April 2016 - Südeuropa
13.04.2016 Die Reise beginnt, Schweinfurt
Heute war endlich der große Tag gekommen. Der zweite Teil unserer Europareise sollte beginnen. Vorher mussten aber noch tausend Dinge bedacht und erledigt werden. Gefühlt wurden es kontinuierlich mehr, anstatt weniger. So verwundert es wenig, dass wir unseren anvisierten Abfahrtstermin halb 11 nicht gehalten haben. Eine Stunde später war es dann endlich so weit. Wir hatten alles eingepackt (dachten wir zumindest) und waren abfahrtbereit. Ohne die massive Unterstützung unserer Eltern aus Chemnitz wäre es in der Kürze der Zeit nicht machbar gewesen. An dieser Stelle vielen Dank noch einmal für alles.
An dieser Stelle sei noch erwähnt, dass wir überraschenderweise ganz viele tolle "Abschiedsgeschenke" erhalten haben: ein Thüringer Kehrpaket von der Nachbarin, Kekse von anderen Nachbarn, ein Spiel von unserer Steph, und Marlas beste Freundin brachte heute Vormittag noch ein laminiertes Bild von sich vorbei. Wir haben uns sehr sehr gefreut und waren gerührt! Danke!
12:45 Uhr haben wir dann aber wirklich Anker gelichtet und sind in Richtung Schweinfurt aufgebrochen. Dank einer TKKG Geschichte war die Fahrt sehr kurzweilig. Leider setzte südlich des Thüringer Waldes ein starker Dauerregen ein, der uns auch noch die nächsten Stunden begleiten sollte.
An unserem ersten Stellplatz angekommen, wollten wir als erstes Wasser bunkern. Für 80-100 Liter werden ein Euro aufgerufen. Während ich im Regen so stand und den Wasserschlauch hielt, konnte ich mir partout keine Reim darauf machen, warum die Angabe mit 80-100 Liter so ungenau war. Und warum plätschert es plötzlich so stark? Wir hatten vergessen das Wasserablassventil zu schließen. Während ich also oben Wasser reinschüttete, floss es unten wieder raus.
Wenige Minuten später stoppte der Wasserfluss. Nanu, das waren doch im Leben keine 100 Liter. Ein Blick auf die Anzeige offenbarte, dass wir gerade mal zwei von fünf Strichen erreicht haben. Also vielleicht 40 Liter. Jetzt war mit auch klar, warum die Angabe so ungenau war. Es wurde nicht nach Menge abgerechnet, sondern nach Zeit. Da wir aber einen Schwebstoff- und Aktivkohlefilter benutzen, wird die Durchflussmenge massiv begrenzt und wir haben keine Chance auch nur in die Nähe der 80 Liter zu kommen. In Zukunft werden wir es also vermeiden an Automaten Wasser zu bunkern.
Nachdem Landstrom gelegt, Gas angeschlossen und im zweiten Anlauf auch die Kaminabdeckung der Truma entfernt war, zeigte sich auch das Wetter noch von seiner besseren Seite und es hörte auf zu regnen. Die Gelegenheit wollten wir nutzen und sind die 1500 Meter in die Innenstadt von Schweinfurt gelaufen. Ein freundliche Mitarbeiterin der Stadtinformation stattete uns noch mit Prospektmaterial aus und schicke uns auf eine Entdeckungstour. Und es hat sich durchaus gelohnt. Moderne Prachtbauten wechseln sich mit Bausünden der 60er und 70er Jahre ab und hin und wieder gab es auch noch richtig alte Bausubstanz zu entdecken. Es fehlte auch nicht an Spielplätzen. Am schönsten ist es gerade für uns, wenn eine Babyschaukel und eine normale Schaukel nebeneinander sind. Unseren Kindern kann es beim Schaukeln nicht hoch genug gehen. So vergingen zwei Stunden wie im Fluge und es wurde Zeit zum Wohnmobil zurückzukehren.
Zum Abendbrot bereitete Ulli Szegediner Gulasch mit Reis. Es war ein Gedicht. Und Marlon konnte vom Reis gar nicht genug bekommen.
Da es heute ein sehr langer und vor allem anstrengender Tag war, sind wir heute alle bei Zeiten ins Bett gegangen.
Kilometerstand
Morgens: 18816 km
Abends: 18977 km
Tagesetappe: 161 km
14.04.2016 Tierpark Schweinfurt und Heilbronn
Nach dem Aufstehen haben wir unseren neuen Toaster für den Gasherd ausprobiert. Im Grunde genommen nur ein Blech mit Bügel, um die Toastscheiben im Kreis zu halten. Eine geniale Erfindung. Der Toast schmeckte super. Angenehmer Nebeneffekt, dass Wohnmobil heizt sich sehr schnell auf.
Nachdem wir noch einmal Wasser gefasst haben, diesmal ohne Filter, fuhren wir in den Wildpark drei Eichen. Nach Auskunft der Stadtinformation "Ein kostenloses Vergnügen für die ganze Familie". Und es war nicht gelogen, nicht nur der Park war kostenfrei, auch für die Parkplätze, Toiletten usw. wurden kein Obolus erhoben. Umso erstaunlich war, was einem geboten wurde. Der gesamte Park war unglaublich sauber, gepflegt und bot 43 verschiedene Tierarten. Zahlreiche sehr abwechslungsreiche Spielplätze sorgen für Abwechslung. Passend zum Beginn unserer Tour konnten wir durch das Tor der Wünsche schreiten. So verging die Zeit wie im Fluge. Kein Vergleich zum Erfurter Zoo, der im letzten Jahr die Eintrittspreise nicht nur drastisch verteuert hat, sondern sich in Sachen Familienfreundlichkeit noch einiges abgucken kann. Eine Minute nach Zwölf legte Marlon seinen Kopf im Kinderwagen auf die Seite und machte uns unmissverständlich klar, dass jetzt die Zeit für seinen Mittagsschlaf gekommen war.
Weiter ging es nach Heilbronn auf einen Stellplatz direkt am Wertwiesenpark. Dieser wurde von unglaublich vielen Jugendlichen bevölkert. Eine kurze Nachfrage bei einer Polizistin brachte Klarheit. Die Abiturienten haben heute ihre letzte schriftliche Prüfung gehabt und wollten jetzt feiern.
Wir verbrachten jedenfalls den Nachmittag bei herrlichem Sonnenschein auf diversen Fitnessstationen und Spielplätzen im sehr großzügig angelegten Park und ließen den Tag entspannt ausklingen.
Kilometerstand: 19140 km
Tagesetappe: 163 km
15.04.2016 Heilbronn
Geweckt wurden wir heute morgen vom Prasseln des Regens auf dem Wohnmobildach. Ein kurzer Blick auf den Regenradar offenbarte, dass das Wetter heute eher durchwachsen bleiben würde.
Nach einem gemütlichen Frühstück sind wir trotz des andauernden Regens in die Innenstadt von Heilbronn gelaufen. Mit Ausnahme der Kilianskirche haben wir aber wenig historische Bausubstanz gefunden. Die Erklärung folgte in der Ehrenhalle im Rathaus. Die gesamte Innenstadt wurde am 04.12.1944 von Bombern zerstört. Ein Modell der Innenstadt visualisierte das sehr eindrucksvoll und bedrückend.
Die nette Dame von der Touristinformation gab uns den Tipp, das Experimenta zu besuchen, die Lern- und Erlebnisstätte in Heilbronn. Zwar haben wir schon einige ähnliche Forschungsstationen besucht (zum Beispiel in Tartu), aber diese stellte alles in den Schatten. Mit sehr viel Liebe zum Detail wurden zahlreiche Experimente kindgerecht aufbereitet und auch der Spaß kam nie zu kurz. Alles war sehr gut in Schuss und es mangelte nicht an freundlichen Personal. Fünf Stunden vergingen wie im Flug und nicht nur Marla hat eine Menge dazu gelernt.
Zum Schluss haben wir noch die Forschungsstationen entdeckt. Hier konnte nicht nur Marla ihren Krixelautomaten bauen, sondern Ulli und ich haben eine Band gegründet und unseren ersten Hit produziert.
Es war inzwischen sehr spät geworden und wir mussten noch etwas zum Abendbrot organisieren. Wir fanden einen Bio Mammut Laden und haben uns eine Dinkelpizza gekauft und später schmecken lassen.
Kilometerstand: 19140 km
Tagesetappe: 0 km
16.04.2016 Ostfildern
Auch heute weckte uns wieder der Regen. Damit haben wir jetzt schon fast mehr Regen gehabt, als auf der ganzen letzten Tour :-( Und diesmal versprach der Regenradar keine baldige Besserung. Also entsorgte ich im strömenden Regen die Toilette und das Abwasser und wir fuhren zur nächsten Kaufhalle, um unsere Vorräte aufzufüllen.
Danach ging es weiter nach Ostfildern. Unser langjähriger Freund Jan hat heute Geburtstag und wir wollen gemeinsam mit ihm feiern. Die Fahrt verlief Dank einer weiteren aufregenden TKKG Geschichte wie im Flug, auch wenn Marla nach drei Minuten den Täter entlarvte. Sie hatte die Folge bereits letztes Jahr gehört und sich erinnert.
Nach einem Mittagsimbiss konnten sich die Kinder in einem unglaublich tollen Kinderzimmer austoben. Alle, auch die Eltern, hatten ihren Spaß. Nach dem Kaffee drehten wir noch eine Runde durch den Ort, und dann ging's wieder zum Spielen.
Zum Abendbrot gab es Fleischbällchen nach Otto Lenghi. Unsere Kinder hauten fleißig rein. Nun lassen wir den Abend noch gemütlich ausklingen.
Kilomterstand: 19211 km
Tagesetappe: 71 km
17.04.2016 Böbingen an der Rems
Wieder begann der Tag mit Regen. Zwar wurden wir nicht vom Trommeln auf das Wohnmobildach geweckt, wir haben bei Jan in der Wohnung geschlafen, gleichwohl haben wir jetzt schon mehr Regen erlebt als auf der ganzen letzten Tour.
Jan schaffte es aber, uns mit einem fantastischen Frühstück zu begeistern. Angefangen von Mamas hausgemachter Birnenmarmelade, über polnischen Honig, Wachteleiern, bis zur mit lactosefreier Milch und handgemahlenen Kaffeebohnen zubereitete "Cafe Latte" blieben keine Wünsche offen. So war es auch nicht verwunderlich, dass das Frühstück sich fast bis zu unserer Abreise gegen zwölf Uhr hinzog. Danke an unsere Freunde!
Irgendwann muss aber auch der schönste Besuch enden und es wurde höchste Zeit in Richtung Böbingen an der Rems zu starten. Unser heutiges Tagesziel war der Besuch bei meinem Cousin Ralf. Den Großteil des Nachmittags verbrachten wir im neu gebauten Spielezimmer mit Spielen und Quatschen. Während einer kurzen Regenpause sind wir zu einem Rundgang durch die Siedlung bis zum Spielplatz aufgebrochen. So sind wir heute wenigstens noch kurz an die frische Luft gekommen.
Auch bei Ralf kannte die Gastfreundschaft keine Grenzen: Wir wollten eigentlich nur zum Kaffee bleiben. Nun stehen wir mit Stromversorgung in Ralfs Vorgarten und sind noch satt vom Abendbrot. Es war so schön, dass wir morgen noch zusammen frühstücken.
Kilometerstand: 19283 km
Tagesetappe: 72 km
18.04.2016 Steiff Museum und Ulm
Zwar musste Ralf heute morgen bereits um fünf Uhr auf Arbeit fahren, aber wir konnten mit Claudia zusammen frühstücken und uns intensiv unterhalten. Danke für die leckeren "Weckle". Dann wurde es aber Zeit, den Landstrom einzuholen und den Motor zu starten.
Unser erstes Ziel heute war Giengen an der Brenz. Genauer das Steiff Museum. Zwar ist es mit 25 € für die Familienkarte nicht gerade günstig, aber es ist es definitiv wert. Zu Beginn wird mittels animierter Nähstube die sehr interessante Lebensgeschichte der Firmengründerin Margarete Steiff vermittelt. Es war ausgesprochen interessant, wie alles mit einem Elefantennadelkissen begann und wie es sich weiter entwickelt hat. Im Anschluss begaben wir uns auf die Suche nach 3000 verlorenen Bären, die wir dann auch alle fröhlich, in der ganzen Welt verstreut, entdeckten. Alles war mit unglaublich viel Liebe zum Detail geplant und realisiert. Danach gingen wir in den Steiff Streichelzoo und konnten auf einer privaten Safari lebensgroße, exotische Steiff Tiere bewundern und streicheln. Marlon genoss es, sich krabbelnd durch die Tiere durchzubewegen. Für Marla war das "Aufsitzen" schöner. Vom Streichelzoo ging es mittels Tunnelrutsche eine Etage tiefer.
In der Schauwerkstatt konnten wir noch die Reparatur eines alten Bären verfolgen und haben viele weitere Details gelernt. Beispielsweise sind im Durchschnitt 35 Teile für einen Bären notwendig und die Augen müssen 90 Newton Kraft widerstehen. Das entspricht ungefähr 9 Kilogramm, die man an jedes Auge hängen kann! Dieses Museum war für alle toll.
Weiter ging es in Richtung Ulm. Unterwegs haben wir noch an einer Tankstelle unseren Dieselvorrat für 1,02 € aufgefüllt. Zwar ist unser Durchschnittsverbrauch mit 11,5 l/100km relativ hoch, allerdings heizen wir auch reichlich aufgrund der niedrigen Temperaturen.
In Ulm angekommen wollten wir zwar gleich in die Innenstadt gehen, haben uns dann aber zugunsten eines Besuchs im Park und Spielplatz dagegen entschieden. Dort stellte ich eine berühmte Szene aus dem Spiel "Prince of Persia" nach - ich schlängelte mich durch meine schaukelnden Kinder. Dabei entdeckten wir noch einen Biberlehrpfad und lernten ein paar interessante Fakten dazu.
Zum Abendbrot gab es heute Cannelloni. Ein großes Dankeschön an Jagna. Sie hatte diese vorbereitet und uns in der Auflaufform mitgegeben. Dank unseres Ofens war das Erwärmen "until the cheese bubbles" kein Problem.
Kilometerstand: 19379 km
Tagesetappe: 96 km
19.04.2016 Besteigung des höchsten Kirchturms der Welt
Geschlafen habe ich heute ausgesprochen schlecht. Zwar ist der Stellplatz kostenfrei, aber die vorbeifahrende Straßenbahn und der zeitig einsetzende P+R Verkehr trüben das Bild erheblich. Diesen Geräuschpegel bin ich nicht gewohnt.
Nach dem Frühstück ging es dann in die Ulmer Innenstadt, mehr oder weniger zielgerichtet in Richtung Münster. Angekommen haben wir uns die Kirche angeschaut und dann in zwei Schichten den Turm bestiegen. Marla und ich haben den Anfang gemacht und zu Beginn war es trotz der beeindruckenden Zahlen - 768 Stufen und 143 m hoch (161 m ist der Kirchturm insgesamt hoch) - auch ein Kinderspiel. Mit zunehmender Höhe wurden die Mauern aber immer durchlässiger und die Architektur luftiger. Zum Schluss haben wir uns von Plattform zu Plattform gehangelt und Marla hat mehrere Male erwähnt, dass das jetzt aber die letzte ist.
Irgendwann waren wir dann doch auf dem höchsten Kirchturm der Welt oben angekommen und es war eine beeindruckende Sicht von hier oben.
Nach unserem Abstieg haben wir getauscht. Während Marla und ich was essen gegangen sind, wagte Ulli den Aufstieg alleine. Marlon hat inzwischen geschlafen.
Danach gingen wir zusammen durch das Fischerviertel von Ulm. Lauter alte aber nett restaurierte Häuser laden zum Bummeln ein. Hier haben wir auch das offiziell "schiefste Hotel der Welt" gefunden.
Entlang der Donau schlenderten wir zum Wohnmobil zurück und haben beschlossen, doch noch nach Memmingen zu fahren. So müssen wir morgen nicht so viel fahren.
Beim Wasserbunkern hat Ulli es dann geschafft, einmal komplett nass zu werden. Es ist mir ein Rätsel, wie sie es geschafft hat, aber offensichtlich war zu viel Wasser in den Tank geflossen, dass das überschüssige nach dem Entfernen des Schlauchs schwallartig wieder raus kam. Ein Kunststück, welches selbst Marla noch nicht geschafft hatte.
Den Rest des Nachmittags haben wir in einem kleinen Park vertrödelt und uns die Sonne gefallen lassen. Dabei bot sich für die Mädels die Gelegenheit, im Fluss die dampfenden Füße zu kühlen. Marlon war kaum zurück zu halten, er wollte am liebsten hinterher.
Kilometerstand: 19441 km
Tagesetappe: 61 km
20.04.2016 Memmingen und Füssen
Nach dem der Wassertank dank Ullis Wasserspaß wieder voll war, haben wir erst einmal ausgiebig geduscht. Ich bin wirklich unglaublich froh über unsere separate Dusche. Und seitdem ich die Abdichtung erneuert habe, bleibt auch der Boden im Badezimmer trocken.
Kaum war ich fertig mit duschen, meinte Ulli, ich sollte mir mal die Steckdose anschauen, man kann keinen Stecker mehr reinstecken... Daraus wurde eine ausgewachsene Bastelstunde. Der italienische Monteur der Steckdose meinte, dass obwohl zwei Federn montiert werden müssten, eine sicher auch reichen würde. Dem war aber nicht so. Der Kontaktschutz hatte sich wegen einem abgebrochenen Plastikteil verklemmt und man konnte keinen Stecker mehr reinstecken.
Nach einer halben Stunde hatte ich das Problem behoben und wir konnten uns in die Altstadt von Memmingen aufmachen. Es war zwar durchaus schön und interessant, aber irgendwie konnte uns die Stadt nicht fesseln und wir waren beizeiten am Wohnmobil zurück.
Während Ulli Marlon zum Mittag fütterte, nutze ich den Getränkemarkt auf der gegenüberliegenden Seite, um unsere (flüssigen) Vorräte auszufrischen. Heraus kam dabei: wir haben Luxuswasser und alkoholfreies Radler. Da kann ja nix mehr schief gehen.
Weiter ging es nach Füssen. Wir wollen uns morgen das Schloss Neuschwanstein anschauen. Allerdings kann man die Tickets nur zwei Tage im Voraus reservieren, was wir aber nicht wussten und somit verpasst haben. Daher werden wir morgen früh als allererstes zur Ticketstation fahren und auf unser Glück hoffen.
Den Rest des Tages haben wir uns dann Füssen angeschaut, ein Eis gegessen und eine kleine Wanderung absolviert. Sehr schön ist natürlich von hier aus das Bergpanorama mit schneebedeckten Gipfeln. Auch einen entfernten Blick auf Neuschwanstein konnten wir schon erhaschen.
Kilometerstand: 19516 km
Tagesetappe: 75 km
21.04.2016 Schloss Neuschwanstein und Garmisch-Partenkirchen
Pünktlich um 07:30 Uhr weckte uns Marlon. Ich bin sofort aufgesprungen, habe mich angezogen und die Thermomatte vom Fahrerhaus entfernt. Immerhin galt es vor 08:00 Uhr am Ticketstand in Hohenschwangau zu sein, wenn wir überhaupt eine Chance haben wollten, das Schloss heute zu besichtigen. Zumindest war das die Empfehlung von Einheimischen. Oder aber noch einmal 8 € + 1,80€ pro Ticket für einen Ticketagenten zu investieren. Warum es in Zeiten von "high frequency trading" im Millisekunden Bereich nicht möglich ist, Tickets für den nächsten Tag online zu reservieren (von 15:00 Uhr nur für den übernächsten Tag möglich), wird wohl ein ewiges Geheimnis bleiben.
Jedenfalls haben wir es geschafft und während ich mit den Kindern auf einem Parkplatz das Frühstück vorbereitet habe, konnte Ulli Tickets für eine deutsche Führung um 10:00 Uhr ergattern. Perfekt!
Kurz vor 09:00 Uhr sind wir aufgebrochen und auf einem asphaltierten Weg zum Schloss hochgewandert. Trotz Kinderwagen haben wir nur eine knappe halbe Stunde gebraucht.
Oben angekommen, hatten wir noch etwas Zeit bis zu unserem Zeitslot. Daher haben wir noch mit Marlon gespielt und dann ist es passiert. Marlon hat sich Ullis Brille geschnappt und auf den Boden geworfen. Da der Weichmacher schon lange entwichen war, hatte das Gestell dem nichts entgegenzusetzen und ist an der dünnsten Stelle in zwei Teile zerbrochen. Ohne Brille sieht Ulli aber faktisch nichts. Nun war guter Rat teuer. Ich habe dann die Brille mit drei Tesastreifen notdürftig repariert. Zu meinem Erstaunen hat das erstaunlich gut gehalten und fiel nicht weiter auf. Abends habe ich dann die Brille mit Powerkleber versucht zu reparieren. Schauen wir mal wie lange es hält.
Das Schloss selber war überwältigend. Die Führung hinterließ bei mir eher gemischte Gefühle. Auf der einen Seite ist es die einzige Möglichkeit einen Blick in das Innere des Schlosses zu verwerfen, auf der anderen Seite ist sie mir 12 € für etwas mehr als 20 Minuten alles andere als günstig. Das ganze erinnerte eher an eine Treibjagd als an eine seriöse Führung.
Trotzdem war ich schwer beeindruckt vom Thronsaal, von der künstlichen Tropfsteinhöhle und dem allgegenwärtigen Prunk. Nette Anekdote am Rand, Schloss Neuschwanstein war noch lange nicht fertig gestellt, da plante Ludwig der II bereits das nächste, Burg Falkenstein.
Zwar sind alle Bauarbeiten nach dem Tod von Ludwig des II gestoppt worden, zum Glück hat aber sein Nachfolger zumindest die notwendigsten Bauarbeiten zu Ende bringen lassen. Und so ist auch ohne Schlosskirche, Ritterbad und Burgfried Schloss Neuschwanstein ein sehr beeindruckendes Bauwerk. Marla konnte den Prunk schon richtig wahrnehmen. Marlon hingegen war während der Führung in Krabbellaune. In einer wahnwitzigen Geschwindigkeit fand er jede Lücke, um durch die Absperrung zu kommen.
Eigentlich wollten wir uns danach die Wieskirche anschauen, allerdings zwangen uns Straßenbauarbeiten dazu, davon Abstand zu nehmen und direkt nach Garmisch-Partenkirchen zu fahren. Zufällig haben wir einen sehr schönen, wenn auch nicht vollkommen legalen Parkplatz an einer Baustelle gefunden. So standen wir recht zentral und konnten direkt zu einer Stadtbesichtigung aufbrechen. Vor 25 Jahren war ich bereits einmal hier, allerdings habe ich fast nichts wieder erkannt. Zumindest die Fußgängerpassage im Ortsteil Garmisch ist recht gemütlich und lädt zum Bummeln ein.
Ein Highlight war, dass wir tatsächlich auf der Post ein Päckchen für uns abholen konnten. Wir hatten einige wichtige Dinge in Erfurt vergessen und Steph war so nett und hat sie uns postlagernd nachgesandt.
Hier haben wir wieder einen Stellplatz mit herrlichen Blick auf die schneebedeckten Berge.
Kilometerstand: 19598 km
Tagesetappe: 82 km
22.04.2016 Innsbruck
Zu meiner größten Freude hat uns heute morgen, entgegen den Vorhersagen, blauer Himmel mit schönsten Sonnenschein geweckt. So haben wir die Gelegenheit genutzt und sind von der Wank Bahn auf dem Philosophenweg zum nächsten Spielplatz gewandert.
Heute würden wir Deutschland in Richtung Süden verlassen. Vorher haben wir aber noch unsere Vorräte aufgefüllt und vorallem die Pfandflaschen zurückgegeben. Und unsere kleine Gasflasche haben wir getauscht.
Nach einer sehr entspannte Fahrt haben wir gegen 14:00 Uhr Innsbruck erreicht und mit einigen Schwierigkeiten auch einen Platz für die Nacht gefunden. Zwar handelt es sich um ein Park+Ride Parkplatz direkt neben dem Stadion, aber der Platz ist bis auf wenige Autos vollkommen leer. Ein weiteres Highlight, für nur 8 € bekommt man nicht nur einen Parkplatz bis 21:00 Uhr, sondern kann auch noch für bis zu fünf Personen den öffentlichen Nahverkehr nutzen. Für diese Option muss man sich aber beizeiten entscheiden und dies dem Automaten mitteilen. Da wir aber zuviel Zeit haben verstreichen lassen, mussten ich noch einmal rausfahren (kostenfrei) und gleich wieder reinfahren. Mit dem neuen Ticket hat es dann funktioniert und wir konnten bequem mit dem Bus in die Stadt fahren.
Da das Wetter sich immer noch von seiner besten Seite zeigte, konnten wir bei strahlenden Sonnenschein uns die Innenstadt von Innsbruck anschauen. Natürlich darf dabei auch das "Goldene Dachl" nicht fehlen. Danach entspannten wir auf einem Spielplatz im Hofpark und ließen den Tag ausklingen.
Zurück auf unserem Parkplatz mussten wir feststellen, dass heute im Stadion ein Fussballspiel stattfindet und der Parkplatz sich kontinuierlich füllte. Auch drei weitere Wohnmobile trafen nach und nach ein. So konnten wir sicher sein, dass wir auch hier stehen dürfen.
Kilomterstand: 19665 km
Tagesetappe: 67 km
23.04.2016 Brixen
Heute morgen haben wir es sehr ruhig angehen lassen. Nachdem wir es dann doch irgendwann aus den Betten geschafft und gefrühstückt hatten, sind wir nur auf den nahegelegenen Spielplatz gegangen. Obwohl es ein unglaublich großer und fast neuer Spielplatz war, waren wir die einzigsten Gäste. Marla und ich erkundeten die Wasserstrecke, Marlon indes freut sich, wenn er kleine Stufen erklimmen kann. Und so langsam spielt er auch im Sand.
Pünktlich zum Mittagsschlaf von Marlon sind wir nach Brixen in Italien aufgebrochen. Ich kann nur hoffen alles richtig gemacht zu haben. Wir wollten die Bundesstraße dahin fahren. Jedenfalls gelangten wir unverhofft auf die Autobahn und hatten keine Vignette. Allerdings hatte ich das Navi angewiesen, vignettenpflichtige Straßen zu meiden und wir mussten dann noch auf österreichischem Gebiet an einem Mauthäuschen 9 € Maut für den Brenner bezahlen. Auf italienische Seite kamen dann bis Brixen noch einmal 2,90 € hinzu.
In Brixen angekommen hat sich die Stadtbesichtigung trotz des Nieselregens als ein voller Erfolg erwiesen. Die engen Gassen, der Dom und verschiedene kleine Marktstände vermittelten mediteranes Flair. Marla wurde im Dom kurzerhand noch von einem Geistlichen gesegnet. Übernachten wollten wir allerdings dann doch nicht in Brixen. Nach Aussage eines anderen Wohnmobilfahrers grenzt der Parkplatz an eine Disko und es ist ordentliches "boom, boom" zu erwarten.
Also ging es weiter nach Bozen. Der erste POI erwies sich als ein Reinfall. Zwar sehr zentral gelegen, aber maximal für 5-6 m Wohnmobile verwendbar. Der nächste POI verwies auf einen Mixed Parkplatz bei einem Supermarkt. Schön laut direkt an einer Hauptstraße gelegen hat er wirklich nichts zu bieten als die Nähe zur Stadt.
Kilomterstand: 19802 km
Tagesetappe: 137 km
24.04.2016 Bozen und Peschiera del Garda
Geweckt vom Lärm der Straße und den Sirenen der Polizei bzw. Krankenwagen war ich froh, als wir den Platz ohne Schäden und für nur 9,90 € verlassen durften. Ich hatte die Idee, dass wir früh um 08:00 Uhr auch in der Altstadt einen schönen Parkplatz finden würden. Zumal heute Sonntag war. Erst schien ich mich verkalkuliert zu haben und wir kurvten ziellos durch die Innenstadt. Dann hatte ich aber Glück und fand einen sehr zentral gelegenen Platz mit lauter eingezeichneten Parklücken. Ein paar davon waren auch weiss und längs. Ich konnte mein Glück kaum fassen. Der Automat verkündete auch noch, dass am Sonntag keine Parkgebühren erhoben werden.
Wir schmierten noch Brötchen und brachen zur Stadtbesichtigung auf. Es hat schon einen ganz besonderen Scharm mehr oder weniger die ersten Touristen zu sein und der Stadt beim Aufwachen zusehen zu können. Dann forderte Marlon seinen Anteil und wir besuchten noch zwei Spielplätze.
Zurück am Wohnmobil gab es Mittag und wir starteten in Richtung Gardasee. Zwei Kreuzungen später hat es Marlon auch schon geschafft und träumte selig vor sich hin.
Kaum zwei Stunden und 9,90 € an Maut später erreichten wir den anvisierten ACSI Stellplatz "Butterfly Camping Village" mit vier Sternen. Am Eingang empfing uns Security und fragte nach unserem Begehr bzw. unserer Reservierung. Nachdem wir mitteilten, dass wir zwei Nächte bleiben wollten und nicht reserviert hatten, machte er ein Gesicht, als ob ich eine Reise zum Mond buchen wollte. Aber er fragte nach und tatsächlich, sie hatten für uns noch einen Platz. Scheinbar wirklich den letzten, da das nächste Wohnmobil weggeschickt wurde. Wieso ist so ein riesiger Platz Ende April schon ausgebucht? Morgen ist ein Nationalfeiertag, Befreiung von den Nazis, und viele Italiener haben das verlängerte Wochenende für einen Kurzurlaub genutzt.
Nachdem wir die sehr umfangreichen Anmeldeformalitäten hinter uns hatten, öffnete sich die Schranke und wir konnten auf unseren per Kreuz auf einer Karte zugewiesenen Stellplatz fahren. Bis dahin staunten wir nicht schlecht. Überall grünte und blühte es, als ob der Campingplatz gerade eine Gartenschau veranstaltete.
Wir waren kaum fertig mit Ausrichten des Wohnmobils und Landstrom legen, da verdunkelte sich der Himmel und es öffneten sich die Schleusen. Erst gegen Abend wurde das Wetter wieder etwas besser. Bis dahin waren wir beim Kinderschminken, haben verschiedene Spiele gespielt und eine Notfallwundertüte von Heidi geöffnet. Marlon hat heute ein Sitz-Bad in der Spüle genossen. Abends habe ich dann Marla noch zu einer Minidisko begleitet. In drei Sprachen wurden verschiedene Ballermann taugliche Hits präsentiert und vom Animationsteam mit Tanzeinlagen unterlegt. Seitdem weiss ich nicht nur, dass "Der Hoppelhase Hans, ja der kanns", sondern das der Gummibärensong auch in Italien ein großer Hit war.
Kilometerstand: 19962 km
Tagesetappe: 160 km
25.04.2016 Peschiera del Garda
Da wir gestern beschlossen zwei Tage auf dem Campingplatz zu bleiben, konnten wir es ausgesprochen ruhig angehen. Begeistert haben wir beim ersten Blick aus dem Fenster festgestellt, dass entgegen dem Wetterbericht keine Wolke am Himmel war und uns ein strahlender Sonnenschein begrüßte. Gegen 10:00 Uhr sind wir regelrecht in Stress geraten, damit ich pünktlich mit Marla zum Cowboy basteln in den Kidsclub gehen konnte. Den Rest des Vormittags haben wir dann mit dem Kostümbasteln zugebracht. Ulli hat in der Zwischenzeit eine Waschmaschine angesetzt und zum Trocknen aufgehangen. Wir durften keine Wäscheleine spannen, aber ein paar nette Schweizer und Niederländer halfen uns mit Wäscheständern aus.
Gegen Mittag sind wir an der Promenade entlang in die Stadt gelaufen und haben dabei schöne Schiffe gesehen. In der Stadt gab es neben dem Kastell, sehr viel Verkehr und noch mehr Menschen auch einen Markt zu sehen. Zum Schluss gab es noch für alle handgemachtes italienisches Eis. Wobei Marlon inzwischen wahrscheinlich von uns allen am meisten abbekommt, da er reihum nascht.
Zurück auf dem Campingplatz, sind wir alle in den Kidsclub gegangen. Marla um lustige Cowboy Spiele zu spielen, während Ulli und ich uns im Tischtennis versuchten. Marlon nutzte die Zeit, um weiter am Zaun laufen zu lernen.
Nach einem hervorragenden Essen, Gulasch mit Reis, ging es für Marla noch einmal in den Kidsclub zur Minidisko. Animiert von Vortänzern hat Marla begeistert mitgemacht und die Stunde verging wie im Flug. Hoffentlich hat Marla nicht zu großen Geschmack gefunden und fährt morgen ohne Murren wieder mit uns weg :-)
Kilometerstand: 19962 km
Tagesetappe: 0 km
26.04.2016 Verona
Bei bestem Wetter sind wir heute morgen routiniert in den Kidsclub gegangen und haben ein Fischkostüm gebastelt. Während Marla ihren Fisch beklebte, haben Ulli und ich die Tischtennisplatte unsicher gemacht. Marlon schaute uns fröhlich zu.
Nach dem Mittagsmahl sind wir in Richtung Verona aufgebrochen. Die kurze Autobahnfahrt hat uns 1,90 € an Maut gekostet und dank Campercontact haben wir einen Stellplatz in unmittelbarer Nähe zur Altstadt gefunden. Für 10 €, inkl. Ver- und Entsorgung, kann man hier erstaunlich ruhig und zentrumsnah 24h lang stehen.
Verona selber war ausgesprochen beeindruckend. Angefangen bei der Arena, den engen Altstadtgässchen, den Kirchenbauten bis zu den gemütlichen Cafes und Gaststätten mit Tischen auf den Gehweg. Die gesamte Altstadt von Verona strahlt ein unglaubliches Flair aus. Leider hat sich das in der ganzen Welt herumgesprochen und die zahlreichen Touristen waren teilweise nervig. Besonders schlimm war es unter dem Balkon von Julia. Das wir nicht gerade alleine unter dem Balkon der weltweit berühmtesten Liebesgeschichte stehen würden, war uns klar. Aber dass wir Gefahr laufen würden von Touristen in dem engen Hof mit nur einem Ein-/Ausgang erdrückt zu werden, war uns nicht bewusst. Der Balkon ist übrigens nicht der originale, er wurde gerade einmal 1930 angefügt. Marla sagte uns, dass ihr die Stadt gefallen hat. Das hieß für uns, eine Postkarte für sie zu kaufen. Marlon konnte an verschiedenen Stellen seinen Bewegungsdrang frei ausleben und fand zum Beispiel einen Roller, den er wunderbar hin und her schieben konnte. Insgesamt sind wir gute 7 km gelaufen.
Am Abend fielen dann im Womo noch einige Reparaturarbeiten an: der große Tisch klappert ständig bei der Fahrt und musste an diversen Schreiben nachgestellt werden. Und Ulli fand an unserer Truma einen lose liegenden Schlauch. Mit "Hilfe" meiner unglaublich neugierigen Kinder konnte ich diesen jedoch wieder einigermaßen befestigen.
Kilometerstand: 19993 km
Tagesetappe: 31 km
27.04.2016 Padua
Den heutigen Vormittag wollten wir nutzen, um unsere Vorräte aufzufüllen. Das Navi hat auch ein schönes Einkaufzentrum, nur fünf Kilometer, vor den Toren der Stadt gefunden. Zwar gabe es einige Parkplätze mit Höhenbeschränkung, trotzdem haben wir problemlos einen schönen Parkplatz für unser Wohnmobil gefunden.
Der angesteuerte Supermarkt hatte Dimensionen, dass jeder Real Markt neidig werden könnte. Dazu kam noch eine, zumindest für deutsche Verhältnisse, vollkommen unlogische und unübsichtliche Aufteilung. So brauchten wir fast 90 Minuten und haben bei weitem nicht alles gefunden, was wir gern gekauft hätten. Trotzdem war es sehr interessant zu sehen, wie ein gigantisches Parmesan Käserad fachmännisch in handliche Stücke zulegt wird oder wie der Fleischer eine gigantische Mortadella in Scheiben zerlegt und sofort in Folie verschweißt.
Nach dem Mittagessen ging es weiter nach Padua, eine sehr alte Universitätsstadt. Hier hat bereits Kopernikus studiert und Galileo unterrichtet. Zwar kann man das Innere der Universität nur mit Führung besichtigen (zu der wir keine Tickets mehr erhalten haben), aber bereits der öffentliche Teil war schwer beeindruckend. Beispielsweise hängen an vielen Wänden Portraits, Bilder und Wappen von ehemaligen berühmten Studenten.
Weiter ging es durch kleine verträumte Gäschen, über große Plätze zum Dom. Dessen gigantische Kuppelbemalung zeigt einen Blick in den Himmel mit Jesus und allen Heiligen. Aber am beeindruckensten war mit Abstand Basilica di Sant Antonio.
Die Nacht verbringen wir für 10 € auf einem Stellplatz direkt neben dem Prato della Valle, einem ovalen Park umsäumt mit Statuen berühmter Söhne und Studenten der Stadt.
Kilometerstand: 20093 km
Tagesetappe: 100 km
28.04.2016 Padua und Venedig
Heute morgen sind wir noch einmal durch Padua gelaufen. Dabei haben wir festgestellt, dass wir gestern die falsche Kirche erwischt hatten und haben uns heute die Basilica di Sant Antonio angesehen. Hier liegt das Grab des Heiligen Antonius und viele weitere Reliqiuen. Wir sind froh, dass wir die Kirche noch "nachgeholt" haben. Auf dem Rückweg von der Stadt ist Marlon uns im Kinderwagen eingeschlafen. Er ist erst auf dem Campingplatz bei Venedig wieder aufgewacht. Der Campingplatz macht einen sehr guten Eindruck, ist sehr zentral gelegen und hat sogar ein beheiztes Schwimmbad. Den Nachmittag haben wir dann genutzt, um in den Pool zu gehen. Wir waren größtenteils allein dort und hatten viel Spaß. Marla hat wieder schön schwimmen geübt, und Marlon krabbelte ganz unerschrocken ins Wasser. Später haben wir noch einen kurzen Einkauf gemacht und den Tag entspannt ausklingen lassen.
Kilometerstand: 20133 km
Tagesetappe: 40 km
29.04.2016 Venedig
So langsam sind wir im Erholungsmodus angekommen. Obwohl wir recht zeitig schlafen gehen, wachen wir jeden Tag später auf. Heute morgen mussten wir Marlon wecken, damit sein Schlafrhythmus nicht durcheinander gerät.
Nach einem reichhaltigen Frühstück liefen wir wenige hundert Meter zur nächsten Bushaltestelle. Nur 10 Minuten später waren wir auf dem Piazza Roma und begannen Venedig zu entdecken.
Bei strahlendem Sonnenschein und Temperaturen um die 18°C liefen wir durch enge Gassen, über zahlreiche Brücken (bis auf eine war keine barrierefrei, sprich wir mussten den Kinderwagen immer drüberheben!) und malerische Plätze mit Kirchen, Cafes und vielen, vielen touristischen Verkaufständen. Irgendwann kamen wir zur Rialtobrücke, einem der Wahrzeichen von Venedig. Leider mussten wir feststellen, dass diese gerade restauriert wird und es nicht möglich war einen Blick auf den "Canal Grande" zu erhaschen. Weiter ging es durch die engen Gassen von Venedig. Überall gab es wunderschöne Paläste, aber auch verfallende Bauten, die nur noch ein Schatten ihrer prunkvollsten Zeit sind, zu entdecken. Zwei Ecken später standen wir dann auf dem Markusplatz, italienisch Piazza San Marco. Wir haben uns dann auf die Stufen des Palastes gesetzt und die Szenarie auf uns wirken lassen. Ungefähr an der gleichen Stelle habe ich vor 25 Jahren mit meinem Freund Jan auch schon gesessen. Gefühlt gab es aber damals mehr Tauben und weniger Touristen.
Danach haben wir uns getrennt. Während ich mit Marla den Markusturm erklomm, per Lift, ist Ulli mit Marlon in den Markusdom gegangen. Für beide Sehenswürdigkeiten musste man anstehen und der Kinderwagen durfte nicht mit auf dem Turm.
Die Aussicht war phänomenal und kurz bevor wir wieder runterfahren wollten, haben die Glocken zum 14:00 Uhr Geläut angesetzt. Wir haben uns unglaublich erschrocken und obwohl wir die Ohren zugehalten haben, war es sehr, sehr laut.
Zum Schluss haben wir noch den öffentlichen Nahverkehr von Venedig bemüht und sind mit dem Schiff zurück zum Piazza Roma gefahren. Da auf dem Canal Grande sehr viel Verkehr war, hatten wir so noch 45 Minuten Schifffahrt. Und wieder ging es vorbei an unglaublichen prunkvollen Palästen, Kirchen und anderen Sehenswürdigkeiten. Der krönende Abschluss für die Kinder war schließlich ein leckeres Eis.
Am späten Nachmittag haben wir noch ausgiebig den Spielplatz genutzt. Nach dem Abendessen hatten wir sogar noch Zeit für ein Tischtennismatch.
30.04.2016 Lido degli Scacchi
Als erstes stand heute groß "Reinemachen" auf dem Programm. Es ist unglaublich, wie viel Dreck sich in so einem kleinen Wohnmobil sammeln kann. Aber irgendwann waren alle Teppiche sauber, der Innenraum gesaugt, das Bad geputzt und im Wohnmobil wieder eine Grundordnung eingezogen. Danach haben wir noch entsorgt und den Wassertank gefüllt.
Eigentlich wollten wir heute nach Chioggia fahren, haben dann aber nach einer kurzen Stadtrundfahrt beschlossen, weiterzufahren. So sind wir dann in Lido Degli Scacchi auf einem Parkplatz direkt am Strand gelandet. Zwar wehte ein käftiger und kühler Wind, aber in der Sonne war es schon richtig warm und wir haben den Nachmittag am Strand genossen.
Marla hat verzweifelt Muscheln mit Perlen gesucht, Marlon hat seine ersten Erfahrungen mit dem gigantischen Sandkasten gemacht und wir lagen einfach nur faul auf der Decke.
Ein Spaziergang durch den Ort offenbarte dann sehr deutlich, dass wir noch Off-season sind. Allerdings mag ich mir gar nicht vorstellen, was hier im Sommer los ist. Jedenfalls wir ab 18:30 Uhr die Hauptstraße für den Verkehr gesperrt! Zum Abschluss unserer Ortsbegehung sind wir noch auf einen Cappuccino und eine Limonade eingekehrt - nicht ganz ohne Hintergedanken, denn es gab einen tollen Spielplatz am Lokal.
Kilometerstand: 20249 km
Tagesetappe: 116 km
01.05.2016 Ravenna, Cesenatico, Rimini
Auf unserem Nachtplatz gab es explizit für sechs Euro ein Camper Tagesticket. Allerdings hatte ein Italiener trotz Ticket einen Strafzettel kassiert. Angeblich weil sein Camper über der Linie auf dem Gehweg überstand.
Um ähnlichen Problemen aus dem Weg zu gehen, sind wir heute bei Zeiten aufgebrochen und nach Süden in Richtung Rimini gefahren. Eigentlich wollten wir in Ravenna nur frühstücken, da aber der Dauerregen nachliess, sind wir zu einer Stadtbesichtigung aufgebrochen. Und das war ein großes Glück. Ravenna war zwischendurch Regierungssitz und weist zahlreiche sehr interessante Bauten auf. Dank eines Kombitickets konnten wir in mehreren byzantischen Gebäuden Mosaike aus dem 5. Jhd. bestauen. Sie sind mit echtem Blattgold belegt. Und weil Ravenna sooo bekannt ist für diese Mosaiken, könnte man hier sogar einen Kurs für Mosaiklegen belegen. Wir würden für einen traditionellen Mosaikboden einer Kirche ca. 5 Jahre brauchen.
Weiter ging es nach Cesenatico. Eigentlich wollten wir hier nächtigen. Allerdings mussten wir feststellen, dass der Platz bereits mehr als voll war. Trotzdem haben wir noch ein kleines Plätzchen im Schlamm direkt an der Fernverkehrstraße gefunden und konnten zu einer Stadtbesichtigung aufbrechen. Entlang des Kanals sind wir bis zum Strand gelaufen und haben Vesper gehalten. Marla hat dann schöne Muscheln gesucht (und gefunden) und Marlon hat seine Beziehung zum Sand vertieft (inzwischen kann er schon ohne zu weinen im Sand sitzen und anfassen!).
Zurück am Wohnmobil waren inzwischen zwar einige Plätze frei geworden, aber keiner der mir zugesagt hätte. Daher haben wir beschlossen weiterzufahren und haben bei Rimini einen schönen Stellplatz gefunden. Der kostet zwar 11 € die Nacht, bietet dafür aber auch zwei Trampoline. Die ganze Familie hatte ihren Spaß.
Kilometerstand: 20347 km
Tagesetappe: 98 km
02.05.2016 San Marino
Nach einer sehr ruhigen und langen Nacht (9,5h Schlaf davon 4,5h Tiefschlaf), sind wir gegen Mittag in Richtung San Marino aufgebrochen. Der ältesten aber auch kleinsten Republik der Welt. Vorher lag aber noch Rimini auf unserem Weg. Allerdings haben wir beim Durchfahren nichts gefunden, was uns zum längeren Verweilen animiert hätte.
Die 20 Kilometer Fahrt nach San Marino waren sehr anstrengend. Nicht nur für uns (außer Marlon, der geschlafen hat) sondern speziell für unser Wohnmobil. Die italienischen Straßen lassen sehr zu wünschen übrig und in San Marino wurde es so steil, dass ich teilweise nur im zweiten Gang fahren konnte. In der Spitze wurden 50 Liter auf 100 Kilometer durch die Düsen gepresst. Nach einer Weile haben wir an einem Steilhang den für Wohnmobile zulässigen Parkplatz P10 gefunden. Und wie weiter? Wo lag die Altstadt? Die Burg? Ein paar Niederländer hatten scheinbar das gleiche Problem und bereits Einheimische befragt und uns netterweise an ihren Erkenntnissen teilhaben lassen. Über drei Fahrstühle kommt man direkt an eines der beiden Tore mit Zugang zu der Altstadt. Besser konnten wir es nicht treffen. Zumal der Weg und die gesamte Innenstadt auch absolut kinderwagentauglich war.
Durch malerische kleine Gassen, mit lauter touristen Tüneff verkaufenden Geschäften, ging es immer steil bergauf zur Basilica del Santo. Diese wurde im 14. Jahrhundert erbaut, ist komplett in weiss gehalten und von einer unglaublich Eleganz. Hier werden die Reliquien des heiligen Marinus aufbewahrt. Weiter ging es zur Festung La Rocca o Guaita. Leider war das Wetter schlecht, frische 10°C und San Marino (die Stadt) fast komplett in Wolken verhangen. Daher konnten wir die Küste der Adria nur erahnen.
Unser heutiges Nachtquartiert haben wir sehr zentral in einer italienischen Kleinstadt aufgeschlagen. Zwar nicht sehr leise, dafür ist aber der Morgen mit frischen Brötchen gesichert.
Kilometerstand: 20409 km
Tagesetappe: 62 km
03.05.2016 Santarcangelo di Romagna, Bologna, Florenz
Heute war einer dieser Tage, die man am besten schnellstmöglich aus dem Gedächtnis streichen will. Aber der Reihe nach.
Obwohl wir faktisch auf der Buswendeschleife standen, haben wir alle sehr gut gestanden. Dank des naheliegenden, familiengeführten Kleinsupermarkt gab es frische Baguettes und somit ein herrliches Frühstück. Nachdem wir startklar waren, sind wir in das nahegelegene Santarcangelo di Romagna gefahren und haben direkt an einem Park unterhalb der Altstadt einen Parkplatz für ein Euro die Stunde bekommen. Die engen Gässchen der idylische Altstadt schlängeln sich an einem Berg entlang. Als Krönung erwartete uns auf dem Berg noch eine Burg, die aber nicht zu besichtigen war.
Zurück am Park haben unsere Kinder den Spielplatz gestürmt und wir das Cafe. Während Ulli sich ihren Kaffee in einer unglaublich winzigen Tasse hat schmecken lassen, genoss ich meinen Capucchino.
Nachdem Marlon noch sein Mittagessen bekommen hat, wurde es Zeit in Richtung Bologna aufzubrechen. Drei Kreisverkehre später hat es auch schon geschafft und fröhnte seinem Mittagsschlaf.
Leider lief es von da an nicht unbedingt nach Plan. Ich hatte vorab bei Campercontact vier potentielle Stellplätze rausgesucht und das Navi damit gefüttert. Der erste war leider nur für winzige Wohnmobile geeignet. Der zweite war eigentlich ein Campingplatz weit ausserhalb und wollte 30 € die Nacht (Rückblickend betrachtet wäre es eine richtige Entscheidung gewesen diesen zu nehmen). Der dritte war dem Neubau eines Gebäudekomplexes zum Opfer gefallen. Der vierte hatte eine Höhenbeschränkung. Gelandet sind wir dann auf einer steilen Nebenstraße mit Parklücken links und rechts. Zum Übernachten denkbar ungüngstig, sind wir trotzdem erst einmal mit dem Bus in der Stadt gefahren. Hier haben wir die fünftgrößte Kirche der Welt bewundert, die leider aus Geldgründen unvollendet blieb. Bolognas Innenstadt hat einen guten Eindruck bei uns hinterlassen: rot als dominierende Farbe, Bogengänge ohne Ende, Delikatessgeschäfte vom feinsten.
Zurück am Wohnmobil sind wir noch zum nahegelegenen Spielplatz gegangen.
Nach einem kurzes Brainstorming haben wir beschlossen, auf dem Weg nach Florenz dem ersten ACSI Campingplatz einen Besuch abzustatten. Das Navi errechnete eine halbe Stunde Fahrt und 18:30 Uhr als Ankunftszeit. Also gerade noch im Rahmen. Leider kam es anders. Wir fuhren auf der richtigen Autobahn, laut Navi sollten wir in 5 Kilometer abfahren. Nur leider kam keine Abfahrt mehr. Stattdessen ein Tunnel am anderen und in den wenigen Pausen mit Sicht zum Himmel offenbarte uns das Navi nur grüne Wiese. Keinerlei Straße in der Nähe. Nach 30 Kilometern ohne Abfahrt! habe ich den Campingplatz aus der Zielliste gestrichen und wir haben direkt Florenz angesteuert. Das Navi würfelte 19:30 Uhr als Ankunfszeit aus. Kaum waren wir in der Stadt, standen wir auch schon im Stau. Im zähen Stop-and-Go ging es sehr, sehr langsam voran. Und dann passierte das, wovor ich schon immer Panik hatte, die eingeschlagene Straße wurde dünner und dünner. Die Mauern links und rechts kamen dem Wohnmobil bedrohlich nahe und ich befürchtete jeden Moment steckenzubleiben. Und dann wollte das Navi noch, dass ich in einer Haarnadelkurve rechts abbiege. Mit einem kurzen Sportwagen mit Heckantrieb oder beherztem Griff zur Handbremse wäre das sicher machbar gewesen. Nicht aber mit einem 7,50 m langen Wohnmobil. Zum Schluss ist Ulli ausgestiegen und hat mich vorsichtig aus der Gasse rausgewunken. Ich machte drei Kreuze, als wir unbeschadet da raus waren und auf einer breiteren Straße gelandet waren. Auch ein Versuch von der anderen Seite schlug letztendlich fehl und ich habe den POI aus der Zielliste gestrichen. Ein weiterer Stellplatz sollte am Stadion sein. Nur 5 Kilometer Fahrt weiter. Leider wurden dafür knapp 30 Minuten Fahrt vom Navi berechnet und wir sollten 20:30 Uhr da sein. Wieder ging es extrem zäh voran und ich fragte mich, was die ganzen Autos 20:00 Uhr auf der Straße machten. Die Erklärung folgte am Stadion. Heute Abend war ein Konzert eines italienischen Superstarts und halb Florenz wollte den sehen. Ich befürchtete schon, dass wir wegen Überfüllung nicht mehr auf den Parkplatz gelassen würden und habe in Gedanken schon die Fahrt Richtung Pisa durchgespielt. Aber der nette Platzwart hievte ein Moped zur Seite und winkte uns in eine Lücke halb auf den Fahrradweg. Dann sagte er noch, wir könnten nach Mitternacht uns irgend eine andere Lücke suchen. Oder morgen.
Egal. Ich war einfach nur noch froh den Ducato auszumachen und Ulli reichte mir das Anlegeradler. Unsere Kinder haben erstaunlich gut durchgehalten. Da kann man dann auch die Vorteile eines Wohnmobils nutzen: kurz Aufstehen im Stau und zum Beispiel Weintrauben aus dem Kühlschrank holen. Oder auch mal kurz die Sitzplätze wechseln.
Kilometerstand: 20652 km
Tagesetappe: 243 km
04.05.2016 Florenz
Kurz vor Mitternacht war das Konzert beendet und in Windeseile der Parkplatz leer. Also habe ich den Ducato noch einmal angeworfen und bin mit samt der schlafenden Familienmitglieder zu einer ruhigen Parklücke gefahren. Keiner ist aufgewacht und so konnte ich sicher sein, dass wir früh ausschlafen konnten.
Da wir lange geschlafen und ausgiebig gefrühstückt haben, sind wir erst gegen 10:00 Uhr mit dem Bus in die Altstadt von Florenz gefahren. Wir haben mit Hilfe der Touristinformation eine schöne und von der Länge her kindertaugliche Runde durch die historische Stadt gemacht. Schwer beeindruckend war zum Beispiel der Dom, mit einer unglaublich verzierten Außenfassade in grün und weiß. Michelangelos David haben wir uns in Kopie angesehen - Marla erkannte ihn als erste, denn ihr Italienbuch hat davon erzählt. Schließlich sind wir das florentinische Pendant zur Krämerbrücke über den Fluss Arno entlanggeschlendert. Mit uns waren so unglaublich viele Touristen in der Stadt, dass wir ganz schön aufpassen mussten, uns nicht aus den Augen zu verlieren. Was ist dann nur in der Hochsaison hier los? Das wollen wir gar nicht wissen.
Zurück am Wohnmobil ging es auf einer aberwitzigen Fahrt durch Florenz zurück zur Autobahn. Wir haben über 45 Minuten gebraucht, aus diesem Autofahreralptraum herauszukommen. Wir wollten uns heute Nachmittag etwas ausruhen und haben deshalb einen Campingplatz angesteuert. Nach Verlassen der Autobahn war dies allerdings wieder ein bisschen abenteuerlich: enge Straßen und Serpentinen. Belohnt wurden wir mit einem herrlichen Blick in die Toskana. Wir haben dann viel Ball gespielt, sogar noch Wäsche gewaschen und etwas Zeit auf dem Spielplatz verbracht.
Kilometerstand: 20713 km
Tagesetappe: 61 km
05.05.2016 Pisa
Leider erwies sich der Campingplatz auf den zweiten Blick seiner drei Sterne nicht gerade würdig. Beispielsweise hatten die Toiletten keine Brillen oder Toilettenpapier. Auch mussten wir schon um 11:00 Uhr ausgecheckt haben oder einen weiteren Tag bezahlen. Bei unserem Schlafpensum kaum zu schaffen. Irgendwie haben wir es dann trotz Ent- und Versorgen geschafft und 10:50 Uhr den Platz verlassen.
Da unsere Vorräte so gut wie erschöpft sind, stand heute vormittag Einkaufen auf dem Programm. Zuerst haben wir einfach keinen großen Supermarkt gefunden. Als wir dann einen großen erspäht hatten, war es uns nicht möglich (Höhenbeschränkung), den mit dem Wohnmobil anzufahren. Irgendwann haben wir dann aufgegeben und werden es morgen noch einmal versuchen.
Heute stehen wir recht zentral auf einem Stellplatz in Pisa. Nach einem ausgelassenen Picknick sind wir zu einer Stadtbesichtigung aufgebrochen. Trotz einiger Umwege haben wir den Piazza del Duomo in 45 Minuten zu Fuß erreicht. Das Ensemble aus Schiefer Turm, Kathedrale und Baptiserie war sehr beeindruckend. Nachdem ich den Preis für eine Turmbesteigung gesehen hatte (18 €), fiel es mir sehr leicht darauf zu verzichten und habe die Warteschlange links liegen lassen. Immerhin ist die Besichtigung der Kathedrale kostenfrei. Allerdings braucht man dafür auch ein Ticket und bekommt eine Eintrittszeit zugewiesen. Während der Wartezeit auf unseren Zeitslot setzte vollkommen überraschend starker Regen ein. Zum Glück hatte der Wärter ein Einsehen, nachdem er unsere Kinder gesehen hat, und uns eine halbe Stunde früher reingelassen. Und wir haben es nicht bereut. Das Mittelschiff ist über 100 m lang und es gibt eine sehr beachtenswerte freistehende! Kanzel.
Nach einem ausgiebigen Stadtrundgang sind wir in eine nettes Cafe eingekehrt und haben uns Vanilleeis, Cappucino bzw. Fanta schmecken lassen. Das war dann für mich auch die Gelegenheit, das freie Wifi zu nutzen und ein paar Berichte hochzuladen. Es ist leider nicht so einfach mit dem Wifi: unser Campingplatz wollte zum Beispiel 2 € die Stunde. Für WLan unbekannter Qualität! Da gehen wir lieber in ein Café, da kostet der leckere Capucchino nebst WLan maximal 1,50 €.
Kilometerstand: 20775 km
Tagesetappe: 62 km
06.05.2016 Massa, Bonassola
Da wir so gut wie keine Vorräte mehr hatten, mussten wir es zwangsläufig noch einmal mit dem Einkaufen versuchen. Das Navi hat zwei potentielle Einkaufszentren vor den Toren von Pisa ausgeworfen. Das erste war leider viel zu klein und vorallem war der Parkplatz gerammelt voll. Der zweite war zwar weit weg, dafür aber sehr großzügig angelegt. Wir verbrachten mehr als eine Stunde bei COOP und haben fast alles notwendige bekommen.
Bei einer guten Geschichte TKKG ging es über die Autobahn nach Massa. Angekommen haben wir einen schönen Parkplatz direkt neben einem Spielplatz gefunden und ein schönes Picknick veranstaltet. Massa ist eine Hochburg des Mamorabbaus. Und das sieht man überall. Die zahlreichen Bänke in der Stadt sind jeweils aus einem ganzen Block Marmor gefertigt. Selbst die Bürgersteige und Bordsteinkanten sind aus reinem Marmor. Nach einem Stadtbummel und dem Besuch der Kathedrale haben wir beschlossen nach Levanto zu fahren, um uns morgen Cinque Terre anzuschauen. Nach einer weiteren Autobahn- und einer unglaublichen Serpetinenfahrt mit grandiosen Aussichten erreichten wir den eingegebenen Stellplatz. Dieser lag aber direkt an der Hauptstraße, war unglaublich eng und mit 18 € für 24 Stunden ohne irgendwelche Leistungen nicht gerade günstig.
Der nächste POI führte uns ins Nachbardorf nach Bonassola. Klingt einfach, war aber mit zwei nervenaufreibenden Serpentinenfahrten verbunden. Der Stellplatz entschädigt aber für vieles. Er ist ruhig, liegt direkt an der Uferpromenade und ist von 20:00 Uhr bis 08:00 Uhr kostenfrei. Da kann man auch über die 22 € für den Wochenendtarif von 08:00-20:00 Uhr hinwegschauen. Wir haben dann noch eine kleine Runde durch den Ort gedreht und Marla und Ulli sind noch mit den Füßen ins Mittelmeer.
Kilometerstand: 20925 km
Tagesetappe: 150 km
07.05.2016 Cinque Terre
Heute haben wir wieder so gut geschlafen, dass der Zug um 10:12 Uhr für uns unerreichbar war. Aber kein Problem, jede Stunde fährt einer.
Nach einer kurzen Zugfahrt waren wir in Vernazza. Der schönsten der fünf Städte in der Cinque Terre. Bis 1870 waren diese Städte wegen der Berge nur per Boot erreichbar. Dann kam die Eisenbahn, bis heute der beste Weg um die Cinque Terre zu erkunden. Über viele Jahrhunderte hinweg wurden mit Trockenmauern Terrassen angelegt, um den Bergen nutzbares Land abzuringen. Insgesamt soll es davon 7000 Kilometer geben. Ähnlich lang wie die Chinesische Mauer.
Uns hat vor allem die bunten Häuser, die engen, verwinkelten Gassen und der Hafen gefallen. Überall herscht Postkartenidylle. Leider hat sich das auch bei anderen herumgesprochen und so war es trotz Nebensaison ausgesprochen voll. Ich will mir gar nicht vorstellen, wie das in der Hauptsaison ist.
Dann wollten wir eigentlich den Wanderweg nach Monterosso nehmen und haben mit gemischten Gefühlen die Wanderer beobachtet. Zwar soll er nur 3,5 Kilometer lang und nur 150 Höhenmeter überwinden, allerdings wird er mit gut 2 Stunden Dauer angegeben. Irgendwann sind wir dann doch aufgebrochen. Allerdings kamen wir nicht sehr weit. Nach einigen 100 Metern stand ein Posten und wollte 7,50 € für uns Erwachsene haben. Das war es uns dann doch nicht wert und wir sind wieder in den Ort zurückgewandert. Nachdem wir alles erkundet hatten, sind wir zum Bahnhof zurück und nach Monterosso al Mare gefahren. Dieser Ort war auch sehr schön, allerdings noch touristischer. Aber ein zentraler Spielplatz brachte uns zum längeren Verweilen.
Die Rückreise gestaltete sich etwas schwieriger. Ulli erkundigte sich nach dem richtigen Zug nach Bonassola zurück. Der kam auch halbwegs pünktlich und wir sind losgefahren. Allerdings nur bis Levanto. Hier war Endstation. Wir sind also vermutlich in einen falschen Zug eingestiegen, der verspätet war und sich deshalb mit unserem Zug zeitlich überschnitten hatte. Der nächste Zug nach Bonassola sollte erst in einer knappen Stunde gehen und hatte dann auch noch Verspätung. Marlon nutzte die Wartezeit noch für ein kurzes Nickerchen. Aber irgendwann haben wir auch das geschafft und haben dann noch dem lokalen Spielplatz einen Besuch abgestattet.
Kilometerstand: 20925 km
Tagesetappe: 0 km
08.05.2016 Genua
Heute morgen hat mich Ulli in aller Frühe geweckt. Um 08:00 Uhr lief unser Parkticket ab und die Befürchtung eines Knöllchens sorgte für Unruhe. Gestern hatte ein anderes Womo bereits ein sehr teures Parkticket von den Politessen kassiert.
Der große Vorteil war aber, dass wir die engen Serpentinen faktisch ohne Gegenverkehr und somit problemlos hochfahren konnten. So kam es, dass wir gegen 10:00 Uhr bereits in Genua waren und erst einmal frühstücken konnten. Ein Stellplatz in unmittelbarer Nähe zur Altstadt war schnell gefunden und hatte auch ein größzügiges Plätzchen für uns frei. Zwar sind 30 € für 24 Stunden nicht gerade ein Pappenstiel. Aber Genua ist eine große Stadt und parken für ein Auto kostet bereits 2,50 € die Stunde.
Die Stadt selber ist äußerst sehenswert. Die ausgehnte Altstadt besteht aus einem endlosen Labyrinth von Gassen zwischen Häusern mit 5 bis 7 Geschossen. Dann tauchen plötzlich kleine Plätze auf mit Kirchen oder Palästen. Dann gibt es Prachtstraßen mit Villen und Palästen der genuesischen Adeslfamilien. Insgesamt sind es weit über 100 Paläste, gute 40 davon gehören zum Unesco-Weltkulturerbe.
Besonders gefiel mir der öffentliche Nahverkehr. Neben dem üblichen Verkehrsmittel wie Bus, Bahn und Metro gehören hier auch noch Fahrstuhlfahrten und eine Standseilbahn dazu. Besonders letztere brachte uns weit hoch über die Stadt mit einer fantastischen Aussicht. Und das für den Preis von 1,60 €. Dieses Ticket war 100 Minuten gültig und hätte für Bus und sogar Zug genutzt werden können! Oben über der Stadt machten wir eine Obstpause. Für Marlon sind fast alle Weintrauben reserviert - davon kann er nicht genug bekommen. Wir teilen uns dann in die Äpfel und Birnen rein. Das Picknick konnten wir im "Planeten"-Garten einer Sternwarte machen.
Zum Abschluss ging es zum Alten Hafen. Hier gibt es eine Menge zu sehen und zu besuchen, und zum Sonntag war es entsprechend voll. Die Atmosphäre war sehr schön. Dann ging es wieder durch die spannenden Gassen zurück zum Stellplatz. Dort wartete noch ein schöner Spielplatz auf uns. Fast 90 Minuten haben sich die Kinder dort ausgetobt. Marla war begehrt bei den italienischen Kindern mit ihrer kleiner Frisbee-Scheibe. Und so hat sie trotz Sprachbarrieren schön mit Gleichaltrigen gespielt.
Kilometerstand: 21015 km
Tagesetappe: 90 km
09.05.2016 Albenga
Die Nacht war ungewöhnlich kurz. Bereits gegen 08:00 Uhr sind wir vom Regen auf dem Wohnmobildach und dem Lärm des Highways im Berufsverkehr geweckt worden.
Heute wollten wir es ausgesprochen ruhig angehen und hatten nur einen Programmpunkt. Wir wollten einen schönen Zeltplatz finde, Wäsche waschen, das Wohnmobil säubern und ansonsten nur faulenzen.
Auf dem Weg nach Süden sind wir an Noli vorbeigekommen und wollten es uns eigentlich anschauen. Allerdings wiesen eine Vielzahl von Schildern darauf hin, dass auch nur das Anhalten mit Wohnmobil aus Umweltschutzgründen verboten und mit 130 € Strafe belegt wird. Zwar haben wir einige wenige stehende Wohnmobile gesehen, aber vielleicht waren deren Besitzer schon verhaftet oder erschossen. Wir wollten jedenfalls das Risiko nicht eingehen und haben versucht die Räder kontinuierlich in Bewegung zu halten. Ganz im Ernst, wenn wir unerwünscht sind, dann wollen wir da auch nicht hin.
Vor 12:00 Uhr waren wir in Albenga auf einem ziemlich leeren Campingplatz. Eigentlich wollten wir heute waschen, allerdings regnete es hin und wieder und wir haben das gestrichen. Stattdessen sind wir am Strand in die Stadt spaziert, haben Kaffee getrunken und uns die Altstadt mit einer sehr beeindruckenden alten Kathedrale aus dem 11. Jahrhundert angeschaut. Auch hier gab es schöne Gassen und Piazzi zu entdecken.
Zurück auf dem Zeltplatz hat Marla das Trampolin getestet, Marlon hat eine kleine Burg erklommen, Ulli und ich unsere Tischtennisfähigkeiten verbessert. Zum Abschluss haben wir noch geduscht, wobei Marlon ein Vollbad in der Spüle genommen hat. Unser Womi ist jetzt auch wieder innen ein bisschen auf Vordermann gebracht.
Kilometerstand: 21118 km
Tagesetappe: 103 km
10.05.2016 San Remo, einmal Frankreich und zurück, Ventimiglia
Heute morgen haben wir es sehr ruhig angehen lassen. Auf Nachfrage sagte man uns, dass wir nicht schon um 10:00 Uhr den Platz verlassen müssen.
Also habe ich noch ein wenig im Internet gesurft und Mails der vergangenen Tage aufgearbeitet, während die Kinder auf dem Spielplatz waren. Aber irgendwann war dann meine Gratisstunde Internet vorbei und wir mussten noch Ver- und Entsorgen. Beides war auf diesem Platz alles andere als einfach. Zwar war ein vertrauenserweckender Hahn mit Gardena Anschluss direkt am Weg, allerdings prangte darauf ein Schild, was explizit das Wasserfassen für Camper untersagte. Aber man konnte das Trinkwasser in Flaschen abfüllen!
Ich habe dann geschickt hinter der Hecke, unsichtbar für die Rezeption, geparkt und unauffällig meinen Schlauch verlegt. Eingefüllt hat es dann Marla. Aufgrund ihres jugendlichen Alters erhoffte ich mir mildernde Umstände im Falle eines Prozesses. Auch das Entsorgen der Chemie Toilette gestaltete sich nicht sehr einfach. Ich musste mit der schweren Cassette über den gesamten Platz laufen. Näher heranfahren konnte man nicht. Ich war dann ziemlich froh, als wir fertig waren und den Platz verlassen hatten.
In San Remo haben wir sofort einen sehr zentralen Parkplatz gefunden und uns die Innenstadt angeschaut. In der Fußgängerpassage wimmelte es dann nur so von hochpreisigen Geschäften, die auf reiche Kundschaft warteten. Dann haben wir es endlich geschafft, Briefmarken zu kaufen. Somit konnten wir gerade noch rechtzeitig den ersten Schwung an Urlaubsgrüßen der italienischen Post übergeben. Immerhin wollten wir heute Italien den Rücken kehren. Zumindest dachten wir das zu diesem Zeitpunkt noch.
Die Weiterreise nach Menton gestaltete sich recht kurzweilig und eh wir uns versahen waren wir auch schon in Frankreich. Leider konnten wir aber nicht wie gelesen und erhofft unser Nachtquartier an der ehemaligen Grenze aufschlagen. Scheinbar wurde aufgrund der aktuellen Sicherheits- und Flüchtlingslage dieser Posten wieder reaktiviert. Jetzt ist er wieder stark bewacht, von beiden Seiten, und ein freundlicher französischer Sicherheitsbeamter wollte unseren Camper von innen sehen. Bei der Gelegenheit wies er uns noch darauf hin, dass Kinder unter 10 Jahren nie auf dem Beifahrersitz fahren dürfen. Sehr zum Ärger von Marla.
Nachdem sich unser erster Anlaufpunkt zerschlagen hatte, fuhren wir zum zweiten. Einen Campercontact POI. Leider scheint sich aber ganz Menton gegen die Camper verschworen zu haben. Überall prangten nagelneue Schilder, dass Camper nicht parken, halten oder sonstwie erwünscht sind. Eigentlich wollten wir in Menton bleiben, um morgen mit der Bahn nach Monaco zu fahren. Aber nach einer weiteren nervenaufreibenden Stunde haben wir beschlossen, wieder nach Italien zurückzufahren.
Und so kam es, dass wir über zwei Stunden später wieder in Ventimiglia waren. Aber immerhin haben wir einen netten Campingplatz nur 700m vom Bahnhof gefunden. Und er hat neben einem Spielplatz sogar kostenfreies WLan. Hätten wir das nur eher gewusst. Unsere Kinder war sehr geduldig mit uns und haben während der ganzen Sucherei eine halbe Packung Weintrauben ohne uns aufgefuttert.
Kilometerstand: 21251 km
Tagesetappe: 133 km
11.05.2016 Monaco
Leider hatte der Wetterbericht heute morgen Recht behalten und es schüttete aus vollen Kübeln. Der aktuelle Bericht sprach von Gewitter und Gewitterschauern. Wir hatten kurz überlegt unseren Plan, Monaco heute zu besichtigen, fallen zu lassen. Aber im Zug ist es erst einmal trocken und im schlimmsten Fall würden wir ins Musée Océanographique de Monaco gehen oder uns die Oldtimersammlung von Prinz Rainier III. von Monaco ansehen. Aber wie so oft kam es wieder anders.
In einer kurzen Regenpause nutzten wir die Gelegenheit und sind den kurzen Weg zum Bahnhof gelaufen. Für 11,20 € hat uns die SNCF in einer halben Stunde nach Monaco gebracht. Schon beim Aussteigen merkt man deutlich, dass Monaco etwas anders ist. Die Wände des Bahnhofs sind mit Marmor verkleidet und auf dem Boden sind schwere Holzbolen verlegt.
Zu unserer größten Freude hatte der Regen inzwischen aufgehört und um es vorweg zu nehmen, so sollte es auch den ganzen Tag bleiben.
Zwei Sachen sind uns sofort aufgefallen. Die unglaublichen vielen Kräne verbunden mit hoher Bauaktivität und die Reifenstapel überall. Dann wurde es mir klar, am 29.05.2016 wird der Grand Prix von Monaco veranstaltet und die halbe Stadt wird dafür umgebaut. Sofort habe ich mich an das PC Spiel Formula One Grand Prix von 1991 erinnert und die Bergauffahrt zum Casino erkannt. Und so sind wir dann mehr oder weniger dem Rennkurs durch die Stadt gefolgt. Im Hafen gab es auch unglaubliche Yachten zu bestaunen und die Mannschaften hatten alle Hände voll zu tun, die Spuren des Regens zu beseitigen.
Zu unser größten Freude kamen immer mehr spezielle LKWs und entluden immer mehr historische Rennautos. Darunter war alles was ehemals schnell und teuer war. Bugatti, Maserati, MG und Lotus. Somit konnten wir uns den Gang ins Museum sparen. Später haben wir erfahren, dass bereits zum 10. Mal der Grand Prix de Monaco Historique augetragen wird.
Weiter ging es den Berg hinauf zum Fürstenpalast. Durch die überaus gepflegte, dadurch schon fast kulissenhaft wirkende Altstadt ging es zur Kathedrale, in der unter anderem Grace Patricia Kelly und Fürst Louis Henri Maxence Bertrand Rainier Grimaldi (Rainier III.) begraben liegen. Auf unserem Rückweg Richtung Bahnhof haben wir sogar noch einen kleinen Spielplatz gefunden. Für die Zugrückfahrt gab es schließlich noch einen Familienrabatt von 3 €.
Zwar war es ein durchaus anstrengender, aber unglaublich erlebnisreicher Tag. Wir sind fast 11 Kilometer gelaufen und es gab auch von Marla kein Meckern.
Kilometerstand: 21251 km
Tagesetappe: 0 km
12.05.2016 Campingplatz bei Fréjus
Heute wollten wir es angehen und endgültig nach Frankreich einreisen. Nach unseren Erfahrungen mit Menton haben wir beschlossen, nicht die idylische Küstenstraße zu nehmen, sondern über die Autobahn zu fahren. Zwar hatten wir so auch keine Grenzkontrollen, allerdings horrende Mautgebühren. Für 100 Kilometer haben wir knapp 20 € Maut bezahlt. Mehr als der Diesel für diese Stecke kostet. Und dabei haben wir noch Glück gehabt. An den Mautstationen wird unser Wohnmobil regelmäßig in die Klasse 3 eingruppiert. Nach kurzer Rücksprache per Wechselsprechanlage wurden wir fast immer sofort in die Klasse 2 umgebucht und konnten somit ca. ein Viertel bis ein Drittel sparen. Bei der Anfahrt ist es einmal passiert, dass ich die falsche Spur gewählt hatte. Alle Mauthäuschen mit Geldsymbol hatten einen Höhenbeschränkung. Und von denen ohne habe ich mir ausgerechnet die rausgesucht, die nicht bar bezahlt werden konnte. Aber auch hier hat ein Plausch per Wechselsprechanlage weitergeholfen und wir konnten fernmündlich per Kreditkarte bezahlen.
In Fréjus haben wir bei einem Lidl gestoppt und unsere Vorräte aufgefüllt. Damit sind wir wieder für die nächsten Tage gut gerüstet.
Der Campingplatz "La Baume" hat sich als Volltreffen erwiesen. Vor lauter freien Stellplätzen konnten wir uns kaum entscheiden. Haben dann aber einen schattigen Platz mit Satellitenempfang gefunden. Den Rest des Tages haben wir in verschiedenen Schwimmingpools zugebracht. Es war unglaublich zu sehen, wie sich Marlon auf das Wasser gefreut hat und sich ohne Rücksicht auf Verluste ins Wasser stürzte. Selbst ein riesiger, beheizter Außenpool war vorhanden. Nur leider wehte ein sehr starker, kalter Wind. Daher sind wir beizeiten wieder ins Hallenbad gegangen.
Nach einem Besuch des Spielplatzes war es Zeit für das Abendbrot. Der Campingplatz hat uns so sehr gefallen, dass wir vermutlich drei Tage hier bleiben werden.
Kilometerstand: 21359 km
Tagesetappe: 108 km
13.05.2016 St. Raphael und Cannes, der wohl sicherste Ort Frankreichs derzeit
Um 09:56 Uhr noch unseren Bus in die Stadt zu bekommen, konnten wir heute nur ein schnelles Müsli frühstücken. Für 1,10 € pro Person sind wir zuerst nach Frejus gefahren und sofort mit dem Bus weiter nach St. Raphael, einem idylischen Badeort - der Vorsaison sei Dank - noch nicht vollständig zum Leben erwacht ist. Wir hatten das Glück und haben einen Markt besucht, wo wirklich die einheimischen Franzosen einkaufen gehen. Danach haben wir uns auf einer Bank am einsamen Strand niedergelassen, ein zweites Frühstück veranstaltet und unsere Spuren im frisch gesiebten Sand hinterlassen.
13:21 Uhr fuhr unser Zug nach Cannes. Der Trubel rund um das Filmfestival begrüßte uns gleich eine Parallelstraße zum Bahnhof. Und so sind wir durch Cannes geschlendert, haben an der ein oder anderen Parkbank oder am Spielplatz Rast gemacht, sind an den Pavillions der verschiedenen Länder vorbei gelaufen und haben die Atmosphäre auf uns wirken lassen. Dabei sind wir auch an den Handabdrücken der Stars der 90er vorbeigekommen. Beispielsweise Sharon Stone oder Whoopi Goldberg.
Direkt am roten Teppich haben sich schon viele Fotographen eingefunden oder zumindest ihren Platz mit einem Hocker oder Leiter gesichert. Gern auch angeschlossen!
Dann habe ich mich noch als Paparazi versucht und die Fenster des bekanntesten Hotels der Stadt, das Carlton, nach Personen abgesucht. Und tatsächlich habe ich einen erwischt. Aber leider scheint es niemand bekanntes zu sein. Vielleicht nur der Bodyguard.
Gegen 17:00 Uhr fuhr unser Zug zurück. Marlon krabbelte durch den halben Zug und belustigte dabei auch viele Reisende. Glücklicherweise haben wir trotz Zugverspätung noch den letzten Bus zum Campingplatz erwischt. Nach dem Abendbrot hatte Marla noch 2 Programmpunkte: Minidisko und Kabaret des Animationsteams. Beides war sehr schön.
Kilometerstand: 21359 km
Tagesetappe: 0 km
14.05.2016 Campingplatz bei Fréjus
Heute wollten wir einfach nur auf dem Campingplatz ausspannen. Und das hat auch hervorragend funktioniert. Nach dem intensiven Ausschlafen und Frühstücken, haben wir Tischtennis gespielt und Marla und Marlon waren auf dem Spielplatz. Dazu sind wir ans andere Ende des Areals gelaufen, und das gute 10 Minuten. Nach der Mittgspause ging es in die Poollandschaft. Mit Marla bin ich zahlreiche Bahnen geschwommen. Das macht sie mittlerweile richtig ausdauernd und gut. Da es heute wärmer war, konnte Marlon auch eine Weile in der Kleinkinderlebniswasserwelt rumplanschen. Die Zeit verging wie im Fluge. Am späten Nachmittag gab es für Marlon sogar noch einen Nachschlag: hier gibt es Kinderwaschkabinen mit Kleinkindbadewannen. So sind heute wieder alle auf ihre Kosten gekommen.
Bisher waren wir noch nie auf einem Campingplatz in dieser Dimension. Er ist einfach riesig. Manche nehmen sogar das Auto, um von einem zum anderen Ende zu kommen. Momentan ist ein bisschen was los, weil auch hier Pfingsten ist. Aber dennoch ist alles sehr entspannt und luftig. Die meisten Gäste hier mieten sich ein Mobile Home. Allerdings mag ich mir gar nicht vorstellen, wie es hier zur Hauptsaison zugeht.
Kilometerstand: 21359 km
Tagesetappe: 0 km
15.05.2016 St. Tropez
Nach drei Tagen war es an der Zeit wieder aufzubrechen. Da der Zeltplatz vier Sterne hatte, konnten wir nicht nur Ver- und Entsorgen sondern es gab sogar eine kostenfreie Autowaschstelle. Während die Kinder, und Ulli, auf dem Spielplatz waren, habe ich versucht das Wohnmobil zu waschen. Es ist unglaublich, was für ein Dreck sich in einem Monat angesammelt hat. Allerdings war es ohne Leiter gar nicht so einfach. So dauerte es gar nicht lange und ich hatte heute zum zweiten Mal geduscht. Diesmal in kompletter Montur. Aber da die Sonne scheint, würden meine Sachen in kürzester Zeit wieder trocken sein und das Ergebnis war es allemal wert. Zwar haben wir schon wieder ein paar unansehnliche schwarze Regenstreifen gesammelt, aber im großen und ganzen war unser Wohnmobil wieder sauber.
Heute wollte ich mir einen lang gehegten Kindheitstraum erfüllen und St. Tropez besuchen. Als großer Anhänger von Louis de Funès wollte ich einmal die Wirkungsstätte des quirligen Gendarmen besichtigen. Den Vormittag konnten wir noch ganz entspannt auf dem Campingplatz, und Marla vergnügt im Miniclub, verbringen. Die drei Tage hier vor Ort waren sehr schön. Für diese Tage haben wir weniger bezahlt als für einen Tag in der Hauptsaison (18 € zu 70 €/Tag).
Nun mussten wir aber die knapp 40 Kilometer von Frejus nach St. Tropez, immer an der Küste entlang, fahren. Dabei haben wir lauter idylische Küstenorte passiert. Allerdings waren auch die omnipräsenten Wohnmobilverbotsschilder und Höhenbeschränkungen nicht zu übersehen. Nach einer knappen Stunde haben wir es geschafft und mit riesigem Glück eine passende Parklücke gefunden. Zwar mit drei Euro die Stunde nicht gerade preiswert, aber dafür sehr zentral gelegen.
In St. Tropez leben eigentlich nur 5000 Einwohner. In der Hauptsaison besuchen aber 100.000 Touristen den Ort. Pro Tag! Zum Glück haben wir noch absolute Nebensaison und die Massen hielten sich in Grenzen. Nach wenigen Minuten haben wir die Altstadt erreicht und als erstes standen wir vor der alten Gendarmerie. Zwar wird die Straße und der Platz davor gerade umgebaut, aber es war unverkennbar. Danach sind wir eine kleine Straße mit lauter idyllischen Geschäften entlang gelaufen und standen unversehens im Hafen mit den vielen Cafés. Diese haben nicht nur den Zweck der Stärkung und des Genusses, sondern vielmehr ist es die Hauptaufgabe des "Sehens und Gesehen werdens".
St. Tropez muss man definitiv gesehen haben. Nirgendwo sind die Straßen so sauber, die Häuser so geplegt und der durchschnittliche Kaufpreis der Autos so hoch. Allerdings bezweifel ich, dass ich es zweimal sehen muss. Aber man soll ja niemals nie sagen.
Den Rest des Tages sind wir auf einer Landstraße nach Hyeres gefahren. Die anvisierten POIs erwiesen sich alle als ungeeignet für die Nacht. Ich habe dann noch einen "Park and Ride" Parkplatz versucht und mich gewundert, warum es so unglaublich steil nach oben ging. Des Rätsels Lösung, der POI war falsch zugeordnet und wir sind auf einem kleinen Parkplatz vor einer alter Burgruine gelandet. Da wir aber halbwegs gerade standen und nicht mehr weitersuchen wollten, haben wir einen sehr idylischen Schlafplatz mit unglaublicher Aussicht für die Nacht. Wir haben dann noch die Gelegenheit genutzt und die Ruine erkundet. Oben angekommen hatten wir eine atemberaubende Fernsicht nach allen Seiten.
Kilometerstand: 21437 km
Tagesetappe: 78 km
16.05.2016 Hyeres, Gemenos
Heute morgen sind wir von den ersten Touristen, die das Castell erkunden wollten, geweckt worden. Trotzdem haben wir sehr gut gestanden und geschlafen. Nach einem reichlichen Frühstück sind wir in den Ort Hyeres zurückgefahren und haben einen kostenfreien Parkplatz gefunden. Auf dem Weg in die Altstadt haben wir einen ausgiebigen Stop an einem Spielplatz gemacht und uns in der Touristinformation mit Karten versorgt.
Die Altstadt begeisterte mit vielen engen Gassen, schicken kleinen Geschäften und der einen oder anderen Sehenswürdigkeit. Eigentlich wollten wir nur kurz bleiben, aber zum Schluss hatten wir Mühe, vor Marlons Mittagsschlaf wieder am Wohnmobil zu sein.
Kaum losgefahren hatte es Marlon auch geschafft und ist eingeschlafen und erst in Gemenos, einem kleinen Örtchen, wieder aufgewacht. Mit unserer Fahrt guer durchs Land haben wir einen schönen Eindruck vom "Hinterland" bekommen. Hier stehen wir auf einem "Aire Municipale", eine Art Stellplatz der Gemeinde. Es gibt also nicht überall in Frankreich Wohnmobilverbotsschilder und Höhenbeschränkungen.
Den Nachmittag haben wir dann ganz entspannt bei einem Picknick im Park verbracht. Die Kinder haben intensiv den Spielplatz erkundet - Marlon fühlt sich auf den Spielgeräten der Großen sichtlich wohl - und wir haben einfach den schönen Tag genossen.
Kilometerstand: 21540 km
Tagesetappe: 103 km
17.05.2016 Arles
Heute Morgen gab es dank Ulli wieder frisches Baguette aus der Boulangerie. Mit Frühstück, Mittag und einen Happen zwischendurch brauchen wir durchaus 3 Baguette am Tag.
Das Tagesziel für heute war der Ort Arles. Mit 130 Kilometern für uns eine sehr große Etappe. Eigentlich wollten wir beim ersten Spielplatz noch einmal anhalten. Nur leider fanden wir einfach keinen. Nach dem langen Wochenende war gefühlt gesamt Frankreich ein Wochenmarkt und jeder war bemüht, seine Vorräte aufzufüllen. Ehe wir uns versahen waren wir in Marseille und nach einer kurzen demonstrationsbedingten Irrfahrt auch schon wieder raus. Wir hatten beschlossen Marseille mit dem Wohnmobil zu meiden.
Eigentlich wären wir dann nach einer knappen Stunde in Arles gewesen. Eigentlich, denn die französischen Bauern und Arbeiter haben ihren Unmut über die aktuellen Gesetzesentwürfe zum Ausdruck gebracht und wichtige Verkehrsadern lahmgelegt. Nach einer Stunde Stop-and-Go gelang es uns gerade noch abzufahren, bevor gar nichts mehr ging. Es waren einige Polizisten im Einsatz um den Verkehr wider den Schildern zu regeln. Einer dieser Polizisten erklärten uns die Alternativroute.
In Arles angekommen haben wir einen "Aire Municipale" in unmittelbarer Nähe zur Altstadt gefunden. Zwar waren die fünf offiziellen Plätze schon voll. Aber viele andere Wohnmobile parkten auf den reichlich vorhanden Busparkplätzen und wir taten es denen gleich.
Nach einem verspäteten Mittagessen gingen wir in die Stadt bummeln. Ein Stadtbummel beginnt für uns im besten Fall mit einem Spielplatz. Heute hat es geklappt. Vorbei an einer Arena für 25000 Zuschauer und einem Theater für 10000 Besucher, beide sehr gut erhalten, ging es Touristinformation. Von dort war es ein Katzensprung zum nächsten Spielplatz. Dann haben wir uns noch die Kathedrale angeschaut und sind an der Grand Rhône zurückgeschlendert, wieder bis zum Spielplatz.
Da wir wir ganz idyllisch am Fluss stehen konnten wir heute einen wunderschönen Sonnenuntergang genießen.
Kilometerstand: 21672 km
Tagesetappe: 132 km
18.05.2016 Flamingos, Markt in Arles und eine Brücke in Avignon
Als ersten Programmpunkt heute wollten wir in die Camargue fahren und Flamingos in ihrer natürlichen Lebensumgebung beobachten. Beim Verlassen von Arles haben wir bemerkt, dass sich die gesamte Stadt in einen gigantischen, lebhaften Markt verwandelt hat. Ich hätte große Lust gehabt über diesen zu wandern, allerdings wollten wir zuerst die Flamingos sehen. Und wir hatten unglaubliches Glück. Bereits am ersten Aussichtspunkt flog ein großer Schwarm vorüber und hat sich am Salzsee niedergelassen. Dort gibt es reichlich von den roten Salzkrebsen, die den Flamingos zu ihrer schönen rose Färbung verhilft. Es war sehr schön, diesen Schwarm beim mehrfachen Abheben und wieder im See sammeln zuzuschauen.
Auf dem Rückweg haben wir noch einmal in Arles haltgemacht, unser Nachtplatz war sogar noch frei, und haben den Markt besucht. Hier gab es wirklich alles. Von leckeren Lebensmitteln, über Alltagsgegenständen und Anziehsachen bis zu Matrazen war alles zu haben. Scheinbar haben die Wochenmärkte einen ganz anderen Stellenwert bei den Franzosen als bei uns. Stellenweise konnte man den Eindruck gewinnen, dass der eine oder andere seinen kompletten Wocheneinkauf hier erledigt. Ohne Hackenporsche fiel man jedenfalls auf. Auch wir haben zugeschlagen und eine sündhaft teure, aber unglaublich leckere Salami, Melone und getrocknete Hibiskusblüten erstanden. Letztere kann man knabbern wie Süssigkeiten, nur leckerer und hoffentlich gesünder. Anschließend gab es noch eine Runde Spielplatz für die Kinder.
Nach einer Stunde Fahrt waren wir in Avignon und haben auf dem stadtnahen Campingplatz festgemacht. Nach drei Tagen Freistehen wollten wir wieder die Akkus laden, duschen und Ver- bzw. Entsorgen. Die Stadt war einstiger Papstsitz und überrascht mit ihrer sehr alter Bausubstanz. Als erstes fällt die Brücke auf. Sie ist in sehr gutem Zustand, geht aber nur noch bis zur Hälfte des Flusses. Der Reiseführer offenbarte dann überraschendes. Die Brücke stammt aus dem 12. Jahrhundert und war ursprünglich 900! Meter lang und bestand aus 22 Bögen. Leider sind wegen einem Hochwasser im 16. Jahrhundert nur noch vier davon übrig.
Die Altstadt innerhalb der Stadtmauer ist sehr sehenswert. Der Palast des Papstes beeindruckt sehr. Wir haben uns diesen nur von außen angeschaut. Leider hatten wir heute bei der Stadtbesichtigung etwas Pech und es fing an zu regnen. In Italien hätten wir uns einfach in ein Café gesetzt. Hier kostet das allerdings um einiges mehr, eine Fanta zum Beispiel 3,80 €. Außerdem brauchen wir immer etwas Marlon-taugliches, wo unser kleiner Wildfang richtig rumtoben und krabbeln kann. Unsere Stadtbesichtigung haben wir dann aufgrund des Wetters schneller und ohne Spielplatzbesuch beenden müssen.
Kilometerstand: 21762 km
Tagesetappe: 90 km
19.05.2016 Nimes, Aigues-Mortes
Nach dem Frühstück gingen die Kinder in den kleinen Spiel- und Mehrzweckraum und ich kümmerte mich um die Ver- und Entsorgung. Auf dem Weg nach Nimes haben wir unterwegs bei einem Lidl gehalten und unsere Vorräte aufgestockt. Damit haben wir jetzt wieder genügend Lebensmittel für die nächsten Tage. Zu Marlas Leidwesen waren keine Stickeez mehr verfügbar.
Leider zeigte sich Nimes nicht gerade von seiner gastfreundlichen Seite. Ich habe gestern extra noch recherchiert und auf der Webseite der Stadt GPS Koordinaten für eine Parkmöglichkeit für Wohnmobile gefunden. Dort angekommen war zwar ein wunderschöner, großer und fast leerer Parkplatz vorhanden. Allerdings konnte ich wegen einer Höhenbegrenzung nicht drauf fahren. Also ging es weiter in das Stadtzentrum auf der Suche nach einem Parkplatz. Da aber die französischen Arbeiter gerade demonstrierten, war die gesamte Innenstadt ein einziger Stau. Erschwerend kam hinzu, dass jede zweite Straße eine Baustelle war. Aber wir haben das Beste daraus gemacht und mit dem Wohnmobil eine Stadtrundfahrt unternommen. Und dann passierte das Wunder. Auf der Hauptflaniermeile zwischen Tempel und Arena war zwischen zwei Baufahrzeugen eine riesige Lücke frei. So habe ich mich einfach dazu gestellt und konnte mir den Tempel noch aus der Nähe ansehen. Trotzdem haben wir beschlossen die Stadt schnellstmöglich zu verlassen und waren froh, als das unkompliziert geklappt hat.
Weiter ging es nach Aigues-Mortes. Im 13. Jahrhundert wurde hier eine gigantische Festungsanlage errichtet. Da niemals einer vorbeikam um diese zu zerstören, können wir uns heute noch an einer perfekt erhaltenen mittelalterlichen Festungsanlage samt alter Stadt erfreuen. Als erstes erreichten wir die private Kirche der "grauen Büßer". Zum Glück bekamen wir ein deutsches Prospekt und konnten so die hochinteressante Geschichte um Gründung, Symbolik, Revolution und versteckte Altarbilder verfolgen. Marlon hat in der Zwischenzeit die hervorragende Akkustik für seine Stimmübungen genutzt. Sehr zum Ärger der Aufsicht, die uns zum Schluss fragte, ob er denn immer so wäre...
Da wir aber nicht nur Steine und schöne Geschäfte sehen wollten, haben wir bei der Touristik Information nach einem Spielplatz gefragt. An der Mimik der Angestellten konnte man ablesen, dass diese Frage nicht oft gestellt wird. Aber wir bekamen eine Adresse. Zwar haben wir nicht gerade den direkten Weg gefunden, aber irgendwann hatten wir ihn. Allerdings war er so klein und schlecht ausgestattet, dass sich eine reiche Stadt wie Aigues-Mortes schämen sollte. Aber wir hätten natürlich für 15 Euro Eintritt (10 Euro für Marla und 5 Euro für Marlon!) auf einen Bezahlspielplatz gehen können. Aber der hatte zu.
Den Abend verbringen wir für 15,30 € auf dem Parkplatz direkt an der Festungsmauer und viele andere Wohnmobilisten tun uns es gleich.
Kilometerstand: 21853 km
Tagesetappe: 91 km
20.05.2016 La Grande Motte, Narbonne
Nachdem Aigues-Mortes keinen schönen Spielplatz hat, sind wir in den Nachbarort La Grande Motte gefahren, einer von Architekten in den Sechzigern am Reisbrett entworfenen Retortenstadt. Allerdings muss man sagen, dass auch heute das Design durchaus zu beeindrucken weiß. Viele Häuser erinnern durch ihre Stufenbauweise an Südamerikanische Pyramiden. Und das Beste, die Touristen Information konnte uns gleich drei Spielplätze in der Nähe nennen. Bei einem haben wir dann denn Vormittag verbracht. Ähnlich wie im Baltikum gab es sogar Fitnessgeräte, von denen wir intensiv Gebrauch gemacht haben.
In der Mittagspause sind wir dann auf idyllischen Landstraßen nach Narbonne gefahren. Unterwegs haben wir noch zahlreiche Flamingos gesehen und sind durch die sehenswerte Küstenstadt Sete gefahren.
In Narbonne haben wir unweit der Markthalle in einer Seitenstraße einen schönen Parkplatz gefunden und sind zur Stadtbesichtigung aufgebrochen. Dabei haben wir auch endlich die französischen Crêpes, einmal mit Zucker und einmal mit Nutella, probiert und für sehr gut befunden. Beeindruckend war auch die festungsartige Kathedrale. Dabei bestätigte sich eine Vermutung von gestern. In der Vergangenheit haben wir Marlon oft in Kirchen aus dem Wagen genommen und krabbeln lassen. Die Konsequenz ist, dass wenn Marlon jetzt Weihrauch riecht, er ganz hippelig wird, Stimmproben macht und sich darauf freut aus dem Kinderwagen gelassen zu werden.
Nach einer weiteren Spielplatzrunde sind wir noch in ein Einkaufscenter gefahren. Marlon hatte leider ein wichtiges USB Kabel in der Mache und wir konnten keine Hörspiele mehr hören. Ich hätte es ja nicht für möglich gehalten, aber wir haben tatsächlich bei Carefour ein USB Hostadapterkabel bekommen. Und dann auch noch für einen günstigen Preis.
Danach ging es auf einen Stellplatz in Gruissan, einem ehemaligen Fischerdorf, das jetzt ein beliebter Ferienort ist.
Kilometerstand: 22014 km
Tagesetappe: 161 km
21.05.2016 Gruissan, Carcassonne
Heute morgen sind wir in das idyllische Fischerdorf Gruissan reingelaufen. Zu unserer großen Freude war gerade Markt und wir konnten in den engen Gassen an zahlreichen bunten Ständen vorbeiflanieren. In einem kleinen Laden gab es lauter schönes Spielzeug. Hier haben wir ein schönes Holzauto für Marlon gefunden. Der Clou ist, die Einzelteile werden von Magneten zusammengehalten und es lässt sich zerlegen. Später am Abend konnte Marlon sein Geschenk auspacken und er hat sich darüber ausgesprochen gefreut.
Leider war der erste empfohlene Spielplatz eine Enttäuschung und den zweiten haben wir gar nicht erst gefunden. So ging es ohne Workout für Marlon auf die Piste in Richtung Carcassonne. Nach einer weiteren Folge TKKG, dem neuen USB Host Kabel sein Dank, sind wir entspannt auf einem Parkplatz ganz in der Nähe der gigantischen Festungsanlage angekommen. Interessant war die Preistafel. Sie zeigte im Viertelstundentakt die Kosten auf. Die erste halbe Stunde war frei, jede weitere Viertelstunde kostet einen Euro.
Die Festungsanlage ist die größte und besterhaltenste, die ich je gesehen habe. Man betritt durch eines der Stadttore die Festung und findet sich in engen, verwinkelten Gassen mit unzählichen Geschäften wieder. Zwar sind die meisten gehandelten Waren nicht unbedingt authentisch, aber das tut der Zeitreise keinen Abbruch. Die eigentliche Burg haben wir uns dann geschenkt. Marlon ist einfach noch zu klein, als dass wir Freude daran hätten. Außerdem musste man den Kinderwagen am Eingang abgeben. Und ihn ein oder zwei Stunden zu tragen war weder für ihn noch für uns verlockend.
Weiter ging es auf einen nahegelegenen ACSI Campingplatz. Für günstige 16,10 € können wir hier die Nacht verbringen. Zuerst haben wir ein Picknick veranstaltet, uns ausgeruht und einen groben Plan für die nächsten Tage aufgestellt. Der Campingplatz ist übrigens bis auf den letzten Platz ausgebucht. Am späteren Nachmittag kam ein freundlicher Franzosse vorbei und bot den Campingplatzgästen frisches Bio-Obst an. Bei einer Tüte Kirschen konnte Ulli nicht wiederstehen.
Anschließend sind wir in das am Campingplatz angeschlossene Stadtbad gegangen. Hier hat Marla ihre neu gewonnenen Tauchkünste verbessert und Marlon vergnüglich geplanscht.
Kilometerstand: 22096 km
Tagesetappe: 82 km
22.05.2016 Villefranche-de-Conflent
Das Wetter sah heute nicht besonders aus und Google hat Regen für den zeitigen Mittag angesagt. Daher wollten wir heute hauptsächlich gen Süden fahren. Unser Tagesziel war das 1092 gegründete Wehrdorf Villefranche-de-Conflent. Vorher galt es aber noch zu Ver- und Entsorgen, während Marlon und Marla noch auf dem Spielplatz waren.
Kaum unterwegs, kamen wir in einer kleinen Stadt an einem Trödelmarkt vorbei. Das konnten wir uns nicht entgehen lassen und haben spontan am Straßenrand angehalten. Hier waren fast keine professionellen Trödler, sondern lauter Privatleute, die in feinster Upcycling Kultur ihre nicht mehr benötigten Sachen verkaufen wollten. Neben unglaublich viel Schrott waren auch schöne Stücke dabei. Zum Schluss sind wir auch noch fündig geworden. Ein Piratenschiff für Marlon hatte es mir angetan und Ulli sollte fragen, was sie denn dafür haben wollten. Erst wollte Sie nicht, hat es dann aber doch getan. Die Antwort fiel mit einem Euro überraschend aus. Zumal es in einem guten Zustand und komplett war. Die nächste Stunde Fahrt waren die Mädels beschäftigt das Boot zu reinigen und Marlon, es zu untersuchen.
Unterwegs habe ich dann noch die Gelegenheit an einer GPL Automatentankstelle genutzt, und unsere Gasvorräte aufgefüllt. Nach dem Drama vom letzten Jahr hatte ich mir die passenden Adapter und eine Kofferwaage besorgt. Damit war es ein Kinderspiel und hat nach anfänglichen Schwierigkeiten problemlos funktioniert.
In Villefranche-de-Conflent angekommen, sind wir direkt auf den Stellplatz am Bahnhof gefahren. Für drei Euro kann man 24 Stunden parken. Und da am Bahnhof nicht viel los ist, ist es auch sehr ruhig.
Ein kurzer Fußmarsch führt in die beeindruckende Stadt mit massiver Festungsmauer, engen Gassen und kleinen, lieblichen Geschäften. Wir haben gerade die Tourist Information erreicht, da begann ein Wolkenbruch biblischen Ausmaßes. Wir flüchteten unter ein altes Stadttor und sahen, wie der Regen innerhalb von Minuten die Gassen überfluteten. Da es keine richtige Kanalisation gab, bildeten sich große Pfützen. Leider sah es auch nach einer halben Stunde nicht nach Besserung aus. Im Gegenteil, es setzte auch noch ein Gewitter mit Blitzen und Donner ein. Wir flüchteten im Laufschritt in eine nahes Cafe, waren aber trotzdem schon ordentlich nass geworden. Auch nach Kaffee und Eis wollte es einfach nicht besser werden und die Abendbrotzeit rückte immer näher. Beim Eisessen ist es dann passiert wie im letzten Jahr: Marla hat wieder einen Wackelzahn verloren, diesmal einen oberen Schneidezahn.
Irgendwann half es nichts und wir sind im strömenden Regen losgestürmt. Da sich überall gigantische Pfützen gebildet hatten, es weiter in Strömen goss und es ungefährt 15 Minuten bis zum Wohnmobil waren, war ich faktisch komplett durchgenässt. Den Mädels ging es nicht viel besser, nur Marlon hatte im Kinderwagen mit Regenponcho seinen Spaß.
Zum Abendbrot gab es dann eine leckere Saukraut-Kartoffeln-Würstchen Pfanne und sogar Nachtisch in Form eines Joghurts. Mittlerweile hat sich das Wetter wieder beruhigt und der Himmel ist wieder blau.
Kilometerstand: 22263 km
Tagesetappe: 167 km
23.05.2016 Mont-Louis, La Seu D'Urgell
Direkt nach dem Aufstehen, noch ohne Frühstück, sind wir heute losgefahren, um die restlichen 25 Kilometer abenteuerliche Gebirgsfahrt nach Mont-Louis hinter uns zu bringen. Um 10:50 Uhr wollten wir mit einem kanariengelben Zug ins Gebirge fahren. Die Fahrt verlief erstaunlich gut und kurz nach 9:30 Uhr waren wir beim Bahnhof. So konnten wir noch in aller Ruhe frühstücken.
Mit 10 Minuten Verspätung kam der fast leere Zug und wir hatten die Hälfte eines Wagons für uns. Somit konnte Marlon in Ruhe krabbeln, während wir die Fahrt und Aussicht genossen. Zurück in Mont-Louis, haben wir auf dem örtlichen Stellplatz festgemacht und sind zur Besichtigung aufgebrochen. Allerdings zeigte sich schnell, dass die Stadt und Festung zwar nett sind, aber uns nicht länger fesseln würden. Da Marlon in dem Moment auch gerade eingeschlafen ist, haben wir beschlossen ihn umzubetten und weiterzufahren. Die Fahrt wurde zusehens einfacher, die Straßen besser und die Kurven weniger. Eh wir uns versahen waren wir in Spanien und an unserem heutigen Ziel La Seu D'Urgell, einem kleinen idyllischen spanischen Örtchen mit Kathedrale, entzückenden Einkaufsgassen und kostenfreien Stellplatz. Den Rest des Tages haben wir auf Spielplätzen oder beim Bummeln zugebracht.
Nachdem Marla gestern bereits einen Zahn verloren hatte, hing der andere nur noch an einem Faden und stand bereits vollkommen schief ab. Das sah schon gruselig aus und wäre eine Freude für jede Hexe. Irgendwann konnten wir es nicht mehr ansehen und haben Marla ermutigt ihn jetzt rauszuziehen. Und kurz darauf hatte sie auch den zweiten Zahn in der Hand.
Kilometerstand: 22366 km
Tagesetappe: 103 km
24.05.2016 Andorra la Vella
Heute Nacht bin ich schweißgebadet aufgewacht und mir war unglaublich schlecht. Scheinbar habe ich unser gestriges Abendbrot, Pilz-Bohnen-Pfanne, nicht vertragen. Das ganze gipfelte darin, dass mir meine Tochter gerade noch rechzeitig einen Spielzeugeimer reichen konnte...
Ich war jedenfalls froh, dass ich mich noch etwas erholen konnte und meine Familie alleine auf einen nahen Spielplatz gegangen ist. Um den Spielplatz herum gibt es einen Wildwasserparcour und es waren viele Rafter und Paddler unterwegs.
Gegen Mittag sind wir dann doch noch nach Andorra aufgebrochen und erreichten nach wenigen Minuten die Grenze. Hier wurde tatsächlich noch stichprobenartig kontrolliert. Wir hatten aber Glück und wurden durchgewunken. Erstaunlich waren auch die Preise an der ersten Tankstelle. 85 Cent für den Liter Diesel hat man schon lange nicht mehr gesehen.
Angekommen in der Hauptstadt Andorra la Vella haben wir Position auf dem nahen Campingplatz bezogen und sind nach der Mittagspause zur Besichtigung aufgebrochen. Andorra la Vella ist eingezwengt zwischen zwei hohen Bergmassiven, recht übersichtlich und die höchst gelegene Hauptstadt in Europa. Auf den ersten Blick ist sie außerdem erstaunlich unattraktiv und laut. Aber wenn man es erst einmal in die Altstadt geschafft hat, geben es neben zahllosen Geschäften tatsächlich noch das eine oder andere schöne Gässchen und Highlight zu entdecken. Mit der Zeit ging es mir auch wieder besser und der Hunger setzte ein. Daher sind wir in den wahrscheinlich luxuriösesten McDonalds auf der Welt gegangen und haben uns ein kleines Mittagessen gegönnt. Marlon und Marla haben in der Zwischenzeit intensiv den Spielbereich erkundet, der durchaus den einen oder anderen Indoor Spielplatz in Deutschland in den Schatten stellen könnte.
Den Rest des Tages haben wir mit Bummeln durch die Stadt und auf verschiedenen Spielplätzen zugebracht.
Kilometerstand: 22390 km
Tagesetappe: 24 km
25.05.2016 lange Fahrt nach Tortosa
Gestern Abend haben wir beschlossen, heute einen Fahrtag einzulegen und so weit wie möglich nach Süden zu fahren.
Nach dem Frühstück haben wir aber erst einmal dem Hallenbad einen Besuch abgestattet. Wir waren die einzigen Gäste und hatten alle unseren Spaß. Marla schwamm im großen Becken ihre Bahnen, Marlon und ich hatten Spaß im Whirlpool.
Nach dem Ver- und Entsorgen ging es dann aber los in Richtung Süden. An der ersten Tankstalle haben wir für 85 Cent den Liter vollgetankt. Unser Durchschnittsverbrauch lag bei 10,2 Liter auf 100 Kilometer. Dafür, dass wir viel durchs Gebirge mit zahlreichen Serpentinen gefahren sind, kann man echt nicht meckern. Ulli hatte bei der Einreise ein großes Einkaufscenter bemerkt. Dem wollten wir heute einen Besuch abstatten, um unsere Vorräte speziell an Radler aufzufüllen. Beim Betreten konnte man sofort den Schwerpunkt des Geschäfts erkennen. Zigaretten und Alkoholika. Ich konnte mich dann nicht beherrschen und habe meine Frau überredet, noch eine Flasche Oban Whisky mitzunehmen.
Als nächstes kamen wir zur Grenze und wurden als Wohnmobil auch direkt rausgewunken. Wie waren noch einmal die Freigrenzen? Irgenwann kam dann ein Zöllner vorbei und fragte nach Zigaretten und Alkohol. Estes Nein, Zweites Ja. Daraufhin hat er in die Garage schauen wollen und beim Blick ins Wohnmobil die Kinder erblickt. Daraufhin war er zufrieden und wir durften weiterfahren. Wenige Kilometer weiter war von schwer Bewaffneten eine Straßensperre eingerichtet worden. Gestern war die noch nicht da...na die Spanier werden Ihre Gründe haben. Das war unser Abstecher nach Andorra.
Jetzt kam der anstrengende Teil. Das Navi hatte über drei Stunden für die 250 Kilometer veranschlagt. Aber drei TKKG Geschichten, Auto Bingo und gute Gespräche haben auch die im Fluge vergehen lassen. Marlon hat einen sehr großen Teil geschlafen und noch ein bisschen Baguette geknuspert. Die Straßen waren sehr gut, es war wenig Verkehr. Die Landschaft war sehr interessant - zwischen steppenartiger bis urwaldartiger Vegetation am Ebro gab es alles. Irgendwann wurde es dann sehr drückend im Womo - Ulli überprüfte die Temperatur: es waren 29 °C außen (innen 26 °C), heute morgen in Andorra noch 15 °C. Angekommen in Tortosa haben wir nur noch den Stellplatz aufgesucht und sind in den nahegelegenen Park gegangen. Hier gab es einen Spielplatz und Sportgeräte, so dass wir die fehlende Bewegung gut nachholen konnten.
Kilometerstand: 22666 km
Tagesetappe: 276 km
26.05.2016 Tortosa, Pucol
Heute morgen sind wir in die Altstadt von Tortosa gelaufen und konnten den maurischen Einfluss an zahlreichen Gebäuden bewundern. Dabei konnten wir auch einen Palast von innen bewundern. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob der wirklich öffentlich zugänglich war, beeindruckend war er jedenfalls.
Leider scheint es in Spanien deutlich weniger Stellplätze zu geben, als beispielsweise in Frankreich. Aber in Benicassim sollte es einen geben. Also haben wir die Mittagspause genutzt und sind dorthin gefahren. Allerdings lag der Stellplatz genau neben der Fernstraße. Nicht gerade einladend. Wir sind daher erst einmal in die Stadt gefahren. In der Tourist Information hat man uns mit den notwendigen Informationen ausgestattet und wir sind zum nächsten Spielplatz gelaufen und haben Picknick gemacht. Danach ging es an den Strand. Zwar waren das Wasser und der Wind noch zu kalt zum Baden, aber der Strand war sehr einladend. Feinster Sand, sehr breit und faktisch leer.
Zurück am Stellplatz haben wir erst einmal Probe gehört, wie laut es ist und beschlossen weiterzufahren. Irgendwo wird sich schon was finden... Das Ende vom Lied war, dass wir auf einem Parkplatz am Bahnhof von Pucol eingeparkt haben. Auch nicht gerade leise, aber immerhin sehr nah an Valencia dran. Also ein idealer Ausgangspunkt für morgen.
Kilometerstand: 22866 km
Tagesetappe: 200 km
27.05.2016 Oceanografic in Valencia
Unser Stellplatz für die Nacht war überraschend laut gewesen. Mitten in der Nacht haben Bauarbeiter angefangen irgendwas zu bauen. Zumindest hat Ulli das heute morgen berichtet. Der Rest der Familie hat hervorragend geschlafen.
Eine halbe Stunde nach dem Früstück waren wir in Valencia vor dem Oceanografic Park. Wir hatten großes Glück und haben sogar noch eine geeinete Längslücke zum Parken gefunden.
Europas größtes Aquarium ist mit knapp 30 Euro Eintritt (Marla 20 €) nicht gerade billig, aber ausgesprochen preiswert. Es ist wirklich erstaunlich, wie schnell die Zeit vergangen ist. Es gab verschiedenste thematisch sortierte Pavillions. Beispielsweise Mediteran, Tropisch und selbst die Arktis war vertreten. Hier hatten es besonders die Pinuine schön. Es regnete sogar Eis von der Decke. Besonders beeindruckend waren die Tunnel unter den Becken. So war man unglaublich dicht dran an den Fischen und hatte teilweise das Gefühl, mitten im Fischschwarm zu stecken. In einem hatten wir das Glück und konnten der Fütterung der Haie beiwohnen. Drei Taucher, die sich gegenseitig gegen Attacken deckten, haben dicht gedrängt an der Glasröhre die Haie mit Leckerbissen gefüttert. Sogar eine Delphinshow wurde geboten. Im Gegensatz zu letztem Jahr stand aber nicht der Unterhaltungswert, sondern eher das Wissen um Deplhine im Mittelpunkt. Allgemein muss man bemerken, dass überall versucht wurde die Rolle des Menschen ins rechte Bild zu rücken und um einen verantwortungsbewußten Umgang mit der Natur geworben wurde ("Die Natur braucht uns nicht, aber wir die Natur"). Die Eingangsszene der Delfinshow war ein "gestrandeter" Delfin, in dessen Schnauze sich Plastikmüll verfangen hatte.
Es war für beide Kinder sehr schön. Marla ist genau im richtigen Alter dafür. Aber auch Marlon hatte seine Freude: An vielen Becken konnte am Glas sitzen oder entlang krabbeln. Auch sind einige Pavillions unterirdisch, so dass man die Sonnen- und Hitzedosis sich gut einteilen kann.
So verging der Tag schneller als gedacht und es wurde Zeit einen geeigneten Stellplatz für die Nacht zu finden. Obwohl wir einen schönen Parkplatz hatten und wir morgen mit dem Bus in die Innenstadt fahren wollten, war es an der Hauptstraße definitiv zu laut. Daher fuhren wir noch ein paar Nebenstraßen ab und haben letztlich in einer Sackgasse in einem alten Industriegebiet was passendes gefunden.
Kilometerstand: 22894 km
Tagesetappe: 28 km
28.05.2016 Valencia, Campingplatz in der Nähe von Elch
Unser Stellplatz war sehr ruhig, nachdem das Betriebsvergnügen nebenan beendet war und die Frösche nicht mehr ganz so laut gequakt haben. Noch vor dem Frühstück haben wir wieder umgeparkt, um beim Aquarium zu stehen. Von dort aus fuhr auch gleich der Bus in die Innenstadt. Leider hatten wir die Haltestelle verpasst und irgendwann, auf Nachfrage beim Busfahrer, hat es sich nicht mehr gelohnt auszusteigen. Also sind wir einfach im Bus geblieben und auf der Rückfahrt schließlich richtig ausgestiegen. So hatten wir noch eine Stadtrundfahrt.
Durch gotische Zwillingstürme ging es in das historische Zentrum. Als erstes haben wir uns die Basilika angeschaut. Direkt davor parkten noch die Umzugswagen für die Fronleichnam Prozession. Alle waren sehr kunstvoll gefertigt und zeigten christliche Motive. Weiter ging es zur Kathedrale, die angeblich den Heiligen Gral beherbergen soll. Allerdings handelte es sich nicht gerade um einen schlichten Holzbecher eines Zimmermanns. Daher mag ich mich für die Echtheit nicht verbürgen, ergreifend war es trotzdem.
In der lokalen Markthalle konnte man wieder ganz deutlich sehen, dass lokale Märkte und Waren hier noch eine ganz andere Bedeutung haben und von den Einheimischen rege genutzt werden. Nebenan befindet sich die sehr aufwendig gebaute Seidenbörse aus dem 15. Jhd. Die sehr hohe Säulenhalle, die aufwendige Kassettendecke und die Bemalungen zeugen noch heute von dem kostbaren Stoff Seide und wie viel Geld man damit verdienen konnte.
Valencia hat viel zu bieten und wir haben uns in den 2 Tagen einen guten Überblick verschaffen können.
Nun sollte es weitergehen in einem Rutsch, denn hier sieht es nicht so gut aus mit Stellplätzen. So sind wir nach knapp 2 Stunden Fahrt auf einem sehr großen Campingplatz in der Nähe von Elch gelandet. Nach der Vesper haben wir dann die Poollandschaft erobert. Bei den sehr drückenden Temperaturen hier war das genau richtig. Marla stürzt sich ja mittlerweile allein in die Fluten. Marlon ist auch forsch unterwegs und krabbelt furchtlos ins Kinderbecken, auch wenn das Wasser immer tiefer wird. Ich konnte nach langer Zeit endlich mal wieder die letzten Berichte hochladen, dem schnellen Internetzugang sei Dank. Nette Anekdote am Rand. Man kann sich hier sogar Internetzugang per "optischen Wlan Kabel" (Originaltext aus der Campingplatzanleitung) an den Stellplatz legen lassen. Diese Weltneuheit wollte ich mir für 5 Euro nicht entgehen lassen. Allerdings hätte die Firma bis Montag gebraucht und da wollen wir eigentlich schon weiter fahren. Noch ein Wort zum Campingplatz. Wer so etwas noch nicht selber gesehen hat, wird es nicht glauben. Die Dimensionen sind treffend beschrieben mit einer Kleinstadt. Jede Parzelle ist mindestens 90m² groß und nicht wenige haben jeden Quadratzentimeter davon ausgenutzt. Teppich und Kochzelt! gehören zur Grundausstattung. Gerne auch noch ein Aufenthaltszelt, Grillstelle und mindestens einer hat noch einen Metallzaun um seine Parzelle gezogen. Auch die Ruhezeiten unterscheiden sich geringfüging von deutschen Standard. In der Nebenzeit von Mitternacht bis 07:00 Uhr, in der Hauptsaison von 01:00 Uhr bis 07:00 Uhr.
Marla hatte dann heute Abend noch eine kurze Minidisko, wobei die Betonung auf kurz liegt. Eigentlich sollte sie von 19:30 Uhr bis 20:00 Uhr gehen, aber nach zwei Liedern war schon Schluss.
Morgen wollen wir den ganzen Tag hier bleiben, Wäsche waschen, baden, Spaß haben und einfach nur entspannen.
Kilometerstand: 23092 km
Tagesetappe: 198 km
29.05.2016 vier Sterne Campingplatz in der Nähe von Elch
Obwohl es erst gegen ein Uhr Nachts nennenswert ruhiger wurde auf dem Campingplatz, haben wir erstaunlich gut geschlafen.
Nach dem Frühstück haben wir Wäsche gewaschen, aufgehangen und sind danach in den Mini Club gegangen. Zwar gab es keine Animation, aber einen schönen Indoor Spielplatz mit gigantischen Bällebad für Marlon und Prinzessinenbilder zum Ausmalen für Marla.
Nach dem Mittagessen wurde es Zeit den Fernseher anzumachen. Wir freuten uns bereits seit unserem Besuch in Monaco darauf, den Grand Prix anzuschauen. Bei der Vorstellung der Strecke und in den ersten Minuten des Rennens hieß es dann auch immer wieder, "da sind wir langgelaufen...da haben wir gegessen...das haben wir auch gesehen...da sind wir über die Straße...". Somit hatten wir einen ganz anderen Bezug zum Rennen. Zwar hat nicht der von uns favorisierte Pilot gewonnen, aber spannend war es trotzdem.
Nach der Siegerehrung sind wir noch alle zum Pool und haben uns von den 30° im Schatten im warmen Wasser erfrischt.
Kilometerstand: 23092 km
Tagesetappe: 0 km
30.05.2016 Fahrtag, Vélez-Rubio
30.05.2016 Fahrtag, Vélez-Rubio
Das nächste große Ziel ist Granada. Aber die 350 Kilometer können wir nicht an einem Stück fahren. Daher war heute das Ziel, mindestens 200 Kilometer weit zu kommen und dann ein schönes Plätzchen für die Nacht zu suchen.
Vorher ging es aber noch einmal für alle an den Pool zum ausgiebigen Plantschen und Schwimmen. Als die Poollandschaft gegen 11 Uhr geöffnet wurde, waren wir fast allein. Wir haben kurz überlegt zu verlängern, aber nach dem Ver- und Entsorgen haben wir den Mittagsschlaf von Marlon genutzt und sind losgefahren.
Nach knapp 150 Kilometern wurde Marlon wieder munter und wir sind bei der erst besten Stadt von der Autovia abgefahren. Wir haben uns zwischen Obstplantagen in Vélez Rubio hingestellt und erstmal schön Siesta mit Melone gemacht. Den weiteren Nachmittag haben wir genutzt, um den Ort zu erkunden, eine Kirche zu besuchen und uns in einem Cafe bei Kaffee und Eis zu stärken.
Obwohl der Ort einen schönen Stellplatz hatte, haben wir beschlossen noch 50 Kilometer weiterzufahren und stehen letztlich an einem Rasthof in einem winzigen Ort. Somit haben wir für die morgige Strecke eine gute Ausgangsbasis.
Kilometerstand: 23309 km
Tagesetappe: 217 km
31.05.2016 Guadix, Granada
Obwohl wir auf einem Rasthof an der Schnellstraße genächtigt haben, war die Nacht ausgesprochen ruhig. Nur die am Morgen startenden Fernfahrer trübten die Freude etwas. Aber vielleicht schlafen wir auch einfach nur zu lange.
Nach dem Frühstück sind wir bei einer weiteren Folge TKKG, zum Glück ging wieder alles gut aus, direkt nach Guadix gefahren. Hier wurden zahlreiche Wohnungen bzw. Wohnhöhlen direkt in den Stein bzw. Lehm gegraben. Wir hatten das Glück und konnten bei einem Einheimischen seine Wohnung besichtigen. Erstaunlicherweise war es Dank Elektrik nicht dunkel und durch die sauberen, geweissten Wände auch sehr wohnlich. Interessant ist auch, dass wenn man mehr Zimmer oder eine Nische für den Fernseher braucht, man einfach zum Löffel greift und anfängt den Stein/Lehm auszuhöhlen bis der benötigte Platz vorhanden ist. Oberirdisch sieht man dann nur die Eingangsportale und hin und wieder einen weißen Schornstein rausschauen.
Danach ging es weiter nach Granada. Unser Ziel war die Besichtigung der Alhambra - nach dem Vatikan das touristisch am häufigsten besuchte Objekt in Europa. Leider ist es aber gar nicht so einfach da reinzukommen. Laut Internet-Recherche sollte man je nach Stimmen zwischen Wochen und Monaten im Vorraus buchen. Dann bekommt man ein Zeitfenster von einer halben Stunde für den Eintritt. Das war für uns natürlich nicht machbar und jetzt sind keine Tickets mehr auf der Webseite verfügbar. Aber ein nahegelegener Campingplatz hat Hilfe versprochen. Und tatsächlich, der Campingplatz konnte als offizielle Agency uns noch für übermorgen Tickets für 13:30 Uhr besorgen. Irgendwie ist das alles ein riesiger Schwindel. Warum ist die offizielle Webseite faktisch unbedienbar und zeigt nur "sold out" an, wenn man als Agent mit wenigen Klicks doch noch Tickets besorgen kann? Egal, wir freuen uns darauf, dass wir doch noch reinkommen. Den Rest des Tages haben wir dann auf dem Campingplatz zugebracht und entspannt. Außerdem sind wir zum nächstgelegenen Supermarkt gelaufen. Da es kein einzelnes Eis gab, haben wir uns einfach einen Becher Eis gekauft. Dank Marlons Breilöffel, der immer im Ullis Rucksack ist, konnten wir dieser Becker dann reihum auslöffeln. Wir alle sahen danach ganz schön verschmiert aus, aber es hat uns gut geschmeckt. Am Abend hat Ulli dann unsere Kinder zusammen unter die Dusche gestellt. Nach anfänglichem Zögern hat dann Marlon zusammen mit Marlon vor Vergnügen gequieckt.
Kilometerstand: 23442 km
Tagesetappe: 133 km
01.06.2016 Stadtbesichtigung Granada
Kurz vor zehn sollte direkt vor dem Zeltplatz ein Bus halten und nach Granada fahren. Man soll sich einfach rechtzeitig hinstellen und dem Bus winken. Der Bus wurde mit grey, yellow, green bezeichnet, könnte aber auch rot, weiss sein. Alles klar? Wir haben uns jedenfalls 09:45 Uhr an die Schnellstraße gestellt und freundlich jedem Bus gewunken. Um zehn hat tatsächlich einer gehalten und wir sind in die Stadt gefahren. Wir sind allerdings nicht ganz dort angekommen wie angekündigt und haben uns im Studentenbüro erstmal Orientierung verschafft.
Granada selber war eher durchwachsen. Es gab faktisch nirgendwo einen Spielplatz, das bestätigte uns auch die Touristinformation, und nur selten einen Park. Auf der anderen Seite ist es eine sehr sehenswerte Stadt mit starkem arabischen Einschlag. An vielen Stellen konnte man die Alhambra sehen. Viele Gassen gab es zu erkunden, mit dem Kinderwagen auf mit kleinen Steinen gepflasterten Wegen ist das allerdings ein Kraftakt.
Nachmittags hatten wir dann noch ein Erlebnis der besonderen Art. Wir spazierten durch die Altstadt und mit einmal sah ich, dass Ullis Rucksack halb geöffnet war. Hatte Ulli vergessen, ihn wieder richtig zu verschließen? Wir wussten es nicht. Gefehlt hat jedenfalls nichts und nachdem wir ihn wieder richtig verschlossen hatten, ging es weiter. Wenige Minuten später hat Ulli ganz leicht am Haar etwas gemerkt und drehte sich um. Der Rucksack war wieder geöffnet. Das Portemonnaie war noch da. Ulli sah eine Dame mit einer Straßenkarte und 2 Herren, die "ganz unauffällig" sich umschauten. Sehr lautstarkt fragte Ulli die Dame, ob sie die Tasche geöffnet hat. Diese antwortete dann auf Französisch, dass sie es nicht war. Sie meinte, es war eine Dame weiter oben, um die Ecke. Das ganze war allerdings zu abgebrüht. Und im Nachgang wurde uns klar, dass Ulli wohl gemerkt hat, wie die Dame die Karte über unseren Rucksack legte, um so "ungesehen" mit den Händen die Rucksacktaschen zu öffnen. Glücklicherweise haben wir das Portemonnaie noch mal in einer separaten Tasche, sonst wäre es wohl weg gewesen. Ulli hatte bis dahin nicht geglaubt, dass man so etwas nicht merkt. Jetzt weiß sie es besser und wir werden noch besser auf uns aufpassen. Marlon hat das ganze verschlafen. Er wachte pünktlich vor unserer Einkehr bei einem Araber auf.
Zurück auf dem Zeltplatz haben wir noch ein kleines Picknick auf unserer Picknickdecke veranstaltet. Gut, dass es hier sehr schattig ist, denn inzwischen hatten wir wieder gute 30 Grad ohne irgendwelche Wolken am Himmel. Da es noch nicht so spät war, konnten wir das WLan für einige Skype und Whatsapp Anrufe nutzen.
Kilometerstand: 23442 km
Tagesetappe: 0 km
02.06.2016 Alhambra in Granada, Antequera
Heute war der große Tag endlich gekommen. Wenn alles klappt, dann würden wir heute endlich die Alhambra besuchen dürfen. Nach einer kurzen Fahrt über die Stadtautobahn waren wir auch schon am Parkplatz angekommen. Aber dann der Schock. Die Parkplatzpreise wurden in Minuten angegeben und eine kurze Überschlagsrechnung zeigte, dass wir mit zirka 25 € Parkgebühren rechnen müssten. Allerdings war der Parkplatz alternativlos. Der 24-Stunden-Tarif für Übernachtungscamper liegt ab 01.06. übrigens bei 54 €!
Zu unserer großen Erleichterung waren tatsächlich auf unsere Ausweisnummern Tickets hinterlegt und wir konnten problemlos das Eingangsportal passieren. Zuerst ging es durch einen schönen Garten zur Sommerresidenz. Diese war so angelegt, dass der Herrscher sich von seiner anstrengenden Regierungstätigkeit möglichst gut erholen konnte. Leider war dieser Palast nicht gerade barrierefrei und so mussten wir permanent den Kinderwagen hoch- bzw. runtertragen.
Weiter ging es über das türkische Bad, die Kirche der Santa Maria zum Palast Karl V, ein Monumentalbau, der außen nahezu quadratisch ist und innen kreisrund. Hier ist das Museum der Alhambra und der schönen Künste untergebracht. Die Ausstellung war zwar sehr interessant, leider konnten wir aber Marlon nicht krabbeln lassen. Das hat ihm gar nicht gefallen und wir demzufolge keinen Spaß beim Anschauen.
Nach einem Picknick und dem kurzen Besuch der Alcazaba, dem ältesten und militärischen Bereich der Alhambra, war es soweit. In einer halben Stunde würden wir den Nasrid Palast besuchen dürfen. Marlon war inzwischen eingeschlafen und wir hofften, dass wir dadurch den Palast in Ruhe bestaunen konnten. Leider haben wir die Rechnung ohne den Wirt gemacht, bzw. den Sicherheitsbeamten der Alhambra. Denn obwohl der Palast nahezu barrierefrei ist, durften wir den Kinderwagen nicht mit reinnehmen. Ausgesprochen blöd, da beim Rausnehmen Marlon natürlich aufwachte. Der Palast selber ist wirklich wie aus Tausendundeiner Nacht, orientalisch verspielt, mit vielen Brunnen, beeindruckend. Schön, dass wir es gesehen haben.
Jetzt hieß es aber möglichst schnell zum Parkscheinautomaten zu gehen. Immerhin bezahlt man hier pro Minute. Dann die positive Überraschung, wir hatten ja mit dem Schlimmsten gerechnet, aber es waren "nur" knappe 15 Euro. Vielleicht hatten wir Glück und es zählte doch noch der Nebensaisontarif.
Nach 90 Minuten entspannter Autobahnfahrt erreichten wir einen Stellplatz in Antequera und wollten nach einem Nachmittagspicknick eigentlich auf einen Spielplatz gehen. Zwar fanden wir sehr schnell einen wunderschönen. Sogar mit WLan ausgestattet. Allerdings lag dieser in der prallen Sonne und war für Kinder nicht tragbar. Also sind wir in ein nahegelegenes, klimatisiertes Einkaufszentrum gegangen und hatten dort unseren Spaß. Ulli kann mittlerweile einwandfrei auf Spanisch Kaffee bestellen. Für die Kinder gab es die beigelegten Kekse. Zurück am Wohnmobil haben wir etwas Wasser in unsere Dusche gefüllt und die Kinder planschen lassen. Das war bei gut 30 Grad genau das richtige zum Abkühlen.
Kilometerstand: 23572 km
Tagesetappe: 130 km
03.06.2016 Antequera, Ronda
Obwohl wir gestern den Abwassertank entleert hatten, müffelte es heute morgen im Wohnmobil. Scheinbar hat sich bei der Hitze des letzten Tages irgend etwas zersetzt. Daher haben wir bei unserem Besuch der Innenstadt von Antequera nach einer Drogerie Ausschau gehalten und wir wurden fündig. Leider gab es keine vertraute Marke oder bekanntes Produkt. Allerdings konnte ich der spanischen Beschreibung einer blauen Plastikflasche irgendetwas mit desinfizierend auf Chlorbasis entnehmen und die Pictogramme zeigten Anwendungen für Bad und Küche. Wir konnten also nicht komplett daneben liegen und später zeigte sich, dass die Anwendung sehr gut funktioniert hat.
Weiter ging es in der Stadt zur Markthalle, an diversen Kirchen vorbei zu einem Spielplatz im Schatten! Nachdem die Kinder ausgiebig getobt hatten, haben wir uns noch die Kirche El Carmen besucht. Dafür haben wir zurecht Eintritt bezahlt; eine äußerst prunkvolle Kirche mit beeindruckendem Barockaltar.
In der Touristik Information haben wir noch einen Hinweis auf prähistorische Grabhöhlen ganz in der Nähe erhalten. Für diese Höhlen wurden Steinquader von wo weiß wer herbeigeschleppt und zu Höhlen aufgestapelt. Sie gehören zu den bedeutendsten Zeugnissen der iberischen Megalithkultur. Bereits vor 4500 Jahren muss es hier eine entwickelte und hierarchische gegliederte Zivilisation gegeben haben, die im Stande war, dies zu konstruieren. Die Höhlen werden wohl demnächst als Unesco-Erbe gelistet.
Jetzt war die Mittagspause aber gekommen und wir fuhren durch Olivenfelder und malerische Landschaften auf teilweise schnurrgeraden Straßen in Richtung Westen. Die Landschaft hat durchaus Ähnlichkeit mit dem Wilden Westen in Amerika. Kein Wunder, dass hier auch zahlreiche Western Filme gedreht wurden.
Nach anderthalb Stunden erreichten wir Ronda, dem Postkartenort schlechthin in Andalusien. Dieser wurde auf zwei Hügeln errichtet, die von einer malerischen Bogenbrücke verbunden werden. Wir hatten großes Glück und haben einen schönen Parkplatz in der Nähe der Arena gefunden. Von Schatten zu Schatten hüpfend haben wir uns die idyllische Stadt angeschaut. Und den Blick auf die Stadt mit Brücke und Schlucht haben wir auch genossen.
Vorbei an den sogenannten weißen Dörfern und auf der Suche nach einem Nachtplatz sind wir ein weiteres Mal der Empfehlung von Camper Contact gefolgt und stehen auf einem kostenfreien, von der EU geförderten Stellplatz in reizender Landschaft in Benarraba. Besser geht es nicht. Wir sind heute auf ca. 900 m Höhe und haben schon 17 Grad Außentemperatur um 22 Uhr. Gestern hatten wir um diese Zeit noch 26 Grad und so freuen wir uns auf eine kühlere Nacht.
Kilometerstand: 23730 km
Tagesetappe: 158 km
04.06.2016 Benarraba, Gaucin, Gibraltar
In den Tag sind wir mit einem Spaziergang durch Benarraba gestartet. Der Bürgermeister scheint sich vortrefflich in das Anzapfen von Fördertöpfen zu verstehen. Neben dem herausragenden Stellplatz gab es noch zahlreiche Tafeln, Hinweisschilder und sonstige Aktivitäten, um möglichst viele Touristen in das entlegene weisse Dorf zu locken. Sogar eine Touristik Information gab es, auch wenn diese geschlossen war. Uns war es Recht und wir haben den Rundgang genossen. Nur ein Spielplatz fehlte. Also fuhren wir weiter nach Gaucin und fanden tatsächlich einen Spielplatz und dann noch im Schatten. Das kommt in Spanien faktisch einem Sechser im Lotto gleich.
In der Mittagspause fuhren wir bei einer weiteren Geschichte TKKG nach Gibraltar. Faktisch aus dem Nichts tauchten dabei hintereinander mehrere Bodenwellen auf. Und obwohl ich nicht schnell war, schaukelte sich das Wohnmobil auf, dass ich Angst bekam bei der Landung ins Schlingern zu kommen und umzukippen. Zum Glück ist es gut gegangen und es ist wirklich erstaunlich, wie groß der Federweg beim Ducato ist. Die Kinder haben die Flugpartie jedenfalls mit großer Freude aufgenommen.
Kurz vor der Grenze zu Gibraltar standen wir dann im Stau. Zwei wichtig tuende Männer kamen auf uns zu und gestikulierten, die Fenster zu öffnen. Einer zeigte ein wichtig erscheinendes Dokument, kann aber auch nur ein spanischer Büchereiausweis gewesen sein, und wir sollten für unsere Fahrt nach Gibraltar 20 € bezahlen. Ich habe das Fenster wieder hoch gemacht und bin weitergefahren. So einen dreisten Dummenfang habe ich noch nicht erlebt.
Im Yachthafen haben wir für 12 € für 24 Stunden einen schönen Stellplatz gefunden und sind direkt zu Fuß über die Grenze gelaufen. Eigentlich wollten wir nur mal schauen gehen, allerdings hielt direkt nach der Grenze ein Bus und brachte uns für 3 € pro Person (inkl. Rückfahrt, Kinder frei) in die Stadt. Wir bummelten etwas umher und während Ulli noch Postkarten kaufte, wurden Marla und ich wegen einer geführten Tour angesprochen. Ulli war auch begeistert und 20 Minuten später saßen wir mit sechs anderen Touristen in einem klimatisierten Bus und wurden zur ersten Sehenswürdigkeit, einer Tropfsteinhöhle gefahren. Unterwegs wurden wir mit zahlreichen Details zu Gibraltar überrascht. Beispielsweise verweigert Spanien heute noch die Überflugrechte für Flugzeuge. Neben dem ökologischen Faktor macht das den Flughafen zum drittgefährlichsten der Welt. Die Tropfsteinhöhle war zwar nicht gerade groß, aber konnte trotzdem begeistern. Leider waren zahlreiche Stalaktiden abgebrochen.
Der nächste Stopp war bei den Affen, die Namenspaten für den markanten Felsen waren. Die Affen waren ausgesprochen nett und durchaus zutraulich. Nachdem ich einem zwei Brotreste von Marlon aus meiner Hosentasche gab, durchsuchte der zwei Minuten später meine Tasche, ob da nicht noch mehr zu holen ist. Sogar die Hand hat er mir vorsichtig aufgebogen, ich könnte ja noch etwas Brot in der Hand haben. Unser "Reiseleiter" hat uns schließlich noch die Affen auf den Rücken gesetzt. Sogar Marla war dabei. Ein tolles Erlebnis.
Die letzte Station ging es zur Bastion auf, bzw. besser gesagt in den Felsen. Die Briten haben den Felsen durchlöchert wie einen Schweizer Käse und wo es nur möglich war Kanonen aufgestellt. Diese waren teilweise Spezialkonstruktionen, da normale Kanonen nicht nach unten schießen konnten. Und da Gibraltar gerne belagert wurde und das eine oder andere Schiff beschossen werden musste, konnte es davon gar nicht genug geben. In den Höhlen müssen im Kriegsfall katastrophale Zustände geherrscht haben. Den Kanonieren platzten die Trommelfelle und vor lauter Pulverdampf war kaum das Atmen möglich.
Unser Guide fuhr uns in halsbrecherische Geschwindigkeit durch engste Gassen, erzählte uns noch die eine oder andere Anektode oder zeigte uns noch Bilder bzw. Filme. Beispielsweise wurde auf dieser Straße die Eingangssequenz von einem James Bond Film mit Timothy Dalton gedreht. Interessant war auch die Information zu den Steuern: 20 % Einkommenssteuer, 13 % Sozialabgaben, das wars. Die zwei Stunden vergingen wie im Flug und es hat sich wirklich gelohnt.
Zurück am Wohnmobil haben wir Lasagne bzw. Nudeln für die Kinder gegessen und den Abend ausklingen lassen.
Kilometerstand: 23803 km
Tagesetappe: 73 km
05.06.2016 Gibraltar, Tarifa
Die vertrauten Geräuche eines Yachthafen haben uns einen fantastischen Schlaf verschafft. Nur mühsam kamen wir in die Gänge, selbst Marlon hatte seine Schwierigkeiten. Das mag aber auch an seiner verstopften Nase gelegen haben. Ich habe daraufhin aus einem Joghurtbecher und viel Klebeband einen Adapter für unseren Akkusauger gebaut, damit wir den Nasensauger verwenden können. Er hat zwar nicht die Leistung wie zu Hause am richtigen Staubsauger, hat aber trotzdem funktioniert.
Als ersten Punkt auf der Tagesordnung hatten wir einen Abstecher nach Gibraltar um Diesel zu tanken. Unser Ducato warnte seit einiger Zeit mit "wenig Kraftstoff" Meldung. Gestern haben wir gesehen, dass der Diesel für 78 Cent der Liter zu haben ist. Also noch einmal günster als in Andorra. Auf dem Rückweg mussten wir dann auf Flugzeuge warten! Immer wenn Flugzeuge starten oder landen wollen, muss die Straße gesperrt werden, da diese quer über das Rollfeld verläuft. Nachdem wir ohne intensive Kontrolle die Grenze passiert hatten, ging es weiter zu einem nahegelegenen Spielplatz.
In der Mittagspause fuhren wir weiter nach Tarifa. Leider standen wir unterwegs mehrfach im Stau. Am Sonntag. Am zeitigen Nachmittag. Was wollten die nur alle hier? Die Erklärung folgte, nachdem wir einen Stellplatz gefunden hatten und eine gigantische Blechlawine in Richtung Strand beobachten konnten. Tarifa hat einen unglaublich breiten und schönen Strand mit feinstem Sand. Zwar war das Atlantik-Wasser noch sehr kalt, aber die Sonne tat ihr Bestes.
Gestern Abend haben wir auf dem Stellplatz eine nettes Ehepaar aus Siegen kennengelernt und uns über Stellplätze usw. ausgetauscht. Dabei zeigte sich, dass wir beide Interesse an einem Tagesausflug nach Tanger/Marokko haben. Heute haben wir uns zufällig in Tarifa wiedergetroffen und gemeinsam in einer Ticketagency den Ausflug festgemacht. Morgen um 11:00Uhr fahren wir mit einer Fast Ferry rüber und kommen 20:00Uhr zurück. Ein Guide soll uns in Tanger die größten Höhepunkte zeigen und sogar ein Mittagessen soll dabei sein. Das ganze für 59 €, wir dürfen gespannt sein.
Anschließend haben wir noch Tanger zu Fuß erkundet, sind in ein Café eingekehrt und haben den lokalen Spielplatz intensiv erkundet. Marlon hat endlich ihr Melonen-Eis gekriegt, und Marlon übt weiter fleißig Laufen an unseren Händen.
Kilometerstand: 23853 km
Tagesetappe: 50 km
06.06.2016 Tanger
Gestern Abend fiel mir noch ein Prospekt von einem Stellplatz mitten in Tarifa in die Hände. Dieser ist (noch) nicht bei Camper Contact oder einer der anderen großen Stellplatz POI Listen verzeichnet. Zwar haben wir die Nacht nicht schlecht gestanden, aber die Gewissheit, dass das Wohnmobil ganz in der Nähe des Hafens bewacht steht, war uns die 12 € locker wert. Also fuhren wir heute Morgen mit unseren neuen Bekannten aus Siegen die 800 Meter weiter, stellten unsere Mobile auf den bewachten Parkplatz und liefen die 500 Meter zum Hafen.
Nachdem wir die Hürde beim Einchecken genommen hatten, legten wir nahezu pünktlich ab und waren eine knappe Stunde später schon in Tanger. Zwar hatten wir nur unsere Personalausweise dabei, aber da wir von einem Guide begleitet wurden, war das kein Problem und wir konnten die Grenze ohne Kontrolle passieren. Wir stiegen in den Bus und waren eine halbe Stunde später am Leuchturm, der die "Grenze" zwischen Atlanktik und Straße von Gibraltar darstellt. Danach ging es zur Herkules Höhle. Unterwegs gab sich unser Guide größte Mühe und erzählte uns in vier Sprachen viel zur Geschichte, Kultur, Land und Leute. In der Höhle soll sich Herkules nach seinen zehn Aufgaben versteckt haben. Mit viel Fantasie kann man einen Höhlenausgang zum Meer als Grundriss von Afrika interpretieren. Interessant ist auch, dass die Menschen den Kalkstein über viele Jahre abgebaut und zu Mühlensteinen verarbeitet haben. Den Spuren an den Höhlenwänden nach, wurde dadurch die Höhle signifikant vergrößert.
Der nächste Stopp war bei einer Hand voll Kamelen (bzw. Dromedaren, wegen der Sättel nur schwer zu erkennen). Marla wollte sofort eine Runde reiten und hatte viel Spaß dabei. Zurück in der Stadt ging es auf Umwegen in ein unscheinbares Restaurant zum Mittagessen. Wir bekamen eine leckere Suppe, zwei Fleischspiesse, Couscous mit Hühnenkeule und Gemüse und einen Honigkecks als Nachspeise. Dann gab es noch einen sehr leckeren Minztee. Ich weiß zwar nicht was für eine Minze die in Marokko haben, aber es ist schwer zu glauben, dass dieser gute Geschmack nur aus der Minze stammen soll. Dann kam der anstrengende Teil des Ausflugs. Wir liefen durch kleine Gassen in der Altstadt vorbei an unzähligen kleinen Geschäften mit sehr geschäftstüchtigen und manchmal auch aufdringlichen Ladenbesitzern. Irgendwann landeten wir in einer Weberei. Hier wurde uns kurz die Arbeitsweise von alten Webstühlen erklärt (durchaus interessant) und eher langwierig verschiedene Stoffe, Tücher und Kleider angepriesen. Danach hatten wir 90 Minuten individuelle Freizeit und streiften über die Märkte. Ich kann es mit nicht erklären, aber irgendwie zog ich die aufdringlichen Verkäufer an. Teilweise konnte ich die nur mit der Hilfe von Marla und Ulli wieder los werden. Trotzdem haben wir das eine oder andere Souvenir gekauft und hatten unseren Spaß. Marlon wurde von ganz vielen Leuten angelacht und zog so einige Aufmerksamkeit auf sich. Marla hatte öfter mal eine Hand an ihren "blonden" Haaren.
Dann war der Tag auch schon fast vorbei und die Fähre brachte uns durch bewegte See wieder zurück nach Tarifa.
Kilometerstand: 23854 km
Tagesetappe: 1 km
07.06.2016 Cadiz
Wir haben auf dem Stellplatz überraschend gut geschlafen und konnten sogar noch Ver- und Entsorgen. Punkt um 10:00 Uhr öffnete sich das Tor und wir konnten den Platz wieder verlassen. Als erstes wollten wir zu Lidl fahren, einkaufen und frühstücken. Wir fuhren weiter nach Cadiz und stellten uns auf einen Parkplatz am Containerhafen. Zwar war es nicht gerade leise, aber sehr zentral und 3 Euro für 24 Stunden war es wert und es mangelte an Alternativen.
Unser erster Weg führte zur Touristik Informationen. Die haben uns mit zahlreichen Karten und Tipps ausgestattet. Da es inzwischen sehr heiß war, statteten wir dem klimatisierten Marionettenmusem und Amphietheater einen Besuch ab. Dabei folgten wir immer den fabigen Linien, die durch die ganze Stadt führten. Die Stadt ist äußerst sehenswert, aber die Temperaturen waren für usn sehr anstrengend. Umso schöner war es deshalb, das unser Rückweg durch den Botanischen Garten führte.
Unterwegs hat Marlon sein Nuckel unbemerkt über Bord geworfen. Leider bemerkten wir es erst, als Marlon lautstark nach seinem Trösterli verlanget. Obwohl wir noch ein gutes Stück zurück gelaufen sind, konnten wir es einfach nicht wiederfinden. Im nächsten Carrefour haben wir Ersatz besorgt, mussten aber feststellen, dass dies überhaupt nicht Marlons Gefallen fand. Er hat es genommen, gedreht und dann sogar am Griff genuckelt. Nach kurzer Zeit flog es im hohen Bogen aus dem Kinderwagen. Mit dem brauchten wir Marlon nicht mehr kommen. Zum Glück haben wir noch Ersatz im Wohnmobil.
Zurück am Parkplatz entdeckten wir das Wohnmobil der Siegener wieder. Es gab ein großes Helau, wir parkten nebeneinander und haben bei Radler und Nüssen noch lange miteinander gesprochen. Nach 20 Uhr wurde es noch einmal richtig laut. Scheinbar haben sich alle Musikstudenten und Begeisterte am Parkplatz getroffen, um zusammen Musik zu machen. Das ganze wirkte eher wie ein Flashmob, hatte aber durchaus Unterhaltungswert. Kurz vor 23 Uhr kehrte aber Ruhe ein und wir waren wieder allein.
Heute Abend gab es Gyros mit grünen Bohnen. Ein Fakt, der noch wichtig werden sollte.
Kilometerstand: 23965 km
Tagesetappe: 111 km
08.06.2016 Campingplatz mit Pool nahe Sevilla
In der Nacht bin ich schweißgebadet aufgewacht und hatte unglaubliche Magenkrämpfe. Dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Grüne Bohnen. Wir hatten gestern die zweite Büchse verarbeitet und als mir das letzte Mal so schlecht war, waren auch die grünen Bohnen beteiligt. Nach einer längeren Sitzung auf dem Thron konnte ich mich zumindest wieder hinlegen, aber an erholsamen Schlaf war leider nicht mehr zu denken. Dafür war mir einfach zu übel. Dies sollte sich auch den ganzen Tag nicht mehr ändern. Mir schwankte immer zwischen Brechen, Durchfall oder Schwächeanfall.
Bereits gestern hatten wir den Entschluss gefasst, auf einem Zeltplatz mit Pool eine kurze Pause einzulegen. Ganz in der Nähe von Cadiz gab es sogar einen ACSI Platz mit Swimming Pool. Perfekt. Nach einer dreiviertel Stunde Fahrt waren wir da. Leider teilte uns die Dame an der Rezeption auf Nachfrage mit, dass der Pool erst am Samstag mit Wasser befüllt wird. Eine interessante Logik, immerhin näherte sich das Thermometer bereits der 30 Grad Marke.
Wir beschlossen jedenfalls in Richtung Sevilla weiterzufahren und unterwegs nach einem Campingplatz mit Pool Aussschau zu halten. Und wir hatten Glück, kurz vor Sevilla wurden wir fündig. Zwar war der mit knapp 30 € nicht gerade günstig, die Parzellen klein, das WLan langsam bis nicht verfügbar, aber er hatte einen gepflegten Pool. Ohne wäre es aber auch nicht zum Aushalten gewesen. Hier im Landesinneren hatten wir 38 Grad im Schatten! Auch die Nacht, wir hatten um 22:00 Uhr noch 32 Grad, war alles andere als angenehm. Und keine Hauch Wind!
3 Mal waren wir im Pool und haben uns dort ganz gut entspannt. Marla schwimmt so schön und hat mit tiefen Pools gar kein Problem. Bei solchen Temperaturen ist selbst ein warmer Pool im ersten Moment kalt. Marlon übte außerdem im Wohnmobil das Erklimmen der Leiter. Er schafft es ohne Hilfe auf die dritte Stufe!
Nachdem eine kurze Recherche ergeben hat, dass für morgen 40-45 Grad erwartet werden, haben wir beschlossen, das Landesinnere schnellstmöglich zu verlassen. Auf diese Temperaturen sind weder wir noch die Kinder eingestellt. Selbst meine Uhr, eine Pebble, hat den Geist aufgegeben und zeigt nichts mehr an :-(
Kilometerstand: 24098 km
Tagesetappe: 133 km
09.06.2016 Beja
Die erste Temperaturmessung heute morgen zeigte immer noch 25 Grad an und die Sonne brannte schon wieder unglaublich heiß. Wir hatten zwar noch einmal kurz darüber nachgedacht, doch noch nach Sevilla reinzufahren, aber bei den Temperaturen undenkbar. Also sind wir nach dem Ver- und Entsorgen ganz entspannt, Dank der Klimaanlage, nach Beja gefahren. Und damit sind wir im 10. Land unserer Reise, in Portugal. Unterwegs bot sich eine erstaunlich interessante Landschaft, vorbei an herrlichen Sonnenblumenfeldern, die im ersten Moment wie Rapsfelder aussehen. Dann wurde es wieder üppig grün und bergig. In Beja angekommen war es doch noch sehr heiß mit über 30 Grad. Nach einem Picknick haben wir uns dann für klimatisierte Räumlichkeiten entschlossen, so zum Beispiel einen Supermarkt. Zurück am Stellplatz eine freudige Überraschung: unsere Siegener Bekannten waren auch wieder da. Und damit stand, vor allem für Marla sofort fest, wir holen die Stühle raus und setzen uns zusammen.
Kilometerstand: 24344 km
Tagesetappe: 246 km
10.06.2016 Beja, Evora
Heute morgen wachten wir bei herrlichen 18 Grad und bedecktem Himmel auf. Nach einem schönen Frühstück brachen wir zur Stadtbesichtigung auf. Am Castelo konnten wir zwar nicht den höchsten Burgfried Portugals erklimmen, aber auch so hatten wir einen tollen Blick ins Land. Dann stattete uns die Tourist-Info mit vielen nützlichen Tipps aus. Wir besichtigten eine tolle kleine Kapelle eines ehemaligen Hospitals, bewunderten die Kachelkunst der Stadt (die Fliesenbilder waren Vorreiter in ganz Portugal) und das ehemalige Kloster, welches heute ein Hotel beherbergt. Darin ist es eindrucksvoll gelungen, alte Baukunst mit modernem Stil zu verbinden. Zwischendurch konnten wir einer Folkloretruppe lauschen, die wohl anlässlich des heutigen Nationalfeiertages durch die Stadt zog.
Dann war es auch schon Schlafzeit für Marlon und wir fuhren zur nächsten Stadt, Evora, seit den 80er Jahren Weltkulturerbe. Nach einen gemütlichen Mittagspicknick haben wir uns ein Bild von der eindrucksvollen Stadt verschafft. In der Kathedrale verbrachten wir fast eine Stunde: wir konnten den Turm besteigen und auf den Dächern der Kathedrale flanieren. Danach erkundeten wir den Kreuzgang. Für Marlon waren das herrlichen Krabbelflächen, und die Treppen, selbst Wendeltreppen, erklomm er nahezu allein. Danach erholten wir uns bei einem Kaffee, die Kinder mit einem Eis. Auf dem Rückweg schauten wir uns noch die etwas gruselig-skurrile Knochenkapelle an, bevor die Kinder sich auf einem richtig schönen Spielplatz austoben konnten. Danach wollten wir eigentlich auf einen dezentraleren Stellplatz fahren - aber diesen haben wir nicht gefunden. So landeten wir wieder auf dem zentralen Parkplatz und sind mittlerweile von etlichen Wohnwobilen rumringt. Unsere unmittelbaren Nachbarn sind lustigerweise wieder unsere Siegener Bekannten. Wohlgemerkt rein zufällig!
Kilometerstand: 24440 km
Tagesetappe: 96 km
11.06.2016 Evora, Lissabon
Heute morgen haben wir uns noch den Rest von Evora angeschaut. Gestern hatte die Universität leider zu, aber wir wollten uns auf keinen Fall die alten Studienräume mit handgemalten Fliesen an den Wänden entgehen lassen. Auf diesen sind, je nach Raum, kulturelle, philosophische, mathematische und physikalische Zusammenhänge dargestellt. Wir haben sogar das eine oder andere wiedererkannt und konnten es Marla erklären. Beim Ausgang haben wir festgestellt, dass man eigentlich dafür Eintritt zahlen musste. Wir sind aber nicht zum Touristen Eingang sondern durch die normale Universität reingegangen. Ein Student war so nett und hatte uns die Tür aufgehalten.
Nach dem Spielplatzbesuch und einem Imbiss, haben wir die Gelegenheit genutzt und sind in Richtung Lissabon gefahren. Marlon hat ausgesprochen gut geschlafen und zwei Stunden später waren wir schon fast da. Geparkt haben wir bei einer Metrostation und sind dann zur Stadtbesichtigung mit der Metro aufgebrochen. Gleich beim Fahrscheinkauf hat uns eine sehr nette multikulturelle Familie unterstützt und geholfen und den ein oder anderen Hinweis gegeben. Unter anderem auch die Warnung vor Taschendieben. Marla ist in diesem Zusammenhang sehr aufmerksam und passt ganz dolle auf unseren Rucksack auf. In der Stadt angekommen haben wir uns ein bisschen die Altstadt angeschaut, die Kathedrale besichtigt und sind bis zum Castelo hinauf. Es war ein sehr schönes Flair in den Straßen, aber 19:00 mussten wir endlich zurück zum Womo. Marlon ist heute wieder schön rumgerobbt und sah entsprechend aus. In der Metro hat er alle Aufmerksamkeit auf sich gezogen und so einige Herzen erobert. Nach einem kalten Abendbrot waren die Kinder auch schnell im Bett.
Eigentlich wollten wir auf dem Parkplatz bei der Metrostation auch übernachten, sind dann aber doch noch ein kleines Stück weitergefahren und stehen jetzt in einer besseren Gegend sehr ruhig neben einer Baustelle.
Kilometerstand: 24608 km
Tagesetappe: 168 km
12.06.2016 Belem, Sintra
Gleich nach dem Aufwachen sind wir nach Belem gefahren, zu deutsch Betlehem, einem der ältesten Stadtviertel von Lissabon. Der Hafen war Ausgangspunkt von vielen Entdeckungsreisen. Auch Vasco da Gamma brach am 08.07.1497 von hier in Richtung Indien auf.
Als erstes gingen wir zur Torre de Belem, eine Festung zur Verteidigung des Hafens. Leider schien die Sonne schon wieder sehr stark und an der Uferpromenade war nur sehr wenig Schatten. Aber irgendwann kamen wir bei dem berühmtesten Bauwerk in Belem an, dem Convento dos Jeronimos de Belem. Die dreischiffige Hallenkirche überrascht durch ihre Dimensionen und für damalige Verhältnisse gewagte filigrale Konstruktion. Leider konnten wir nicht alles besichtigen, da gerade eine Messe zelebriert wurde. Dafür konnten wir aber den einmaligen Gesängen lauschen.
Nach einer kurzen Fahrt kamen wir in der Nähe von Sintra an und sind direkt zu einem Stellplatz gefahren. Wie sich später noch zeigte eine sehr weise Entscheidung. Englische Wohnmobilisten rieten uns, mit dem Bus nach Sintra zu fahren und dann einen Round-Trip-Bus zu nehmen. Dieser fuhr über unglaublich enge Straßen und Serpentinen zum Pena Palast. Zwar waren in der Karte auch Parkplätze eingezeichnet, aber beim Versuch diese mit dem Wohnmobil zu erreichen wären wir unterwegs mit dem Mobil steckengeblieben und hätten den ADAC um Hilfe bitten müssen. Umso beeindruckender die Leistung der Busfahrer.
Der Palast gilt als Meisterwerk der Romantik des 19. Jahrhunderts in Portugal. Zwar wirkte er an einigen Stellen eher wie eine Filmkullise, war aber trotzdem sehr beeindruckend. Auch der Einblick in die noch komplett ausgestatteten privaten Gemächer offenbarte sehr interessante Einblicke. Gut 2 Stunden Zeit haben wir uns für den Garten und den Palast genommen. Marlon konnte viel krabbeln, nur im Palast selber mussten wir ihn oft hoch nehmen. Und das obwohl überall weicher Teppich ausgelegt war. Das hat ihm gar nicht gefallen. Alles in allem sind wir heute wieder viel gelaufen, gute 18.000 Schritte - für Marla kein Problem. Außerdem zerfledert es jetzt so langsam aber sicher Marlons Kinderwagen. Ich habe heute erstmal die Korbtasche versucht zu reparieren und die Bremsen neu justiert. Wir hoffen, dass der Wagen die Reise noch durchhält oder Marlon spontan zu laufen anfängt :-)
Kilometerstand: 24639 km
Tagesetappe: 31 km
13.06.2016 Sobreiro, Campingplatz bei Nazarê
Heute morgen sind wir in den Wolken aufgewacht und vielleicht hat es in der Nacht sogar etwas geregnet. Jedenfalls war das Wohnmobil nass und draußen war es ungemütlich. Daher sind wir nach dem Frühstück nach Sobeiro in das Miniatur Dorf "Aldeia de José Franco" gefahren. Hier konnten sich unsere Kinder so richtig austoben und auch wir hatten unseren Spaß. Überall waren Nachbauten alter Läden, vom Wasser angetriebene mechanische Miniaturszenen und vieles weitere zu entdecken. So verging der Vormittag wie im Fluge. Das ganze war kostenfrei, daher haben wir im Souvenir-/Töpfergeschäft zugeschlagen und unseren Beitrag zur Erhaltung geleistet.
In der Mittagspause ging es weiter nach Nazarê auf einen Campingplatz. Marla hat dabei jetzt eine neue Strategie, wie sie an Naschereien wie zum Beispiel TicTacs kommt. Sie fragt einfach mich, ob ich etwas haben möchte. Kurz vor unserem Ziel haben wir aber noch die Gelegenheit genutzt und bei einem Lidl unsere Vorräte aufgefüllt. Dieser verfügte sogar über spezielle Parklücken für Wohnmobile. Besser geht es nicht.
Nach einem schönen Kaffeetrinken haben wir den restlichen Tag am Pool und auf dem Spielplatz zugebracht. Marla war die erste im Wasser, Marlon war auch kaum zu halten.
Heute Abend haben wir zudem noch entdeckt, dass bei Marlon 2 oder gar 3 neue Zähne (Backenzähne) durchgekommen sind. Das war vielleicht auch ein Grund, warum er letzte Woche manchmal nicht so gut gelaunt war wie sonst.
Kilometerstand: 24774 km
Tagesetappe: 135 km
14.06.2016 Nazaré, Alcobaca, Batalha
Nach einer sehr ruhigen und langen Nacht wollten wir es heute sehr ruhig angehen. Wir haben den Spielplätzen des Campingplatzes einen Besuch abgestattet, haben Tischtennis gespielt und uns entspannt. Danach ging es den Staub an den Kragen, wir haben den Boden gesaugt und gewischt und zum Schluss noch ver- und entsorgt. Nicht zu vergessen, wir mussten das Wischwasser auffüllen. Traditionell wird der dafür benötigte Einfüllstutzen von Fiat sehr gut versteckt und an unmöglicher Position angebracht. So ist es fast unmöglich ihn aufzufüllen, ohne dabei den gesamten Motorraum zu wässern.
Danach fuhren wir nach Nazaré direkt an den Strand. Während Marla, Marlon und Ulli den schönen Strand und die Wellen inspizierten, habe ich im Cafe einen Kaffee getrunken und die Gleitschirmflieger beobachtet, die direkt am Café auf dem Sandstrand landeten. Die Wellen des Atlantiks hatten es in sich. Marla konnte nicht genug davon bekommen, Marlon hatte eher Respekt und zog die Füße ein, als Ulli sie ins Wasser halten wollte.
Weiter ging es zu einer Ansammlung von Hüpfburgen und für günstige 1,50 € pro Person konnte ausgiebig gehüpft werden. Marla hat sich dabei vollkommen verausgabt, Marlon konnte noch nicht so richtig was damit anfangen. Er krabbelte lieber im Sand herum und erklomm die Uferpromenade.
Gegen fünf Uhr sind wir doch noch nach Alcobaca losgefahren und haben die frühgotische Kirche besichtigt. Sie war vollkommen in weiß und unglaublich schlicht gehalten, beeindruckte aber durch die Dimensionen (106 Meter lang, 20 Meter hoch, größter Kirchenbau Portugals). Nur zwei prunkvoll verzierte Sarkophage aus dem 13.Jh durchbrachen die Schlichtheit. Sie erinnern an das historische Liebesdrama zwischen dem späteren König Pedro I. und seiner Geliebten Inês de Castro, die Pedros Vater 1355 ermorden ließ. Der Legende nach stehen sich die Sarkophage gegenüber, damit sich beide nach ihrer Auferstehung sofort gegenseitig erblicken. Ansonsten wimmelte es in der ganzen Kirche von geheimnisvollen Inschriften, Symbolen und Steinmetzkennzeichen.
Danach fuhren wir noch eine halbe Stunde nach Batalha und haben nach einigen Irrungen einen schönen Parkplatz für die Nacht direkt am gotischen Kloster gefunden. Abends bei der Ortsbegehung haben wir noch Geräusche gehört, deren Ursache wir ergründen wollten. Heute spielt Portugal und auf dem nahen Platz gab es ein Public Viewing. Aber ohne bunte Hüte, Fahnen oder Gegröhle. Sie saßen einfach zusammen und haben Fußball geschaut.
Kilometerstand: 24817 km
Tagesetappe: 43 km
15.06.2016 Batalha, Tomar, Coimbra
Nachdem wir gut gefrühstückt hatten, sind wir die 100 Meter zum gotischen Kloster gelaufen. König Joâo I. hat dieses zum Dank für eine gewonnene Schlacht errichten lassen. Die Kirche hat den ungewöhnlichen Grundriss eines Schlüssels. Und auch wenn sie unvollendet geblieben ist, die Dimensionen sind gewaltig. Erfreut war ich beim Ticketkauf. Kinder unter 12 Jahren sind frei, Arbeitslose (EU) sind frei und Familien zahlen die Hälfte. So konnten wir für günstige 6 € das gesamte Kloster besuchen. In Deutschland spart man mit einem Familienticket bei zwei Kindern gerade einmal 1-2 Euro, bei 20-40 € Eintrittspreis!
In einem Nebenraum, dem Schlüsselbart, waren zahlreiche Sarkophage der Königsfamilie aufgestellt. Unter anderem liegt hier Heinrich der Seefahrer. Auch die reichhaltig steinern verzierten Kreuzgänge des Klosters wussten zu begeistern. Zum Schluss ging es noch in den "Griff des Schlüssels". Dieser Teil der Kirche blieb unvollendet, allerdings sind die Dimensionen der Säulenbündel, die nur als Stümpfe vorhanden sind, bereits zu erstaunen. Scheinbar sollte hier ein gigantischer Turm errichtet werden. Dadurch dass das Dach auch unvollendet blieb, regnet es herein und die Feuchtigkeit, Algen und sonstige Ablagerungen tauchen die Steine in eine unheimliche, morbide Stimmung.
In der Mittagspause fuhren wir weiter nach Tomar auf einen Mixed-Parkplatz direkt in der Stadt. Es waren schon zahlreiche Wohnmobile vorhanden und wir wollten hier auch übernachten. Nach einer kleinen Stärkung zum Mittagessen haben wir den Aufstieg zum nächsten Unesco Weltkulturerbe gewagt. Eine halbe Stunde später waren wir an der alten Burg der Tempelritter. Vom alten Ruhm zeugt heute noch das Convento de Cristo (Christuskloster) und der Hochaltar der Rundkirche. Besonders spannend war der Einblick in das Klosterleben. Wir konnten einzelne Schlafkammern, den Speisesaal, die Küche und vieles weitere besichtigen. Marla war erstaunt, als wir ihr die Funktion der steinernen Bänke in den Fensternischen erklärten. Sie probierte es auch gleich aus. Ihr war aber das "Fernsehen" zu langweilig.
Zurück am Wohnmobil war es noch zu zeitig, um einfach nichts mehr zu machen, aber das Wetter zu schlecht, um noch einmal rauszugehen. Es hatte inzwischen angefangen zu regnen. Daher beschlossen wir weiter auf einen Stellplatz in Coimbra zu fahren. Unterwegs machten wir noch einen Stopp auf einem herrlichen Spielplatz. Hier gab es für Groß und Klein Spiel-/Sportgeräte und Marlon fand Gefallen an einem kleinen künstlichen Flusslauf.
Schöne Überraschung zum Abschluss am Stellplatz: Unsere Siegener Bekannte sind auch hier. Zum Abendbrot gab es heute Thüringer Rostbratwurst, welche wir von unserer Nachbarin als "Notration" zu Beginn unserer Reise geschenkt bekommen haben. Lecker!
Kilometerstand: 24952 km
Tagesetappe: 135 km
16.06.2016 Coimbra
Heute morgen wurden wir vom Trommeln des starken Regens auf unser Wohnmobildach geweckt. Laut Vorhersage sollte es auch so bleiben und immer mal wieder sehr heftig regnen. Daher haben wir beschlossen in das nahegelegene "Exploratorium" zu gehen. Hier gab es eine Vielzahl von Experimenten rund um den menschlichen Körper. Zwar war alles nur in portogiesisch beschrieben, aber die Zeichnungen waren größtenteils selbsterklärend. Mir haben besonders die sensorischen Tests für Hören, Schmecken, Riechen und Tasten gefallen. Es war unglaublich schwierig, bekannte Gerüche, Geräuche und Geschmäcker zu benennen. So verging der Vormittag unglaublich schnell und der zeitweise Regen bestätigte uns, alles richtig gemacht zu haben.
In der Mittagspause habe ich in einem Prospekt aus Gibraltar gelesen. Überraschenderweise ging es auf jeder zweiten Seite um den Brexit und wie wichtig es ist für nein zu stimmen. Nachdem Marlon wieder wach war, sind wir in die Stadt gelaufen. Wir haben uns über steile Straßen, Kopfsteinpflaster und unzählige Treppen mit dem Kinderwagen bis zur Universität hinaufgequält. Aber was tut man nicht so alles für das Hihglight der Stadt. Die burgähnliche Anlage ist schon sehr beeindruckend. Mit einen Zwischenstopp in der Kathedrale und Markthalle ging es wieder hinunter in die gemütliche Altstadt. Dort haben wir ein wunderschönes Café gefunden. Danach ging es über einen Spielplatz zurück zum Stellplatz. Nach dem Abendbrot konnten wir noch einen wunderschönen Regenbogen bestaunen.
Kilometerstand: 24952 km
Tagesetappe: 0 km
17.06.2016 Aveiro
Heute morgen hieß es zum (wahrscheinlich) letzten Mal Abschied nehmen von unseren Siegener Bekannten. Zwar haben wir das schon öfter gemacht und uns trotzdem zufällig wiedergetroffen, aber jetzt nehmen unsere Routen einen sehr unterschiedlichen Verlauf. Aber man soll ja nie nie sagen!
Nach einem guten Frühstück haben wir das Wohnmobil noch etwas sauber gemacht und sind dann wenige Kilometer ins "Portugal dos Pequenitos" gefahren, ein 1940 eröffneter Architekturpark für Kinder mit den wichtigsten Baudenkmäler Portugals. Das ganze wurde kombiniert mit Wasserspielen, Spielplätzen und Kinderanimation. Kurz, ein großer Spaß für unsere Kinder. Während Marla und ich ein Bild malten, hat sich Marlon intensiv mit der Funktionsweise von Toren und Fenstern beschäftigt. Freihändig stehen konnte Marlon schon seit einiger Zeit, aber heute hat er definitiv seinen ersten bewussten Schritt gemacht.
In der Mittagspause fuhren wir nach Aveiro und haben uns die Innenstadt und die Kanäle angeschaut. Aveiro trägt auch den Beinamen Kleinvenedig. Zwar kommt es bei weitem nicht an das Original heran, aber schön anzuschauen war es allemal. Anschließend sind wir zur Stärkung in ein Café eingekehrt und haben uns lokale Spezialitäten Ovos moles (süße Eiercreme) munden lassen. Selbst unsere sonst so skeptische Marla wollte dies unbedingt probieren, um genauer zu sein ein ganze Exemplar für sich allein.
Abends sind wir nach Westen auf eine Halbinsel gefahren und haben gerade noch einen sehr schmalen Stellplatz direkt am Strand abbekommen. Am Strand haben wir den Taschendrachen fliegen lassen, Muscheln gesammelt, im Sand gegraben und die Füße in den Atlantik gehalten. Gut dass Marla und Ulli ihre Badesache an hatten, denn sie waren zum Schluss bis zum Po nass. Alle hatten großen Spaß und haben die Zeit am Strand genossen. Nun werden wir die Nacht das dezente Meerrauschen im Hintergrund genießen.
Kilometerstand: 25032 km
Tagesetappe: 80 km
18.06.2016 Porto
Obwohl die Wohnmobile dicht gedrängt nebeneinander standen, und viele mangels Platz weiter fahren mussten, haben wir sehr gut geschlafen. So sind wir gut erholt nach dem Frühstück an den Strand gegangen und haben noch im Sand gespielt oder die Wassertemperatur des Atlantiks überprüft. Da diese über Nacht nicht zugenommen hat und große Wellen auf das Ufer schlugen, sind wir auch heute nicht baden gegangen.
Weiter ging es in Richtung Porto, unserem Tagesziel. Am ersten Lidl haben wir gestoppt, um unsere Vorräte aufzufüllen und anschließend ein kleines Mittagessen zu uns zunehmen. Als Marlon schläfrig wurde, haben wir die Fahrt fortgesetzt. Dank einer schönen Folge TKKG verging die Fahrt wie im Fluge und wir sind erstaunlich gut nach Porto gefahren. Der erste Stellplatz, etwas näher am Zentrum gelegen, war nur für kleinere Wohnmobile nutzbar und sehr laut. Der zweite war eigentlich perfekt, zumal wir von weitem schon das blaue Wohnmobil unserer Siegener Bekannten gesehen und direkt daneben festmachen konnten. Allerdings waren wir knapp zwei Kilometer vom Nahverkehr entfernt. Da wir, und besonders Marla, gut zu Fuß sind, war das kein Problem. Wir haben uns dann entschlossen, für 15 € ein Ticket für einen roten Sightseeing Bus zu kaufen. Das gilt für zwei Tage und beeinhaltete sogar noch eine Portwein Verkostung. Leider folgte dann im ersten Bus direkt die Ernüchterung. Meine Kopfhörerbuchse funktionierte nur partiell, wir standen im Stau und WLan war, entgegen den Angaben im Prospekt, nicht vorhanden. Das Schlimmste war aber, dass während der wenigen Mitteilungen zu der Geschichte und den Gebäuden, die gerade passiert wurden, immer das gleiche quälend schlechte Lied gespielt wurde. Wenn man aber die Kopfhörer absetzt, dann lief man Gefahr eine Nachricht zu verpassen. Nach einer knappen Stunde haben wir es dann doch geschafft und waren in der Oberen Stadt, in der Nähe des Rathauses angekommen. Allerdings war es inzwischen schon so spät, dass wir nach einem kurzen Spaziergang bereits den Rückweg antreten mussten. Zum Glück war unser Ticket zwei Tage gültig. So werden wir uns den Rest Morgen anschauen. Die Rückfahrt verlief besser und wir konnten noch unsere Gutscheine zur Portwein Verkostung einlösen. Das Ambiente war ansprechend und auf zahlreichen Tafeln gab es Wissenswertes zur Portweinherstellung. Dann haben wir noch einen weißen Portwein und einen Tawny verkostet. Beide waren sehr lecker.
Nach zwei Kilometern Fußmarsch standen wir wieder beim Wohnmobil und es gab ein großes Hellau mit den Siegenern. Nach dem Abendbrot sind wir noch auf ein Radler bei Ihnen eingekehrt und haben den Abend ausklingen lassen.
Kilometerstand: 25135 km
Tagesetappe: 103 km
19.06.2016 Porto, Braga
Gestern Abend haben wir noch erfahren, dass unsere Straße wegen einem Sportevent heute Vormittag gesperrt würde. Daher sind wir direkt nach dem Aufstehen zu Sealife gefahren und haben uns einen schönen Parkplatz gesucht. Nach dem Frühstück sind wir zur nächsten Bushaltestelle des roten Sightseeing Bus gelaufen und haben gewartet. Es kamen gelbe, blaue, noch mehr gelbe Busse, aber kein roter! Dann endlich, ein roter Bus, aber der wollte uns nicht mitnehmen. Er gab uns zu verstehen zu warten. Leider gibt es keinen Fahrplan. Man soll sich einfach hinstellen und warten. Blöd ist, dass man auch nicht weggehen kann, es könnte ja jede Sekunde ein roter Bus um die Ecke kommen. Nach einer knappen Stunde kam dann endlich einer und hat uns mitgenommen. Wieder ohne Internet, aber immerhin hat die Kopfhörerbuchse funktioniert. Wieder konnte ich mir das gleiche, schlechte, Lied wieder und wieder anhören. Allerdings gab es auch die eine oder andere interessante Information.
Ab jetzt hat es gut funktioniert. Wir sind ausgestiegen, haben uns die Sehenswürdigkeiten angeschaut und konnten wieder einsteigen. So konnten wir sehr gut das weitläufige und vor allem steile Porto erkunden. Die Highlights waren für uns dabei das alte Hafenviertel und der Bahnhof. Nach einem Mittagsimbiss sind wir wieder in den Bus gestiegen und Marlon hat sich auf Ullis Schoß schlafen gelegt. Leider ist er beim Aussteigen munter geworden und hat somit nur einen kurzen Mittagsschlaf gehabt.
Der weitere Plan war, dass wir einen nahegelegenen ACSI Campingplatz aufsuchen. Leider zeigte sich sechs Kilometer vorm Ziel, dass die Gassen unglaublich eng wurden und die Straßenverhältnisse als katastrophal zu bezeichnen waren. Nach einer halben Stunde nervenaufreibender Fahrt haben wir abgebrochen und sind in Richtung Braga gefahren. Leider mussten wir dazu fast 20 Kilometer Pflasterstraße in Kauf nehmen und haben dafür fast eine Ewigkeit gebraucht. Noch nie habe ich soviel Pflasterstraße an einem Stück gesehen. Hoffentlich hat das Wohnmobil von den Vibrationen keinen Schaden genommen.
In Braga angekommen stellten wir erfreut fest, dass wir sehr zentrumsnah einen Community Campingplatz hatten und das gerade ein Volksfest im Gange war. Nach einem kurzen Abstecher auf den Spielplatz haben wir uns ins Gedränge gestürzt. Es gab unglaublich viel Süßkram, aber auch Schinken, Würste, Schuhe und vieles andere. Dazu laute Musik und jede Menge fliegende Händler, die einem merkwürdiges Spielzeug verkaufen wollen. Marla hat sich über eine unglaublich große Portion Zuckerwatte mit Himbeergeschmack gefreut, Ulli über Schmalzgebäck und ich hätte fast eine neue Mütze bekommen. Bis tief in die Nacht spielte sehr laute Musik und zum Schluss gab es noch ein Feuerwerk.
Kilometerstand: 25217 km
Tagesetappe: 82 km
20.06.2016 Braga, Viana do Castelo
Heute Vormittag haben wir uns die Altstadt von Braga angeschaut. Aufgrund der über 30 Kirchen wird die Stadt auch als Rom Portugals bezeichnet. Besonders die Kathedrale ist beeindruckend. In dem romanischen Bau gab es jede Menge zu entdecken. Stellenweise war die originale Holzdecke mit der ursprünglichen Deckenbemalung noch vorhanden. Auch eine sehr ungewöhnliche und gigantische Orgel wusste zu beeindrucken. Ansonsten sind wir durch die Stadt gebummelt, die noch sehr schön vom Fest geschmückt war. Überall waren bunte Tücher gespannt und aus Lautsprechern dudelte volkstümliche Musik. Als es dann Zeit für Marlons Mittagsschlaf wurde, brachen wir auf nach Viana do Castelo. Im zweiten Anlauf fanden wir am Yachthafen einen geeigneten Stellplatz. Nach einem kurzen Lunch sind wir in die Stadt gelaufen. Zum Glück gab es eine stark begrünte Flaniermeile, denn inzwischen war es mit drückenden 29° wieder sehr heiß. Auch wehte ein erfrischendes Lüftchen und machte es so erträglich. Den Wegweisern folgend landeten wir bei der Standseilbahn und fuhren für 3 € (inkl. Rückfahrticket) hinauf auf dem Ortsberg und genossen die nahezu unendliche Aussicht. Anschließend sind wir in einem Kaffee eingekehrt. Marla hat sich ein Eis gewünscht und Marlon daran teilhaben lassen. Mögen sie beide immer ein so gutes Verhältnis zueinander haben...
Danach ging es wieder hinunter in die Stadt und über die städtische Prachtmeile entlang bis zum Spielplatz. Dort haben sich noch alle ausgetobt bis es zurück ging zum Womo. Dort stand mittlerweile ein zweites Wohnmobil, aus Frankreich. Nachdem Ulli ihr feinstes Französisch ausgekramt hatte, antworteten diese auf Deutsch. Es waren Elsässer. Wir stimmten uns kurz ab, dass wir zusammen auf dem großen Platz übernachten werden. Abends bemerkte ich dann ungewöhnliche Aktivität am Nachbarmobil und bot meine Hilfe an. Das Womo war gerade vier Monate alt, aber der Kühlschrank wollte nicht kühlen. Es zeigte sich, dass die Flamme einfach nicht stabil zündete. Zwar hatte ich bei meinem die Düse und den Brenner gerade gereinigt, aber bei ihm sag alles ganz anders aus. Nachdem wir mit den Finger den Brenner leicht verbogen, zündete die Flamme und blieb stabil. Allerdings nur bis zum nächsten notwendigen Start. Da muss noch einmal ein Experte nachschauen.
Morgen, wenn alles klappt, werden wir in der Mittagspause nach Spanien weiterfahren.
Kilometerstand: 25291 km
Tagesetappe: 74 km
21.06.2016 Arcade (Spanien)
Heute wollten wir es ganz ruhig angehen. Nach dem Frühstück sind wir zum Spielplatz gelaufen und die Kinder konnten sich so richtig austoben. Marlon hat inzwischen die Vorteile des aufrechten Ganges erkannt und trainiert es fleißig. An einer Hand kann er jetzt schon richtig gut laufen. Leider wurde es aber sehr schnell sehr heiß und da der Spielplatz fast keinen Schatten bot, sind wir nach einer Stunde zurück gelaufen.
Weiter ging es zu einem nahegelegenen Lidl und wir haben unsere Vorräte aufgefüllt. Bei der Gelegenheit haben wir auch noch eine Kiste Portwein gekauft. Nach 90 Minuten entspannter Fahrt mit Klimaanlage und einer Folge TKKG haben wir am Yachthafen von Arcade den Anker geworfen. Direkt daneben gab es einen schönen schattigen Spielplatz und einen Strand. Hier haben wir den Nachmittag verbracht. Wir haben die Picknickdecke herausgeholt, Fußball gespielt, mit Marlon getobt. Wir waren ganz stolz auf Marla, die sich selbständig am Kiosk ein Eis geholt hat. Unsere einzige Anweisung im Voraus war: "Sage zuerst bitte Hola!"
Am Strand ist Marlon wieder schön an einer Hand gelaufen. Allerdings riss er sich recht schnell von Ulli los und setzte sich mit Body und Windel ins Wasser. Er hat das kühle Nass sehr genossen. Da wir an einem riesigen Meeresarm sind und hier keine Wellen wie an den letzten Stränden waren, ist Marla mit Ulli sogar im Atlantik schwimmen gewesen.
Kilometerstand: 25394 km
Tagesetappe: 103 km
22.06.2016 Santiago de Compostela, A Coruna
Heute morgen war unsere große Gasflasche leer und der Kühlschrank weckte uns mit einem Warnton. Daher habe ich als erstes unsere Reserveflasche angeschlossen und den Kühlschrank zurückgesetzt. Nachdem sich dieses Problem in Wohlgefallen aufgelöst hat, haben wir es wieder sehr entspannt angehen lassen. Wir haben lediglich entsorgt und die restliche Zeit auf dem Spielplatz zu gebracht. In der Mittagspause fuhren wir nach Santiago de Compostela zu einem Mix-Parkplatz, einem POI von Camper-Contact. Allerdings waren uns die Gebühren, insgesamt 19 € für Parken und die Nacht, ohne jegliche Zusatzleistung zu hoch. Zum Glück fanden wir wenige 100 Meter weiter einen wilden Parkplatz ohne Kosten. Nach einem Mittagsimbiss sind wir bei strahlendem Sonnenschein und drückenden 28 Grad auf einem der Jakobswege, insgesamt gibt es wohl sieben offizielle, die wenigen Kilometer in die Stadt zur Kathedrale gelaufen. Und hier haben wir auch die Pilger gesehen. Manchen sah man die Strapazen der letzten Wochen überdeutlich an, manche sahen aber auch aus wie aus dem Auto gestiegen. Teilweise humpelten sie nur noch in die Kathedrale. Auch wir gingen hinein und zumindest auf den ersten Blick war sie eher enttäuschend. Das mag aber vorallem an den ungewöhnlichen Grundriss gelegen haben, der die wahren Dimensionen verschleiherte. Leider waren wir für die 12:00 Uhr Messe zu spät und haben somit auch das Schwenken des gigantischen Weihrauchgefäßes verpasst, aber auch so war es sehr bewegend. Wie alle Pilger haben wir die Statue vom Apostel Jakobus umarmt oder zumindest die Hand aufgelegt und seinen Sarkophag die Ehre erwiesen.
Danach sind wir durch die Stadt gestreift, haben die Atmosphäre auf uns wirken lassen und sind dann in ein Café eingekehrt. In der Tourist Information haben wir noch den Tipp erhalten, im Norden die Stadt A Coruna wegen ihrem Leuchtturm aus dem ersten Jahrhundert zu besuchen. Am Wohnmobil zurück, überlegten wir wie es weitergehen sollte. Obwohl der Platz durchaus für eine Übernachtung gut gewesen wäre, beschlossen wir nach dem Abendbrot noch die 70 Kilometer weiterzufahren. Camper-Contact hat einen Mixed-Parkplatz direkt am Leuchtturm empfohlen. Und es war definitiv die richtige Entscheidung. Wir stehen direkt auf den Klippen zum Antlantik, kamen gerade noch rechtzeitig für den Sonnenuntergang und können uns morgen Vormittag in aller Ruhe uns den Leuchtturm anschauen. Mittlerweile haben sich die Temperaturen auch "beruhigt", wir sind bei ca. 20 Grad und die Wolken lassen auch Regen vermuten.
Kilometerstand: 25551 km
Tagesetappe: 157 km
23.06.2016 A Coruna, Ribadeo
Obwohl der Wetterbericht starken Regen und Gewitter vorhergesagt hat, blieben wir, mit Ausnahme eines kurzen Schauers, von diesen Wetterkapriolen verschont. So konnten wir bequem den Fußmarsch zum Herkules Turm zurücklegen. Dieser wurde im ersten Jahrhundert von den Römern erbaut. Zuerst als Verteidigungs- und Wachturm, später wurde er noch als Leuchtturm benutzt. Mit 60 Meter Höhe und einer umlaufenden Steinbalustrade war es meiner Meinung nach eine Meisterleistung seiner Zeit. Im 18. Jahrhundert wurde der Turm umfassend renoviert. Dabei wurden alle vier noch strehenden Außenwände mit neuen Mauern verkleidert. Zum Glück hat der Architekt aber versucht den Charakter des Turms zu erhalten. Für drei Euro pro Person konnten wir den Turm besteigen und Marlon hat es sich nicht nehmen lassen, über 170 der 230 Stufen selber hoch zu klettern. Lediglich zum Schluss ging ihm die Puste aus und er war froh, dass Papa den Rest übernahm. Wir hatten Glück und waren gerade noch zur rechten Zeit oben angekommen. Noch hatten wir etwas Fernsicht, konnten aber beobachten, wie es sich von Minute zu Minute zuzog und dabei eine schon fast mystische Stimmung herschte.
In der Mittagspause sind wir nach Ribadeo gefahren. Mit über 150 Kilometer eine relativ große Etappe. Aber wir hatten Glück und die Autobahn war inzwischen fertiggestellt. So blieben uns etliche Kilometer Serpentinen ersparrt.
In Ribadeo haben wir direkt am Yachthafen einen schönen Parkplatz gefunden und sind zur Stadtbesichtigung aufgebrochen. Mit einem Designerfahrstuhl konnten wir bequem vom Hafen in die höher gelegene Stadt fahren. Nach wenigen Minuten waren wir auf dem Marktplatz. Hier stand ein sehr beeindruckendes Gebäude, dass zwar stark renovierungsbedürftig war, aber trotzdem aufgrund seines Baustiles beeindruckte. Wir haben es irgendwo zwischen Gaudi und Hundertwasser verortet. Anschließend gingen wir zu einem sehr schönen Spielplatz, während Ulli die Gelegenheit hatte, die Touristinformation mit Fragen zu löchern. Ausgestattet mit Kartenmaterial haben wir die Stadtbesichtigung fortgesetzt. Die Stadt muss mal sehr reich gewesen sein, überall standen sehr eindrucksvolle Villen und andere Gebäude.
Zurück am Parkplatz haben wir gesehen, dass in der Zwischenzeit in einem gegenüberliegenden Park ein gigantischer Scheiterhaufen mit einem Boot und darin einer Frau und einem Mann errichtet wurde. Spät abends kamen immer mehr Menschen und haben angefangen zu feiern. Gegen 22:00 Uhr wurde dann tatsächlich der Scheiterhaufen angezündet und vorallem ältere Menschen begleiteten das Feuer mit volkstümlichen Gesang und Geklopfe mit der Jakobsmuschel. Gegen 01:00 Uhr Nachts wurde dann tatsächlich die Musikanlage angeschaltet und wir mit feinstem spanischen Hip-Hop Beat aus dem Schlaf gerissen. Glücklicherweise hat es die Kinder nicht gestört.
Kilometerstand: 25730 km
Tagesetappe: 179 km
24.06.2016 Ribadesella
Eigentlich wollten wir heute morgen auf einen nahen Campingplatz fahren, Wäsche waschen und am Pool uns entspannen. Allerdings machte uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung. Es regnete ununterbrochen, die Wolken hingen tief und hatten keinerlei Struktur, es wehte kaum Wind und es war relativ kalt.
Wir sind dann vor lauter Langeweile erst einmal losgefahren und haben unterwegs die Lage diskutiert. Es war keine größere Stadt in der Nähe, kein Park oder sonst irgendwas taugliches für einen Regentag. Aber dann hatten wir die Idee einen Campingplatz mit Schwimmhalle zu suchen. Und wir hatten Glück und fanden tatsächlich einen passenden. Den Rest des Tages haben wir unter anderem im Schwimmbad zugebracht. Bevor wir dies durften, mussten wir erst einmal Badekappen erwerben. Auch für Marlon. Somit sind wir jetzt stolze Besitzer von vier gleichen Badekappen (One-Size-Fits-All) in vier verschiedenen Farben. Weiterhin haben wir heute die letzte Wundertüte geöffnet und hatten auch hier großes Glück. Sie war prall gefüllt und enthielt durchaus nützliche Dinge. Und sogar ein Schlüsselanhänger mit Brasssteinen hatte das richtige Sternzeichen. Ein bisschen an die frische Luft mussten die Kinder trotz des Regens auch. Bei Marlon ist das mit Matschsachen kein Problem, obwohl er den nassen Rasen einen seinen Händen nicht so schön fand. Für Marla nahmen wir einfach eine Tüte mit, die dann auf dem nassen Sitz der Schaukel bestens hielt.
Hoffentlich wird das Wetter morgen wieder besser.
Kilometerstand: 25925 km
Tagesetappe: 195 km
25.06.2016 Altamira, Santillana del Mar
Zwar hat es heute morgen aufgehört zu regnen, allerdings sah es so aus, als ob es jederzeit wieder anfangen könnte. Daher haben wir beschlossen auch heute nicht zu waschen und stattdessen weiterzufahren. Vorher haben wir aber dem Spielplatz noch einen intensiven Besuch abgestattet und ver- bzw. entsorgt.
Unser erstes Ziel war Altamira. 1879 hat ein Jäger auf der Suche nach seinem Hund eine Höhle entdeckt und dem Gutsherren Bericht erstattet. Dessen fünfjährige Tochter hat bei der Besichtigung dann die Höhlenmalereien an der Decke entdeckt. Hintergrund war, dass die Höhle zu diesem Zeitpunkt sehr niedrig war. Nur die Tochter konnte aufrecht stehen und die Höhlendecke sehen. Die Zeichnungen waren ungefähr 16.000 Jahre alt und zählen somit zu den ältesten menschlichen Hinterlassenschaften der Welt. 1975 besuchten täglich 3000 Menschen die Höhle. Das hatte natürlich Auswirkungen auf das Klima in der Höhle und es bestand ernsthafte Gefahr für die Zeichnungen. Die Farben verblassten bzw. es siedelten sich Mikroorganismen bzw. Pilze an. Aus diesem Grund wurde 1979 die Höhle für jeglichen Besuch gesperrt. Zwar wurde die Höhle 1982 für den Publikumsverkehr wieder geöffnet, allerdings stark reglimentiert und limitiert. 1998 hat man beschlossen, eine exakte Kopie der Höhle zu bauen. Mittels Laserscanner wurde die gesamte Höhle vermessen und mit CNC Fräsen in Styroporblöcken nachgefräst. Anschließend wurde die Oberfläche nachmodelliert und bemalt. Auch wenn es sich nur um eine Kopie handelt, der Besuch war unglaublich beeindruckend. Unser kleiner Höhlenforscher fühlte sich auch sofort wohl und es war schwierig ihn im Auge zu behalten. Der prähistorische Künstler hat sich auch wirklich große Mühe gegeben und sehr detailierte und farbige Zeichnungen von Bison, Büffel, Rehe aber auch Händen und Symbolen erstellt. Unglaublich aber wahr, zwar braucht man Tickets und bekommt dann einen Zeitslot für den Besuch zugeteilt, allerdings gibt es diese kostenfrei! Und das für ein Unesco-Erbe!
Weiter ging es in das nahegelegene Santillana del Mar, einem kleinen Städtchen, indem die Zeit im Mittelalter stehen geblieben ist. Man ist sichtlich bemüht diesen Eindruck zu erhalten und versteckt so gut es geht alles Moderne. Über Kopfsteinpflaster ging es gemütlich durch das Städtchen. Dabei sind uns jede Menge Leute mit gekauften Naschwerk begegnet. Das Städtchen scheint dafür berühmt zu sein. Wir haben uns erst einmal zurückgehalten.
Nachdem wir unseren Rundgang beendet hatten, ging es nach Santander. Allerdings nur zum Einkaufen. Marlon nutzt die kleinen, rollbaren Einkaufskörbe prima als Lauflernhilfe. Danach ging es zum offiziellen Stellplatz in Santander. Nicht besonders schön, aber für eine Nacht gehts. Abends gibt es immer den gleichen Ablauf: Essen, Abwasch, die Kids in Bett. Marlon möchte derzeit immer mit Abtrocken und freut sich, wenn er uns helfen kann. Gegen 20 Uhr liegt er im Bett. Bei Marla zieht es sich allerdings oft in die Länge mit dem Einschlafen. Dafür schläft sie auch am längsten von uns allen. Ulli hat sich heute zum ersten Mal Kirschen gegönnt und sie mit Marla genossen.
Kilometerstand: 26065 km
Tagesetappe: 140 km
26.06.2016 Castro Urdiales, Orio
Zwar war die Nacht in Santander recht ruhig und wir haben gut geschlafen, allerdings hat die Stadt selber nicht viel zu bieten. Ein Großbrand 1941 hatte praktisch die gesamte Altstadt vernichtet. Daher fuhren wir beizeiten nach Castro Urdiales, parkten direkt an der Strandpromenade und schauten uns das idyllische Städtchen an. Oberhalb des Hafens thront eine alte Festungsanlage, die aber leider nicht zu besichtigen war. Aber die nahegelegene Kathedrale entschädigte für vieles. Zuerst beobachteten wir den Pfarrer beim Anschlagen eines Werbeplaketes. Er war davon so gerührt, dass er sich nach unserer Glaubensrichtung informierte und uns anschließend persönlich für den nächsten Abend zu einer besonderen Abendmesse eingeladen. Der Vorsitzende von Opus Dei gab sich die Ehre. Der Pfarrer vergewisserte sich sofort, ob wir wüssten wer das sei. Selbstverständlich, versicherten wir sofort. Allerdings haben wir verschwiegen, dass unser Wissen eher von Dan Brown als von der Realität stammte. Wir bedanken uns vielfach und schauten uns noch die Kathedrale an. Den Rest des Vormittags verbrachten wir auf einem Spielplatz.
Zurück am Wohnmobil mussten wir feststellen, dass wir hoffnungslos eingeparkt waren. Das Auto vor uns hatte einen Parkschein bis 19:27 Uhr, das hinter uns hatte keinen. Es bestand also Hoffnung. Und wirklich, nach ein paar Minuten kam der Fahrer und ich atmete erleichtert auf. Ich habe dann den Motor gestartet und dann ist es passiert. Das Auto hinter uns hat beim Ausparken nicht auf den Verkehr geachtet und einen Rollerfahrer gestreift. Dieser stürzte, schlitterte noch einige Meter mit seinem Roller über den Asphalt und blieb dann direkt neben unserer Fahrerkabine liegen. Ich stürzte raus und wusste im ersten Moment nicht was zu tun ist. Das Wissen aus dem ersten Hilfekurs vor 28 Jahren an einem Nachmittag im Zivilverteidigungslager der 9. Klasse war auch nicht mehr parat. Zum Glück kamen von überall Spanier hergestürzt und halfen mit. Der Fahrer, ein ca. 60-jähriger Mann, blieb scheinbar unverletzt. Sein Roller hatte nicht soviel Glück.
Wir fuhren dann weiter nach Orio, allerdings musste ich noch lange daran denken, wie schnell so ein Unfall passieren kann.
In Orio haben wir einen netten Campingplatz gefunden und den restlichen Nachmittag mit Wäsche waschen, am wunderbaren Strand oder Spielplatz zugebracht. Das war sehr entspannt. Ganz nebenbei noch: Wir steuern meistens ACSI Campingplätze an, die für uns in der Nebensaison günstiger sind. Dieser Platz hier ist laut ASCI-Führer bereits nicht mehr in der Nebensaison. Doch die nette Dame an der Rezeption sagte, dass sie die Nebensaison für ACSI Mitglieder verlängert haben, weil so viele Gäste mit der ASCI Card vorbei kamen. "Und so profitieren alle." Uns hat es gefreut. Mindestens morgen werden wir noch hier bleiben, vielleicht auch länger.
Kilometerstand: 26254 km
Tagesetappe: 189 km
27.06.2016 Orio
Der Wetterbericht hatte nicht gelogen. Die Sonne schien, etwas Wind wehte. Kurzum beste Vorraussetzungen um endlich unsere Bettwäsche zu waschen. Während die Maschine lief, waren wir im Spielzimmer und auf dem Spielplatz. Zwischendurch hatten wir sogar Zeit und konnten Tischtennis spielen. Kurz bevor wir in die Mittagspause gehen wollten, kamen unsere Siegener Bekannten über den Platz gelaufen. Das gab ein Hallo. Sie waren in einem Nachbardorf und haben auf unserer owntracks Karte gesehen, dass wir ganz in der Nähe waren. Es war schön die Erfahrungen der letzten Tage auszutauschen. Wir haben uns riesig gefreut, dass sie auf einen Besuch vorbeigeschaut haben.
Nach der Mittagspause gingen wir an den Strand. Während Marla und Ulli endlich im Atlantik baden waren und viel Spaß mit den Wellen hatten, haben Marlon und ich nur die Füße ins Wasser gehalten und uns gefreut, wie der Sand unter unseren Füßen weggespühlt wurde. Danach ging es weiter zum Schwimmingpool. Es ist immer wieder erstaunlich, wie angstfrei Marlon sich in die Fluten stürzt. Und obwohl ich höllisch aufgepasst habe, hat er zwei, dreimal einen kräftigen Schluck genommen. Nach kurzem Husten und Augenzwinkern ging es für ihn mit einem Lachen im Gesicht weiter.
Den Rest des Tages haben mit Relaxen, Tischtennis spielen und Gehen-üben mit Marlon zugebracht. Auch mussten die Betten wieder bezogen werden. Wir freuen uns auf unser frisches Bett. Für Marla haben wir heute ihren Roller mal wieder rausgeholt. Sie ist etliche Runden über den Platz gesaust. Das ist ja das schöne an so einem Gelände, und viele andere Kinder waren auch mit Roller oder Fahrrad unterwegs. Zum Schluss hat sie sich noch am Tischtennis probiert und den ein oder anderen Treffer gelandet.
Kilometerstand: 26254 km
Tagesetappe: 0 km
28.06.2016 Orio
Heute haben wir uns nochmal auf dem Campingplatz ausgetobt. Gleich nach dem Frühstück ging es an den Strand. Wir waren fast alleine und die vielen Wolken machte die Sonne erträglich. Ulli hat sich wieder in die Fluten gestürzt, die Kinder waren mit den Füßen drin. Erst zur Mittagspause sind wir zum Wohnmobil zurückgekehrt. Nach einem kurzen Imbiss haben wir eine ausgedehnte Pause eingelegt. Danach haben wir dem Spielhaus einen Besuch abgestattet und unter anderem Kicker gespielt. Nach dem Kaffeetrinken sind wir noch einmal zum Pool gegangen und Marlon hat sich noch wagemutiger in die Fluten gestürzt. Inzwischen macht es ihm auch nichts mehr aus, wenn er mit dem Kopf unter Wasser ist oder einen kräftigen Schluck nimmt.
Den Rest des Tages haben wir mit Tischtennisspielen, Roller fahren, Laufen üben und vieles andere zugebracht.
Kilometerstand: 26254 km
Tagesetappe: 0 km
29.06.2016 Donostia San Sebastian
Nach fast drei Tagen Müßiggang zog es uns weiter und wir fuhren die kurze Strecke nach Donostia San Sebastian. Da wir vor 12 Uhr ankamen, hatten wir noch die Auswahl und konnten uns einen schönen Stellplatz sichern. Als wir nach der Stadtbesichtigung zurückkehrten, war jeder Platz und jede freie Ecke gefüllt. Es kamen noch viele Wohnmobile, die aber unverrichteter Dinge wieder weiterfahren mussten.
Nach einem kurzen Fußmarsch erreichten wir den sichelförmigen Strand, um den die gesamte Stadt gebaut wurde. Und dann wurde auch klar, warum die Stadt den Beinamen "baskisches Nizza" trägt. In kaum einer anderen spanischen Stadt ist das Flanieren so schön wie hier. Das schien auch die Kommision zu überzeugen und so ist Donostia San Sebastian dieses Jahr Kulturhauptstadt Europas. Besonders die Altstadt weiß mit schönen Häusern und Architekturen zu überzeugen. Dabei fielen Balkons mit Nummern auf. Früher wurden in der Stadt Stierkämpfe veranstaltet und diese Balkone als Logen vermietet. Besonders schön waren auch die zahlreichen und abwechslungsreichen Spielplätze. Für Marla gab es eine Runde auf einem historischen Karussell, dabei wollte sie unbedingt auf einem Delfin sitzen. So verging der Tag wie im Fluge und abends kehrten wir mit dem Bus zurück. Auf dem Weg zum Wohnmobil haben wir dann noch eine kleine Sportrunde eingelegt.
Marlon läuft jetzt jeden Tag mehr und versucht uns zu helfen. Neuerdings hilft er den Tisch zu decken und versucht sich im Abtrocknen.
Kilometerstand: 26268 km
Tagesetappe: 14 km
30.06.2016 Biarritz
Bevor wir heute Spanien in Richtung Frankreich verlassen, wollten wir noch unsere Vorräte auffüllen und vorallem volltanken. Das Navi hat zwei potentielle Einkaufszentren ausgespukt. Das erste erwies sich als geschlossene Stierkampfarena, das zweite war aber ein voller Erfolg. Wir konnten für günstige 95 Cent pro Liter Diesel tanken und im Einkaufszentrum haben wir nicht nur Lebensmittel bekommen, sondern auch noch zwei Röcke für Marla und für mich Einlegsohlen. Weiterhin gab es einen kleinen Indoorspielplatz für die Kinder.
In der Mittagspause sind wir dann ganz gemütlich nach Biarritz, dem Surferparadies in Europa, gefahren. Unterwegs habe ich in einer schönen Stadt einen Stellplatz gesehen, der aber bereits halb eins komplett belegt war. Ich ahnte schlimmes. Angekommen bei dem Aire Municipal, dem Stellplatz in Biarritz zeigte uns bereits am Kreisverkehr ein Schild "Complet" an. Nun war guter Rat teuer. Ich stellte mich erstmal in eine, für Wohnmobil verbotene, Seitenstraße und überlegte. Ulli schaute sich derweil den Platz an. Es waren noch mehr als genug Plätze leer. Allerdings gab es ein merkwürdiges System. Man kaufte sich einen Parkschein, bekommt einen Code und kann damit beliebig oft innerhalb der Parkzeit rein und rausfahren. Das Problem daran, wenn ein Wohnmobil den Platz verlässt, dann ist der Platz weiterhin blockiert, bis die Zeit abgelaufen ist. Mit der Erkenntnis habe ich beschlossen, mich einfach vor dir Schranke zu stellen und zu warten. Und tatsächlich, nach einiger Zeit hätten wir ein Ticket kaufen können. Wenn, ja wenn der Automat denn eine unserer Karten akzeptiert hätte. Ich habe dann einen Deutschen Wohnmobilisten angesprochen, wie er es denn geschafft hat auf den Platz zu kommen. Seine Geldkarte wurde akzeptiert. Meine Bitte, ob er nicht unser Ticket kaufen könnte, ich gebe ihm dann das Geld in bar, verneinte er. Ulli hatte in der Zwischenzeit die Hotline kontaktiert und die wollten einen Techniker schicken. Also warteten wir weiter. Die Frau des Deutschen hat ihm aber offensichtlich ins Gewissen geredet, jedenfalls kam Sie zur Schranke und hat uns ein Ticket gekauft. Endlich haben wir es geschafft und konnten einen Platz auf dem Stellplatz ergattern. Die warteten Spanier hinter uns hatten kein Glück.
Nach unserem Mittagsessen brachen wir auf. Nach wenigen Gehminuten erreichten wir den Strand und sahen sofort, warum die Stadt bei Surfern so beliebt ist. Blaues Wasser, schöner Sandstrand und jede Menge Wellen. Das war es auch, was bereits Napoleon dazu brachte sich in die Stadt zu verlieben. In der Folge avancierte die Stadt zum Treffpunkt der High Society. Erst in den Sechziger kamen dann die Surfer dazu und so enstand eine unglaubliche Mischung aus Society und Hippie Hochburg. Den restlichen Nachmittag haben wir dann damit zugebracht, in den Gassen die Geschäfte zu bestaunen und am Strand die Surfer zu beobachten.
Kilometerstand: 26331 km
Tagesetappe: 63 km
01.07.2016 Dax, Mont-de-Marsan
Im Gegensatz zu gestern zeigte sich das Wetter nicht von seiner besten Seite. Der Himmel war wolkenverhangen und sah grau und trist aus. Wir haben uns aber davon nicht abhalten lassen und sind die wenigen Meter bis zum Strand gelaufen. Während Ulli und Marla die Surfer vom Badestrand vertrieben und die Wellen genossen, haben Marlon und ich Sandburgen gebaut. Es war ungeheuer kurzweilig die Surfer zu beobachten. Im Vordergrund war die Surfschule. Die waren schon froh irgendeine Welle zu erwischen und in Richtung Ufer gespült zu werden. Weiter draußen waren die Profis. Die saßen auf ihren Boards und hielten Ausschau nach den wirklich großen Wellen. Marla wollte eigentlich mit ihrer kleinen Luftmatratze surfen, Ulli konnte ihr es aber ausreden. Das hätte eher unglücklich enden können, denn die Strömung war nicht ohne. Es dauerte nicht lange und Marla kam aufgrund der Kälte des Atlantiks zu uns und spielte mit. Irgendwann hatte auch Ulli genug und wir verließen den Strand in Richtung Spielplatz.
In der Mittagspause sind wir nach Dax gefahren. Eigentlich wollten wir hier auch die Nacht verbringen. Allerdings war der Stellplatz bereits voll und wir bekamen nur noch eine Notlücke ab. Was aber noch schlimmer war, wir standen faktisch am Kreisverkehr mit dem entsprechenden Lärm. Aber für einen Stadtbummel reichte es. Angenehm überrascht sind wir vom Nahverkehr. Sowohl gestern in Biarritz als auch jetzt in Dax gab es einen kostenfreien Nahverkehr. Andere Städte sind zwar nicht komplett kostenlos, aber mit 1 € pro Fahrt bzw. 2 € für ein Tagesticket auch sehr günstig. Zum Vergleich, Erfurt hat gerade die Preise wieder erhöht und möchte jetzt 2 € pro Fahrt haben.
Die Stadt Dax ist vorallem für ihre Thermalquellen bekannt. Bereits die Römer wussten diese zu nutzen und auch wir haben uns von der Qualität des 63° heißen Wassers überzeugt. Allerdings scheint es nicht soviele Mineralien zu enthalten. Zumindest war der Geschmack im Vergleich zu den zahlreichen Quellen in Bad Homburg nahezu neutral. Dann schauten wir uns noch etwas die Altstadt an und besuchten den Park mit Spielplatz. Allerdings war letzterer sehr alt, klein und ungepflegt. Selbst Marlon hatte bald genug und wir beschlossen weiterzufahren.
Unterwegs passierten wir eine GPL Tankstelle und dank der zahlreichen Adapter konnten wir problemlos unsere Gasvorräte wieder auffüllen. Damit sollten wir jetzt bequem bis nach Deutschland kommen. Angekommen in Mont-de-Marsan waren wir vom Stellplatz sehr erfreut. Zwar kostet er 9 €, aber dafür hat er reichlich Platz, ist in einem Park gelegen und hat sogar WLan! Wir eroberten dann noch den Stellplatzspielplatz sowie den Spielplatz im benachbarten Erholungspark. Wenn sich Marlon dann freiwillig in den Kinderwagen setzt, dann hatte er genug "Auslauf" und es wird Zeit zum Wohnmobil zurückzukehren.
Kilometerstand: 26446 km
Tagesetappe: 115 km
02.07.2016 Miramont-de-Guyenne, Issigeac
Die Nacht verlief sehr ruhig und wir haben sehr gut geschlafen. Der Plan für heute war, dass wir nach dem Frühstück in den benachbarten Park gehen und dem Tierpark einen Besuch abstatten. Leider zeigte sich, dass er heute geschlossen war. So konnten wir die Tiere nur durch den Zaun beobachten. Wir sahen, wie ein Pfau auf Brautschau ging und sein Rad aufspannte, merkwürdige Hasen und jede Menge Nachwuchs bei den Enten und Gänsen. Es war wirklich schade, dass wir nicht reingehen konnten, zumal wir noch einen schönen Spielplatz erspähten. So blieb es bei einem kurzen Blick über den Zaun.
Nachdem wir noch dem öffentlichen Spielplatz einen Besuch abgestattet hatten, fuhren wir zu einem nahegelegenen Lidl. Marlon bekam wieder einen eigenen Einkaufskorb als Lauflernwagen und hatte sichtlich Spaß dabei. Der Lidl in Frankreich hat ein wesentlich größeres Sortiment im Vergleich zu Spanien. So war es ein leichtes für eine abwechlungsreiche Ernährung einzukaufen. Dann wurde es höchste Zeit für die Mittagspause. Marlon wurde bereits ungehalten. Ursprünglich wollten wir heute nach Bordeaux fahren. Nachdem wir aber gelesen hatten, dass die Deutsche Nationalelf dort heute spielen wollte, haben wir uns umentschieden. Vermutlich wären wir nicht alleine gewesen und auf wütende Fans oder Polizeikontrollen hatten wir keine Lust. So fuhren wir bei einer schönen TKKG Geschichte nach Marmande, eigentlich unserem Tagesziel für heute. Dort angekommen konnten wir aber nicht einmal in den Ort fahren, geschweige denn den Stellplatz aufsuchen. Die Polizei hat wegen einem Festival sämtliche Zufahrtsstraßen weiträumig abgesperrt. Und dann sahen wir es auch schon. Jeder Quardratmeter war entweder mit Autos, Zelten oder Personen belegt. Das war nichts für uns und wir fuhren erst einmal weiter.
In Miramont-de-Guyenne sahen wir einen Trödelmarkt und haben spontan auf einem nahen Parkplatz gehalten. Nach einem kurzen Imbiss bummelten wir durch die Stadt und sahen eine illustre Mischung aus privaten Trödelständen, professionellen Verkäufern und Kunsthandwerkern. Zwar fanden wir für uns nichts passendes, aber trotzdem hatten wir alle unseren Spaß. Beeindruckend war ein Zuckerwattestand mit mindestens zehn verschiedenen Geschmacksrichtungen. Marla hat sich für Bubble-Gum entschieden und wir haben alle mal davon genascht.
Da es noch relativ zeitig war, beschlossen wir die restlichen 30 Kilometer nach Issigeac auch noch zu fahren. Der Ort beeindruckt mit seinem mittelalterlichen Kern und morgen soll ein beeindruckender Markt stattfinden.
Nachdem wir von einer ersten Ortsbesichtigung zurückkamen, musste ich leider einen Teilausfall der Elektrik feststellen. Wir haben auf der linken Seite über der Sitzgruppe keinen Strom mehr. Davon betroffen sind die Lampen, Fernseher, Antenne, Radio und 12 Volt Steckdose. Eine erste Fehleranalyse ergab leider keine Ursache. Marlon hat äußerst interessiert mit mir in das Fach der Sicherung geschaut. Die Sicherungen scheinen in Ordnung zu sein und auch die Steckverbinder beim Verteiler sehen alle gut aus. Interessanterweise funktioniert noch die Ambientebeleuchtung auf der linken Seite. Bei der Fehlersuche konnte ich nebenbei noch einen anderen Fehler beheben. Im Kombiinstrument wurden immer die Innen- und Außentemperatur vertauscht angezeigt. Die Stecker für beide Sensoren waren identisch und nicht beschriftet. Der italienische Monteur hat sich sicherlich gedacht, passt schon, in 50 Prozent der Fälle ist es korrekt. Hoffentlich gibt sich unser Hauptproblem wieder, im Idealfall geht es auch wieder von alleine so schnell, wie es gekommen ist.
Kilometerstand: 26606 km
Tagesetappe: 160 km
03.07.2016 Markt in Issigeac, La Roque-Saint-Christoph, Montignac
Leider hat sich unser Elektrikproblem nicht von selbst über Nacht behoben. Da mir auch kein neuer Lösungsansatz eingefallen war, vertagten wir das Problem und sind die wenigen Meter ins Zentrum von Issigeac gelaufen. Heute war Markttag und wir schlenderten durch die engen, mittelalterlichen Gassen an unzähligen Ständen vorbei und schauten uns die feil gehaltenen Waren an. Hin und wieder konnten wir auch probieren und waren sehr einfach zum kaufen zu bewegen. Somit sind wir jetzt mit einem halben Dutzend Würste und einer hausgemachten Paste aus Tomaten, Oliven, Zwiebeln, Knoblauch, Gewürzen und der einen oder anderen Geheimzutat bevorratet. Unglaublich lecker.
Nach dem obligatorischen Besuch eines Spielplatzes starteten wir in Richtung La Roque-Saint-Christoph. Unsere Fahrt führte 60 Kilometer durch die Dordogne. Das Gebiet wurde uns von Freunden wärmsten empfohlen und sie hatten nicht übertrieben. In jedem zweiten Dorf hätte man anhalten müssen. Entweder begeisterten die kleinen mittelalterlichen Häusern, ein gigantischer Sakralbau, ein verschlafenes Chateau oder alles zusammen. Trotzdem kamen wir irgendwann in La Roque-Saint-Christoph, einer in und an den Felsen gebauten Festung und Stadt. Dieser Felsen war seit 55.000 vor Christus bis 1588 ununterbrochen bewohnt. Zwar ist von der ehemaligen Bebauung seit der Zerstörung in den Religionskriegen nichts mehr vorhanden, aber die in den Felsen gehauenen steinernen Zeugen und zahlreichen modernen Modelle machen den Besuch sehr anschaulich und beeindruckend. Wir haben sogar ein deutschsprachiges Faltblatt für den Rundgang erhalten. Auch Marlon hatte seinen Spaß. Wo immer es ging haben wir ihn aus der Kraxe genommen und frei krabbeln/laufen lassen. Das hat zwar der Hose den Rest gegeben, aber der Bewegungsdrang ... Wir fanden es so interessant, dass wir Marla ein Kinderbuch über die Vorgeschichte gekauft haben.
Weiter ging es nach Montignac. Angekommen habe ich Ulli vor der Tourist Information aussteigen lassen. Nur hier kann man die Tickets für die berühmte Höhle in Lascaux erwerben. Und nach den Erfahrungen mit der Alhambra habe ich schlimmstes befürchtet. Aber weitgefehlt. Wir hätten sogar noch Tickets für den gleichen Tag haben können, haben aber trotzdem eine Führung für Morgen 10:30 Uhr genommen. Den Rest des Tages haben wir uns Montignac angeschaut und sind dabei wieder auf einem Flohmarkt gelandet. Marlon hat sich dabei sofort in ein großes, weiches Spielzeugauto verliebt. Was haben also mit der Verkäuferin gehandelt, allerdings spielte Marlon bereits ausgiebig mit dem Auto, unsere Verhandlungsposition war also denkbar schlecht. Aber wir haben immerhin 25% Nachlass bekommen und es für 3 € gekauft. Während Marlon weiter mit dem Auto spielte, haben wir uns den Rest des Flohmarkts angeschaut aber nichts passendes mehr gefunden. Zum Schluss hat uns die Verkäuferin von dem Auto sogar noch ein zweites Auto geschenkt. Eine sehr nette Geste.
Nach einer weiteren Runde auf einem Spielplatz sind wir zum Wohnmobil zurück. Und gleich hatte mich mein Elektrikproblem wieder. Den Tag über hatten wir immer mal wieder Strom, aber kaum habe ich etwas anderes außer einer Lampe eingeschaltet, war er wieder weg. Irgendwann hatte ich die Erleuchtung. Und begab mich auf die Suche nach einem Kurzschluss im Schaltpanel. Ich isolierte noch einmal jeden Schalter, jede Klemme und jeden Verteiler. Und siehe da, alles hat wieder einwandfrei funktioniert. Hoffen wir, dass es dabei bleibt und das Problem aus der Welt geschafft ist.
Kilometerstand: 26686 km
Tagesetappe: 80 km
04.07.2016 Lascaux II, Le Thot, Sarlat, Beynac
Unser Stellplatz in Montignac war ruhig, zentral gelegen, hatte sehr gute Ver- und Entsorgungsmöglichkeiten und sogar Strom. Und das für nur 5 €. Besser kann man es nicht machen. Nach dem Frühstück fuhren wir die wenigen Kilometer zur Höhle Lascaux II. Wie die Höhle in Altamira/Spanien ist diese eine Replik um die Original-Höhle zu schützen. Auch hier zeigten sich die negativen Auswirkungen von ungebremsten Besucherströmen und die ersten Zeichnungen verblassten bzw. die Farben verliefen. Diese Höhle wurde allerdings nicht oberirdisch mit Styropur nachgebaut, sondern unter der Erde mit Drahtgeflecht und Beton. Ein Fakt der uns vollkommen überraschte. Leider bemerkten wir das zu spät, um uns noch warme Sachen mitzunehmen. Auch wenn die angekündigten 13° sicherlich stark untertrieben waren, es war frisch. Aber die Höhle beeindruckte mit ihren detailierten Zeichnungen und die Führerin gab sich große Mühe uns mit Hintergrundwissen und Details zu versorgen. Jetzt kennen wir auch das Geheimnis, wie die Urmenschen Licht in die dunklen Höhlen brachten. Sie bauten sich Kerzen aus Rentierfett und benutzen geflochtene Pflanzenfasern als Docht. Das rußte und qualmte nicht und ermöglichte so, in den Höhlen längere Zeit zu verweilen.
Weiter ging es nach Le Thot. In dem Museum wurde uns eindrucksvoll demonstriert, wie sich die bemalten Höhlen mit Kerzen (-animation) angefühlt haben müssen. Auch wurden zahlreiche Lehrfilme zum Thema Pinsel- und Kerzenherstellung gezeigt oder wie die Farben hergestellt und aufgetragen wurden. Ein 3D Film (mit englischen Audioguide) rundete das Erlebnis ab. Im Außenbereich wollten wir dann noch an den beworbenen Workshops wie Speerschleudern, Feuerstein behauen und Höhlenmalerei teilnehmen. Allerdings zeigte sich, dass diese nur für Schulklassen durchgeführt werden. Wirklich schade, denn ich hätte große Lust darauf gehabt. So blieb ein fader Beigeschmack, Besucher zweiter Klasse gewesen zu sein.
In der Mittagspause fuhren wir nach Sarlat, eine der besterhaltensten Mittelalterstädte in der Dordogne. Die verwinkelten Gassen, die zahlreichen Stände und Geschäfte luden zum Bummeln ein und der Schatten und die kühlen Mauern machten das Wetter erträglich. Immerhin hatten wir heute 32°. Leider hatte die Stadt keinen schönen Spielplatz und auch der Stellplatz war nicht einladend. So fuhren wir weiter nach Beynac. Hier liegt der Stellplatz immerhin nicht an der Hauptstraße und ist ein guter Ausgangspunkt um den Ort bzw. die Festung zu erkunden. Und auch dieser mittelalterliche Ort war mehr als beeindruckend. Herrliche Gässchen, steil und eng, die Marlon eigentlich gern laufend bewältigen würde, wenn es denn nicht so anstrengend wäre, die Füße über die Pflastersteine zu heben.
Heute Abend hat Ulli Marlas neues Buch vorgelesen: die Geschichte eines Jungens aus der Zeit der Höhlermalerei. Es ist auch für uns sehr interessant, den Alltag der Menschen von vor 17000 Jahren kindgerecht aufbereitet zu lesen.
Leider gab es auch noch eine schlechte Nachricht zu vermelden. Mein Elektrikproblem hat sich wiedergemeldet. Das Problem scheint nur bei reinem Batteriebetrieb aufzutreten. Gestern hatten wir Landstrom und alles funktionierte wunderbar. Morgen fahren wir zu einem nahegelegenen Campingplatz mit einer ausgedehnten Poollandschaft. Da werde ich dem Problem näher auf den Grund gehen.
Kilometerstand: 26749 km
Tagesetappe: 63 km
05.07.2016 Zeltplatz bei Dagne
Seit einigen Tagen haben wir uns darauf gefreut, endlich wieder auf einem Zeltplatz mit Pool zu stehen und einfach nur zu entspannen. So fuhren wir nach dem Frühstück die zehn Kilometer bis nach Dagne. Wir hatten im ACSI Katalog einen sehr vielversprechenden Platz mit großer Poolanlage gefunden. Und wir wurden nicht enttäuscht. Wir fanden eine sehr große Parzelle mit viel Schatten in unmittelbarer Nähe zum Pool. Kaum hatten wir festgemacht, war Marla auch schon bei der Kinderanimation und hatte trotz der Sprachbariereren viel Spaß. Ich habe mich in der Zwischenzeit mit meinem Elektrikproblem beschäftigt. Ich hatte immerhin neue Informationen. Das Problem tritt auch bei Landstrom auf und manchmal war die LED Beleuchtung weder an noch aus, sondern glimmte schwach. Ich befürchtete schon das schlimmste und suchte nach einem Kabelbruch, einer Scheuerstelle oder ähnliches. Ausgehend vom 12 Volt Verteiler verfolgte ich die Kabel und stellte fest, dass sie oberhalb des Backofens verschwanden. Nachdem ich eine Verkleidung demontiert hatte, sah ich ein gutes Dutzend Steckverbinder und machte eine weitere Entdeckung. Zwar hat unser Wohnmobil einen Kamin auf dem Dach, allerdings war das Flexrohr nicht am Backofen angeschlossen. Die Abluft des Ofens und somit die Hitze wurde direkt in das kleine Fach mit den Kabeln abgegeben. Ich habe dann das Rohr richtig angeschlossen. Aber ein Test zeigte, ich habe zum Abendessen einen Auflauf bereitet, dass das Fach immer noch sehr heiß wird. Wenn wir wieder zu Hause sind, werde ich den Ofen und den Kamin mit Dämmmatten isolieren. Nachdem das geschafft war, habe ich mich den Steckverbindern gewidmet. Zwar habe ich jetzt keine richtige Ursache gefunden, aber nachdem ich alle Stecker mehrfach getrennt und wieder zusammen gesteckt hatte, funktionierte es wieder ohne Probleme. Hoffen wir das Beste, dass es diesmal dabei bleibt.
Den Rest des Tages haben wir mit dem Erkunden des Platzes und am Pool zugebracht. Es gibt einen Strand am Fluss und sogar einen Wasserspielplatz. Hier spritzt und plätschert es aus unzähligen Düsen. Marla und Marlon hatten unglaublich viel Spaß.
Kilometerstand: 26759 km
Tagesetappe: 10 km
06.07.2016 Zeltplatz bei Dagne
Der Tag heute stand wieder ganz unter dem Motto "Entspannung". Marla ist vormittags wieder bei der Kinderanimation verschwunden und hat Schlüsselanhänger gebastelt und Fußball gespielt. Ich bin derweilen mit Marlon spazieren gegangen und wir haben den zeltplatzeigenen Spielplatz unsicher gemacht. Ulli hat in der Zwischenzeit unsere Wäsche gewaschen und zum Trocknen aufgehangen.
In der Mittagspause haben sich Marlon und Ulli hingelegt, während Marla und ich ausgiebig die Poollandschaft genutzt haben. Marla konnte sich endlich überwinden und wir haben die ersten Hebefiguren einstudiert. Auch das Tauchen klappt jetzt immer besser. Stolz wie Bolle hat sie Ulli gleich die Neuigkeiten erzählt. Am Nachmittag sind wir dann alle zusammen zum Baden gegangen. Marlon war wie immer unerschrocken und geht auch bewusst das Risiko ein, mit dem Kopf unterzutauchen. Man kann ihn keine Sekunde unbeobachtet lassen. Außerdem haben wir uns heute ein Kaffeetrinken in der Snackbar gegönnt. Marla hat am späten Nachmittag die Wäsche abgenommen und ich die Crêpes für unser Abendbrot vorbereitet. Ullli ist nach dem Abenbrot nochmal mit den Kindern baden gegangen. Da hat Marla tauchen mit offenen Augen geübt.
Nach ein bisschen Tischtennisspielen haben wir abends die Gelegenheit genutzt und an einem Boule Turnier teilgenommen. Wir haben zwar einige Punkte gesammelt, flogen aber trotzdem in der ersten Runde raus. Es ist unglaublich, wie die Franzosen das Spiel beherrschen und unsere Kugeln aus dem Spiel schleuderten. Aber wir hatten viel Spaß und nebenbei die Spielregeln verstanden.
Die Temperaturen sind nun seit drei Tagen sehr hoch, so ca. 30 Grad. Glücklicherweise habe ich einen schönen Platz hier gefunden, der sehr schattig ist. Und wir können froh sein, dass es sich nachts richtig abkühlt. Da sinken die Temperaturen auf ca. 14 Grad.
Gute Nachrichten vom Elektrikproblem. Es ist bisher nicht wieder aufgetreten.
Kilometerstand: 26759 km
Tagesetappe: 0 km
07.07.2016 Rocamadour, Alvignac
Inzwischen sind wir ein eingespieltes Team. Ich habe Marla um 10:00 Uhr zur Kinderanimation gebracht und bin mit Marlon auf den Spielplatz gegangen. Im Kidsclub wurden heute zwei große Flaggen gebastelt. Heute Abend findet das Halbfinalspiel der EM, Frankreich gegen Deutschland statt. Nachdem wir genug gespielt hatten, und die Sonne schon unerbittlich brannte, schlenderten Marlon und ich zum Kidsclub zurück. Irgendwas stimmte doch mit der deutschen Flagge nicht. Die Franzosen haben sie Schwarz, Gelb, Rot gemacht. Marla erzählte mir dann auch aufgeregt, dass sie darauf hingewiesen, sogar eine korrekte Fahne gemalt hatte. Allerdings waren die Sprachbarrieren zu groß. Ich habe dann den schwarzen Streifen abgeschnitten und auf der anderen Seite wieder rangeklebt. Problem behoben.
In der Mittagspause ging es weiter nach Rocamadour. Auf sehr engen, kurvigen Straßen, aber immerhin mit sehr wenig Gegenverkehr. Wir parkten direkt am Chateau und konnten auf einem serpentinenartigen Fußweg bequem zum Wallfahrtsort wandern. Eine kleine Statue, die schwarze Madonna, hat schon zahlreiche Wunder verbracht. Beispielsweise wurde Henry Plantagenet (133-1189), König von England, auf mirakulöse Weise geheilt. Wir hatten Glück und es waren nur wenige Besucher da. So konnten wir in Ruhe das halbe Dutzend Kirchen besuchen. Weiterhin haben wir die Gelegenheit genutzt, statt eine Kerze anzuzünden, einen Nagel in einen Baumstamm zu schlagen. Die voll beschlagenen Baumstämme sind schon halbe Kunstwerke.
Weiter ging es zu einem nahegelegenen Lidl. Marlon läuft inzwischen schon zeilstrebig zu den kleinen Einkaufkörben, von uns Lauflernwagen genannt, und ging dann selbständig auf Tour. Irgendwann konnten wir ihn beim Kühlregal gerade noch davon abhalten, herzhaft in ein Stück Butter zu beißen.
Unser Nachtquartier haben wir auf einem Stellplatz in Alvignac aufgeschlagen. So müssen wir morgen keine 10 Kilometer bis zur Höhle, Gouffre de Padirac, fahren. Zum Abendbrot habe ich ein Hühnchen-Ananas-Curry mit Reis bereitet. Aber meiner Familie hat es nicht so richtig geschmeckt. Es ist das erste Mal auf dieser Fahrt, dass an meinen Kochkünsten rumgemäkelt wird.
Irgendwie haben wir heute eine Menge Fliegen im Wohnmobil abgesammelt. Ulli entpuppt sich in der Zwischenzeit als geniale Fliegentöterin. Zwar nicht sieben auf einen Streich, aber drei in einer Minute sind drin.
Kilometerstand: 26834 km
Tagesetappe: 75 km
08.07.2016 Gouffre de Padirac, Le Mont Dore
Zum Glück haben wir ganz in der Nähe der Höhle genächtigt. So konnten wir noch vor dem großen Andrang die Besichtigung beginnen. Über 400 Stufen sind wir in ein gigantisches Erdfallloch runter gestiegen. Marlon hat dabei in der Kraxe gesessen und sehr interessiert die Umgebung beobachtet. Nach einem kurzen unterirdischen Fußmarsch gelangten wir zur Anlegestelle der Käne und ließen uns durch die Höhle stagen. Die Höhle wurde in vielen Hundertausend Jahren durch einen unterirdischen Fluß ausgewaschen. Nach 19 Kilometer fließt dieser in die Dordogne. So entstanden gigantische Höhlräume, der größte misst 49 Meter in der Höhe. Die Decke darüber misst gerade noch neun Meter Dicke. Es besteht also durchaus die Chance, dass es hier irgendwann den nächsten Erdfall gibt. Durch Ausspülungen im Sandstein bzw. Ablagerungen von im Wasser gelösten Kalk haben sich beeindruckende Gesteinsformationen gebildet. Aufgrund der hohen Fallhöhe und Fließgeschwindigkeit des Wassers gibt es fast keine klassischen Stalaktiden und Stalakniden. Dafür aber zahlreiche Dämme, Säulen und "Parlamente" genannte Formationen. Auf unserem Rückweg sind uns ganze Herrscharren von Touristen entgegen gekommen. Ich war sehr froh, dass wir in einer sehr kleinen Gruppe mit einem sehr engagierten Führer unterwegs waren. Obwohl wir die einzigsten Nicht-Franzosen waren, hat er uns sogar das wichtigste auf Englisch erklärt.
In der Mittagspause sind wir eine sehr große Etappe, ins Zentralmassif von Frankreich, gefahren. 180 Kilometer in drei Stunden. Am Anfang waren die Straßen ausgesprochen schlecht, eng und kurvig, aber nach einer guten halben Stunde wurde es besser. Mit Marla habe ich nun alle TKKG-Geschichten die wir mit haben gehört. Nun sind wir auf "Fünf Freunde" umgestiegen. Marlon hat glücklicherweise über 2 Stunden geschlafen.
Angekommen in Le Mont Dore haben wir auf dem Aire Municipal festgemacht und sind zu einer Fahrt mit der ältesten Seilbahn Frankreichs, Baujahr 1889, aufgebrochen. Das hatte sich wirklich gelohnt. Bergauf saßen wir ganz vorn, in einem geschlossenen Abteil auf Ledergepolsterten Bänken, dort wurden die Fenster noch mit einem Lederriemen hochgezogen. Bergab entschieden wir uns für ein offenes Abteil mit Seitengardinen! Nach dieser Tour schlenderten wir durch den Ort zurück zum Wohnmobil.
Nun genießen wir heute nach einer tropischen Nacht die angenehmeren Temperaturen, aufgrund der Höhenlage von über 1000 m, und das Rauschen der Dordogne im Hintergrund.
Kilometerstand: 27018 km
Tagesetappe: 184 km
09.07.2016 Puy de Sancy, L`Aventure Michelin in Clermont-Ferrand, Volvic, Effiat
Als erstes fuhren wir heute morgen von Le Mont Dore wenige Kilometer zur Talstation Le téléphérique du Sancy. Der Kabinenlift brachte uns auf 1790 Meter. Bereits von hier war die Aussicht überwältigend. Aber wir wollten höher hinaus. Also kam Marlon in die Kraxe und wir begannen den Aufstieg zum Puy de Sancy. Und das war gar nicht so einfach. Zum einen hatte ich mit Marlon, der Kraxe, Jacken und Verpflegung knapp zwei volle Bierkästen auf dem Rücken und zum anderen wimmelte es auf den Holztreppen nur so vor kleinen Fliegen. Wenn man den Mund geöffnet hat, konnte man gleich noch satt werden. Die inzwischen schon recht hoch stehende Sonne verwandelte das ganze dann endgültig in eine schweißtreibende Angelegenheit. Ich war dann sehr froh, als wir die Aussichtsplattform auf 1886 Meter erreicht hatten. Die Aussicht entschädigte dann für alles. Zum Glück war uns das Wetter hold und wir konnten die Fernsicht genießen. Richtung Deutschland sah es recht wolkig aus. ;-)
Zurück am Wohnmobil fuhren wir in der Mittagspause nach Clermont-Ferrand. Wir wollten uns das L`Aventure Michelin Museum anschauen. Hier konnten wir die sehr interessante Lebens- und Unternehmensgeschichte von Michelin erleben. Begleitet von der sehr guten App fürs Handy konnten wir den Aufstieg von einem Produzenten für Hartgummibällen, über Fahrradreifen zu einem der größten Reifenhersteller der Welt nacherleben. Dabei haben die Gebrüder Michelin immer das Menschliche im Auge behalten und für das Wohl ihrer Angestellten gesorgt. Beispielsweise konnten Angestellte günstige Wohnungen mieten, haben Zuschüsse für Krankenversichungen erhalten, es wurden Sportvereine gegründet und sogar ein Schwimmbad gebaut. Auch wurde gezeigt, wie es zu den berühmten Michelin Führer kam, wie die Idee vom Michelin Männchen entstanden ist und dass Michelin sogar die Wegweiser und Straßenschilder aus Beton hergestellt hat. Nette Geschichte am Rande. Auf die Frage, wo kommt denn der Gummi her, antwortete Marla nach kurzer Überlegung "von den Gummibärchen!". Zum Glück konnten wir auch diese Wissenslücke schließen. Das Museum hat zwar knapp 10€ pro Erwachsenen gekostet, aber das war es auch wert. Wer sich für die Geschichte interessiert und nicht gerade in Clermont-Ferrand weilt, der sollte sich die App "L`Aventure Michelin" runterladen.
Weiter ging es nach Volvic, einem winzigen Örtchen, indem das berühmte Wasser aus der Erde kommt und in Flaschen abgefüllt wird. Das kostenfreie Informationszentrum an der Quelle hält einige Informationen zu Vulkanen, wo das Wasser herkommt und der Filterung des Wassers bereit. Richtig spannend wird es aber erst zum Schluss. Man kann die gesamte Produktpalette von Volvic Frankreich verkosten. Und das haben wir dann auch rege getan. Zumindest heute brauchen wir uns keine Sorge zu machen, dass wir zu wenig getrunken haben. An der Quelle gab es dann auch einen öffentlichen Wasserhahn und ich habe kurz überlegt, unseren Wassertank mit feinstem Volvic zu füllen, allerdings war er noch fast voll.
Unser Nachtlager haben wir heute in Effiat auf einem Mixed Parkplatz aufgeschlagen. Somit haben wir eine sehr gute Ausgangsposition um morgen Vichy zu besuchen.
Kilometerstand: 27128 km
Tagesetappe: 110 km
10.07.2016 Vichy, Autun
Nach kurzer Fahrt erreichten wir unser erstes Ziel, die Pastillenfabrik in Vichy. Hier erhält man Einblick in die traditionelle Pastillenherstellung und soll auch selber welche herstellen dürfen. Leider aber nicht am Wochenende. Wir standen vor verschlossenen Toren. Also mussten wir unverrichteter Dinge weiterfahren. Aber wir hatten Glück und fanden einen Parkplatz direkt an einem Park neben einem Spielplatz. Hier konnten sich die Kinder erst einmal austoben. Marlon fühlt sich bei den autoähnliche Spielgeräten immer sehr wohl. Danach schlenderten wir durch den Park zur öffentlichen Entnahmestelle für das berühmte Heilwasser von Vichy. Und die wird scheinbar immer noch sehr rege genutzt. Ich habe mehrere Frauen mit großen Körben und Dutzenden Flaschen gesehen. Auch wenn die Halle bereits bessere Zeiten gesehen hat, es war immer noch ein sehr beeindruckender Bau und man fühlte sich ins vorletzte Jahrhundert zurückversetzt. Ulli füllte auch eine Flasche ab. Marla und mein Fall war es aber nicht. Das Wasser muss schon sehr gesund sein, um diesen Geschmack zu rechtfertigen. Wir schlenderten weiter durch verschiedene Parks und standen unverhofft vor einem alten Pastillenfachgeschäft. Wir durften probieren und haben auch prompt zugeschlagen. Zurück am Wohnmobil haben wir dem Spielplatz noch einmal die Ehre erwiesen und dann wurde es Zeit, in der Mittagspause weiter in Richtung Nord-Osten zu fahren.
Nach guten zwei Stunden erreichten wir Autun und parkten direkt in der Innenstadt. Sonntags war der Platz nicht nur sehr leer, sondern auch noch kostenfrei. Die Altstadt wusste durchaus zu beeindrucken, aber mit Abstand am Besten hat mir die Kathedrale gefallen. Bereits im fünften Jahrhundert wurde eine Kathedrale für die Pilger gebaut, allerdings wurde diese so baufällig, dass sie im 18 Jhd. abgerissen werden musste und eine neue gebaut wurde. Die jetzige ist also nicht sonderlich alt, aber randvoll mit Symbolik. Wir hatten das Glück und waren gerade rechtzeitig für einen Chor aus Bois.
Gegenüber der Kathedrale lag die Touristinformation mit kostenfreiem Wifi. So nutzte ich die Gelegenheit und habe die Berichte der letzten Tage hochgeladen, während im Hintergrund der Jungenchor sein Bestes gab. Dabei habe ich auch die Wettervorhersage für die nächsten Tage geprüft. Die große Hitzewelle scheint endlich zu Ende zu gehen, allerdings soll es die nächsten Tage regnen. Na warten wir es ab. Zurück am Wohnmobil stellten wir fest, dass unsere kleine Gasflasche leer war. Damit hatten wir schon seit einigen Tagen gerechnet. Damit hat die kleine 5 Kg Gasflasche 18 Tage durchgehalten, allerdings hatten wir auch mehrere Tage Landstrom. Am Stellplatz haben wir dann die große Gasflasche wieder angeschlossen.
Am späten Nachmittag haben wir uns noch ein Eis gegönnt und einen schattigen Spielplatz aufgesucht. Wir stehen nun am See der Stadt und schauen das Finale der EM. Dabei haben wir festgestellt, dass Marlas Hase die Farben der Französischen Flagge darstellt. Mal sehen, ob es heute Abend noch fröhlich laut hier wird. Vor Beginn es Spieles haben wir schon ein hupendes Auto mit riesiger Frankreichfahne gesehen.
Kilometerstand: 27302 km
Tagesetappe: 174 km
11.07.2016 Beaune
Zum ersten Mal seit vielen Tagen weckte uns nicht die Sonne, es war bedeckt und zum Glück auch merklich kühler. Der Wetterbericht schien Recht zu behalten und es würde heute regnen. Daher sind wir zum nächsten Spielplatz gegangen und haben uns noch einmal so richtig ausgetobt. Marlon krabbelte in schwindelerregenden Höhen, und mit Marla spielten wir Fangen.
In der Mittagspause fuhren wir bei einer weiteren Folge "Fünf Freunde" nach Beaune und unterwegs fing es doch tatsächlich an zu regnen. Der Regen war zum Glück nur von kurzer Dauer. Wir haben am offiziellen Stellplatz festgemacht und einen kurzen Imbiss eingenommen. Trockenen Fußes konnten wir zur Stadtbesichtigung aufbrechen. Beaune besteht gefühlt nur aus sehr vielen Weinverköstungsstuben und Verkaufsstellen. Wir könnten uns sowar durchaus vorstellen, aber mit den Kindern ist das eher schwierig. Ganz interessant war auf jeden Fall die Kathedrale mit einer sehr beeindruckenden Tappiserie, die die Lebensgeschichte Marias darstellte. Marlon nutzt derzeit in Kirchen gerne die Zeit damit, die Kerzen anzuschauen und zu sortieren. Einen kleinen Spielplatz haben wir auch noch gefunden. Danach sahen unsere Kinder aus wie ..., die kleinen Steinchen hinterließen eine herrliche Staub-/Dreckschicht auf den Händen und Klamotten. Zum Abschluss der Stadttour haben wir noch Crêpes gegessen und die Kinder konnten sich einen Luftballon mitnehmen. Das war deren Hightlight heute. Marlon wollte gar nicht wieder aufhören mit Rumlaufen und Rumwedeln.
Kilometerstand: 27351 km
Tagesetappe: 49 km
12.07.2016 Dijon
Heute Morgen gab es frische Brötchen, dank Ullis kurzen Abstecher in den Supermarkt. In der Zwischenzeit haben Marlon und ich im Alkoven gespielt, bis er meine Socke fröhlich aus dem Fenster geworfen hat. Den Rauswurf der zweiten Socke und des Spielzeugautos konnte ich gerade noch verhindern.
Nach dem Frühstück sind wir zu Fuß zu einer Senffabrik gelaufen. Eigentlich wollten wir auch verkosten, aber irgendwie fühlte sich keiner für uns zuständig. Also sind wir gleich zum Lebensmittel-Einkaufen übergegangen.
Wie so oft nutzen wir die Mittagspause zum Weiterfahren. Unser Etappenziel war Dijon. Als Stellplatz haben wir uns für den städtischen Campingplatz entschieden. Am Fluss sind wir schließlich Richtung Stadt gelaufen und machten am ersten Spielplatz halt. Ulli hatte für die Stadt ein paar schöne Sachen zur Besichtigung ausgesucht, unter anderen in den Museen, die alle kostenfrei sein sollen. Leider haben diese Dienstags alle geschlossen! So blieb es bei einem Stadtbesichtigung von außen und wir schlenderten durch die wunderschöne Altstadt. Die Markthalle hat uns zwar sehr gefallen, allerdings waren alle Stände bereits abgedeckt. So konnten wir durch die menschenleere Halle streifen, das hatte auch was. Danach gönnten wir uns als Kaffeepause ein Sorbee, das allen wunderbar geschmeckt hat. Selbst die große dreischiffige Kathedrale war heute eigentlich für eine Veranstaltung geschlossen. Wir hatten aber Glück und diese war gerade zuende. So konnten wir unbemerkt hineinschlüpfen, den beeindruckenden Sakralbau bewundern und Marla hat schließlich noch eine Kerze angezündet.
Den Rückweg haben wir per Bus bewältigt, dabei ist Marlon trotz des hoffnungslos überfüllten Buses fast eingeschlafen. Doch auf dem Campingplatz-Spielplatz war er wieder putzmunter.
Kilometerstand: 27392 km
Tagesetappe: 41 km
13.07.2016 Besancon
Vor genau drei Monaten starteten wir zu unserer großen Reise. Und genau wie damals regnete es, teilweise sogar sehr stark mit Donner und Blitzen. Also haben wir es sehr ruhig angehen lassen und sind nach Besancon gefahren. Der Aire Municipal war schon ausgesprochen gut gefüllt, wir haben gerade noch den letzten offiziellen Stellplatz abbekommen. Für sieben Euro kann man nicht nur 24 Stunden stehen, sondern sogar noch Ver- und Entsorgen. Da morgen Nationalfeiertag ist, können wir sogar zwei Tage stehen!
Leider regnete es immer noch, aber wir haben die Zeit genutzt und eine leckere Brotzeit gemacht. Aber irgendwann wurde es Zeit die Stadt zu erkunden. Wir schnappten uns die Regenschirme, packten Marlon in den regengesicherten Kinderwagen und liefen los. Nach wenigen Minuten geschah das Wunder, es hörte auf zu regnen und sogar die Sonne ließ sich blicken. An der Tourist-Info haben wir ein Prospekt für eine Schnitzeljagd für Kinder bekommen. Aber scheinbar waren wir zu dumm für die Rätsel. Bereits am ersten Haus haben wir uns fragend angeschaut und konnten die Lösung nicht finden. Wir sollten anhand der Architektur, speziell der Fenster, herausfinden welche Art von industrieller Fabrik hier tätig war! Noch besser wurde es dann später. Wir sollten einen Brunnen finden und feststellen was da fehlt. Laut Karte eine sehr einfache Geschichte. Das Problem war nur, dass an der Stelle kein Brunnen stand! Wir fragten dann einen Anwohner und auch der war vollkommen ratlos! Wir haben den Brunnen dann tatsächlich noch gefunden, er stand ein paar Straßen weiter. Die Idee war super, die Umsetzung nicht wirklich. Dennoch hat es Marla gefallen und sie hat sich fleißig nach den Schnitzeljagdpunkten umgesehen.
Inzwischen war soviel Zeit vergangen, dass es Zeit wurde zum Wohnmobil zurückzukehren. Alles in allen war es ein schöner Streifzug durch die Stadt. Marlon läuft auch gerne mal ein Stückchen selber durch die Stadt. Natürlich nicht so geradlinig wie wir, denn da gibt es Gullideckel, auf die man sich stellen muss, Absätze, auf die man sich setzen kann, Postkartenständer, die man drehen muss, und Geschäfte, in die man reingehen kann. Wenn er sich dann freiwillig in den Kinderwagen setzen lässt, dann hat er sich vorerst genug bewegt.
Kilometerstand: 27485 km
Tagesetappe: 93 km
14.07.2016 Besancon, Colmar, Breisach am Rhein
Heute Vormittag haben wir Besancon noch einmal einen Besuch abgestattet und versucht, weitere Rätsel der Schnitzeljagd zu lösen. Das war gar nicht so einfach, selbst um Hilfe gefragte Einheimische waren teilweise überfordert, jedoch unglaublich hilfsbereit. Aber Spaß hat es gemacht. Und so einige schöne Ecken würde man so nicht suchen oder finden. Dann fing es auch schon an zu regnen.
In der Mittagspause fuhren wir nach Colmar, einem sehr idyllischen Städtchen mit Stadtkern aus dem Mittelalter. Besonders hat uns Klein-Venedig gefallen. Mit Kähnen kann die Stadt auch von den Kanälen aus entdeckt werden. An allen Ecken merkt man, dass Deutschland nicht mehr weit ist. Wir hatten wieder einmal sehr viel Glück mit dem Wetter. Wahrscheinlich weil es während der Fahrt so geschüttet hatte, blieb es für uns in der Stadt trocken. Marlon ist wieder viel frei gelaufen und hat entzückte Blicke auf sich gezogen. Einige Asiaten haben ihn auch gleich fotografiert. Marla entdeckte dann noch frische Brezeln und kaufte diese als kleines Kaffeetrinken zwischendurch.
Wir hatten uns eigentlich vorgestellt, dass zum Nationalfeiertag ein bisschen was los ist bei den Franzosen. Doch weder in Besancon noch in Colmar sah es danach aus. Das Feuerwerk wäre für uns mit Kindern zu spät gewesen. Hinzu kam, dass der Stellplatz direkt an der Hauptstraße lag. Also haben wir kurzerhand beschlossen, die 22 Kilometer bis zum ersten Stellplatz in Deutschland zu fahren. Vorher haben wir aber in Frankreich noch einmal für 1,077 voll getankt. Kurz hinter der Grenze zeigte sich, dass wir hier 1,079 für den Liter Diesel bezahlen müssten. Wenigstens haben wir nicht zu viel bezahlt.
Jetzt stehen wir sehr idyllisch für sechs Euro direkt am Rhein nahe der Stadt Breisach am Rhein. Marla ist ganz glücklich darüber, dass wir wieder in Deutschland sind. Sie freut sich auf die Großeltern und ihr zuhause. Das ist ja nun nicht mehr weit.
Kilometerstand: 27680 km
Tagesetappe: 195 km
15.07.2016 Freiburg im Breisgau, Haslach
Geweckt wurden wir heute von der mobilen Backwarenverkäuferin, die mit einer Glocke dezent auf Ihre Anwesenheit hinwies. Ulli nutzt die Gunst und kaufte für uns frische Brötchen und für die Kinder noch Brezeln ein. So kann eigentlich jeder Tag beginnen.
Nach dem leckeren Frühstück ging es zuerst auf den nahen Spielplatz. Leider war er nicht unbedingt für kleine Kinder geeignet, aber Marlon machte das Beste draus. Allerdings stand uns dabei hin und wieder der Angstschweiß auf der Stirn. Aber Marlon kann inzwischen sehr gut Höhe abschätzen und stürzt sich nicht mehr arglos in die Tiefe. Nachdem die Kinder sich ausgetobt hatten, fuhren wir die wenigen Kilometer nach Freiburg. Unser erster Stop war bei einer großen Filliale von Fritz Berger, einem Campingfachgeschäft. Auf über 800m² gibt es alles was das Camper Herz begehrt. Auch wir wurden fündig, auch wenn wir nicht alles bekommen haben was auf unserem Wunschzettel stand. In der Mittagspause habe ich einen Großteil unserer Neuerwerbungen eingebaut und bin dann mit Marla zum Mittagessen gegangen. Ulli und Marlon haben sich in der Zeit hingelegt und geruht.
Nachmittags fuhren wir dann in die Innenstadt und haben für günstige 80 Cent pro Stunde am Arbeitsamt einen Parkplatz gefunden. Eine halbe Stunde später waren wir in der Altstadt und haben uns ins Getümmel gestürzt. Ein pfiffiger Architekt hat das natürliche Gefälle der Altstadt ausgenutzt und faktisch alle Straßen in ein gigantisches Wasserspiel verwandelt. Das heißt, in jeder Straße war eine Rinne eingelassen, in der Wasser bergab fließt. Vermutlich hat er keine Kinder, denn es dauerte nicht lange und Marlon war pitschnass und Marla trat unverhofft in eine Rinne und hatte nasse Socken und Schuhe. Besonders sehenswert fanden wir außerdem das Münster. Es waren auffallend viele Kerzen angezündet, wir vermuten aufgrund der schrecklichen Ereignisse von Nizza.
Zurück am Wohnmobil sind wir noch eine gute halbe Stunde nach Nord-Osten gefahren und stehen jetzt direkt am alten Marktplatz in Haslach.
Kilometerstand: 27759 km
Tagesetappe: 79 km
16.07.2016 Abenteuerpfad in Hausach, Ostfildern
In Haslach haben wir am alten Kloster fantastisch geruht und Ulli hat sogar frische Brötchen beim nahen Bäcker bekommen. So muss ein Tag beginnen. Nach einem guten Frühstück fuhren wir die wenigen Kilometer zum alten Wasserturm nach Hausach und begaben uns auf den Abenteuerpfad. Dabei handelt es sich um einen 3 km langen Kinder-Mitmach-Weg durch die Wälder oberhalb des kleinen Städtchens Hausach im Kinzigtal. Gut 20 Bewegungs- und Naturstationen hat die Gruppe „Junges Hausach“ auf dem Erlebnispfad für Kinder gebaut. Wir sind über Baumstämme balanciert, durch ausgehöhlte Baumstämme gekrochen, haben einen Palisadenlauf und vieles weitere absolviert. Besonders toll waren unterwegs die Spielplätze, zum Beispiel mit einer Partnerschaukel, und die Zapfenschleuder. Leider waren weit und breit schon keine Zapfen mehr zu finden, aber Holzstückchen und Baumrinde taten es ebenso. Es war erstaunlich, wie weit man damit schießen und mit etwas Übung sogar zielen kann. Marla sagte am Ende der Tour, dass sie sich das so schön nicht vorgestellt hätte. Auch Marlon kam auf seine Kosten und konnte viel laufen und krabbeln. Am liebsten wäre er auch über die Baumstämme über den Bach balanciert.
In der Mittagspause ging es weiter nach Ostfildern. Wir wollten die Gelegenheit nutzen und die Paten von Marla und Marlon noch einmal besuchen. Dank Echtzeittracking stand Jan schon an der Straße, als wir um die Kurve bogen. Er hat eine schöne Parklücke für uns reserviert und uns eingewunken. Nach einer sehr herzlichen Begrüßung, wir hatten uns das letzte Mal genau vor drei Monaten zu Beginn unserer Reise gesehen, haben wir schön handgemachten Kaffee getrunken und leckeren Kuchen genossen. Anschließend statteten wir dem Spielplatz einen Besuch ab. Es gab auch eine Wasserspielstraße, so dauerte es nicht lange und unsere Kinder waren pitsche-patsche nass. Zum Glück schien die Sonne kräftig und trocknete und wärmte nach Kräften.
So verging die Zeit wie im Fluge und es wurde Zeit für das Abendbrot. Jan kochte für uns vorzüglich und nachdem die Kinder im Bett waren, haben wir noch sehr lange zusammen gesessen, getrunken und alte und neue Geschichten erzählt.
Kilometerstand: 27889 km
Tagesetappe: 130 km
17.07.2016 Feuchtwangen
Trotz aller guten Vorsätze saßen wir noch bis knapp zwei Uhr zusammen. Somit war die Nacht erstaunlich kurz. Daher haben wir es ausgesprochen ruhig angehen lassen und sehr ausgiebig gefrühstückt. Die (kleinen) Mädels haben den Vormittag noch sehr ausgiebig zum Spielen genutzt. Marlon fühlte sich in der Wohnung sehr wohl und fand den ein oder anderen Rundgang. Die schwarze Katze mochte er auch sehr und zeigte ihr dies recht grobmotorig. Doch die Katze kann sehr gut einstecken. Irgendwann war es Mittag und wir wollten weiter.
Bei zwei weiteren Folgen von "Fünf Freunde" ging es nach Feuchtwangen. Wir fanden den kostenfreien Stellplatz auf Anhieb und beschlossen in das benachbarte Freibad zu gehen. Es gab zwei Kinderbecken mit Sonnensegel, zwei große Becken und Rutschen. Was will man mehr. Und obwohl bestes Freibadwetter herrschte, waren wir fast alleine. Vollkommen unverständlich bei einem so guten und günstigen Freibad (Erwachsene 3 €, Kinder ab 6 Jahre 1 €). Uns hat es jedenfalls gefreut und wir hatten einen sehr schönen Nachmittag.
Kilometerstand: 28025 km
Tagesetappe: 136 km
18.07.2016 Feuchtwangen, Bamberg
Unser Frühstück heute Morgen war dank Ullis und Marlons Einkauf mit frischen Brötchen und Frühstückssalaten richtig lecker. Darauf hatte ich mich besonders gefreut, denn scheinbar gibt es nirgendwo in Europa, abgesehen von Deutschland, Frühstückssalate wie Teufelssalat oder Fleischsalat. Dann ging es zu Fuß in die 1 km entfernte Innenstadt. Die meiste Zeit hielten wir uns in den Kirchen auf. Zum einen fühlt sich Marlon dort immer sehr wohl und läuft und klettert fröhlich umher. Zum anderen haben wir eine Spielecke gefunden, gemalt und Geschichten vorgelesen. Feuchtwangen an sich macht einen netten Eindruck, allerdings führt eine große Straße mitten durch die Stadt, was ein bisschen Gemütlichkeit nimmt.
In der Mittagspause ging es nach Bamberg. Die Strecke war zugegebenermaßen nicht so fahrfreundlich, aber irgendwann waren auch diese 2 Stunden rum und wir fanden glücklicherweise einen guten Platz auf dem offiziellen Womoparkplatz. Nach der Brotzeit waren wir mit Jacqui, einer Freundin seit Abizeiten, auf dem Spielplatz verabredet. Blöd nur, dass jede Familie auf einem anderen Spielplatz stand. Jacqui holte uns dann mit dem Auto ab und wir konnten noch 3 Stunden zusammen auf einem schönen Spielplatz verbringen. Hin und wieder kam sogar ein Eiswagen vorbei und hat per großer Glocke auf sein Angebot aufmerksam gemacht. Während wir ein Eis genossen haben, hat sich Ulli einen schönen Kaffee gegönnt.
Zurück am Stellplatz war dieser noch voller als bei unserer Ankunft. Die Anzahl der Wohnmobile hat das Angebot an Steckdosen bei weitem übertroffen. So konnte ich heute Abend noch die Funktion meiner Außensteckdose überprüfen und habe unseren Nachbarn mit Strom ausgeholfen.
Kilometerstand: 28148 km
Tagesetappe: 123 km
19.07.2016 Bamberg, Lengenfeld
Zu Fuß liefen wir heute am Main-Donau-Kanal entlang in die Bamberger Innenstadt. Wir waren zwar schon oft in Bamberg, aber die Stadt ist so schön, dass man immer wieder gern in der Altstadt spazieren geht. Es dauerte nicht lang und Marlon hat nachdrücklich nach einen Spielplatz verlangt. Dank der Spielplatz-App sind wir schnell in der Nähe des Doms fündig geworden. Wir kletterten, rutschten, schaukelten, buddelten was das Zeug hielt. Irgendwann setzte bei Marlon der Hunger ein und wir mussten entsetzt feststellen, dass wir nichts dabei hatten. Aber dank Siri und einem Zwischenspurt konnten wir auch dieses Problem schnell beheben. Inzwischen war es schon spät geworden und wir mussten zum Wohnmobil zurück. Eigentlich ist der Stellplatz in Bamberg nicht schlecht, aber die Ver- und Entsorgungmöglichkeiten gehören zum Schlechtesten, was wir in Europa bisher erlebt hatten. So verwundert es auch nicht, dass bei jedem zweiten Wohnmobil das Abwasser quer über den Platz fließt. Auch gibt es faktisch keine Möglichkeit die Toilettenkassette zu spülen. So verwundert es nicht, dass dafür immer wieder der Frischwasseranschluß verwendet wird. Hier sollte Bamberg dringend noch einmal nachinvestieren.
In der Mittagspause fuhren wir über die Autobahn bequem nach Lengenfeld und fanden einen schönen Parkplatz an der Schule. Da Ferien sind, können wir hier auch über Nacht stehen. Wir bummelten durch den Park und mit einmal sagte Marla "guck mal, der Mann sieht fast aus wie Opa". Wir hatten die Großeltern nach Lengenfeld eingeladen und jetzt war die Überraschung perfekt. Das gab ein großes Helau und Freude, das erste Wiedersehen nach über drei Monaten. Auf das Wiedersehen haben wir dann auch angestoßen. Danach haben wir noch Kaffe getrunken, einen weiteren Spielplatz aufgesucht und waren alle zusammen Abends im Hotelrestaurant essen. Ich hatte Vogtländischen Sauerbraten mit Klösen und Rotkraut. Nach über drei Monaten ist die deutsche Küche ein echtes Erlebnis.
Kilometerstand: 28315 km
Tagesetappe: 167 km
20.07.2016 Freizeitpark Plöhn, Chemnitz
Während die Großeltern im Hotel geschlafen hatten, haben wir die Nacht auf dem Parkplatz vor der Schule verbracht. Die Aussicht war phänomenal und es war erstaunlich ruhig. Daher wurde es höchste Zeit uns 08:15 Uhr aus den Betten zu quälen, anzuziehen und zum gemeinsamen Frühstück ins Hotel zu fahren. Wir waren halbwegs pünktlich und wir saßen alle an einem großen Tisch. Leider war das Frühstücksbuffet nicht sonderlich beeindruckend, dafür sind wahrscheinlich zu wenige Gäste im Hotel. Immerhin gab man sich größte Mühe. Beispielsweise ist eine Hotelangestellte fix zum Bäcker gegangen, als die Brötchen ausgingen, um neue zu holen. Irgenwie hat dann doch noch jeder was passendes gefunden und wir sind satt und zufrieden zum Freizeitpark Plohn gefahren (http://www.freizeitpark-plohn.de/de_DE/Themen/Parkplan.html). Kurz vor 10 Uhr erreichten wir den großzügigen Parkplatz und konnten ganz in der Nähe des Eingangs noch einen schattigen, wohnmobiltauglichen Parkplatz finden. Wenige Minuten später waren wir im Park und die Kinder saßen auf den ersten Attraktionen. Marla genoss die Kinderachterbahn "Raupe", während Marlon mit Opa die Pferde im "Pony Adventure" sattelten. Wir hatten wirklich großes Glück. Das Wetter war bestens und es waren nur sehr wenige Besucher im Park. Selbst die beiden Top Attraktionen, die Holzachterbahn "El Toro" und die Achterbahn "Miniwah", konnten wir mehrfach ohne Anstehen fahren. Besser geht es nicht.
Gegen 13:00 Uhr hatten wir faktisch alle Attraktionen ausprobiert und es wurde Zeit uns zu stärken. Und auch hier waren wir positiv überrascht. Zwar war der Park inzwischen stärker besucht, aber wir fanden trotzdem sofort sehr schöne Plätze und auch die Preise sind für einen Freizeitpark sehr human. Ich hatte beispielsweise eine sehr leckere selbstgemachte Soljanka für 3,50 €.
Nach dem Essen flanierten wir weiter durch den sehr schattigen, in einem Wald angelegten Park. So ließ sich die Hitze ertragen und wir suchten auch noch die letzten Stationen auf. Nach 17 Uhr wurde es zusehens leerer und jeder konnte noch einmal seine Lieblingsattraktion fahren. Um 18 Uhr schloß der Park und fuhren nach Chemnitz.
Es war ein unglaublich schöner Tag und wir hatten sehr viel Spaß mit den Großeltern. Mit Hilfe eines Joghurts haben wir es sogar geschafft, dass Marlon die Fahrt nach Chemnitz ohne einzuschlafen geschafft hat. Gleich nach der Ankunft musste auch erstmal Opas Garten erkundet werden.
Übrigens haben wir die erste Nacht seit langem mal nicht im Wohnmobil verbracht. Wir haben alle gut und lange geschlafen, allerdings spürt man die kühleren Nachttemperaturen im Wohnmobil eher als in festen Gemäuer.
Kilometerstand: 28373 km
Tagesetappe: 58 km
21.07.2016 Chemnitz
Wir hatten großes Glück, dass wir gestern im Freizeitpark waren. Heute regnete es immer mal wieder, teilweise sogar sehr stark. Da machen die tollsten Attraktionen keinen Spaß.
Während die Großeltern viel Spaß mit den Enkeln hatten, konnte ich mich in die Planung der notwendigen Reparaturen und Verbesserungen am Wohnmobil stürzen. Und da gab es sehr viel zu tun. Nach den tollen Erlebnissen vom letzten und diesen Jahr haben wir beschlossen, dass wir das Wohnmobil noch mindestens ein weiteres Jahr behalten wollen. Zwar sind wegen der Schulpflicht in Zukunft keine großen Reisen mehr möglich, aber auch in sechs Wochen Sommerferien kann man schon viel erleben. Daher hatte ich mir viel vorgenommen und wollte die eine oder andere Unzulänglichkeit am Wohnmobil beseitigen.
Nach dem Mittagessen, dank der Kochkünste von Schwiegermutter ein Gedicht, sind Marla, Schwiegervater und ich in den nächsten Baumarkt gefahren. Wir suchten Baumaterial, um unseren Backofen zu dämmen und den Anschluss an den Kamin vernünftig herzustellen. Ersteres war kein Problem, wir kauften eine alukaschierte Dämmplatte um Küchenbackofen zu isolieren. Bei dem zweiten Problem wurden wir nicht fündig. Wir fanden zwar die ideale Lösung in Form von doppelten Aluminiumflexrohr, nur leider gab es das erst ab 100 mm Durchmesser. Wir benötigten aber 50 mm. Auch ein zweiter Baumarkt konnte uns nicht helfen. Eine kurze Recherche im Internet half aber weiter.
Kilometerstand: 28373 km
Tagesetappe: 0 km
22.07.2016 Chemnitz
Heute war das Wetter wieder besser und Ulli stürzte sich sofort in die Arbeit. Wir hatten uns ein spezielles Reinigungsmittel für Wohnmobile gekauft (http://www.eddypflege.de/) und nach intensivem Studium der Anleitung ging es los. Schwiegervater hatte zum Glück eine kleine und eine große Gartenspritze zur Hand und wir konnten das Reinigungsmittel und den Konservierer nach Anleitung anmischen. Ulli stieg auf das Dach und sehr schnell wurde klar, dass das Mittel sein Geld wert war. Der Dreck löste sich viel besser und einfacher im Vergleich zum letzten Jahr. Sollten die Werbeversprechen stimmen und es kann auch ohne Schaden anzurichten auf Acrylfenster angewandt werden, dann ist es nicht zu toppen. Ich war in der Zeit mit reinen Handlanger-Tätigkeiten beschäftigt. Diverse Sachen reichen, abspülen, Leiter halten usw. Immerhin bin ich dazu gekommen und konnte die Dämmmatte passend zurechtschneiden.
Nachmittags bin ich mit Marla zu den anderen Großeltern gefahren. Die wollten natürlich auch Zeit mit Marla verbringen und außerdem gab es eine mittlere Katastrophe am Computer zu beseitigen.
Kilometerstand: 28373 km
Tagesetappe: 0 km
23.07.2016 Chemnitz
Während Ulli weiterhin das Wohnmobil reinigte, konnte ich endlich mit meinen Umbauten beginnen. So schön ich die Inneneinrichtung mit dunklem Holzimitat finde, so unpraktisch ist es wenn man in den Schränken nichts sieht. Daher wollte ich in den drei Oberschränken und im Vorratsschrank eine LED Beleuchtung einbauen, die sich mit dem Öffnen der Tür einschaltet. Die dafür notwendigen Mikroschalter, Led-Streifen und Kabel hat mir Amazon heute geliefert. Trotzdem hat es relativ lange gedauert, bis ich einen konkreten Plan für den Einbau entwickeln konnte.
Ich hatte Glück und der nette Nachbar hat mit seiner Profiausrüstung die Streifen und Schalter nach meinen Vorgaben zusammengelötet. Da kann der Lötkolben vom Schwiegervater nicht mithalten und ich bin froh, dass ich nach einer Stunde abgebrochen habe und den Nachbarn gefragt hatte. Trotzdem dauerte es erstaunlich lange, bis ich in allen Schränken Strom hatte und die ersten beiden beim Öffnen illuminiert wurden. Dafür war das Ergebnis überragend.
Kilometerstand: 28373 km
Tagesetappe: 0 km
24.07.2016 Chemnitz
Der neue Tag begann, wie der alte aufgehört hat. Ulli reinigte das Wohnmobil und ich bastelte weiter. Dabei stieß ich auf immer mehr offene Baustellen. Manche waren einfach zu lösen. Beispielsweise war am Backofen eine Wand sehr lose und lies sich hin und her bewegen. Des Rätsels Lösung: Hinter einer Abdeckkappe war gar keine Schraube! Da wollte der italienische Arbeiter offensichtlich in die Pause gehen oder Schrauben waren gerade knapp. Andere Probleme waren schon kniffliger. Ich suchte einen Weg um Strom in den Vorratsschrank zu bekommen. Dabei schaute ich auch durch eine Ritze unter den Schrank und sah ein merkwürdiges Wirrwarr aus Rohrleitungen. Nach einer halben Stunde hatte ich den Boden zerlegt und konnte es mir genauer anschauen. Die Arbeiter hatten, Warm- und Kaltwasserleitung, das Abwasserrohr und den Warmluftkanal übereinandergestapelt und dann mit großer Kraftanstrengung das Bodenbrett darauf geschraubt. Der Schwächste gab nach und so deformierte sich der Warmwasserkanal aus Aluflexrohr zu einem flachen Streifen. Kein Wunder das aus den hinteren Düsen keine Warmluft kam. Nach kurzer Diskussion mit dem Schwiegervater fanden wir eine Lösung und verlegten die Rohre kurzerhand so, dass für alle genügend Platz war.
Der Nachbar war so nett und verlötete auch noch die restlichen LED-Streifen und Schalter für die anderen beiden Schränke und am Abend war es geschafft. In allen Küchenschränken funktionierte die Innenbeleuchtung traumhaft.
Kilometerstand: 28373 km
Tagesetappe: 0 km
25.07.2016 Chemnitz
Kilometerstand: 28373 km
Tagesetappe: 0 km
26.07.2016 Chemnitz
Kilometerstand: 28373 km
Tagesetappe: 0 km
28.07.2016 Chemnitz
Kilometerstand: 28373 km
Tagesetappe: 0 km