wiederzufinden. Ein Anblick, den man wirklich nur noch selten bei der uns umgebenden Lichtverschmutzung genießen kann.

Nachdem wir endlich ausgeschlafen hatten und gefrühstückt hatten, liefen wir noch einmal zum Jakobs Hof und statteten dem Spielplatz, dem kleinen Streichelzoo und dem Hofladen einen Besuch ab.

Weiter ging es nach Süden. Unser Ziel für heute war der Wörlitzer Park. Der Park erstreckt sich über eine Fläche von 112,5 Hektar und grenzt unmittelbar an die Stadt Wörlitz. Wir hatten Glück und fanden eine Wohnmobiltaugliche Parklücke und starteten mit den Rädern zur Erkundungstour. Unser erstes Ziel war die sehr beeindruckende St. Petri-Kirche. Wir konnten sogar den Turm besteigen und eine phänomenale Aussicht genießen.

Weiter ging es in den angrenzenden Park. Allerdings wurden wir nach wenigen Metern von einer sehr unhöflichen Dame lauthals aufgefordert abzusteigen und gefragt, ob wir die Schilder nicht gesehen hätten. Nein, haben wir nicht. Von der Straße zur Kirche zum Park war kein einziges Schild gewesen. Es stellte sich jedenfalls heraus, dass im gesamten Park das Radfahren verboten ist. Und das obwohl die Wege überwiegend breit genug sind und der Park 112,5 Hektar groß ist. Absolut unverständlich und alles andere als Familienfreundlich. So konnten wir den gesamten Park nur sehr weiträumig umfahren und uns kein einziges der zahlreichen Gebäude anschauen.

Dafür kamen wir aber gerade noch rechtzeitig um einer Falken, Adler und Uhuschau beizuwohnen. Auf sehr unterhaltsame Art wurde viel wissenswertes über die Vögel präsentiert und nicht nur einmal haben wir die Köpfe eingezogen, als ein riesiger Vogel über unsere Köpfe schwebte.

Corona bedingt waren auch hier die Kapazitäten der Gastronomie arg beschnitten und so mussten wir bei einem nahegelegenen Cafe kurz warten. Aber wir hatten Glück und standen in der schnell wachsenden Schlange vorne an und mussten nicht lange warten. Wir hatten gerade unser Eis genossen, da wurde es zusehens dunkler und ein Regenguß kündigte sich an. Zwar hatten wir uns sehr beeilt, aber wir kamen nicht weit. Und so suchten wir Unterschlupf unter dem Dach einer nahegelegenen Bäckerei. Nach 15 Minuten war der Spuk vorbei und wir konnten halbwegs trocken zum Wohnmobil zurück.

Nach den gestrigen positiven Erfahrungen mit Landvergnügen wollten wir es noch einmal ausprobieren und steuerten einen Bauernhof ganz in der Nähe von Ferropolis an. Wir standen alleine auf einer rießigen Wiese umgeben von Schafen und Hühnern. Auch der Besuch des Hofladens war für beide Seiten gewinnbringend. Wir bekamen unglaublich leckere, selbsthergestelle Würste und Schnaps und die geschäftstüchtige Bäuerin freute sich über die Einnahmen.

Kilometerstand: 57059 km
Tagesetappe: 93 km

24.08.2020 Ferropolis, Maya mare

Wir schliefen fantastisch und ließen es wieder sehr ruhig angehen. Aber irgendwann war der Hunger groß genug, dass wir doch aufgestanden sind und frühstücken wollten.

Nach wenigen Minuten erreichten wir das Eingangsschild von Ferropolis - der Stadt aus Eisen. Ich hatte überhaupt keine Vorstellung, was uns da erwartet. Umso beeindruckter waren wir, wie die Maschinen für den Tagebau immer größer wurden und sich schließlich vor uns gigantisch in den Himmel reckten.
Die freundliche Dame am Ticketschalter erklärte uns alles und wollte wissen, ob wir über Nacht bleiben. Man konnte in Ferropolis also auch mit dem Camper übernachten.
Wir beliessen es bei einer Familienkarte und konnten für 14€ das Gelände erkunden (die Übernachtung mit Camper auf einem "nicht Premium" Platz kostet 30€ und schließt den Eintritt mit ein). Auf zahlreichen Tafeln wurde Wissenswertes vermittelt und einige der Giganten konnten wir sogar besteigen und aus der Nähe betrachten.

Weiter ging es über zahlreiche Umleitungen, die nahtlos in weiterei Umleitungen mündeten, in Richtung Halle. Wir wollten zum Abschluß unsere Reise noch einmal gemeinsam ins Bad gehen und hatten uns dafür das Erlebnisbad https://www.mayamare.de/Maya Mare in Halle ausgesucht.
Irgendwann hatten wir es dann doch geschafft und mussten entsetzt feststellen, dass es nur eine Parkgarage hatte. Blöd wenn man mit dem Wohnmobil anreist. Aber wir hatten großes Glück und fanden unweit eine geeignete Parklücke.

Das Bad machte einen hervorragenden Eindruck, ist thematisch stimmig eingerichtet, hat einen sehr langen Strömungskanal und zahlreiche Rutschen. Und das Beste, es war faktisch leer. Besser geht es nicht. So plantschten, rutschen und trieben wir einige Stunden vergnügt umher, bis unsere Zeit um war.

Da wir keine große Lust hatten heute noch weiterzufahren, fuhren wir noch die wenigen Kilometer bis nach Merseburg und stellten uns wieder auf den uns bekannten Platz.

Kilometerstand: 57138 km
Tagesetappe: 79 km