Juli 2019 - Süd-Süd-Osteuropa


05.07.2019 Villach

Dieses Jahr wollen wir uns Süd-Süd-Ost Europa näher anschauen. Aufgrund der Ferien von Marla haben wir maximal sechs Wochen dafür zur Verfügung. Nicht gerade viel für eine geschätzt 7000km lange Rundreise. Erschwerend kommt hinzu, dass uns die erste Etappe über eine der Hauptreiserouten nach Süden führen würde und ich keine Lust hatte, mich in den Stau zu stellen oder mitten in der Nacht zu fahren. Also habe ich das Wohnmobil direkt vor der Schule geparkt, und Marlon und ich warteten schon sehnsüchtig darauf, dass Marla mit ihrem Zeugnis angerannt kam.
Halb zwölf war es soweit und nach kurzer Verabschiedung von den Großeltern, die uns bei der Vorbereitung geholfen haben (vielen Dank dafür), starteten wir 11:45 Uhr in Richtung Süden. Ulli musste noch arbeiten und würde uns mit dem ICE überholen. Der Plan war, dass wir uns 18Uhr in Vaterstetten treffen. Etwas Stau hatte ich in Form von über einer Stunde Puffer eingeplant. Sollte doch klappen, oder?

Die ersten 200 Kilometer liefen wie am Schnürchen. Kein Stau und die wenigen Baustellen passierten wir problemlos. Aber kurz vor Nürnberg ging es los und je näher wir der A9 kamen, desto schlimmer wurde es. Das Navi gab sich redlich Mühe uns Alternativen zu benennen, aber irgendwann mussten wir uns doch anstellen. Und so ging es mehr oder weniger bis München eher zähflüssig. Ulli hatte uns inzwischen bereits überholt und wartete bereits in Vaterstetten. Aber die letzten 20 Kilometer waren besonders zäh und so kamen wir mit einer knappen Stunde Verspätung an.

Nach einem großen Helau ging es weiter. Unser nächstes Ziel war der Burger King in der Nähe vom Chiemsee, um zusammen zu Abendbrot zu essen. Heute musste es einfach mal praktisch sein, da wir noch 250 Kilometer vor uns hatten. Man kann davon halten was man will und gesund ist mit Sicherheit anders, aber es schmeckt und für die Kinder war eine große Freude.
Nach dem Essen und einer kleinen Fitnesseinlage ging es weiter. Das Ziel war, dass wir heute noch möglichst Österreich komplett durchqueren. Zum einen würde am Samstag wahrscheinlich viel los sein, zum anderen wollte ich jeglichen Diskussion hinsichtlich der 3,5t Grenze an Wohnmobilen aus dem Weg gehen.

23:30Uhr war es endlich so weit und wir erreichten den Mix-Parkplatz in Villach und stellten uns neben einem anderen Mobil. Kaum hatte ich mich hingelegt, war ich auch schon eingeschlafen. So endete die längste Tagesetappe, die wir jemals gefahren waren.

Start: 47125 km
Kilometerstand: 47857 km
Tagesetappe: 732 km

06.07.2019 Camping Spik

Wieder einmal bestätigte sich, nirgendwo schlafen wir so gut wie im Wohnmobil. Allerdings schien die Sonne schon zeitig durch die Dachluke und weckte uns.

Als erstes fuhren wir zu einem nahegelegenen Lidl, um uns was zum Frühstück zu holen. Zwar erschien uns Villach durchaus sehenswert, allerdings beschlossen wir trotzdem direkt zum Wurzenpass zu fahren. Die Hoffnung war, dass wir auf dem Pass einen schönen Parkplatz finden und bei bester Aussicht frühstücken konnten. Erstaunlich war, wie steil ein Pass sein kann. Angegeben war er mit max. 18% Steigung. Klingt nicht viel, ist es aber. Und so pressten wir zeitweise 50Liter Diesel pro Stunde durch die Injektoren, aber unser treuer Ducato brachte uns problemlos auf den Pass. Wir fanden einen schönen Parkplatz und haben gefrühstückt.

Keine halbe Stunde später waren wir bereits in Slowenien und steuerten den Campingplatz Spik an. Zum einen wollten uns heute von den Strapazen ausruhen, zum anderen hatten wir faktisch keinerlei Wasser mitgenommen und mussten unsere Vorräte auffüllen.

Die Ausblicke, die wir in der kurzen Zeit erlebten, waren unglaublich. Vom Campingplatz aus schauen wir auf ein Felsmassiv mit Schneeresten, und das bei fast 30 Grad.

Gegen Mittag brachen wir auf zum nahegelegenen Wasserfall. Wir beschlossen, dort Picknick zu machen. Um ehrlich zu sein, schoben wir das Picknick schon etwas eher ein, am ersten künstlichen Wasserfall. Aber wir gingen weiter. Der Pfad wurde nun etwas abenteuerlicher, so dass ich Marlons Laufrad getragen habe. Und die Ausblicke wurden immer imposanter. Schließlich, nach einigen Brücken, erreichten wir den Wasserfall. Marlon wäre gerne noch weiter nach oben gewandert. Doch wir waren uns unsicher, wie weit wir seine Kräfte ausreizen können. Ulli lockte dann die Kinder mit der Idee, eine schöne Stelle zum "Baden" im Fluss zu finden. Sie wusste allerdings auch schon, wie kalt es sein würde. Aber immerhin ging es mit Badeschuhen durch den Fluss, und die Abkühlung reichte bis zu den Oberschenkeln.

Zurück auf dem Campingplatz gönnten wir uns alle ein Eis. Ich durfte mich im Anschluss unserem Kühlschrank widmen - irgendwie wird ein Kühlschrank seinem Namen nicht gerecht, wenn er fast 20 Grad hat. Und so schraubte ich auseinander, guckte, überlegte, reinigte, und hoffe, dass es damit wieder läuft.

Nun ist es 21:30 Uhr und wir erleben den ersten Regen seit Wochen. Bei immer noch 23 Grad ist uns das willkommen.

Kilometerstand: 47885 km
Tagesetappe: 28 km

07.07.2019 Vintgar Klamm, Ljubljana

Gestern Abend hat es doch tatsächlich noch angefangen zu regnen, aber heute Morgen schien bereits wieder die Sonne. Hervorragend, da wir uns heute Vormittag die Klamm bei Vintgar anschauen wollten. Allerdings erlebten wir bei Bezahlen des Campingplatzes noch eine unangenehme Überraschung. Bei Camping Spik wurden 50€ für eine Nacht aufgerufen. Auch fanden sich so interessante Posten wie "Registratur" auf der Rechnung. Ein Euro pro Person versteht sich. Zwar war der Campingplatz nicht schlecht, aber 50€ war er definitiv nicht wert. Dafür hatten wir schon Campingplätze mit Pool und Kinderanimation.
Nach kurzer Fahrt (wir mussten uns unterwegs eine Vignette kaufen, 15 € für 7 Tage) erreichten wir den Parkplatz in der Nähe der Klamm. Mit 29€ für uns war der Eintritt nicht gerade günstig und hat sich gegenüber unserem Reiseführer (aktuelle Auflage von 2017) fast verdoppelt. Trotzdem waren wir nicht alleine. Man könnte sogar sagen, wir haben eine der Hauptattraktionen gefunden. Aber davon abgesehen war es gigantisch. Wir wanderten meistens auf Holzstegen durch die Klamm und beobachteten das Wasserspiel und die Forellen. Nach 1,6km hatten wir das Ende erreicht und machten uns nach einer kurzen Verschnaufpause auf den Rückweg.
Zurück am Wohnmobil fing es doch tatsächlich an zu regnen. So fuhren wir in strömenden Regen nach Bled. Da es aber in Strömen regnete und wir keinen Parkplatz fanden, haben wir beschlossen weiter nach Ljubljana zu fahren. Nach einer schönen Geschichte "Die drei ???" erreichten wir in sintflutartigen Regen einen Wohnmobilstellplatz hinter einem Supermarkt mitten in der Stadt. Leider war Sonntag und der Supermarkt geschlossen. So besuchten wir einen Italiener und warteten bei Kaffee und Eis für die Kinder auf besseres Wetter.
Es dauerte nicht lange und das Wetter besserte sich. Nach einer halben Stunde Fußmarsch erreichten wir die Innenstadt und statteten als erstes dem Dom einen Besuch ab. Weiter ging es zur Dreierbrücke und unverhofft fanden wir eine Tourist Information. Langsam wurden die Kinder müde und es wurde Zeit, den Rückweg anzutreten. Aber wir entdeckten noch einen Supermarkt, der auch am Sonntag geöffnet hatte. Und so konnte noch jeder seinen Lieblingsnachtisch aussuchen.

Kilometerstand: 47947 km
Tagesetappe: 62 km

08.07.2019 Ljubljana, Therme Dolenjske Toplice

Heute Nacht wurden wir unsanft von unserer Alarmanlage geweckt, die uns vor unliebsamen Besuchern wecken soll. Zum Glück waren wir noch alleine im Wohnmobil und es handelte sich offensichtlich um einen Fehlalarm. Noch habe ich keine Ahnung, woran es gelegen haben könnte, zumal ich alles festverdrahtet hatte, um störanfällige Funkstrecken zu vermeiden. Aber vielleicht hat nach 5 Jahren eine Lötstelle nachgegeben oder ein Kabel ist gebrochen.
Nach dem Frühstück fuhren wir mit dem Bus wenige Haltestellen ins Stadtzentrum. Dabei stellte sich heraus, dass wir die Tickets nicht im Bus kaufen konnten, sondern Prepaid Karten benötigten. Aber der Busfahrer hatte ein Einsehen und hat uns so mitgenommen.
Erste Station war der Dom, der aber erst um 11Uhr zu besichtigen war. Also liegen wir durch die Innenstadt zur Standseilbahn und fuhren 70 Höhenmeter und 120m Schienenlänge hinauf zur Burg. Auch ohne Eintrittskarten konnte man sich einen guten Überblick verschaffen. Speziell aus der Epoche, als die Habsburger die Burg in ein Straf- und Erziehungslager umwandelten.
Über einen ziemlich steilen Pfad ging es zurück in die Innenstadt. Vorbei an zahlreichen kleinen Geschäften und Cafés liefen wir zurück zum Dom und holten den Besuch nach. So verging die Zeit und nach einer Stärkung haben wir beschlossen, dass es auch reichte und fuhren mit dem Bus zurück.
Wir wollten heute noch nach Dolenjske Toplice zu einer Therme fahren. Vorher haben wir aber noch bei Lidl unsere Vorräte und für 1,23€ pro Liter Diesel unseren Tank aufgefüllt. Kaum war eine weitere Drei ??? Geschichte vorbei, erreichten wir auch die Therme.
Wir hatten Glück und sie war nicht sonderlich gut besucht. So konnten Marla und ich intensiv die Rutschen testen. Allerdings wollte Marlon dann auch unbedingt rutschen. Nie und nimmer hätte ich daran geglaubt, dass der anwesende Bademeister das erlaubte. Aber Marlon bestand darauf zu fragen und tatsächlich, er durfte zusammen mit einem Erwachsenen rutschen. Marla taufte die Rutsche mit Farbeffekten übrigens Diskorutsche. Auch hier verging die Zeit wie im Fluge und es wurde Zeit aufzubrechen. Gern wären wir auf dem sehr großen und leeren Parkplatz von der Therme für die Nacht stehengeblieben, allerdings klärte uns ein Schild am Eingang auf, dass dieses nicht erlaubt sei. So fuhren wir noch einige Kilometer am Ufer der Krka entlang, um anschließend im Schatten einer Burg auf einem der sehr, sehr wenigen offiziellen Wohnmobilstellplätze zu stehen. Überhaupt gestaltet es sich in Slowenien ausgesprochen schwierig. Es wimmelt vor Verbotsschildern, offizielle Einrichtungen gibt es so gut wie gar nicht und Campinglätze nehmen ganz gerne 50€ pro Nacht. Schauen wir mal, wie es sich in Kroatien verhält.

Kilometerstand: 48080 km
Tagesetappe: 133 km

09.07.2019 Žužemberk, Zagreb

Diese Nacht wurde wieder die Dichtigkeit unseres Wohnmobils intensiv getestet. Aber solange es nur nachts regnet, soll es mir recht sein.
Heute Morgen schauten wir uns den Ort Žužemberk an. Zuerst die Wasserfälle und anschließend die alles überragende Burg. Dabei zeigte sich, dass am Wochenende ein Ritterfest anstand und die Vorbereitungen schon in vollem Gange waren. Schade, aber so lange können wir nicht warten. Die Burg selber war sehr beeindruckend. Definitiv keine Ruine, aber auch nicht durchsaniert konnten wir uns vollkommen frei bewegen. Auch waren wir faktisch alleine unterwegs und überall gab es etwas zu entdecken. Dabei hatte sie noch den morbiden Charme, wie es tatsächlich auf einer Burg gewesen sein konnte.
Gegen 11 Uhr waren wir zurück am Wohnmobil. Das war auch wichtig, da meine Frau an einem Webinar teilnehmen musste. Und das mitten im Urlaub! Die Kinder und ich haben die Zeit für Tischfußball, ein Baumhaus, eine erneute Wanderung zu den Wasserfällen und vor allem für ein Eis genutzt. Letzteres erschien mit 1,30€ für eine Kugel nicht gerade günstig, allerdings war es erstaunlich, wie viel Eis man in und auf eine Tüte zaubern kann. Das wären in Deutschland gut und gerne drei Kugeln gewesen. So relativierte sich der Preis und die Kinder haben es zum Glück gut vertragen.
Weiter ging es nach Zagreb. Obwohl Slowenien und Kroatien in der EU sind, wurde an beiden Grenzen kontrolliert. Aber wir hatten Glück und konnten nach einer kurzen Passkontrolle unsere Fahrt fortsetzen und erreichten kurz darauf den Stellplatz nahe Zagreb. Den Rest des Tages verbrachten wir mit Entspannen, Kanufahren, Auf-dem-Spielplatz-Toben und Reise planen.

Kilometerstand: 48180 km
Tagesetappe: 100 km

10.07.2019 Zagreb

Heute morgen nutzten wir den Shuttle Service vom Camping Platz und haben uns zum nahegelegenen Bahnhof fahren lassen. Mit dem Zug ging es dann in 20 Minuten zum Hauptbahnhof in Zagreb.
Da wir bereits einen Stadtplan hatten, konnten wir zielgerichtet zur Altstadt aufbrechen. Unterwegs liefen wir immer wieder an Bühnen und Kunstinstallationen vorbei. Offensichtlich war gerade ein Festival in Gange. Allerdings konnten wir nicht erkunden, was für eines.
Nach der Besichtigung der Kathedrale, Kroatiens höchstes Gotteshaus, schlenderten wir durch die Altstadt und Märkte. Zur Mittagszeit kehrten wir in eine landestypisches Restaurant ein und probierten die lokale Küche. Ich hatte eine Art Fladenbrot mit Cevapcici (kleine Fleischspieße aus sehr würzigem Hack?) und dazu rohe Zwiebelwürfel.
Weiter ging es zur St.-Markus-Kirche de.wikipedia.org/wiki/St.-Markus-Kirche_(Zagreb). Bei der Restaurierung von 1882 hat der leitende Architekt vorgeschlagen, emaillierte Dachziegel zu verwenden und daraus das Wappen von Zagreb (weiße Burg auf rotem Hintergrund) und das historische Wappen des dreieinigen Königreiches Kroatien, Slawonien und Dalmatien zu formen.
Wir bummelten weiter durch die Stadt und fanden schließlich den Weg zum Museum für optische Illusionen. Auf unseren verschiedenen Reisen durch Europa haben wir bereits sehr viele Forschungs- und Experimentiermuseen besucht, und obwohl es recht klein war, konnte uns auch dieses in Zagreb überzeugen. Wir hatten sehr viel Spaß beim Ausprobieren, Staunen und Grübeln.
Zurück ging es durch den botanischen Garten zum Bahnhof, wo wir uns noch ein Eis gönnten. Keine Stunde später waren wir schon zurück auf dem Campingplatz und nutzten das schöne Wetter für eine weitere Kanutour.

Kilometerstand: 48180 km
Tagesetappe: 0 km

11.07.2019 Jajce

Entgegen unserer Philosophie, jeden Tag maximal 100 Kilometer zu fahren, stand heute ein Fahrtag auf unserem Programm. Wir wollten einen möglichst großen Schlag in Richtung Sarajevo machen.
Trotzdem ließen wir es sehr gemütlich angehen, zumal wir eigentlich noch eine Reitstunde nehmen wollten. Allerdings hatte die Reitlehrerin gestern einen Unfall und musste uns absagen. Nach dem obligatorischen Ver- und Entsorgen wollten wir eigentlich los. Eigentlich deshalb, da unser Navi beschlossen hatte heute den Dienst zu verweigern. Nach vielen Versuchen konnte ich es zumindest soweit reaktivieren, dass es uns wieder navigierte. Wenn auch ohne Stellplatz-POIs.
Erste Station war ein nahegelegener Lidl. Egal ob Müsli, Milch, Toast oder Aufbackbrötchen. Wir hatten faktisch nichts mehr zum frühstücken. Nachdem das erledigt war, ging es auf die Autobahn in Richtung Bosnien/Herzegowina. Nach zwei Geschichten "Drei ???" erreichten wir die Mautstation kurz vor der Grenze. Für die knapp 100 Kilometer durften wir 12,20€ zahlen. Dagegen erscheint die Maut in Österreich mit 9,20€ für 10 Tagen als regelrechtes Schnäppchen.
An der Grenze stellten wir uns an einer langen Schlange an und konnten aller paar Minuten wenige Meter weiterfahren. So dauerte der Grenzübergang über eine Stunde. Bei der Einreise nach Bosnien/Herzegowina wollte man neben unseren Pässen auch unbedingt unsere grüne Versicherungskarte sehen. Eine Premiere.
Weiter ging es über eine einsame Autobahnen, bis ein Mautwärter "sieben Mark" haben wollte. Kein Witz, in feinstem Deutsch wollte er von uns "sieben Mark" für die Maut haben. Danach wurde die Straße immer enger und kurvenreicher und wir folgten dem Flusslauf. Im Laufe von Jahrtausenden hat er ein tiefes Tal in den Felsen gefräst und ein Eldorado für Rafting Freunde geschaffen.
Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichten wir endlich unseren Stellplatz bei einer Jugendherberge.

Kilometerstand: 48464 km
Tagesetappe: 284 km

12.07.2019 Jajce, Sarajevo

Nach dem Frühstück statteten wir Jajce einen Besuch ab. Als erstes stand die Festung auf dem Plan. Zwar war nicht viel mehr als die dicken Außenmauern übrig, aber die Aussicht war phänomenal. Weiter ging es über die ehemalige Kathedrale zu den Katakomben, indem der spätere Staatschef Tito eine zeitlang gehaust haben soll. Marlon ging mutig voran in die dunklen Höhlen, allerdings hat er sich immer vergewissert, dass wir dicht folgen.
Nach einem kurzen Stadtbummel folgte das Highlight von Jajce, die Wasserfälle. Nur wenige Touristen nahmen die Abstieg und den Eintritt auf sich und so waren wir fast alleine. Mit 28 Metern Höhe waren die Wasserfälle beeindruckend und die Gischt machte uns innerhalb kürzester Zeit richtig nass.
Zurück am Wohnmobil starteten wir eine weitere größere Etappe nach Sarajevo. Immer entlang des Flusses Vrbas fuhren wir in Schlängellinie durch sehr beeindruckende Täler. Allerdings waren wir so selten schneller als 80km/h. Meistens schafften wir gerade einmal 60 km/h. Somit waren die vom Navi angekündigten drei Stunden glaubwürdig. Aber mitten im Gebirge ging dann gar nichts mehr und wir standen fast eine Stunde auf der gleichen Stelle. Es gab wohl einen Unfall, was auch nicht wirklich verwundert, da Überholverbote und Geschwindigkeitsbegrenzungen scheinbar nur für Touristen gelten. Wir konnten dann sogar noch zuschauen, wie ein ausgebrannter LKW geschlachtet wurde und jeder sich noch das eine oder andere Teil ausbaute.
Die Fahrt zu unserem ins Auge gefassten Stellplatz durch Sarajevo war dann richtig abenteuerlich. Die Straßen waren teilweise so eng und steil, dass es mir mit dem Wohnmobil hoffnungslos erschien. An einer Kreuzung bog ich rechts ab und erkannte sofort, dass wird nichts. So versuchte ich vorsichtig wieder rückwärts! auf die Kreuzung zu fahren, um weiter geradeaus zu fahren. Gar nicht so einfach, während von allen Seiten Autos hupend an einem vorbeifahren.
Irgendwann erreichten wir dann doch noch den idyllischen Stellplatz mit einem fantastischen Blick auf Sarajevo. Um uns und den Kindern noch etwas Gutes zu tun sind wir in den nahegelegenen Funpark gelaufen. Dort gab es noch eine Runde Eis und einen Spielplatz. Ulli nutzte außerdem noch die Gelegenheit, bei Stellplatzeigentürmer die Waschmaschine zu nutzen.

Kilometerstand: 48635 km
Tagesetappe: 171 km

13.07.2019 Sarajevo

Auf Empfehlung unseres Gastgebers fuhren wir mit dem Taxi direkt in die Altstadt. Nach wenigen Minuten waren wir bereits angekommen, bequemer geht es nicht. Und eine Straßenecke weiter waren wir auch schon mittendrin im Baščaršija, dem Basar und historischen Stadtzentrum der bosnischen Hauptstadt Sarajevo. Vorbei an vielen kleinen Geschäften mit zahlreichem Tant, flanierten wir über den Markt. Ein Highlight war dabei sicherlich der Kupfermarkt. Auch wenn hier nur noch für die Touristen gedengelt wird und ansonsten mit Sicherheit industriell gefertigt wird, sehenswert ist es auf jeden Fall. In der letzten Ecke fand sich dann noch ein echter Trödler. Egal ob Nazi Devotionalien oder eine Polariod aus den 80er. Hier gab es einfach alles.
Weiter ging es zu verschiedenen Kirchen und Moscheen. Irgendwann wurden wir hungrig und kehrten in eines der vielen Restaurants ein. Wir nutzten die Gelegenheit, um traditionelle bosnische Gerichte zu probieren und so zeigten wir mehr oder weniger blind auf drei verschiedene Arten von Jufka. Die eingewickelte Jufka kann in Schneckenform oder in Reihen gebacken werden. Im Grunde genommen ein Blätterteig mit Füllung. Es schmeckte super und nach einigem Zögern griffen auch die Kinder begeistert zu.
Als nächstes stand der Besuch von einem Museum auf dem Programm. Es gab ein komplettes Haus einer wohlhabenden arabischen Familie aus dem 18. Jahrhundert zu bestaunen. Überall gab es etwas zu entdecken. Besonders beeindruckend fand ich, dass im Notfall beim schönsten und größten Raum die Türen und Fenster mit massiven Eisenplatten gesichert werden konnte. So eine Art "Panic Room".
Auf dem Weg zurück begann es zu regnen und wir kehrten in ein Cafe ein. Bei Eis, Baklava und bosnischem Kaffee beobachteten wir die vorbeiziehenden Touristen und warteten auf eine Regenpause. Da das Wetter nichts gutes verhieß, nutzten wir eine Regenpause um zu einem nahegelegenen Einkaufszentrum zu laufen. Hier gab es einen großen Playground und die Kinder konnten sich mal so richtig austoben.
Zurück ging es wieder mit dem Taxi und bei strömenden Regen verbrachten wir die wenige Zeit bis zum Feierabend im Womo. Dabei entstand eine tolle Fahrbahn für Marlons Autos.

Kilometerstand: 48635 km
Tagesetappe: 0 km

14.07.2019 Konjic, Mostar, Blagaj

Wieder hat es fast die gesamte Nacht geregnet und heute morgen hingen die Wolken so tief, dass wir Sarajevo nicht mehr sehen konnten. So packten wir zusammen und fuhren nach Süden. Nach einer guten Stunde Fahrt erreichten wir Konjic. Ein ehemals sehr verschlafenes Bergdorf mit nur wenigen Einwohnern. Dann aber hat 1953 Josip Broz Tito beschlossen, für sich und bis zu 350 Getreue, einen Bunker in den Berg zu bauen, der auch einem Atomwaffenangriff standhalten könne. Nach 26 Jahren Bauzeit und Baukosten von 4,6 Mrd. Dollar war der Bunker 1979 fertiggestellt und der Ort Konjic zu einem florierenden Städtchen angewachsen. Ironischer Weise starb Tito ein Jahr später.
Auch 40 Jahre später ist der Bunker und seine Einrichtungen immer noch sehr beeindruckend. Gigantische Diesel zur Stromgewinnung und Luftumwälzung, der Kommandoleitstand, die Konferenzräume usw. vieles ist noch erhalten und kann auch heute noch besichtigt werden. Offensichtlich hatten sie auch ein Abonnement von diversen Zeitschriften. Zumindest lagen hunderte Ausgaben der TAZ fein säuberlich übereinander gestapelt und warteten auf Leser. Darüber hinaus haben in den winzigen Wohnquartieren sich verschiedene Künstler verewigt und auf die eine oder andere Art die Sinnlosigkeit des Treibens visualisiert.
Weiter ging es nach Mostar. Eines, wenn nicht das Highlight in Bosnien/Herzegowina. Die Fahrt dahin war landschaftlich wieder unglaublich beeindruckend. Schluchten, Täler, ein türkisfarbener Fluss, echt schön. Die Stadt Mostar wurde im wunderschönen ottomanischen und österreichisch-ungarischen Architekturstil erbaut. Sie entstand im Mittelalter, erlebte aber eine intensivere Entwicklung im 16. und 17. Jahrhundert nach dem Bau der Steinbrücke über die Neretva, die heute Alte Brücke (bos. Stari most) genannt wird. Obwohl wir erst am fortgeschrittenen Nachmittag die Stadt erreichten, wimmelte es immer noch von Touristen und immer wieder kam ein neuer Bus und spuckte weitere 50-60 Touristen aus. Eindeutig zuviel für uns und da wir noch kein Mittag hatten, kehrten wir in eines der Restaurants ein und ließen uns jeweils ein Ćevapčići mit Fladenbrot schmecken.
So gestärkt liefen wir an vielen Verkaufsständen zur alten Brücke. Zwar wurde sie im Krieg beschädigt und stürzte ein, aber auch der Neubau weiß zu begeistern. Von den Schuhen von Millionen Touristen waren die Steine so glatt poliert, dass die Begehung der Brücke kein leichtes Unterfangen war. Aber irgendwann war das geschafft und wir hatten sogar das Glück einen perfekten Platz für den Ausblick zu ergattern. Faktisch direkt neben den Brückenspringern, die nach viel TamTam und Geldeinsammeln doch tatsächlich sprangen.
Zum Glück ließen die Touristenströme langsam nach und wir konnten den Stadtrundgang durch die alten Gassen genießen.
Als letztes für heute stand ein Stellplatz in Blagaj auf dem Programm. Die Anfahrt zu unserem Favoriten mussten wir abbrechen, da der Weg für unser Mobil nicht passierbar erschien. Der zweite Stellplatz war ausverkauft und wir langsam fraglos. Aber der Ort hatte ja noch viel mehr zu bieten. Auf dem Weg zum dritten Versuch sind wir an einem weiteren vorbeigekommen und haben diesen für gut befunden. Jetzt stehen wir sehr idyllisch und ruhig am Fluss mit perfektem Blick auf die Festung. Glück muss man haben.

Kilometerstand: 48803 km
Tagesetappe: 168 km

15.07.2019 Blagaj, Počitelj, Kravica, Međugorje, Stolac

Unser Gastgeber hatte sich gestern dankenswerterweise bereit erklärt, uns die wenigen Kilometer zur Quelle zu fahren. Nicht dass es mit 3 Kilometer zu weit gewesen wäre, allerdings gab es faktisch keinen Fußweg, dafür aber regen Autoverkehr. So waren wir eine der erster Besucher am heutigen Tage und konnten vieles noch ungestört von Massen genießen. Also besuchten wir als erstes das Tekke an der Quelle. Dabei handelt es sich um ein Zentrum einer Sufi-Bruderschaft (Derwisch-Orden, bzw. tariqa) und bedeutet „Rückzugsort“, „Schutz“ oder „Asyl“. Seltener ist von einem Konvent die Rede, denn man kann eine Tekke nicht mit der christlichen Vorstellung eines Klosters vergleichen. Egal wie, beeindruckend war es.
Anschließend machten wir noch eine Mini-Bootsfahrt in die Höhle der Quelle. Dabei erfuhren wir so spannende Dinge wie, dass die Quelle unterirdisch noch mehrere hundert Meter im Berg abseits liegt und im Schnitt 43m³ Wasser pro Minute speit.
Da wir auch wieder abgeholt wurden (was für ein Luxus!), waren wir sehr schnell wieder am Campingplatz und konnten zur nächsten Etappe aufbrechen. Eine knappe Stunde später waren wir bereits in Počitelj und kraxelten durch eine Mittelalterliche Stadt hinauf zur Festung. Diese wurde 1383 im Auftrag des ersten bosnischen Königs Tvrtko I. angelegt und im Laufe der wechselvollen Geschichte immer wieder erobert, ausgebaut und umgebaut. So finden sich heute Merkmale aus vielen Epochen und Kulturkreisen. Marlon hatte bereits wenige Meter nach dem Ausstieg aus dem Womo Pech: er stürzte. Eine Verkäuferin tröstete ihn gleich erfolgreich mit einer kleinen gerollten Tüte Brombeeren. Sein Knie blutete leicht, und so erhielt er sogar noch unterwegs von einer muslimischen Touristin ein Pflaster. Und solche kleinen freundlichen Episoden gibt es hier viele.
Weiter ging es zu den Wasserfällen von Kravica. Die Wasserfälle, deren Höhe zwischen 26 und 28 Metern variiert, prasseln einen 120 m breiten Hang herab. Das kalte Wasser kühlte die Luft angenehm ab und so waren die heißen Mittagstemperaturen erträglich. Und da wir alle Hunger verspürten, kehrten wie in eines der Lokale ein und genossen noch einmal die deftige Bosnische Küche. Auf dem Rückweg hatten wir Glück und konnten für einen Euro pro Person eine Traktor betriebene Touri-Bahn nehmen. So war der Aufstieg in wenigen Minuten, ganz ohne Anstrengung, geschafft.
Als nächstes stand Međugorje auf dem Programm. Am 24.06.1980 sollen die Gottesmutter sechs einheimischen Kindern erschienen sein und sich seitdem regelmäßig zeigen. Wir wollten eigentlich den Ort der Erscheinung besuchen, allerdings hätte dies einen Aufstieg von ca. einer Stunde bedeutet. Für die Kinder und uns war das eher zuviel. Also besuchten wir die Kirche, die Kinder aßen noch ein Eis und wir fuhren noch eine Stunde, um Montenegro näher zu kommen. So erreichten wir einen netten Campingplatz mit ganz vielen Spielzeugautos, wo Marlon nochmal richtig schön spielen konnte. Außerdem hatten die Kinder ihren Spaß mit dem 3 Monaten alten Platzhund.

Kilometerstand: 48917 km
Tagesetappe: 114 km

16.07.2019 Kotor, Lovćen

In der Nacht zog ein Sturm auf und kurz darauf setzte massiver Regen ein. Während wir tief und fest geschlafen haben, war Ulli wach und in größter Anspannung. Aber irgendwann ließ der Wind wieder nach und auch Ulli fand den Schlaf.
Nach einem Müslifrühstück ließen wir es ruhig angehen. Wir spielten im Sand mit verschiedenen Fahrzeugen und ließen die Beine im Gebirgsfluss baumeln. Aber irgendwann wurde es Zeit aufzubrechen, immerhin lag heute ein Grenzübergang und eine aufregende Gebirgsfahrt vor uns. Über zusehends besser werdenden Straßen näherten wir uns der Grenze zu Montenegro an. Die Grenze selber war relativ unspektakulär. Nachdem ich alle Fragen nach Alkohol, Medikamente und Zigaretten verneint hatte, gab es neben Stempel im Pass auch noch ein Prospekt mit der TOP10 der Highlights.
Montenegro hat scheinbar auch massiv in den Straßenbau investiert. Zumindest fuhren wir auf einer sehr neuen Straße und waren schneller als vom Navi prognostiziert. Nach einer unglaublich aufregenden Abfahrt, standen wir die letzten 5 Kilometer vor Kotor im Stau. Nur sehr, sehr langsam bewegte es sich stückweise voran. Wir nutzten die Zeit, um heißes Wasser zu bereiten und jedem eine 5-Minuten-Terrine zuzubereiten. Nach einer Stunde haben wir dann doch noch den Parkplatz erreicht und sind zu einer Stadtbesichtigung der Altstadt von Kotor aufgebrochen. Leider waren wir nicht ganz alleine, da mehrere Kreuzfahrtschiffe in der Bucht lagen und mehrere Tausend Touristen ausspuckten. Aber irgendwie kann man es auch verstehen, da die Altstadt wirklich sehenswert ist und eine interessante Mischung zwischen Piratennest und Mittelalterstadt darstellt. Den Aufstieg zur Burg haben wir uns gespart. Zum einen waren über 2000 Treppenstufen den Kindern nur schwer vermittelbar, zum anderen wollten wir heute noch weiter. Zum Schluss sind wir noch in einen kleinen Park mit Spielplatz direkt am Meer gegangen. Hier konnten die Kinder noch einmal richtig toben, bis wir auf die letzte Etappe für heute gingen.
Unser Ziel für heute war der Nationalpark Lovćen. Dieser liegt auf 1300 Meter Höhe und wir waren gerade auf Meereshöhe. Somit lagen aufregende 35 Kilometer Fahrt über sehr enge Serpentinen und Pässe vor uns. Nicht nur einmal kam uns genau dann einer entgegen, wenn keine Ausweichstelle verfügbar war und jemand musste zurückfahren. Aber mit viel Geduld und Weitsicht war es eigentlich gut zu schaffen. Einmal erblickten wir in der Ferne einen Reisebus und hielten bei der nächsten Ausweichstelle in Ruhe an und stiegen sogar aus. Ein anderer Autofahrer war nicht so clever und bretterte an uns vorbei. Nur um anschließend 10 Minuten rückwärts zu fahren.
Nach jeder Spitzkehre wurde das Panorama beeindruckender und wir blieben immer wieder stehen, um Fotos zu machen. Irgendwann bogen wir von der Hauptstraße ab und eine nagelneue, zweispurige Straße führte uns die restlichen Kilometer zum Nationalpark.

Kilometerstand: 49104 km
Tagesetappe: 187 km

17.07.2019 Mausoleum von Petar Njegoš, Tropfsteinhöhle Lipa, Budva, Sveti Stefan, Petrovac

Die Nacht war ruhig und wir schliefen alle sehr gut. Allerdings war Marlon heute besonders zeitig munter und hatte sich vorgenommen, aus einem Stein ein Ersatzrad zu klopfen. Ideen hat er!
Unser erster Programmpunkt für heute war das Mausoleum von Petar Njegoš. Der Dichterfürst hatte sich in den Kopf gesetzt, auf dem zweithöchsten Berg (1.655 m) mit einer fantastischen Rundumsicht begraben zu werden. Zum Glück waren wir sehr zeitig unterwegs und haben noch einen nahen, Wohnmobil tauglichen Parkplatz ergattert. So mussten wir nur noch 461 luftige Stufen und einen Tunnel überwinden. Luftig deshalb, da hier oben ordentlich Wind wehte und keinerlei Geländer oder Seile angebracht waren. Das Grabmal thront auf dem Berg und ist mit beeindruckenden Skulpturen versehen. Dieses Bauwerk ist ein Werk des kroatischen Meisters Ivan Mestrovic, der das Mausoleum in den 1970er Jahren nach vierjähriger Bauzeit errichtete. Vor der Erbauung der Grabstätte befanden sich die Überreste von Petar Njegoš in einer Kapelle, die allerdings dem Ersten Weltkrieg zum Opfer fiel.
Über eine atemberaubende Abfahrt gelangten wir nach Cetinje und füllten an einem Supermarkt unsere Vorräte auf. Wenige Kilometer später erreichten wir die Tropfsteinhöhle Lipa und machten auf einem sehr großzügig angelegten Parkplatz fest. Da wir bis zur nächsten Führung noch genug Zeit hatten, haben wir erstmal Mittag gemacht. 13 Uhr ging es los und wir wurden mit einem Traktorzug zur nahegelegenen Höhle gefahren, die aus einem 2,5 Kilometer großen System aus Hallen und Wegen besteht. Bereits am Eingang spürten wir einen unglaublich kalten Luftzug und wir waren froh, lange Hosen angezogen und Jacken mitgenommen zu haben. Wenig später erfuhren wir, dass in der Höhle nur 8 Grad Wärme vorherrschen. Die Höhle selber hat uns nicht vom Hocker gerissen, vermutlich haben wir dafür einfach schon zu viele und schönere gesehen.
Weiter ging es nach Budva, die Stadt mit den schönsten Stränden in Montenegro. Die Anfahrt über die Serpentinen war wieder sehr malerisch. Aber je näher wir kamen um so mehr erkannten wir, dass sich das offensichtlich bereits rumgesprochen hat. Vor lauter Leuten, Liegen und Handtüchern war faktisch kein Sand mehr zu sehen. So viel die Entscheidung weiterzufahren nicht schwer.
Einige Kilometer weiter erreichten wir Sveti Stefan, auch das Monaco des Ostens genannt. Bereits an der Tourist Information wurden wir darauf hingewiesen, dass es der teuerste Ort in Montenegro ist. Auf einer vorgelagerten Insel wurde anlässlich des Sieges über zwei plündernde, türkische Schiffe eine Kirche zum Dank an den Heiligen Stefan erbaut. Heute gehört sie zu einem Hotelkomplex und kann von Nicht-Gästen nicht mehr besichtigt werden. Wirklich schade, aber auch von weitem sieht sie sehr idyllisch aus.
Irgendwie war die Luft raus und wir beschlossen, auf einem Campingplatz am Wasser zu gehen um den Rest des Tages am Strand zu verleben. Der Campingplatz war schnell gefunden. Allerdings war die erste Frage an der Rezeption, ob wir eine Reservierung hätten. Nachdem wir gewartet hatten, bis das Gelächter ob unser Verneinung verklungen war, durften wir uns doch noch in eine Ecke quetschen. Kaum war der Landstrom hergestellt, stürmten wir zum Strand. Keine 30 Sekunden später hatte ich den Plan, einen zweiten Tag hier zu bleiben, verworfen. Unglaublich viele Leute auf feinstem Kieselstrand und kaltes Wasser. Also so ziemlich genau das, was ich nicht gebrauchen kann. Dennoch, die Kinder hatten mit Ulli ihren Spaß im Wasser, es waren schöne Wellen. Wir hoffen auf idyllischere Plätze in Albanien.

Kilometerstand: 49192 km
Tagesetappe: 88 km

18.07.2019 Virpazar, Skadarsko jezero, Kloster Ostrog

Heute Vormittag haben wir es ruhig angehen lassen und waren noch einmal am Strand. Der Wind war nicht mehr so stark und somit waren auch weniger Wellen. Trotzdem haben die Kinder das Schwimmen und Plantschen im Meer noch einmal genossen. Vorerst zum letzten Mal, da wir jetzt erstmal wieder ins Gebirge fahren.
Unser erster Stop war in Virpazar, einem winzigen Ort mitten im Naturschutzgebiet von Skadarsko jezero. Nach einigem Hin und Her haben wir auch einen guten Parkplatz abbekommen und sind mit einem Boot in das Naturschutzgebiet gefahren. Leider waren heute die Pelikane scheu und haben sich nicht gezeigt. Aber dafür haben wir jede Menge andere Vögel gesehen und ein Bad im Schwarzen See, dem größten Binnengewässer auf dem Balkan genossen.
Weiter ging es zur Hauptstadt Podgorica. Allerdings haben wir hier nur die Gelegenheit genutzt und unsere Vorräte aufgefüllt. Dabei war es wieder erstaunlich, wie hoch teilweise das Preisniveau ist. Beispielsweise kosten 250g Butter um die 3€!
Auf einer erstaunlich gut ausgebauten Straße schraubten wir uns wieder bis auf 600m Höhe, bis wir in der Ferne bereits das Kloster Ostrog erblickten. Allerdings war es für einen Besuch bereits zu spät und so machten wir auf dem Besucherparkplatz fest.

Kilometerstand: 49284 km
Tagesetappe: 92 km

19.07.2019 Kloster Ostrog, Nationalpark Durmitor

Im Schatten vom Kloster haben wir hervorragend geschlafen. Auch wenn mitten in der Nacht immer mal wieder ein Auto hochfuhr. Während unseres Müslifrühstücks kam ein Taxi vorbeigefahren und Ulli sprang raus. Nach kurzer Verhandlung war er bereit, uns für 5€ bis zum Kloster zu fahren. Wie sich gezeigt hat, eine weise Entscheidung.
Zum Glück waren wir so zeitig dran und das Groß der Touristen noch nicht hier. Das gesamte Kloster war unglaublich beeindruckend. Bis auf die Privaträume der Mönche kann man das komplette Kloster besichtigen. Und das taten wir dann auch. Inklusive Kreuz und Heiligenbilder küssen, Segen abholen und Kerzen für Verstorbene und Angehörigen anzünden. Der Ausblick vom Kloster war phänomenal.
Zurück zum Wohnmobil ging es über viele, viele Treppenstufen durch den Wald. Obwohl es die ganze Zeit bergab ging, wurde es mit der Zeit ganz schön anstrengend und die Knie schmerzten. Besonderes Pech hatte Marlon, der bereits am Anfang auf einem glatten Stein wegrutschte und sich das Knie aufgeschürft hat.
Nach kurzer Überlegung haben wir uns entschieden, anstelle einer kurzen aber sehr engen Serpentinen-Abfahrt, den langen Weg über die neue Straße zu nehmen. Hintergrund war, dass immer mehr Busse und Autos sich über die Serpentinen hochquälten und die Straße sehr, sehr eng war.
Über erstaunlich gute Straßen fuhren wir immer weiter ins Gebirge hinein, bis in den Nationalpark Durmitor. Wir wählten den Campinglatz in der Nähe des Schwarzen Sees und kaum war der Landstrom gelegt, liefen wir auch los. Wenige Minuten später erreichten wir den See und beschlossen, diesen zu umrunden. Bei besten Sonnenschein und guten Wegen kamen wir vorerst gut voran. Allerdings wurden die Wege bald sehr steinig, glatt und anstrengend. Als dann nach 2/3 des Weges auch noch leichter Regen einsetzte, sank die Stimmung der Kinder zusehends. Zum Glück war ein Restaurant nicht mehr weit und bei einem Eis bzw. Crêpe mit Nutella konnten wir den Regenschauer gut aussitzen.

Kilometerstand: 49413 km
Tagesetappe: 129 km

20.07.2019 Nationalpark Durmitor

Die Nacht war ziemlich kalt. Draußen waren es nur 10 Grad, drinnen 13 Grad. Aber da die Sonne schien, heizte es sich sehr schnell auf. Und da wir heute Toast zubereiteten, war es sehr schnell warm im Wohnmobil.
Wir hatten gestern eine Rafting Tour für uns alle gebucht und sollten heute gegen 10Uhr abgeholt werden. Erstaunlicherweise war der Fahrer bereits eine halbe Stunden vorher da und wir noch nicht ganz fertig. Zumal wir nicht die geringste Ahnung hatten, wie die Tour ablaufen sollte oder was wir alles mitnehmen sollten.
In einem Minibus fuhren wir eine gute halbe Stunde bis zur Ablegestelle. Hier bekamen wir auch Neopren-Anzüge, Schuhe, Helme und Schwimmwesten. Zwar nicht unbedingt in unseren Größen, aber irgendwie haben wir es dann doch geschafft und wir hatten die Klamotten an. Es war sehr erstaunlich, wie das alles organisiert wurde. Wir standen mit vielen anderen Touristen und anderen Rafting Gesellschaften am Wegesrand und hofften, dass sich irgendjemand um uns kümmerte. Aber genau das geschah. Ein Skipper gab uns gezielte Anweisungen, wer wo sitzen sollte und so lief es wie am Schnürchen. Die Tour war für uns als Familie genau richtig: nicht zu wild und nicht zu ruhig. Wir machten unterwegs 3 Stopps: an einem Zufluss und zweimal zum Baden. Unsere Mitstreiter konnten die Wassertemperatur messen: 11,8 Grad. Ohne Neopren wäre Baden nicht möglich gewesen, und dennoch war es ab dem Bauchnabel auch wirklich kalt. Nach 15 km war Schluss, wir konnten uns in den mobilen Zeltumkleiden wieder umziehen und wurden zu einem Mittagessen gebracht. Das war sehr lecker und abwechslungsreich.
Danach wurden wir zurückgefahren. Dabei ist uns noch einmal deutlich geworden, wie naturbelassen die gesamte Gegend ist. Überall gibt es Wildblumenwiesen mit unglaublich vielen Schmetterlingen. Und jede zweite Tanne hier wäre der ganze Stolz eines jeden Weihnachstmarktes in Deutschland. Zwischendurch haben wir noch an der Tara-Brücke gehalten und konnten uns den Fluss, auf dem wir gerade gefahren sind, nochmal von oben anschauen. Leider war die Brücke recht schmal und ein Fußweg nicht vorgesehen. Beim Überqueren der Brücke ist Marlon wieder unglücklich gestürzt und hat sich das Knie blutig gestoßen. Marla hat sich rührend um ihn gekümmert. Auf der weiteren Rückfahrt ist Marlon dann eingeschlafen und musste seinen Nachmittagsschlaf relativ schnell unterbrechen.
Besonders gefreut hat mich, dass wir gerade rechtzeitig zur "Liveübertragung" der Mondlandung vor 50 Jahren zurück waren und wir die ersten Schritte eines Menschen auf dem Mond inkl. der berühmten Worte: "That’s one small step for a man, one giant leap for mankind!" verfolgen konnten. Am späteren Nachmittag sind wir nochmal zum Schwarzen See und haben noch ein Eis geschleckert. Morgen geht's dann weiter, und wenn wir uns noch trauen, werden wir mal eine Zip-Line ausprobieren.

Kilometerstand: 49413 km
Tagesetappe: 0 km

21.07.2019 Tara Bridge, Nationalpark Biogradska Gora, Albanien

Am Wochenende nutzen auch viele Einheimische die Gelegenheit für einen Kurzurlaub und fahren in einen der Nationalparks. So war auch unser Stell-/Campingplatz erstaunlich gut gefüllt. Wir hatten schon Befürchtungen, dass wir so eingeparkt werden, dass wir nicht mehr loskommen. Aber da wir heute recht zeitig gestartet sind, war es kein Problem.
Unser erste Station für heute war die Tara Bridge, unter der wir gestern mit unserem Schlauchboot durchgefahren waren. Die Tara Schlucht ist mit fast 1000 Meter die tiefste Schlucht in Europa. Es war sehr beeindruckend, auf der Brücke zu stehen und in die Tiefe zu schauen. Dabei erschien die Tara eher wie ein Rinnsal denn ein Fluss. Und da wir schon einmal da waren, wollten wir die Gelegenheit nutzen und eine der vielen "Zip Lines" ausprobieren. Sprich man wird in ein Gestell gesteckt und in ein Stahlsein eingeklinkt, um dann mit atemberaubender Geschwindigkeit über das Tal zu fliegen. Wir haben ein Familienticket gelöst und sind alle zusammen über die Schlucht gesaust. Unglaublich - und auch nicht so angsteinflößend wie man meinen mag. Marla saß auf meinem Schoß, Marlon auf Ullis. Wir konnten die Fahrt richtig genießen, wir hatten gute 800 m Zeit. Anschließend ging es mit einem Pickup zurück über die Brücke.
Dann nahmen wir Kurs auf zum letzten Nationalpark in Montenegro, zumindest auf unserer Tour, den Biogradska Nationalpark. Die Fahrt führte uns durch eine der beeindruckendsten Landschaft, die wir je gesehen haben. Der Park ist Unesco Naturerbe. Unter anderen findet sich hier einer der letzten Urwalde in Europa. Auch hier zeigte sich wieder, dass zeitiges Kommen gute Plätze sichert. Wir haben eine guten Parkplatz gefunden und konnten erstmal Mittag essen. In der Zwischenzeit wurde es um uns herum nur noch voller. Dann liefen wir den Rundweg um den See, gute 3 km. Marlon schimpfte zwischendurch mächtig, weil der Weg, wieder einmal, nicht wirklich Laufrad-tauglich war. Dennoch, es war eine schöne Wanderung und hin und wieder konnten wir unser Wissen an einer der Tafeln testen/auffrischen. Wir stärkten uns um Anschluss im Café und beschlossen, weil es noch nicht so spät war, noch ein Stückchen zu fahren. Und weil es sich so gut fuhr und kein schöner Campingplatz mehr kam, fuhren wir bis zu albanischen Grenze. Obwohl nicht viele Autos an der Grenze anstanden, brauchten wir über eine Stunde. Die letzten 30 km bis zum Campingplatz verliefen ganz gut, aber wir waren alle knülle. Ulli schaffte es noch bis zum See-Strand.

Kilometerstand: 49636 km
Tagesetappe: 223 km

22.07.2019 Strandtag

Heute morgen gingen wir an den Campingplatz-eigenen Strand. Da wir ziemlich alleine waren, konnten wir uns sogar Liegen und Hängematten nehmen. Und das Wasser war so warm und sauber, dass selbst ich ins Wasser gegangen bin. Und so haben wir  beschlossen, heute einen Ruhetag zu machen und noch einen Tag zu bleiben.
Eigentlich ein traumhafter Tag. Allerdings stellten wir wieder ein Problem mit unserem Kühlschrank fest. Obwohl wir Landstrom hatten und die Froste -11 Grad hatte, waren im Kühlschrank 15 Grad! Alle Recherchen und Reparaturversuche haben nichts genützt. Es blieb dabei.
Der Campinglatz selber war mit 26€ für albanische Verhältnisse nicht gerade günstig, aber es wurde auch viel geboten. Das Gelände war sehr großzügig angelegt und alle Einrichtungen wurden permanent gesäubert. Selbst die Stellplätze waren mit schattenspendenden Schilfrohr überdacht.
Nachmittags zogen unverhofft sogar Wolken auf und haben die Hitze auf ein erträgliches Maß abgekühlt. Es hatte sogar ein paar Tropfen geregnete.
Am Abend sind wir dann noch in das Restaurant eingekehrt und haben die lokale Küche verprobt.

Kilometerstand: 49636 km
Tagesetappe: 0 km

23.07.2019 Shkoder, Komplex Dea, Kruja

Leider hat sich auch über Nacht keine Besserung bei unserem Kühlschrank ergeben. Er hält stoisch 15 Grad. Vielleicht hat der Thermostat einen Fehler und meldet verkehrte Werte? Egal wie, irgendwie geht es auch ohne weiter.
Unsere erste Station war die Stadt Shkoder. Wir hatten sogar das große Glück und einen brauchbaren Parkplatz ganz in der Nähe der Kathedrale gefunden. Manchmal muss man auch Glück haben.
Die Kathedrale stammt zwar aus dem Ende des vorletzten Jahrhunderts, war aber relativ schmucklos. Das mag aber auch daran gelegen haben, dass sie in der Mitte des letzten Jahrhunderts als Multifunktionshalle für Sportevents und Konzerte aller Art mißbraucht wurde. Erst nach dem Umsturz des Systems wurde sie von Johannes Paul II wieder geweiht und ihrer ursprünglichen Bedeutung wieder zugeführt.
Weiter ging es zur Flaniermeile mit vielen schmuck sanierten Häusern und Geschäften. An deren Ende befindet sich die Hauptmoschee. Ein Neubau von 1994, finanziert durch einen reichen Saudi. Nachdem wir unsere Schuhe ausgezogen hatten, durften wie sie betreten und in Augenschein nehmen. Sie ist sehr hell und luftig gebaut und bietet Platz für bis zu 1300 Gläubige. Die Kinder fanden den weichen Teppichboden toll. Marlon flitzte hin und her. Dann waren wir noch in der orthodoxen Kathedrale. Der Neubau von 2000 wurde notwendig, da der Vorgängerbau 1998 einem Bombenanschlag zum Opfer fiel.
Weiter ging es zur Festung. Da aber die Sonne inzwischen unglaublich brannte und auf der Burg faktisch kein Schatten war, wurde es unerträglich und wir hakten sie relativ schnell ab. Auf Empfehlung unseres Reiseführers nahmen wir nicht die "Schnellstraße" nach Süden, sondern die idyllische Route. Nach einigen Kilometern erreichten wir den "Komplex Dea". Aus Beton und Steinen, viel Zeit und Fantasie hat ein Restaurantbesitzer eine illustre Mischung aus Kitsch und Kunst geschaffen. Wir nutzten die Gelegenheit um unser Hungergefühl zu bekämpfen und dabei die künstliche Höhlenlandschaft auf uns wirken zu lassen.
Weiter ging es nach Kruja. Das hoch gelegene Städtchen beeindruckt mit seinen schmalen Gäßchen und vor allem der auf einem Berg trohnenden Burg. Wir nutzten die Gelegenheit und haben dem sehr empfehlenswerten Ethnografischen Museum einen Besuch abgestattet. Dieses war in einem original Haus eines wohlhabenden Kaufmanns untergebracht und vermittelte einen guten Eindruck des Lebens vor hundert Jahren.
Dem Tipp des Reiseführers folgend, fuhren wir danach noch fast eine halbe Stunde hoch auf einen Berg. Gerade rechtzeitig um die phänomenale Aussicht und den Sonnenuntergang zu genießen. Ein ungarisches Wohnmobilpaar war bereits da und bot uns zum Sonnenuntergang noch einen Raki an. Und so haben wir beschlossen, es ihnen gleich zu tun und hier zu bleiben. Positiver Nebeneffekt: Auf gut 900 m Höhe ist es angenehm und es herrscht eine frische Brise.

Kilometerstand: 49766 km
Tagesetappe: 130 km

24.07.2019 Tirana, Durrës, Spille

Der nächtliche Sternenhimmel und die Aussicht auf die vielen Lichter von Tirana und Umgebung waren atemberaubend. Lediglich der starke Wind war etwas nervig, aber nachdem wir das Wohnmobil in den Wind gedreht hatten, war es erträglich. Und das Beste, die Temperaturen hier oben auf dem Berg waren sehr, sehr angenehm. So schliefen wir wirklich sehr gut.
Noch vor dem Frühstück fuhren wir los, da ich die Engstellen passieren wollte, bevor die Massen kommen. Und da noch keiner Hunger hatte, fuhren wir bis Tirana. Unser eigentliches Ziel war "Tirana Camping". Leider spielte uns das Navi einen Streich. Die Straßen wurden kontinuierlich schlechter und wir landeten in einer faktisch nicht passierbaren "Straße". Wobei steiler, gerölliger Pfad die passendere Bezeichnung wäre. Nach vielen Irrungen fanden wir den Campinglatz doch noch. Allerdings war er soweit ab vom Schuss, dass wir damit nicht wirklich warm wurden. So fuhren wir zurück zum empfohlenen Einkaufszentrum. Von dort sollte ein Minibus in die Stadt gehen. Leider war das Einkaufszentrum auf dem absteigenden Ast. Sprich die meisten Geschäfte waren geschlossen und ein Bus fuhr entgegen dem ausgehängten Fahrplan nicht. Auf weitere Experimente hatten wir keine Lust mehr und fuhren mit dem Wohnmobil direkt nach Tirana. Zum Glück ist Tirana noch nicht so nachverdichtet wie andere Hauptstädte und ab und zu gab es einen privaten Parkplatz. Dann fuhren wir mit dem Bus wenige Haltestellen und waren direkt im Zentrum auf dem Skanderbeg Platz. Nahezu alle Sehenswürdigkeiten befinden sich in unmittelbarer Nähe. Zuerst haben wir uns aber an den Wasserspielen erfreut und erfrischt. Besonders toll war, dass aus breiten Öffnungen am Boden Wasser herauskam und den Platz fluteten.
Leider war die Moschee gerade eingerüstet und nicht zugänglich. So haben wir anstelle des Minaretts den nahegelegenen Uhrenturm bestiegen und den Blick über den Platz genossen. Beim weiteren Bummel sind wir an einem Restaurant vorbeigekommen und eingekehrt, um unseren Hunger zu stillen. Immer auf der Suche nach Schatten, um die heißen Temperaturen irgendwie zu ertragen, haben wir den Stadtrundgang fortgesetzt, bis wir am Neubau einer gigantischen Prachtmoschee (noch nicht fertiggestellt) und letztlich an der Berberbrücke landeten. Diese war so unscheinbar am Wegesrand, dass wir sie fast übersehen hätten. Überhaupt war es schwierig, echte Sehenswürdigkeiten zu entdecken. Die Zeit und vor allem die Herscher des letzten Jahrhunderts haben bei der Modernisierung der Stadt ganze Arbeit geleistet und nicht viel übrig gelassen. So war auch die nächste Station, ein pyramidenförmiger Bau abgesperrt und durch Vandalismus schon stark beschädigt. Laut unserem Reiseführer war er noch vor wenigen Jahren als Multifunktionshalle und Fernsehstudio in Verwendung. Weiter ging es auf Irrwegen zum Skytower. Im 16. Stock gibt es ein Restaurant und einen fantastischen Blick über die Stadt. Im angrenzenden Park gab es einen kleinen Rummel und Marlon wollte die Eisenbahn fahren. Offensichtlich hat sich der Besitzer über den ersten (einzigen?) Fahrgast so gefreut, dass er die Bahn einfach nicht wieder anhalten wollte. Wir konnten uns von Runde zu Runde das Lachen immer weniger verkneifen und nach bestimmt 20 Runden war dann Marlon auch erlöst und durfte aussteigen. Das war eine echte Fernfahrt. Auf dem Rückweg haben wir dann noch eine sehr beeindruckende Kathedrale gefunden. In einem sehr hellen, avantgardistischen Prachtbau waren Künstler gerade dabei die Decken- und Wandmalereien zu vollenden.
Dann ging es mit dem Taxi zurück und innerhalb von wenigen Minuten waren wir wieder am Wohnmobil.
Da es noch relativ zeitig war, wollten wir noch weiter nach Durrës fahren. Auf dem Weg mussten wir noch einige sehr große Kreisverkehre passieren, bis wir auf einer autobahn-ähnlichen Straße landeten. Dazu muss man erklären, dass Kreisverkehre hier anders funktionieren. Alle versuchen erstmal reinzufahren und anschließend wird versucht den Knoten wieder zu lösen. Wenn man hier deutsche Regeln ansetzt, wird man vermutlich nie durch den Kreisverkehr kommen. Eigentlich unvorstellbar, aber irgendwie funktioniert es.
Nach unseren Erfahrungen mit den Parkplätzen in der Stadt wollten wir das gleich noch einmal ausprobieren und steuerten den ersten an. Während der in Tirana aber 100 Lek pro Stunde haben wollte, forderte der Besitzer hier 10€. Nach einigem hin und her hat er sich auf 5€ für 2 Stunden runterhandeln lassen. Immer noch viel zu viel, aber wir wollten auch los.
Am beeindruckendsten fanden wir das Amphietheater. Zwar waren die Sitzreihen im Gegensatz zu Ephesus nur noch in Fragmenten vorhanden, dafür existierten aber noch große Teile der Katakomben. Nach soviel Kultur haben wir uns noch ein Eis gegönnt und schlenderten durch die Flaniermeile zurück zum Wohnmobil. Auf dem Weg zum Strand nahe Spille kamen wir noch an einen Supermarkt vorbei. Während wir die Kinder in einem Spieleparadies mit Hüpfburgen und Trampolien abgegeben haben, versuchten wir unsere Vorräte aufzufüllen. Dabei war es wieder erstaunlich, welche Preise aufgerufen wurden. Umso mehr, als dass das durchschnittliche Monatseinkommen bei 300-400€ liegt.
Gerade noch rechtzeitig für einen traumhaften Sonnenuntergang erreichten wir den Strand und haben uns Wohnmobil in einem Pinienwäldchen eingeparkt. So sollten wir morgen den ganzen Tag Schatten haben und trotzdem jederzeit wieder losfahren können.

Kilometerstand: 49918 km
Tagesetappe: 152 km

25.07.2019 Strand bei Spille, Berat

Obwohl wir heute relativ zeitig aufgewacht sind, haben sich bereits zahlreiche Autos um uns angesammelt. Die Schattenplätze im Pinienwäldchen sind scheinbar sehr begehrt.
Wir liefen zum Strand und buchten uns für 5€ zwei Liegen mit einem Sonnenschirm. Abwechselnd badeten wir im Meer oder bauten Sandburgen. So konnte man es zumindest vormittags sehr gut aushalten. Marlon war das Meer zu aufgewühlt, Marla hingegen schwomm sogar mit Ulli bis zur Sandbank hinaus und genoss die Wellen in vollen Zügen. Allerdings brannte die Sonne unerbittlich und der Sand und die Luft heizten sich unglaublich auf. Gegen Mittag war es eigentlich nicht mehr zum aushalten und wir beschlossen aufzubrechen.
Da das Frühstück heute faktisch ausgefallen war, stärkten wir uns in einem Restaurant. Mangels Karte oder gar Bilder bestellten wir mehr oder weniger blind vier Essen. Wir hatten Glück und es war tatsächlich für jeden was dabei.
Weiter ging es nach Berat. Kurz vorm Ziel sah ich aus den Augenwinkeln ein Schild, dass auf einen Pool hindeutete. So verbrachten wir mehr oder weniger den ganzen Nachmittag mit schwimmen, plantschen, Köpper üben in einem riesigen Pool. Leider schloss das "Freibad" bereits 17 Uhr. So konnten wir aber die Gelegenheit nutzen und uns noch eine der ältesten byzantischen Kirchen, erbaut um 1000 nach Christus, anschauen. Wir waren noch unschlüssig, wo wir parken konnten, da kam bereits ein alter Mann angelaufen und wies uns an einen kleinen Hügel hoch zu fahren. Er schloss dann auch gleich die Kirche auf und wies uns sichtlich stolz den Weg.
Eine halbe Stunde später erreichten wir dann Berat und nach einem kurzen Stop an einem lokalen Obstmarkt machten wir auf dem lokalen Campingplatz "River Site" fest.

Kilometerstand: 50015 km
Tagesetappe: 97 km

26.07.2019 Berat, Apollonia

Nach den Erfahrungen mit der Festung in Shkodra, wollten wir heute eigentlich sehr zeitig aufstehen und die Burg erklimmen. Da wir aber sehr gut geschlafen hatten, blieb es beim eigentlich. Aber der Campingplatz-Besitzer war so nett und hat uns mit seinem Mercedes hochgefahren. Und das ist sehr typisch für dieses Land. Zum einen sind faktisch alle Albaner unglaublich nett und freundlich und zum anderen sind geschätzte 80% aller Fahrzeuge ein Mercedes. Egal wie alt, kaputt oder verrostet, ein Stern muss dran sein. Wie sagte mal ein Trainer so schön "No star, no car".
Die Festung war sehr groß und schön, die Häuser in den verwinkelten Gassen um die Festung sind bewohnt. Zum Glück waren wir so zeitig hier und konnten die Burg noch fast alleine genießen. Das führte auch prompt dazu, dass wir uns in den vielen engen Gassen verlaufen hatten. War auch kein Wunder, da unser Reiseführer nur drei Straßen eingezeichnet hatte und es geschätzt 30 waren. Aber irgendwie fanden wir dann doch noch die Kirche, die Zisterne und vieles weitere.
Zurück in die Stadt ging es über einen super steilen und glatten Weg. Bereits der Abstieg war schwierig, aber die Gesichter der Touristen, die uns entgegen kamen, sprachen Bände. Zumal inzwischen die Sonne schon sehr intensiv brannte und es fast keinen Schatten gab. Unten angekommen schauten wir uns die "Stadt der Tausend Fenster" an. Einige Häuser bestanden scheinbar nur aus Fenstern. Wo die wohl einen Schrank hinstellen?
Der Rückweg wurde eine echte Herausforderung, zum einen brannte die Sonne unerbittlich, zum anderen war der Weg zurück zum Campinglatz aufgrund der verwinkelten Gassen nicht leicht zu finden. Aber nachdem wir einige Einheimische gefragt hatten, fanden wir ihn doch noch. Und da wir ordentlich durchgeschwitzt waren, beschlossen wir den Rest des Tages im Schwimmbad von gestern zu verbringen.
Nach einem erlebnisreichen Nachmittag am Pool fuhren wir noch 1,5h nach Apollonia. Kurz bevor wir den Parkplatz erreichten, hatten wir noch großes Pech und wir kollidierten mit dem Hänger von einem Traktorgespann. Zum Glück zerlegte sich dabei "nur" unser Außenspiegel, aber der Schreck saß tief. Allerdings hatten wir großes Glück im Unglück. Das Spiegelglas ist heil geblieben und wir konnten es sogar wieder in die Befestigung einrasten. Die elektrische Spiegelverstellung und sogar der Seitenblinken funktionieren noch. So blieb der Schaden auf dem zerbrochenen Blinkerglas begrenzt. Und während ich die Reste einsammelte, sprach uns ein Albanier an, sagte "Willkommen in Albanien!" und schenkte uns Sekundenkleber. Abends habe ich das Glas zusammen gepuzzelt und geklebt. Jetzt ist es erstmal wieder eingeklebt und vielleicht sogar halbwegs wasserdicht. Auf dem ersten Blick ist der Schaden kaum noch zu erkennen.

Kilometerstand: 50078 km
Tagesetappe: 63 km

27.07.2019 Apollonia, Fier, Benja, Gjirokastra

Heute morgen waren wir ganz alleine auf dem Parkplatz. Selbst der Eintritt war noch nicht besetzt. Aber wir wollten auch nicht länger warten, da es immer heißer wurde. Also haben wir die geöffnete Schranke als Einladung verstanden und haben schon einmal mit der Besichtigung von Apollonia angefangen.
Verschiedene Archäologen aus Frankreich und Deutschland haben sich große Mühe gegeben, verschiedene Gebäude wieder aufgerichtet und anschauliche Schautafeln erstellt. Es war sehr beeindruckend im Tempel zu Ehren Apollon zu wandeln. Noch dazu, da wir ganz alleine waren. Leider war von der ehemaligen Akropolis nichts mehr zu sehen, aber die Aussicht war phänomenal. Auch das kleine Museum wusste zu überzeugen. Es ist schon unglaublich, welche schöne Kunstwerke aber auch Gebrauchsgegenstände bereits vor knapp 2000 Jahren entstanden sind. Die Kinder sind auch mit durchs Ausgrabungsgelände geflitzt. Marla erfreute sich besonders an den "wilden" Schildkröten.
Weiter ging es zur nahegelegenen Stadt Fier, genauer gesagt einem Einkaufszentrum. Die Idee war, in gekühlter Umgebung unsere Vorräte aufzufüllen, uns die Haare schneiden zu lassen und zu Mittag zu essen. Wie so oft kam es anders. Zuerst blieben wir in einem Klamottenladen hängen und dann war das Angebot von "Big Market" sehr übersichtlich. Auch war der Foodcourt geschlossen. Trotzdem hatten wir zum Schluss einige Tüten dabei und ich bin sogar zu Badeschuhen gekommen.
Nach einer Stärkung in einem "Family Fast Food" fuhren wir in der Mittagspause nach Benja. In der Nähe gibt es natürliche Thermalquellen, einen begehbaren Canyon und nicht zuletzt eine beeindruckende Bogenbrücke. Allerdings zog sich die Fahrt, besonders die letzten 50 Kilometer. In dem engen Tal war die Straße teilweise eng, schlecht und der Gegenverkehr zwang uns häufig zum Anhalten.
Dafür war das Ziel eine Wucht. In natürlichen und künstlich geschaffenen Thermalbecken konnte man sich im warmen, schwefeligen Wasser entspannen. Wir wanderten den Canyon hoch. Mehrmals mussten wir dazu durch den Fluss waten. Kein leichtes Unterfangen, denn manchmal hat man nichts gesehen, Schuhe blieben im Schlamm stecken oder man rutschte auf den algenbewachsenen Steinen weg. Ich war sehr, sehr froh über meine neu angeschafften Badeschuhe. Ohne wäre es nicht gegangen.
Es war ein riesiger Spaß und Erlebnis. Trotzdem haben wir beschlossen heute hier nicht zu übernachten, sondern noch möglichst weit aus dem Tal herauszukommen. Die Idee war, dass abends nicht soviel Gegenverkehr herrscht, wie am nächsten Morgen, wenn wieder alle zu den heißen Quellen wollen. Und so fuhren wir bis der Hunger sich meldete und wir in ein Restaurant einkehrten. Wir gewohnt war die Bedienung sehr herzlich und das Essen sehr lecker. Allerdings wurde es dabei auch dunkel und wir wollten noch etwas weiterfahren. Blöderweise fanden wir im Dunkeln keinen brauchbaren Stellplatz und da die Kinder bereits in den Betten lagen fuhren wir bis Gjirokastra.
Die beiden anvisierten Campingplätze lagen doch direkt in der Hauptstraße und das wollten wir dann auch nicht. Nach einigen Irrungen und Wendungen haben wir kurz vor 22 Uhr auf einem kleinen Parkplatz bei einem Supermarkt festgemacht. Keiner schien sich daran zu stören und so blieben wir.

Kilometerstand: 50315 km
Tagesetappe: 237 km

28.07.2019 Gjirokastra, Sarande, Ksamil, Butrint

Wir schliefen sehr gut, obwohl es sich in der Nacht nicht wirklich abgekühlt hat. Und da wir bei einem Supermarkt standen, gab es frisches Brot zum Frühstück. Was für ein Luxus.
Einige Meter weiter stiegen wir in ein Taxi und ließen uns zur Festung hochfahren. Bereits die Fahrt war abenteuerlich und so steil, dass ich froh war ein Taxi genommen zu haben. Auf der Festung waren wir einige der ersten Besucher und wurden noch vor der offiziellen Öffnungszeit 9 Uhr eingelassen. Die Festung ist definitiv eine der größten und besterhaltensten die wir je besichtigt haben. Überall gab es gigantische Gänge, Räume und Kammern. Allerdings blieben die Organisatoren weit hinter ihren Möglichkeiten. Geboten wurde eine illustre Ansammlung von Waffen aus dem ersten und zweiten Weltkrieg. Also nicht wirklich zur Festung passend. Höhepunkt war ein Flugzeug der US Army. In den 50er landete es nahe Tirana. Begründung der Amerikaner: Orientierungsverlust aufgrund Nebel und Landung wegen Treibstoffmangels; Begründung der Albanier: Ein Spionageflugzeug wurde zur Landung gezwungen. Aber davon abgesehen hatte die Festung nicht wirklich viel zu bieten. Selbst die Toiletten waren in einem Zustand, dass man einfach nicht mehr musste.
In der Mittagspause fuhren wir nach Sarande. Wir wollten noch einmal im Meer baden. Allerdings war die Fahrt dorthin durch zahlreiche Serpentinen geprägt. In einer Spitzkehre muss es passiert sein. Eine unsere Wasserkanister ist umgekippt und der Deckel hat dem Druck nicht standgehalten und ist gebrochen. So flossen langsam aber sicher nahezu sieben Liter Wasser aus. Und da es immer berghoch ging, hat es vorerst keiner gemerkt. Als Ulli, besser noch Marlon es schließlich bemerkten, waren fast alle Sachen, Stühle usw. in der Heckgarage schon feucht. Wir parkten an einem Aussichtspunkt und räumten alles aus und wischten was das Zeug hielt. Zum Glück trocknet bei diesen Temperaturen alles in Windeseile und nach einem Mittagessen war alles trocken und wir konnten weiterfahren.
Sarande ist ein sehr beliebter Badeort mit einer beeindruckende Uferpromenade. Da wir aber nicht sofort einen Parkplatz fanden, fuhren wir weiter in Richtung Butrint. Auf dem Weg dorthin kamen wir an Ksamil vorbei. Hier gibt es wunderschöne kleine Buchten. Wir fanden einen schönen Parkplatz, mieteten uns für 8€ einen Sonnenschirm und zwei Liegen direkt am Wasser und verbrachten den Nachmittag am Strand.
Gegen 18 Uhr wurde es Zeit in Richtung Butrint aufzubrechen. Wir hatten großes Glück und haben einen super schönen Parkplatz abbekommen. Und der Parkplatzwächter ließ uns wissen, dass wir hier sicher stehen und auch schlafen können. Na dann.

Kilometerstand: 50394 km
Tagesetappe: 79 km

29.07.2019 Butrint, Ioannina, Monodendri

Obwohl es sich gestern Abend noch anschickte, etwas zu tröpfeln, kühlte es nicht ab. Die hohen Temperaturen machten uns alle zu schaffen und so richtig gut konnte niemand schlafen. Der Vorteil davon war, dass wir bereits 8:30 Uhr an der Ausgrabungsstätte von Butrint standen und wirklich auch schon rein durften. Wie sich später noch herausstellte, war es sehr gut so, denn als wir unseren Rundgang beendet hatten, waren etliche Busse mit Touristen da und der Parkplatz übervoll.
In Butrint hinterließen zahlreiche Kulturen ihre Spuren. Beispielsweise Griechen, Römer, Osmanen, Byzantiner, Venezier. Als städtisches Zentrum einer weiten Region kam sie zu Reichtum und Macht, wovon die zahlreichen Profan- und Prachtbauten, Straßen und Festungsanlagen zeugen. Am eindrucksvollsten ist sicherlich das sehr gut erhaltene Theater, aber auch das Venezianisches Kastell und das Villenviertel wussten zu überzeugen. Dazu gab es sehr informative Tafeln zur Geschichte. So verwundert es nicht, dass Butrint zu den beliebtesten Touristenzielen Albaniens und zu den berühmtesten Sehenswürdigkeiten des Landes zählt und seit 1992 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurde.
Dann setzten wir mit einer spektakulären Fähre übers Wasser: Der Fährmann wusste was er tat. Die Fähre gab ordentlich nach, als wir mit dem Womo auffuhren. Ich fuhr zuerst aufgrund unseres Gewichts bis zur Mitte. Als hinter mir noch 2 Autos ein Gegengewicht darstellten, konnte ich bis vorn an die Kante fahren. Wir wurden sicher bis ans andere Ufer gezogen. Dann stoppten wir noch im letzten Ort vor der griechischen Grenze, um die Mittag zu essen. Die Grenze war diesmal wieder ein bisschen anders. Ulli stieg mit unseren Papieren aus und zeigte sie weiter vorn an einem Schalter. Die Grenzbeamten wünschten uns schöne Ferien und betonten, dass unser Ziel, die Vikos-Schlucht toll, aber auch gefährlich sei. Dann steuerten wir die Stadt Ioannina an. Wir wählten für die Strecke teilweise die gebührenpflichtige Autobahn und waren deshalb gut in der Zeit. Wir bummelten etwas durch die Altstadt und kamen dann an der Bootsanlegestelle des Stadtsees an. Und da der Kapitän schon mehrfach gehupt hat, mussten wir uns schnell entscheiden, mitzufahren. Und so fuhren wir zur Ioannina-Insel. Das war ein wirklich schöner Ausflug. Griechischer Flair, ein paar Kloster und hier und da die Möglichkeit selbstgemachte Süßspeisen zu naschen. Marlon fand unglaublich Gefallen an Baklava in den verschiedensten Varianten. Dann ging es mit der Bootsfähre zurück und wir schlenderten zum Womo. Im Anschluss füllten wir unsere Vorräte an einem lokalen Lidl auf und fuhren Richtung Vikos-Schlucht und die Zagori-Region. Uns erwartete wieder eine spektakuläre Kulisse und malerisches Dörfchen osmanischen Ursprungs. Es dämmerte leicht als wir endlich ankamen. Zudem haben wir in Griechenland 1 Stunde Zeitverschiebung.
Nun sind wir auf gut 900 m Höhe angekommen, stehen auf einem Parkplatz am Rande des Örtchens Monodendri, welches schon fast kulissenhaft schön wirkt, genießen die angenehmen Temperaturen und freuen uns auf 13 Grad in der Nacht.

Kilometerstand: 50566 km
Tagesetappe: 172 km

30.07.2019 Monodendri, Campingplatz an einer unglaublich schlechten Strasse in Albanien

Es schläft sich sehr gut bei kühlen Temperaturen. Die Dorfglocke wurde heute Morgen zu ungewöhnlichen Zeiten eher ungewöhnlich geläutet. Kurz vor 8, gegen 8 und kurz vor halb 9. Ulli vermutete, dass das vielleicht Wanderer gewesen sind, die in die Schlucht aufgebrochen sind. Immerhin werden sie 6 Stunden unterwegs sein.
Wir starteten zum Paraskevi-Kloster, um dort einen Blick in die Schlucht zu wagen. Ulli hatte gestern noch ausgekundschaftet, dass man von dort noch ein wenig reinlaufen kann. Den Weg dafür fanden wir. Nach gut 100 m kam ein Hinweisschild: "at your own risk" und ein Bild, dass als abstürzendes, stilisiertes Strichmännchen interpretiert werden kann. Und das war nicht von ungefähr. Wir liefen an der Felswand auf einem Pfad, kaum einen Meter breit, entlang, und neben uns ging es knapp 1000 m nach unten. Wahnsinn. Und ich merkte meine Höhenangst deutlich. Wir wagten uns Stück für Stück vorsichtig weiter vor. Die Kinder waren gut drauf, Marlon musste man fast bremsen. Nach einer weiteren Kurve erreichten wir eine Tür, und dahinter einen kleinen "Platz". Dort war für uns diese spannende Tour auch zu Ende, weiter wollten wir nicht und das wäre uns zu heiß gewesen. Nun hieß es, wieder vorsichtig zurück zu kommen. Auch das meisterten wir und wir sind froh, dass wir diese tolle Schlucht, die im Guinness Buch als tiefste Schlucht der Welt steht, gesehen haben. Übrigens waren wir wieder alleine hier. Erst auf dem Rückweg kamen uns erste Touristen entgegen.
Den schönen Ort Monodendri haben wir auch noch angeschaut und dann brachen wir auf. Die letzten Meter zum Parkplatz im Ort waren gestern abenteuerlich. Altes Kopfsteinpflaster und 2 bis 3 sehr enge, schlecht einsehbare Stellen. Ulli lief die Strecke vor, so dass sie im Zweifelsfall die entgegenkommenden Autofahrer hätte aufhalten können. Wir hatten Glück, und es war nicht nötig.
Dann ging es etwas weiter runter ins Gebirge, durch eine tolle Hochebene. Auf dem Weg kamen wir wieder durch einen Bilderbuchort und beschlossen, Ulli Wunsch nach Moussaka nachzukommen. Wir hatten einen herrlichen Platz am Dorfplatz und genossen die griechische Küche.
Weiter ging es in Richtung albanische Grenze. Diesmal waren wir die einzigen, die einreisen wollten. Wir mussten regelrecht auf uns aufmerksam machen, um kontrolliert zu werden. Nach der Grenze sollte unsere erste Station nicht mehr weit sein. Dies Fahrt dahin zog sich allerdings: Wir waren auf der für uns bisher schlechtesten Straße Albaniens gelandet. Wir waren zwar vorgewarnt durch andere Berichte, aber es kam noch schlimmer. Der ein oder andere Felsbrocken lag mitten auf der Straße, soweit man überhaupt von einer Straße reden konnte. Aber an unsere Erfahrungen aus Rumänien und Ukraine kam es nicht ran und wir hatten glücklicherweise keinen Gegenverkehr. Witzig war, dass uns ein österreichischer Audi kurz nach der Grenze überholte. Wir waren zum Schluss zur gleichen Zeit in Leskovik angekommen und beglückwünschten uns gegenseitig, diese Etappe geschafft zu haben. Der Ort hatte nicht wirklich viel zu bieten und war auch nicht so einladend. Zudem haben die Österreicher die Auskunft bekommen, dass die Strecke weiterhin sehr schlecht sein würde. Also fuhren wir direkt zum avisierten Campingplatz weiter. Dieser war sehr schön, mit Spielplatz und sogar Pool. Der Nachmittag verging wie im Fluge: Wir bastelten, reparierten, badeten und standen in einer Schafherde. Ein schöner Tag.

Kilometerstand: 50661 km
Tagesetappe: 95 km

31.07.2019 Campingplatz an einer unglaublich schlechten Straße in Albanien, Korca, Nordmazedonien

Dank der niedrigen Temperaturen in der Nacht haben wir wieder super geschlafen, bis ein Hahn gefühlt durch die Dachluke schaute und krähte. Der Stellplatz inkludierte ein Frühstück für alle. Was für ein Luxus. Und so saßen wir gegen 8 Uhr am Tisch und bekamen Spiegeleier, Ziegenkäse, Marmelade und gesalzene Butter serviert. Lecker.
Und dann wurde es auch schon Zeit aufzubrechen, unsere Pferde waren gesattelt. Wir hatten gestern noch einen Ausritt mit der ganzen Familie gebucht, jeder auf seinem eigenen Pferd. Die Kinder bekamen noch schnell einen Fahrradhelm aufgesetzt, mir wurde erklärt, dass ich die Zügel hin und wieder fest in die Hand nehmen muss. Dank zahlreicher Cowboyfilme in meiner Kindheit schwang ich mich behende in den Sattel und schon ging es los. Was für ein Erlebnis. Unser Guide führte uns zuerst die Straße entlang und gab uns somit Gelegenheit uns mit dem Pferd vertraut zu machen. Meines war unglaublich gutmütig, aber verfressen. Hin und wieder nahm es die Gelegenheit war und fraß etwas am Wegesrand. Aber es lies sich sehr gut mit den Zügel steuern. Dann ging es in die Landschaft. Fast lautlos reiteten wir durch wunderschöne Wildblumenwiesen, aber auch die eine oder andere Steigung war zu nehmen. Die Pferde kannten den Weg sehr gut. Nur einmal meldete sich Marlon lautstark mit "Hey, wo will denn mein Pferd hin!". Aber es hatte nur Durst und wollte an einem Bachlauf was saufen. Die Zeit verging wie im Fluge und ehe wir uns versahen waren knapp zwei Stunden vergangen. Marla hätte gerne 5 Stunden gebucht. Ein unglaubliches Erlebnis für uns alle.
Nach dem Ver- und Entsorgen wurde es Zeit, die knapp 70 Kilometer bis Korca anzugehen. Das Navi veranschlagte dafür knapp drei Stunden und nach den Erfahrungen von gestern klang das auch glaubwürdig. So fuhren wir bei ??? Geschichten langsam und entspannt über ziemlich schlechte Straßen und genossen die Landschaft. Zum Glück war sehr wenig Verkehr und die Straßen wurde dann doch noch besser und die letzten 15 Kilometer waren faktisch neu. So erreichten wir Korca nach knapp zwei Stunden Fahrt.
Wieder hatten wir großes Glück bei der Parkplatzsuche und wurden ganz in der Nähe der neuen Kathedrale fündig. Die Kirche wurde 1995 erbaut und begeistert vor allem mit der kunstvollen Bemalung des gesamten Innenraumes. Anschließend schlenderten wir die Fußgängerpassage entlang und kehrten in ein Lokal ein, um Mittag zu essen. Bei unserem weiteren Bummel durch die Stadt stießen wir auf ein "Berber" Schild und beschlossen uns die Haare schneiden zu lassen. Scheinbar gibt es einen genormten Einheitspreis. Egal ob Kind, Mann oder Frau, egal ob Berber oder Frauenfriseur. Es kostet einheitlich 300 Lek, ca. 2,50€! Auch Ulli fand für sich einen Friseur. Ich schlenderte in der Zwischenzeit mit den Kindern durch den ansprechenden Ort und es gab noch ein Eis. Als wir uns wieder trafen sagte Ulli ganz aufgeregt: "Habt ihr mitgekriegt, es waren hier gerade 2 Erdbeben!" Wir selber haben nichts bemerkt, Ulli dagegen umso mehr. Besonders beunruhigt war sie, als die Angestellten sie mit aus dem Friseurladen nahmen. Später sprachen wir noch mit einer Dame der Touristinfo und diese bestätigte, dass es wohl eine Stärke von 4,8 auf der Richterskala waren. Das letzte Erdbeben war vor etwa 2 Monaten.
Nachdem wir unseren Stadtbummel beendet hatten, wollten wir noch zum Prespa See fahren. Die Straße war ganz neu und in einem hervorragenden Zustand. Scheinbar investiert Albanien inzwischen sehr viel Geld in den Straßenbau. Trotz aktuellen Kartenmaterials kannte unser Navi die eine oder andere Straße nicht und gibt regelmäßig massive Geschwindigkeitsbegrenzungen an, wo keine mehr sind. Unterwegs nutzen wir in einem Dorf an einem "Supermarkt" die Gelegenheit unser albanisches Geld auszugeben. So kauften wir schwarzgebrannten Raki, Likör, Wein, Melone bis unser Geld alle war. Dieser Einkauf war nochmal ein besonderes Erlebnis. Die Angestellte des Minimarktes konnte kein Wort in einer anderen Sprache. Ein Bewohner war sofort zur Stelle und übersetzte für uns. Wie gesagt, hier hat die Freundlichkeit eine ganz andere Qualität.
Nach einer halben Stunde Fahrt erreichten wir einen verlassenen (oder noch nicht fertiggestellten?) Aussichtspunkt mit fantastischen Blick auf den See. Leider haben wir nicht schnell genug geschaltet und nur ein Foto gemacht. Er hätte sich auch sehr gut für die Übernachtung geeignet. So fuhren wir aber weiter und fanden einfach keinen Stellplatz mehr. Und dann kam auch schon die Grenze zu Mazedonien. Der Üergang war unkompliziert und praktisch ohne Wartezeit. Weiter ging die Stellplatz-Suche nach der Grenze. Es kam sogar eine Art Campingplatz, der allerdings einen extrem verlotterten oder verlassenen Eindruck machte. Allerdings wollte der Besitzer doch tatsächlich 11€ für die Übernachtung. Da uns der "Geistercampingplatz" nicht zusagte, fuhren wir weiter und ob der einbrechenden Dunkelheit wurden wir unruhig. Aber wenige Kilometer weiter fanden wir einen Parkplatz und machten fest.
 
Kilometerstand: 50786 km
Tagesetappe: 125 km

01.08.2019 Ohrid, Mavrovo-Nationalpark, Tetovo

Der Parkplatz gehörte zu einem Hotelkomplex "Europa", dass in den 80er bestimmt zahlreiche Touristen anzog. Nach dem Zusammenbruch Jugoslawiens lag es mit einmal an der Grenze und die Touristen blieben aus. Das war das Totesurteil für das eigentlich schöne Hotel. Das erklärt auch den katastrophalen Zustand des nahegelegenen Campingplatzes. Wir haben jedenfalls sehr ruhig gestanden und sehr gut geschlafen.
Eigentlich war der Plan, dass wir uns einen schönen Wanderparkplatz am See suchen und die Vögel beobachten. Es soll sogar Pelikane geben. Leider kam man faktisch nicht ans Wasser ran. Das erklärt bestimmt auch, warum sich dort die Vögel zu wohl fühlen - die stört wirklich niemand. Wir haben es dann aufgegeben und sind nach Ohrid gefahren. Wieder hatten wir Glück und fanden einen Parkplatz in unmittelbarer Nähe zum Stadtzentrum. Hier konnten wir für 50 Denar die Stunde stehen. Nach wenigen Minuten Fußmarsch standen wir direkt auf der Uferpromenade und waren mitten drin im Trubel. Das war bisher die touristischste Stadt, die wir dieses Jahr besucht haben. So ungefähr stelle ich mir Malle im Hochsommer vor. Zwar waren die Gässchen durchaus sehenswert, aber die zahlreichen Touristen und Verkaufsstände (Beste Ohrid Perlen!) zerrten schon sehr an den Nerven. So verwundert es nicht, dass wir bald den Kanal voll hatten und weiter fuhren.
An einer der zahlreichen vollkommen inkompetenten Tourist Informationen haben wir eine Karte ergattert. Darauf waren einige Stellen mit Sonnenschirmen markiert. Wir hatten die Hoffnung auf einen einsamen Sandstrand und wollten den Rest des Tages dort verbringen. Die Realität war ein durchbetonierter, schmaler Streifen, randvoll mit Einheimischen und fragwürdiger Wasserqualität. Nach einem kurzen, aber erfrischenden Bad fuhren wir weiter zum Mavrovo-Nationalpark.
Hier war unsere Erwartungshaltung ein Besucherparkplatz an einer Rangerstation mit zahlreichen Tipps für kindertaugliche Wanderungen durch den Nationalpark. Nach knapp 2 Stunden Fahrt hat uns die Realität eingeholt. Ein kleiner Ort der zwar mal vom Tourismus gelebt hat, aber inzwischen alles verlottern lassen hat. Mit Müh und Not fanden wir einen Fußweg zum See. Wir hatten uns zwar schon einen Platz für die Nacht gesucht, aber eigentlich war es dafür noch zu zeitig. Also fuhren wir weiter nach Tetovo.
Hier wollten wir ein Restaurant ansteuern, um da auch die Nacht zu verbringen. Allerdings musste ich nach zwei verschiedenen Anläufen die Anfahrt abbrechen. Die Straßen waren definitiv mit einem Wohnmobil nicht passierbar. Ich war heilfroh, dass ich schadenfrei mit Hilfe einer Rohbau-Garage wenden und zurückfahren konnte. Aber wir fanden dann einen Stellplatz neben einem Friedhof und sind zu einer erster Ortsbegehung aufgebrochen. Es war Markt und häufig wurde der gesamte Fußweg von Händlern in Beschlag genommen. So zwängten wir uns an den Autos und Ständen vorbei. Irgendwann kamen wir sogar an der "bunten Moschee" vorbei, die wir ganz alleine besichtigen konnten. Nach einer Stärkung in einem Döner Restaurant liefen wir zurück.

Kilometerstand: 51006 km
Tagesetappe: 220 km

02.08.2019 Skopje, Kratovo, Abzocke an der Bulgarischen Grenze, Rila Kloster

Gegen 4:30 Uhr geweckt vom Muezzin, konnte ich einfach nicht mehr einschlafen. So haben wir gegen 7 Uhr beschlossen direkt nach Skopje zu fahren. So zeitig waren alle Straßen noch leer und wir erreichten ohne Probleme einen schönen Parkplatz direkt in der Innenstadt. Aber warum standen überall Polizisten, Streifenautos und Soldaten in Gardeuniform?
Wir kamen gerade noch rechtzeitig an, da kurz nach uns die Straßen gesperrt und der rote Teppich, für die Niederlegung von zahlreichen Kränzen, ausgerollt wurde. Wir fragten einen Passanten und heute war der Nationalfeiertag "Tag der Republik". Uns sollte es Recht sein, zwar waren die Museen geschlossen und die Stadt war wie ausgestorben, aber das störte uns nicht.
Skopje weist eine mehr als zwei Jahrtausende zurückreichende Besiedlungsgeschichte auf und gehört somit zu den ältesten noch bestehenden Städten des Landes. Aufgrund vieler Kriege und Eroberungen und nicht zuletzt wegen des großen Erdbebens von 1963, gibt es faktisch keine alte Bausubstanz. Und spätestens mit dem Bauprogramm "Skopje 2014" wurde die Innenstadt in bester "brachial Architektur" umgewandelt. Triumphbogen, gigantische Statuen, zahlreiche Brücken und viele Springbrunnen prägen jetzt die Innenstadt. Zwar wirkt es alles ein wenig "over the top" und fremd, aber auf jeden Fall beeindruckend. SO schlenderten wir durch die Innenstadt und landeten schließlich im alten Krämerviertel. Auf dem Markt kauften wir dann noch Gewürze und Geschenke ein und schlenderten langsam aber sicher zum Wohnmobil zurück.
Weiter ging es nach Kratovo. Eigentlich in der Top10 der mazedonischen Sehenswürdigkeiten. Allerdings hatten wir inzwischen so viele schöne Bogenbrücken und enge Gässchen gesehen, dass es uns nicht wirklich vom Hocker gehauen hat. So kehrten wir in ein Cafe ein, führten noch ein angenehmes Gespräch mit einem ehemaligen mazodonischen Ehepaar  und fuhren anschließend weiter.
Irgendwann erreichten wir die Bulgarische Grenze und nachdem unsere Pässe kontrolliert waren, durften wir weiterfahren. Verzweifelt hielten wir Ausschau nach einem Geschäft oder Vignetten Schild, um unsere eine Vignette zu kaufen. Leider wurden wir nicht fündig und fuhren weiter, zumal wir ja keine Autobahn befuhren. Und an der nächsten Tankstelle wird es schon eine Vignette zu kaufen geben. Keinen Kilometer später, noch bevor irgendein Geschäft oder Tankstelle am Wegesrand stand, wurden wir von einem Kontrollposten gestoppt und nach unserer Vignette gefragt. Alles Argumentieren nützte nichts, da wir keine hatten, mussten wir 35€ Strafe bezahlen. Wir waren schon in ganz Europa unterwegs und haben unzählige Male Maut bezahlt oder Vignetten gekauft. Aber so etwas war uns noch nicht passiert. Nicht nur das faktisch alle Straßen mautpflichtig waren, auch gab es faktisch keine Möglichkeit eine Vignette offline zu erwerben. Schönes Geschäftsmodell.
Weiter ging es in Richtung Rila Gebirge. Morgen wollten wir uns die wichtigste Sehenswürdigkeit in Bulgarien, das Rila Kloster, anschauen. Da die Fahrt sehr lang war, haben wir unterwegs noch Abendbrot gegessen, die Kinder ins Bett gebracht und sind weitergefahren. In völliger Dunkelheit und bei partiellem Regen haben wir dann auf einen einsamen Parkplatz festgemacht. Im gleißenden Scheinwerferlicht konnten wir nur einen einzelnen Mann ausmachen, der mit seinem Koffer im Regen unter einem Baum stand. In absoluter Einsamkeit wohlgemerkt. Hin und wieder zuckte ein Blitz und erhellte die Lichtung und ich konnte noch lange den Mann ausmachen.

Kilometerstand: 51320 km
Tagesetappe: 314 km

03.08.2019 Rila-Kloster, Sofia

Wir schliefen fantastisch. Es war angenehm kühl, ein Fluss rauschte im Hintergrund. Noch vor dem Frühstück fuhren wir die 2 km zurück zum Hauptparkplatz des Klosters, weil wir Busse und Touristenströme als Gegenverkehr auf einer sehr engen Straße erwarteten. Wir wurden auf einem ausreichend großen eingewiesen, konnten den Parkplatz in Euro bezahlen und frühstückten erstmal in Ruhe. Dann ging es rein in dieses überaus sehenswerte Kloster. Als wir unseren Besuch beendet hatten, waren die Touristenströme im Anmarsch. Eigentlich wollte wir noch einen Berg in der Nähe erklimmen, aber das Wetter war heute sehr unbeständig vorausgesagt. Und so fuhren wir direkt nach Sofia auf den Stellplatz, machten Mittag, Wäsche, Mittagspause, und waren irgendwie nicht so motiviert, heute noch eine Stadt zu erobern. Also schlenderten wir zum nahegelegenen Lidl, kauften uns was zum Kaffeetrinken und machten einfach mal nix. Naja, nicht ganz: Ich recherchierte weiterhin bezüglich unseres Kühlschranks, Ulli checkte die Reiseführer, Marla wollte noch ein paar Tage im Tagebuch nachholen, und Marlon spielte. Später wollte Marlon mit seinem Laufrad doch nochmal los. Also machte Ulli mit ihm noch eine Runde um die Sofioter Plattenbauten, die hier in der Nähe stehen. Zwischen total runtergekommen und videoüberwachten Eingängen ist alles dabei. Zwischendrin scheinen sich die Bewohner immer wieder eine kleine "Idylle" schaffen zu wollen, mit kleinen selbstgebauten Unterständen und vielen Spielplätzen.

Kilometerstand: 51446 km
Tagesetappe: 126 km

04.08.2019 Sofia

Heute wollten wir uns endlich Sofia anschauen und kauften uns an der nahegelegenen Metro Station zwei Tagestickets. Allerdings beschlossen wir nach Studium des Haltestellenplans, dass wir nicht in die Innenstadt, sondern ans südliche Ende der Stadt fahren wollten, um dann mit dem Lift ins Wintersportgebiet zu fahren. Also stiegen wir aus und fuhren zurück, um jedem eine Jacke und lange Hose mitzunehmen.
Eine knappe Stunde später waren wir im Süden der Stadt und warteten auf den Bus 93. Leider geben die Fahrpläne nur eine Periode an und keine konkrete Abfahrtszeit. So wussten wir nur, dass alle 65 Minuten ein Bus kommt. Was nun? Aber wir hatten Glück und nach knapp 20 Minuten saßen wir im Bus und fuhren ins Gebirge. Die Straßen wurden immer enger und steiler und zusehends wurde es auch kühler. An der Endhaltestelle angekommen, erreichte uns die nächste schlechte Nachricht. Entgegen den Aussagen in unserem Reiseführer stand der Lift still. Ein Bulgare war so nett und hat uns auf Deutsch! eine Alternative vorgeschlagen. Eine kleine Wanderung zu einem Kloster und dann mit einem weiteren Bus auf den Gipfel fahren.
Das Kloster war schön anzusehen, aber recht klein. So standen wir alsbald wieder an einer Bushaltestelle und warteten auf einen Bus (Periode 45 Minuten). Nach knapp 20 Minuten kam tatsächlich ein Bus. Ulli hatte schon fast vorgeschlagen, die restlichen zwei Haltestellen zu laufen. Allerdings zeigte sich, dass zwischen den Haltestellen mehrere Kilometer und viele Höhenmeter lagen. Es dauerte nicht lange und wir begannen unsere Jacken anzuziehen, da es sehr frisch wurde.
Oben angekommen waren wir halbwegs ernüchtert. Es gab keine gute Sicht und auch sonst war es nicht sehr einladend. Wir hätten von hier aus sicherlich eine gute Wanderung starten könnnen, aber dafür waren wir nicht ausgestattet, und die vagen Busfahrzeiten hielten uns davon ab. Also fuhren wir mit dem Bus wieder runter und nach einer halber Stunde erreichten wir ein gigantisches Einkaufszentrum. Im angeschlossenen Foodcourt konnte sich jeder mit seinem Lieblingsessen eindecken und wir haben gegen 15Uhr zu Mittag gegessen.
Mit der Metro fuhren wir wenige Haltestellen direkt ins Zentrum und begannen mit unserer Stadtbesichtigung. Zum Glück war es bereits später Nachmittag und bedeckt, trotzdem brannte die Sonne immer noch ziemlich stark. Vorbei an zahlreichen Palästen und tollen Springbrunnen, fanden wir vor allem die russische Kirchen sehr beeindruckend. In einer begann gerade der Gottesdienst und Lobgesänge wurden angestimmt. Vor einer anderen fanden gerade Dreharbeiten für einen Tanzfilm a la Bollywood statt.
Unterwegs fanden wir dann noch einen kleinen Trödelmarkt. Neben zahlreichen Konsumprodukten sozialistischer und sowjetischer Machart, wurden ganz offen auch Nazi-Devotionalien angeboten, die in Deutschland den Staatsschutz auf den Plan rufen würden. Insgesamt hat Sofia einen guten Eindruck bei uns hinterlassen. Es war zudem alles sehr sauber, auch die Metro und ihre Stationen waren überaus ordentlich.

Kilometerstand: 51446 km
Tagesetappe: 126 km

05.08.2019 Jagodina

Es sind noch 1800 Kilometer bis nach Hause und so langsam aber sicher geht uns die Zeit aus. Nach einigen Recherchen fanden wir aber eine gute Lösung. Zum einen lassen wir einige Sachen in Serbien weg (Đavolja varoš, Kloster Studenica) und zum anderen fahren wir heute knapp 4 Stunden. Unser Ziel war Jagodina, genauer gesagt ein kleines Spaßbad.
Auf erstaunlich guten Straßen kamen wir gut voran. Kurz vor der Grenze füllten wir noch unsere letzten Levas in den Tank. Einen Kilometer vor der Grenze konnten wir beobachten, wie auf der Gegenseite wieder zahlreiche ahnungslose Autofahrer der Mautkontrolle ins Netz ging. Vermutlich ein sehr lukratives Geschäftsmodell. Also noch einmal zur Warnung. Man braucht zwingend vor der Einreise nach Bulgarien eine "elektrische Vignette", da diese nach wenigen hundert Meter kontrolliert wird.
Leider hatte ich an der Grenze wieder Pech. Egal in welcher Reihe ich mich anstelle, von da an geht diese am langsamsten voran. Endlich an der Reihe wurden wir zwar schnell und ohne jegliche Kontrollen abgearbeitet, aber trotzdem haben wir so eine Stunde vertrödelt.
Weiter ging es auf gut ausgebauten serbischen Straßen bei neuen Folgen von ???. Nur einmal mussten wir wegen einer Baustelle von der "Autobahn" runter und mussten eine schlechte Pflasterstraße nehmen. Die Maut auf der Autobahn konnte man erfreulicherweise direkt an Mauthäuschen begleichen. Kurz nach 15 Uhr erreichten wir das gewünschte Bad, die Kinder freuten sich schon sehr drauf. Ein kurzer Schock an der Kasse: Nur Barzahlung! Ulli hatte mit ihrer Kreditkarte wieder mal kein Geld abheben können und wir hatten noch keinen einzigen serbischen Dinar. Aber hier ist fast alles kein Problem: Wir konnten in Euro bezahlen und bekamen noch etwas Restgeld in Dinar. Am und im Bad wurde uns auch regelmäßig geholfen, sobald man merkte dass wir Deutsch sprechen. Das Bad war für uns genau richtig, nicht zu groß und nicht zu klein. Der Bereich für kleine Kinder war sehr groß, die Rutschen abwechslungsreich. Liegen gab es auch noch genug, und so vergingen die 3 Stunden im Bad wie im Fluge. Unser Stellplatz liegt nur 2 km entfernt, und nach einer sehr engen Zufahrt haben wir diesen auch erreicht. Den ersten Preis, der für den Stellplatz aufgerufen wurde, bewegte sich bei 30 Euro. Wir wollten wieder fahren, da ging der Preis nochmal 10 Euro runter. Nun stehen wir auf einem Hügel inmitten von kleinen Gärten und Felder. Ein Kleinbauer verkaufte uns dann auch gleich noch etwas Bio-Obst.

Kilometerstand: 51709 km
Tagesetappe: 263 km

06.08.2019 Jagodina, Belgrad

Wie erwartet hatten wir eine ruhige und gute Nacht. Nach dem Frühstück haben wir den Vormittag noch in Jagodina verbracht. Wir waren im Park mit Wasserspielen, haben einen Capuchino getrunken, waren ein bisschen shoppen und haben noch etwas Lebensmittel eingekauft. Zum Mittag sind wir wieder auf die Autobahn und Richtung Belgrad gefahren. Marla spielt auf der Fahrt gerne Bank - das macht mit den vielen bunten Geldscheinen richtig Spaß. Unseren Stellplatz haben wir auch gut gefunden und die Stellplatzbetreiber waren sehr nett. Dann ging es mit dem Bus in die Stadt und mitten ins Getümmel. Bei 35 Grad konnten wir in der Flaniermeile entlang einiger Prachtbauten immer wieder Schatten finden und gönnten uns noch ein Eis. Irgendwann waren wir am Festungsgelände und hatten von dort einen fantastischen Blick auf die Flüsse Save und Donau. Auch konnten wir ein paar Mädels in Trachten beim Volkstanz zuschauen. Auf dem Rückweg zum Bus fanden wir ein sehr schönes Restaurant. Dort haben wir uns gutes serbisches Essen gegönnt. Der Rückweg über die Flaniermeile war nochmal besonders schön: überall waren tolle Künstler zu sehen und zu hören. Eine schöne Atmosphäre. Dann mussten wir ne ganze Weile auf den Bus warten. Irgendwann kam unser Bus dann doch, natürlich übervoll. Der Busfahrer wollte auch gleich gar kein Geld mehr von uns. Und da es mit Haltestellenanzeigen im Bus auch schlecht aus sieht, half uns der halbe Bus, an der richtigen Stellen auszusteigen. Auch in so einer großen Stadt merken wir wieder die unglaubliche Freundlichkeit. Nun heißt es noch, ein bisschen Marlas Geburtstag für morgen vorzubereiten.

Kilometerstand: 51858 km
Tagesetappe: 147 km

07.08.2019 Novi Sad

Selten habe ich so schlecht geschlafen wie in dieser Nacht. Direkt an großer Straße und bei unglaublichen Temperaturen kam ich einfach nicht zur Ruhe. Wurde dafür aber in aller Herrgottsfrühe durch den Straßenlärm wieder geweckt. Schlimmer geht es nicht. So verwundert es nicht, dass ich nur noch von der lauten Straße weg wollte und wir noch vor dem Frühstück losgefahren sind. Vorher haben wir aber noch Marla zu ihrem 10. Geburtstag gratuliert, ein Ständchen gesungen und natürlich einige Geschenke überreicht, die wir immer mal wieder heimlich auf unserer Fahrt organisiert hatten.
Nach einer knappen Stunde waren wir in Novi Sad angekommen und suchten verzweifelt einen Parkplatz. Leider war das nicht sehr einfach, da man faktisch alle per SMS bezahlen musste und wir uns nicht sicher waren, ob das mit einem deutschen Handy auch funktioniert. Zum Schluss hat uns eine nette Einheimische geholfen und partout unser Geld verweigert. Sprich, sie hat uns zum Parken für zwei Stunden eingeladen.
Die Stadt an sich war ganz nett anzusehen und die beiden Kirchen durchaus beeindruckend. Allerdings stellen wir zunehmend eine Übersättigung fest. So haben wir dann noch Eis gegessen bzw. Cappuccino getrunken und sind zurück zum Wohnmobil. Eine halbe Stunde später erreichten wir unser Ziel für heute. Einen Stellplatz auf einer Farm im absoluten Nichts, aber mit einem Pool ausgestattet. Und da wir fast alleine waren, konnten wir den ganzen Nachmittag plantschen, spielen und lärmen, ohne dass es jemanden gestört hätte. Das Abendbrot haben wir beim Platzwart eingenommen. Ulli hatte das Essen für 18:00 Uhr bestellt, 19:30 Uhr war dann auch die gut gefüllte, fleischlastige Platte da. In der Zwischenzeit haben wir noch Tischtennis gespielt und uns schön unterhalten.

Kilometerstand: 51977 km
Tagesetappe: 119 km

08.08.2019 Tata, Bratislava

Nach dem Ver- und Entsorgen machten wir uns auf den Weg in Richtung Slowakei. Unser Ziel war eigentlich Szeged. Wir wollten uns die Stadt anschauen und das berühmte Szegediner Gulasch probieren. Wir kamen gut voran und lagen hervorragend im Zeitplan. Allerdings nur bis wir an die Grenze kamen. Hunderte Fahrzeuge, Busse und LKWs wollten die Grenze nach Ungarn/EU passieren und so reihten wir uns in ein unübersichtliches Gewirr von Fahrspuren und Schlangen ein und fügten uns unserem Schicksal. Diesmal hatten wir großes Glück und wählten zum einen die richtige Schlange, zum anderen spülte uns ein Grenzer durch wildes Winken weit nach vorne. Trotzdem standen wir faktisch zwei Stunden an der Grenze. Im Gegensatz zu Bulgarien macht Ungarn sehr deutlich und unmissverständlich auf die Vignettenpflicht aufmerksam und direkt hinter der Grenze standen entsprechende Buden. Aber vermutlich wird man mit dieser Transparenz nicht soviel Geld aus den Touristen rauspressen.
Da es schon spät war und Marlon sich zum Schlafen hingelegt hat, haben wir Szeged gestrichen und fuhren einfach weiter. Nach gut zwei Stunden erreichten wir Tata. Nachdem Marlon wieder munter war, brachen wir zu einer Stadtbesichtigung auf. Tata ist touristisch sehr gut erschlossen. Es gab eine Vielzahl von markierten Rundwegen, Touristeneisenbahnen und Beschreibungstafeln. Keine Ahnung mit was für Horden von Touristen hier gerechnet wird, wir waren jedenfalls fast alleine und die farbigen Touristeneisenbahnen waren leer. Von einem Aussichtspunkt hatten wir einen schönen Blick auf die Stadt und haben einen geeigneten Stellplatz für die Nacht entdeckt. Zurück am Wohnmobil sind wir in ein gegenüberliegendes Restaurant eingekehrt und haben fantastisch zu Abend gespeist.
Da es noch recht zeitig und keiner so richtig müde war, haben wir beschlossen noch ein Stück weiterzufahren. Nach einer guten Stunde erreichten wir Bratislava. Hier haben wir bereits vor einem Jahr sehr idyllisch am Donauufer gestanden. Scheinbar hat sich das herumgesprochen, denn am Ufer reihte sich ein Wohnmobil an das andere. Mindestens 50-60 Fahrzeuge.

Kilometerstand: 52473 km
Tagesetappe: 496 km

09.08.2019 Bratislava, Lednice, Brno, Kutna Hora

Nach einer guten Nacht sind wir erstmal zu Supermarkt gefahren und haben uns frische Brötchen geholt. Zurück am Donauufer waren wir erstaunt, dass fast alle Wohnmobile verschwunden waren und frühstückten erst einmal ausgiebig. Anschließend sind wir die Promenade entlang geschlendert und haben den Ufo-Turm erklommen. Der Großteil war per Fahrstuhl, die restlichen Treppen in den schrägen Stützen des Ufos waren recht komisch - nichts war gerade und die Schräge und die Optik passten nicht zusammen und sorgten für einen leichten Schwindel. Die Aussicht von 95 m war natürlich super. Danach sind wir zurück geschlendert und aufgebrochen. Bald waren wir an der tschechischen Grenze und haben die nächste Vignette gekauft. So langsam gehen die ganzen Vignetten und Mautgebühren ganz schön ins Geld. Aber immerhin war es die letzte für dieses Jahr. Dann ging es weiter nach Lednica. Ein netter Womo-Kollege hat uns sein Parkticket überlassen, da wir noch kein tschechisches Geld getauscht hatten. In Sachen Geld mussten wir auf dieser Reise viele Währungswechsel in Kauf nehmen.
Lednica ist von den Liechtensteinern angelegt worden und 1945 wurden sie entschädigungsfrei enteignet. Trotz zahlreicher Bemühungen wurden alle Anträge auf Rückübertragung bisher von der tschechischen Regierung abgeschmettert. Zum Glück für uns und so konnten wir eine unglaubliche Parkanlage besichtigen. Sehr beeindruckend, großzügig und gepflegt. Wir begnügten uns bei 33 Grad mit einer kleinen Runde. Marlon hatte besonders seinen Spaß. Inzwischen bremst er sein Laufrad direkt mit dem Schuh auf dem Hinterreifen und driftet dabei. Weiter ging es in Richtung Brno. Damit mir nicht in die große Stadt reinfahren mussten - letztes Jahr waren wir dort - haben wir lediglich an einem Einkaufscenter Halt gemacht und uns gemütlich einen Eisbecher gegönnt. Wir wollten im Anschluss noch ein Stückchen weiter Richtung Großeltern fahren und haben kurz vor unserem Ziel noch unser Abendbrot im Womo zubereitet. Nun stehen wir in Kutna Hora, haben schon einen Blick auf die beleuchtete und überaus große Schlossanlage geworfen und werden hier den morgigen Vormittag verbringen.

Kilometerstand: 52789 km
Tagesetappe: 316 km

10.08.2019 Kutna Hora, Chemnitz

Nach dem Aufstehen fuhren wir zu einem nahegelegenen Billa Markt, kauften frische Broetchen ein und fruehstueckten direkt auf dem Parkplatz.

Unser erstes Ziel fuer heute war die Knochenkirche. Ein Moench hat von seiner Reise nach Jerusalem etwas geheiligten Boden mitgebracht und auf dem lokalen Friedhof verstreut. Anschliessend wollte sich jeder auf diesem Friedhof beerdigen lassen. Trotz mehrfacher Erweiterung reichte der Platz einfach nicht aus und am Ende lagerten die Gebeine von 40000 Menschen unter der Kirche. Davon wurden 10000 nicht einfach nur aufgestapelt sondern kunstvoll zu Leuchtern, Wappen und weiteres verarbeitet. Irgendwie war es morbide, aber sehr beeindruckend.

Anschliessend bummelten wir durch die sehr sehenswerte Innenstadt. Dabei fanden wir noch ein Spiegelkabinet und hatten grossen Spass beim Wegefinden. Leider setzte dann Regen ein und wir beschlossen weiterzufahren. Und da es nicht aufhoerte zu regnen, fuhren wir immer weiter bis wir schliesslich in Chemnitz waren und die Grosseltern ueberraschten.

11.08.2019 Chemnitz

Nach dem Fruehstueck stand heute der Wechsel des kaputten Blinkerlichts auf dem Programm. Zu meiner groesten Ueberraschung ist das Blinkerglass relativ guenstig zu haben. Noch mehr gefreut hat mich, dass der Wechsel super einfach war. Rueckspiegel unten links eindruecken und dann oben rechts ziehen. Schon hatte ich das Glas in der Hand. Dann noch zwei Schrauben loesen und das defekte Blinkerglas war draussen. Nach 10 Minuten war der Umbau erledigt und der Seitenspiegel sah aus wie neu.
Danach fuhren wir zu einer Monstertruckshow in Chemnitz. Bei bestem Wetter hatten wir dann sogar noch Glueck und haben sogar noch gute Plaetze abbekommen. So konnten wir die Stunts optimal sehen und staunen.

Am Nachmittag sind wir in die Stadt gefahren und haben uns den Bruehl angeschaut. In den 80er als Prestigeobjekt komplett saniert, ist es in den 90er zusehens verfallen und fuer 20 Jahre in einen Dornroeschenschlaf verfallen. Erst seit wenigen Jahren wurde es wieder entdeckt und Leben eingehaucht. So gab es viel zu entdecken, zu bewundern und sich zu erinnern. In einigen Jahren wird es sicherlich ein Schmuckstueck sein. Zur Freude aller hatte es kleines Cafe geoeffnet und wir konnten sogar noch ein Eis essen.

12.08.2019 Chemnitz

Heute standen verschiedene Reparaturen auf dem Programm. Als erstes habe ich mir den Kühlschrank vorgenommen. Leider hatte ich trotz stundenlanger Suche und Hilferufe an die Community nicht die geringste Ahnung, woran es liegen konnte. Auch ein Anruf bei Dometic war eher ernüchternd. Nachdem ich das Kühlleitblech abgenommen hatte musste ich feststellen, dass die Wärmeleitpaste noch gar nicht so schlecht aussah. Zumindest war sie noch nicht komplett ausgehärtet oder brüchig. Trotzdem habe ich beschlossen sie gegen Wärmeleitpads zu tauschen. Ein anderer Verdacht war, dass der Temperatursensor kaputt ist. Allerdings zeigte sich mit dem Messgerät, dass er plausible Werte lieferte. Bleibt nur zu hoffen, dass die Wärmeleitpads Abhilfe bringen, da ich keine Idee mehr habe.

Während Ulli begonnen hatte das Wohnmobil mit dem Dach beginnend zu reinigen und ich mich verschiedenen weiteren Baustellen widmete, waren unsere Kinder mit den Großeltern ins Bad gefahren.

Größte Freude war, dass wir unsere Europakarte wieder vervollständigen konnten. Somit fehlt uns nur noch die Türkei, Schweiz, Dänemark, Weissrussland und Kaliningrad. Unglaublich was wir in den letzten fünf Jahren alles erlebt und gesehen haben. Da kann man nur sagen "Alles richtig gemacht!".

13.08.2019 Chemnitz

Heute Vormittag haben wir da weiter gemacht, wo wir gestern aufgehört haben. Sauber machen, Sauber machen, Sauber machen. Obwohl es auch anstrengend ist, gibt es doch Lichtblicke. Zum einen erstrahlt das Wohnmobil wieder in altem Glanz, zum anderen habe ich ein nerviges Klappern eliminieren können und das Wasser in der Dusche läuft wieder perfekt ab.

Leider gab es aber auch Rückschläge. Beispielsweise hatte Camping Wagner zwar sehr schnell geliefert, allerdings benötigte ich ein Verdunklungsrolle 700x300, habe aber eines 300x700 bekommen. Aber immerhin war der Rücksendeprozess sehr einfach und professionell.

Nachmittags fuhren wir zu einem ehemaligen Autohaus in das Cafe "Emils". Es ist sehr großzügig angelegt und spannend eingerichtet. Dazu gibt es eine große Auswahl an Leckereien. Hier haben wir auch unsere Kinder wieder getroffen und mit allen Großeltern Eis, Kuchen und Kaffee genossen.

Anschließend ging es zum neuen Globus. Ziel war, dass wir alle benötigten Schulsachen für Marlas vierte Klasse besorgen. Die vorgegebene Liste war durchaus umfangreich und nicht alles konnten wir beschaffen. Von der sehr netten Fachverkäuferin haben wir auch Hinweise der Art "Nehmen Sie die 20, ist das gleiche wie die 30 nur ohne Löcher!" erhalten. Alles klar? Zu meiner Schulzeit war ich froh, wenn ich immer ein leeres Stück Papier und einen Stift hatte.

14.08.2019 Chemnitz

Nachdem Stress der letzten Tage haben wir es entspannt angehen lassen. Aber irgendwann sind wir dann doch aufgestanden und haben gefrühstückt. Anschließend standen noch Restarbeiten auf dem Programm. Jetzt ist unser Wohnmobil wieder in einem sehr guten Zustand. Innen wie Außen.

Nachmittags sind wir ins Cafe Lehmann gegangen und anschließend zu einem Bummel in unser altes Wohnviertel aufgebrochen. Teilweise war ich hier schon 30 Jahre nicht mehr und es war erstaunlich, wie sich alles verändert hatte aber trotzdem gleich geblieben ist. Beim schwelgen in Erinnerungen verging die Zeit wie im Fluge.

15.08.2019 Chemnitz, Erfurt

Heute hat Ulli Geburtstag und wir haben sie mit einem Geburtstagsständchen geweckt. Beim Frühstück wurden die ersten Geschenke gereicht und gehofft, dass richtige gefunden zu haben. Wir hatten Glück und die Freude war groß.

Leider hatten Marla und ich wenig Zeit, da wir 10Uhr zu einer Stadtrundführung der besonderen Art angemeldet waren. Als Chemnitzer Stadtdetektive mussten wir auf Schritt und Tritt knifflige Rätsel lösen und so manches Geheimnis enthüllen. Obwohl Marla nicht aus Chemnitz war, konnte sie gut mithalten und hat zum Schluss das große Rätsel im Handumdrehen gelöst. Zur Belohnung hat sie dann auch ihren persönlichen Detektivausweis erhalten.

Jetzt wurde es aber höchste Zeit zum "Meyers Diner" zu fahren um Ullis Geburtstag im Kreis der Familie zu feiern. Die Bedienung war freundlich, das Essen hervorragend und die hausgemachten Limonaden außergewöhnlich. Das Diner sollte man sich nicht entgehen lassen.

Jetzt wurde es aber höchste Zeit Abschied zu nehmen und nach Erfurt zu fahren. Zwei ??? Geschichten später waren wir nach 6 Wochen und 6082km wieder zu Hause.

Kilometerstand: 53207 km
Tagesetappe: 165 km